Dachzelte fürs Auto im ADAC Test

Im Video: Weitere Infos zum ADAC Dachzelte-Test ∙ Bild: © ADAC/Rasmus Kaessmann, Video: © ADAC e.V.

Sieben Dachzelte im Test: Das teuerste wird Letzter, Sieger ist ein Zelt aus dem mittleren Preissegment. Testergebnisse, Fotos, aktuelle Preise sowie Aufbau- und Montagetipps.

  • Klarer Testsieger ist ein Dachzelt von Thule

  • Dachzelte ohne Hartschale bis 75 Kilo mit Dachträger

  • Schadstoffbelastung bei einigen Dachzelten bedenklich

Das Zelten auf dem Autodach ist längst nicht mehr nur im Expeditions- und Offroad-Bereich zu finden, sondern auch auf Campingplätzen. Fast 100 Hersteller gibt es auf dem deutschen Markt. Der ADAC hat 2022 sieben Dachzelte ohne Hartschale getestet, die man neben dem Auto aufklappt und mit einer Leiter abstützt. Weitere Auswahlkriterien waren eine Liegefläche mit etwa 140 Zentimeter Breite, ein überdachter Zugang sowie ein maximales Gewicht inklusive Dachträger von 75 Kilo.

Alle Testergebnisse und aktuelle Preise

Den Test hat der ADAC 2022 durchgeführt, alle Ergebnisse finden Sie in der folgenden Übersicht. Dazu die aktuellen Preise der Dachzelte, von denen es teilweise inzwischen neue Modelle gibt. So trägt das Thule Tepui Autana jetzt den Modellnamen Thule Tepui Kukenam. Und auch beim Vickywood Big Willow 140 ist mit der Generation 3 ein neueres Modell auf dem Markt.

Dachzelt-Test: Thule gewinnt

Klarer Testsieger ist mit der Gesamtnote 1,5 das Dachzelt Thule Tepui Autana. Es punktete vor allem mit guter Verarbeitung und sauberen Nähten. "Als einziges Zelt bietet das Thule einen annähernd faltenfreien Wurf“, sagt der für den Test verantwortliche Projektleiter Christoph Pauly vom ADAC Technik Zentrum. Die einzige kleine Schwäche zeigte das Thule in der Kältekammer. Pauly: "Das Versprechen des Herstellers, dass das Dachzelt ganzjährig nutzbar und für jedes Klima geeignet ist, hält es nicht."

Auf dem siebten und damit letzten Platz – aber immer noch mit der Gesamtnote "gut" – landete mit dem Gentletent GT Roof (Modell 2021) ausgerechnet das mit Abstand teuerste Dachzelt im Test. Das Modell hat keine Stangen, sondern ein Patent auf sein aufblasbares Luftkammersystem und verfolgt damit hauptsächlich das Ziel, ein mit nur 26 Kilogramm besonders leichtes Zelt mit besonders kleinem Packmaß zu realisieren. Das Aufstellen des Zelts erledigt eine elektrische Luftpumpe ohne weiteres Zutun in etwa zehn Minuten, langsamer ist der Aufbau bei den von Hand aufklappbaren Dachzelten allerdings auch nicht.

Positiv erwähnt das Testteam die im Vergleich zu den Mitbewerbern üppigere Innenhöhe. Aber die Nachteile überwiegen: Im Vergleich zur Konkurrenz weniger und kleinere Fenster machen das Lüften schwer. Dazu kommt eine unsaubere Verarbeitung. "Nähte gaben schon im Testzeitraum an einigen Stellen nach", berichtet Pauly, "und der Zeltstoff zeigte Spannungsfalten." Im Test hatte das ADAC Team das Modell 2021, das mittlerweile nicht mehr erhältlich ist. Das jetzt aktuelle Modell 2022 hat deutlich größere Fensterflächen, eine neu konstruierte Regenhaube und mehr Stauraum.

