EuroCaravaning VANTourer 600 L: Viel Platz zum Schlafen

Front und Seitenansicht eines stehenden Vantourer
Satte sechs Meter misst der EuroCaravaning VANTourer 600 L in der Länge© ADAC/Uwe Rattay

Bei einer Tour mit zwei Personen hält der VANTourer 600 L auf der Basis des Fiat Ducato ein großzügiges Raumangebot bereit. Die Erfahrungen der Tester im Detail.

  • Sehr guter Schlafbereich im Heck

  • Punktabzüge bei Verbrauch und Dinette

  • Raumsparend platzierter Frischwassertank

Der ADAC testet regelmäßig kompakte, alltagstaugliche Campervans aus der Bus- und Kastenwagenklasse – immer nach identischen Kriterien, damit alle Fahrzeuge miteinander vergleichbar sind. Dieses Mal auf dem ADAC Prüfstand: der EuroCaravaning VANTourer 600 L.

Alle Testergebnisse im Vergleich

VANTourer 600 L: Zugkräftiger Platzhirsch

Auf Praxistauglichkeit und Fahrsicherheit getestet und mit der Gesamtnote 2,5 beurteilt wurde 2022 ein gut ausgestatteter Testwagen zum Preis von knapp 80.000 Euro mit 160 PS. 2023 fiel diese Motorenvariante aus dem Programm – es bleibt die Auswahl zwischen den Versionen mit 120, 140 und 180 PS.

Für die Alltagstauglichkeit eines Fahrzeugs sind auch seine Abmessungen entscheidende Punkte. Die Zahl im Namen des VANTourer 600 L beschreibt seine Länge in Zentimetern. Diese und der Wendekreis von 14,50 Metern machen den Wagen eher unhandlich, zum Beispiel bei Ausflügen in Stadtzentren und beim Parken. Das ist bei einer Höhe von 2,58 Metern in einem Parkhaus meist unmöglich.

Vier Sitzplätze sind serienmäßig und – trotz bis zu sieben Schlafplätzen – das Limit während der Fahrt. Für diese Belegung und das Gepäck reichen die 520 Kilo Zuladung des Testwagens aus. Gebremst darf dieser bis zu 2500 Kilo ziehen. Allerdings bewegt sich auch der Verbrauch im oberen Bereich, im Test lag er bei 9,3 Liter Diesel pro 100 Kilometer. Bei konstanter Fahrt bei 100 km/h waren es 10,2 Liter pro 100 Kilometer.

Der VANTourer 600 L in der Bildergalerie

Fahreigenschaften unter dem Durchschnitt

Der Fiat Ducato und seine "Verwandten" sind das beliebteste Grundfahrzeug für Campingausbauten. Der relativ niedrige Grundpreis bedeutet aber, dass bei der Verarbeitung, also Spaltmaßen, Blechkantungen, Lackauftrag und Entgratung von Kunststoffteilen, die teureren Camper von VW und Mercedes merklich besser abschneiden.

Das Fahrwerk der Basis Fiat Ducato ist altbewährt und vernünftig abgestimmt. Auch wegen des hohen vorgeschriebenen Luftdrucks rollt der VANTourer über Kanten und Kanaldeckel etwas herb ab, kommt aber mit Bodenwellen auf Landstraßen und Autobahnen gut zurecht. Das elektronische Stabilitätsprogramm greift im ADAC Ausweichtest deutlich ein. Dabei fährt der Camper mit kräftiger Seitenneigung und untersteuernd, also träge und sicher durch den Parcours.

Bei der Lenkung macht sich die geschwindigkeitsabhängige Unterstützung positiv bemerkbar. Mit der passenden Übersetzung ist der große Wagen angemessen präzise zu lenken. Nur in der im Alltag wichtigen Mittellage, etwa auf der Autobahn, fühlt es sich an, als würde die Lenkung immer wieder leicht einrasten.

Bei der Sicherheit Standard

Zwar gibt es beim Ducato eine Vielzahl an Assistenzsystemen, die meisten aber nur gegen Aufpreis. So enthält das "Vantourer Safety-Paket" für die aktive Sicherheit einen Notbremsassistenten, einen aktiven Spurhalteassistenten, eine Verkehrszeichenerkennung und einen Fernlichtassistenten.

Serienmäßig hat der VANTourer 600 L nur einen Tempomaten mit Limiterfunktion, ebenso wie alle Ducatos einen Seitenwindassistenten. Dazu der für den Test verantwortliche Projektleiter Christoph Pauly: "So nützliche Dinge wie Einparkassistent oder Abstandsregeltempomat gibt es zwar grundsätzlich für den Ducato, nicht aber für den Vantourer."