Dachzelte: Viel Platz, aber nicht günstig

Platz genug ist mit einer Breite von 140 Zentimetern und bis 240 Zentimeter Länge in allen getesteten Dachzelten. Hier können zwei Erwachsene und zwei nicht allzu große Kinder schlafen. Der Test zeigt, dass Modelle mit überdachtem Einstieg zu empfehlen sind. So ist der Eingang blickgeschützt und bietet außerdem Platz für Klapptisch und Stühle.

Ein billiges Vergnügen sind Dachzelte aber nicht: Im Test waren Modelle zwischen rund 1850 und fast 3400 Euro, alle inklusive Matratze und Vorzelt. Dazu kommt noch die Anschaffung eines Dachträgers, der im Schnitt circa 150 Euro kostet. "Wir empfehlen, sich vor dem Kauf bei einem Händler oder Hersteller mindestens einmal ein Zelt auszuleihen, um das richtige Modell zu finden und zu sehen, ob einem diese Art von Camping wirklich liegt", sagt ADAC Campingexperte Martin Zöllner, Mitglied des Testteams.

Raumklima und Helligkeit am Morgen

Der Feuchtigkeitshaushalt im Dachzelt sollte stimmen, sonst ist der Schlafkomfort nicht gut. Alle Zelte im Test haben rechts und links Fenster. Einige verfügen außerdem über Dachluken, durch die man geschützt durch Fliegengitter nicht nur gut lüften, sondern auch den Sternenhimmel bewundern kann.

Nur bei Horntools und Gentletent fehlen Dachluken. Beide Zelte sind wegen der fehlenden Dichte des Stoffes auch nichts für Langschläfer. Hier wird es, wie auch im Dachzelt von Campwerk, schon früh am Morgen hell. Wer sich für eines dieser Modelle entscheidet, sollte eine dunkle Farbvariante wählen. Besser gelöst haben das Helligkeitsthema Thule, Vickywood, Dare to be different und Nakatanenga. Zumindest bei den Farbvarianten im Test: In den Dachzelten blieb es morgens länger dunkel.

Kälte und Regen: Dachzelte im Wettertest

30 km/h Wind und ein kräftiger Schauer – das simulierten die Tester in der Waschhalle des ADAC Technik Zentrums in Landsberg. Die Zelte, alle mit montiertem Regencape, mussten eine halbe Stunde beweisen, dass sie wasserdicht sind. Im Dare to be different zeigte sich innen ein leichtes Rinnsal. Ganz schlecht schnitt das Gentletent ab, bei dem sich im Zelt ein kleiner See bildete. Im Test war das Modell von 2021. Das 2022er-Modell ist laut Hersteller mit einem geänderten Regencover ausgestattet. Zum Testzeitpunkt war das Modell leider noch nicht lieferbar.

Gentletent zählte auch im ADAC Kälteprüfstand zu den Verlierern. Ausgangspunkt waren minus 5 Grad Außentemperatur und eine Heizmatte im Zelt, die für Wärme sorgen sollte. Ergebnis: Mehr als vier Grad wurden im Gentletent nicht erreicht. Immerhin weist der Hersteller auf seiner Internetseite deutlich darauf hin, dass es im Winter kalt wird im Dachzelt. Thule verspricht ein Zelt für alle Jahreszeiten, aber schafft nur eine Innenraumtemperatur von 7 Grad. Besser schnitten bei diesem Test die Konkurrenten ab, die optional zum Beispiel gesteppte Innenzelte oder Außencapes bieten.

Tester: Schadstoffbelastung bedenklich

In einigen Zeltstoffen und Matratzen fanden sich im Labor Schadstoffe. Unauffällig waren Thule, Nakatanenga und Gentletent. Alle anderen bewegen sich bei den Schadstoffen innerhalb der für Erwachsenen gesetzlich erlaubten Grenzwerte. Aber wenn man die Maßstäbe für Kinderspielzeug anlegt, sieht das anders aus. "Da in Zelten natürlich auch Kinder schlafen", sagt Projektleiter Pauly, "sind wir trotz der legalen Grenzwerte besorgt und fordern, dass sich die Hersteller an den Grenzwerten für Spielzeug orientieren."