Für die passive Sicherheit bietet das Fahrzeug nur Frontairbags, wie oft in diesem Segment aber keine Seiten- und Kopfairbags. Immerhin hat der Ducato als Standard eine Multikollisionsbremse serienmäßig, die nach einem Unfall – soweit noch möglich – die Bremsen automatisch aktiviert.

Viel Platz und Komfort im Schlafbereich

Vom optionalen Schlafbereich im Obergeschoss unter dem Aufstelldach abgesehen bietet der VANTourer im Heck drei Möglichkeiten. Zur Ausstattung merkt Martin Zöllner, ADAC Campingexperte und Mitglied des Testteams, an: "Der Testwagen hat ein festes Bett unten, dann gibt es noch die Variante eines elektrischen Hubbettes und als dritte Version die Kombination aus unterem Bett plus oberem Hubbett."

Komfortabel ist die Kombination aus Lattenrost und zehn Zentimeter dicker Matratze. Vier Seiten- und das Dachfenster erzeugen ein großzügiges Raumgefühl. Unter dem Bett und zwischen den Seitenkästen stehen gut 1450 Liter Stauraum bereit.

Ordentliche Küche, knapper Essbereich

In der Küchenecke besteht die Standardausstattung aus zwei Gasflammen, einem sehr großen Spülbecken, der ein Meter hohen Arbeitsfläche, drei Schubladen und einem Oberschrank. Der Kühlschrank mit 75 Litern Fassungsvermögen hat ein integriertes Eisfach.

In der Dinette ruht die Sitzbank auf einer stabilen Stahlkonstruktion, die in einem Crashtest wohl als sicher abschneiden würde. Die Ausziehfunktion der Sitzbank bringt mehr Sitzbreite, der große Tisch ist über einen ausschwenkbaren Teil zu verlängern. Allerdings haben Erwachsene weder auf der Sitzbank noch auf dem umgedrehten Fahrersitz genug Platz für die Beine. Auch Platz nehmen und Aufstehen sind schwierig. Für zwei Personen lässt sich der Tisch immerhin nach vorn oder hinten verschieben.

Ein ausbaufähiges Bad

Optisch wirkt die Nasszelle eher spartanisch, bietet aber ausreichend Schränke und eine gute Belüftung. Der Duschvorhang lässt sich quer bis zur Küchenzeile entfalten und die Abdeckung im Boden entfernen. Nach dieser kleinen Umbaupause steht dem Duschen nichts mehr im Wege. Davon abgesehen ist das Bad gut nutzbar.

Was zu verbessern ist

Am Fahrzeug fiel der im Vergleich hohe Verbrauch negativ auf. Das Innengeräusch ist grundsätzlich hoch. Aus Richtung des Dachfensters kommt bei höherem Tempo ein starkes Rauschen, das den Geräuschpegel maßgeblich bestimmt. Und auf der einfachen Rücksitzbank könnte es durch die aufrechte Sitzhaltung auf langen Strecken unangenehm werden. Bei den Fahreigenschaften fehlt es an Dynamik, und beim Bremsweg gibt es noch Luft nach oben.

Minuspunkte beim Aufbau sind die insgesamt schlecht nutzbare Dinette und zumindest teilweise der Schlafbereich unter dem Aufstelldach: Die Leiter dorthin biegt sich spürbar durch und hat scharfe Kanten, der Matratze fehlt eine Unterlüftung.

Was positiv auffiel

Cockpit des Vantourer
Wirkt sehr aufgeräumt: Das Cockpit des VANTourer 600 L© ADAC/Uwe Rattay

Gut bis ordentlich fanden die ADAC Tester am Fahrzeug die Motorisierung, die Laufruhe des Antriebs und die Handschaltung. Der Innenraum des Ducato wurde 2021 modernisiert und das Angebot an Fahrassistenten erweitert. Gut gefielen der per Tasten bedienbare Tempomat, der große Bildschirm samt hervorragender Auflösung, das Multimedia-Angebot und die Konnektivität.

Als größter Pluspunkt beim Aufbau zeigte sich der großzügige und komfortable Schlafbereich im Heck. Überdurchschnittlich auch die kraftvolle Heizung mit zehn Luftauslässen und die Gasflasche, die nur das Kochfeld versorgen muss und daher völlig ausreichend ist. Gut gelöst ist die Unterbringung des 100-Liter-Frischwassertanks am Unterboden, die für Extraplatz im Innenraum sorgt.