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Montage und Aufbau der Dachzelte

Alle getesteten Dachzelte wurden mit ordentlichem Werkzeug und allem benötigten Montagematerial geliefert. Bei Horntools und Nakatanenga erwiesen sich allerdings Schrauben und Muttern als qualitativ so schlecht, dass die Tester sich andere besorgen mussten.

Für die Montage auf dem Dachträger brauchen die Dachzelt-Camperinnen und -Camper in der Regel Hilfe. Nur beim 26 Kilo leichten, aufblasbaren Gentletent lässt sich das allein bewältigen. Alle anderen Dachzelte wiegen mehr als 50 Kilo. Die Tester raten, hier zu zweit oder noch besser zu viert anzupacken. Wer die Montage nicht selbst machen möchte, kann das vom Hersteller oder Händler erledigen lassen. Ein Service, der aber bis zu 200 Euro oder sogar mehr kosten kann.

Deutlich einfacher als die Montage ist das Ausklappen, das zwischen zehn und zwölf Minuten dauert. Die einzelnen Schritte sehen Sie in der folgenden Bildergalerie, die den Aufbau Schritt für Schritt zeigt.

Infos und Tipps für Käufer

Passt das Zelt zum Träger und aufs Autodach? Und welche Leitersysteme gibt es? Wichtige Informationen und Tipps für Käuferinnen und Käufer von ADAC Campingexperte Martin Zöllner.

  • Vor dem Kauf muss man sich genau ansehen, ob Dachzelt und Dachträger zusammenpassen. Ist der Dachträger breit genug, um das gewünschte Zelt aufzunehmen? Außerdem müssen die Schraubbrücken, mit denen die Zelte am Dachträger montiert werden, zum Dachträger passen. Oft sind Träger zu breit oder zu dick.

  • Die technischen Hinweise und Vorschriften von Automobilhersteller, Dachzelthersteller und Dachträgern sollten Sie genau lesen und prüfen, ob die gewünschte Kombination möglich ist. So erlaubt Thule die Montage von Dachzelten auf klemmbaren Dachträgern nur, wenn eine Reling auf dem Fahrzeug vorhanden ist.

  • Die von den Automobilherstellern ausgewiesene maximale Dachlast bezieht sich auf die Nutzung während der Fahrt. Bleibt man stehen, um im Dachzelt zu campen, kann man diesen Wert um einiges überschreiten. So kann man ohne Probleme zu zweit oder auch mit Kindern auf dem Autodach schlafen.

  • Sparen Sie Sprit: Montieren Sie das Dachzelt ab, wenn Sie es nicht brauchen. Denn es sorgt wie ein Fahrradträger oder eine Dachbox für spürbaren Mehrverbrauch, schränkt die Höchstgeschwindigkeit ein und ist durch die ungünstige Gewichtsverteilung auch bei Ausweichmanövern von Nachteil.

  • Sonderfall: Einige Elektroautos können auch als Stromquelle im Campingbetrieb genutzt werden. Im Vergleich zu einem Wohnwagen an der Anhängerkupplung ist auch der Mehrverbrauch moderat und die Reichweite nicht so stark eingeschränkt. Deshalb ist das Dachzelt für Elektroautofahrer tatsächlich eine clevere Campingvariante.

  • Es gibt unterschiedliche Leitern für Dachzelte: Eine vielgliedrige Teleskopvariante und eine mit zwei Teilen, die man ineinander verschiebt und so verstellt. Höhenverstellung ist wichtig, denn nicht immer findet man einen perfekt ebenen Stellplatz, und zudem sind Autos schlicht unterschiedlich hoch. Nicht jeder kommt mit der Teleskopvariante auf Anhieb klar, das muss geübt werden. Aber dafür muss man bei der Leitervariante zum Schieben noch selbst Hand anlegen und für die individuell gewünschte Höhe Verriegelungslöcher bohren.

  • Wer ein Zelt von einem regionalen Händler oder Hersteller kauft, fährt oft besser. Bei Problemen hilft es, wenn man vor Ort kauft und kurze Wege hat. Und auch, wenn man zumindest für die erste Zeltmontage einen Service in der Nähe hat.