Hantavirus: Symptome und Schutz vor Infektionen

Das Hantavirus tritt weltweit auf und kann unterschiedlich schwere Krankheitsbilder auslösen. Was Sie über den Erreger wissen sollten.
Hantavirus wird von Nagetieren übertragen
Krankheitsverlauf hängt vom Virustyp ab
Hygiene schützt vor Infektion
Das Hantavirus ist weltweit verbreitet. In Deutschland sind Hantavirus-Erkrankungen meldepflichtig. Aktuell kommt es zu einer Häufung der Fälle, besonders in Bayern. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) vermeldet für 2025 bereits 27 Infektionen. Im Vergleichszeitraum der Vorjahre waren es maximal neun. Der vorherrschende Puumala-Orthohanta-Virustyp wird über Ausscheidungen (Kot, Speichel) der Rötelmaus übertragen.
Nagetiere übertragen Hantavirus
Vor allem Nagetiere, aber auch andere kleine Säugetiere können den Erreger auf den Menschen übertragen. Typische Wirtstiere sind zum Beispiel Brandmaus, Rötelmaus, Gelbhalsmaus, Wanderratte oder Feldmaus. Neuartige Hantaviren wurden auch in Spitzmäusen, Maulwürfen und Fledermäusen nachgewiesen.
So erfolgt die Ansteckung
Hantaviren befinden sich im Kot, Speichel oder Urin, den die Wirtstiere ausscheiden. Trocknen die Ausscheidungen ein, können die darin enthaltenen Erreger mehrere Tage infektiös sein.
Der häufigste Ansteckungsweg bei Menschen:
Einatmen von Staub, der getrockneten Urin oder Kot von Wirtstieren enthält
Inhalieren von virushaltigen Aerosolen
Weitere Ansteckungswege:
Bisse infizierter Wirtstiere
Wunden in der Haut (z. B. bei der Gartenarbeit durch virushaltige Erde)
Verunreinigte Lebensmittel
Virustypen, die in Asien und Europa vorkommen, werden nicht von Mensch zu Mensch übertragen. Für den sehr ansteckenden Andesvirus in Südamerika gibt es Hinweise darauf, dass eine Ansteckung von Mensch zu Mensch möglich ist.
Hantavirus: Oft keine Symptome
Erste grippeähnliche Symptome zeigen sich etwa zwei bis vier Wochen nach der Ansteckung. Ein großer Teil der Erkrankten (etwa 80 bis 85 Prozent) hat allerdings keine oder nur schwache Beschwerden. Der ist vor allem abhängig vom Virustyp. Treten mehrere der folgenden Symptome gleichzeitig auf, kann das auf eine Hantavirus-Erkrankung hinweisen:
Fieber (mehr als 38,5 Grad Celsius), das sehr plötzlich einsetzt
Rücken-, Kopf- und/oder Bauchschmerzen
Blut und/oder erhöhte Eiweißmenge im Urin (Hämaturie, Proteinurie)
Erhöhte Nierenwerte
Verminderte Anzahl von Blutplättchen (Thrombozytopenie)
Zuerst reduzierte, dann vermehrte Ausscheidung von Harn
Telemedizinische Beratung über die ADAC Medical App
Sie sind erkrankt oder verletzt und benötigen schnellen ärztlichen Rat? Über die Medical App können ADAC Mitglieder eine telemedizinische Beratung einholen – und das weltweit. Den Termin für eine Online-Sprechstunde erhalten Sie in der Regel innerhalb von drei Stunden.
Hämorrhagisches Fieber
Die in Asien und Europa vorkommenden Hantavirus-Stämme lösen Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom (HFRS) aus. Die Krankheit beginnt mit grippeähnlichen Symptomen. Nach einigen Tagen kommen Beschwerden wie Blutungen in der Haut bzw. Bindehaut der Augen, Sehstörungen, Schwindel, Blutdruckabfall bis hin zum Schock, Erbrechen und Durchfall, starke Bauch- oder Rückenschmerzen, eingeschränkte Nierenfunktion oder sogar Nierenversagen hinzu. In fünf bis 15 Prozent der Fälle endet die Erkrankung tödlich.
In der Regel ist das HFRS nicht lebensbedrohlich und heilt ohne dauerhafte Folgen aus. Die Genesung der Betroffenen kann aber mehrere Wochen bis Monate dauern.
In Nord- und Südamerika ist das Hantavirus-induzierte (kardio-)pulmonale-Syndrom (HPS bzw. HCPS) verbreitet. Die Betroffenen bekommen plötzlich hohes Fieber, leiden an Bauch- und Gliederschmerzen sowie Erbrechen und Übelkeit. Zudem fühlen sie sich sehr schwach. Nach etwa vier bis 10 Tagen treten zudem ein schneller Herzschlag sowie Husten und Atemnot auf. Mitunter verschlimmern sich die Atemprobleme und es kommt zum sogenannten akuten Atemnotsyndrom. Letzteres führt dazu, dass sich Flüssigkeit in der Lunge ansammelt und die Sauerstoffsättigung des Blutes sinkt. In 25 bis 40 Prozent der Fälle sterben die Erkrankten.
Hantavirus in Deutschland
Die in Deutschland am weitesten verbreiteten Virustypen Dobrava (DOBV) und Puumala (PUUV) verursachen eine mildere Form von HFRS, die von einigen Fachleuten auch als Nephropathia epidemica (NE) bezeichnet wird, mit einer weitaus geringeren Sterblichkeitsrate von 0,1 bis drei Prozent.
Virus | Reservoir | Vorkommen | Krankheitsbild |
---|---|---|---|
Altwelt-Hantaviren | |||
Puumala | Rötelmaus | Mittel-, Nord- und Westeuropa | NE |
Dobrava (DOBV-Af) | Gelbhalsmaus | Balkanländer, Südosteuropa | HFRS |
Dobrava (DOBV-Aa) | Brandmaus | Mitteleuropa | HFRS/NE |
Seoul | Ratte | wahrscheinlich weltweit | HFRS |
Hantaan | Brandmaus | östliches Russland, Südostasien, Südeuropa | HFRS |
Neuwelt-Hantaviren | |||
Sin nombre | Hirschmaus | Kanada, USA | HPS |
Andes | Reisratte | Südamerika | HPS |
Hygiene schützt vor einer Infektion

Bislang gibt es kein Medikament, das gezielt gegen Hantaviren wirkt. Behandelt werden lediglich die Symptome. Verläuft die Infektion schwer, kann ein Aufenthalt auf der Intensivstation nötig sein. Mitunter müssen Betroffene auch beatmet werden. Eine Impfung gegen das Hantavirus gibt es nicht. Laut Robert Koch-Institut führt eine überstandene Infektion wahrscheinlich zu einer lebenslangen Virustyp-spezifischen Immunität. Wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse dazu liegen jedoch noch nicht vor.
Auf Reisen sind vor allem Personen gefährdet, die sich viel in der freien Natur aufhalten (z. B. beim Campen, Trekking etc.). Dabei ist das Risiko in Gegenden, in denen sich Nager stark vermehren besonders hoch. Bestimmte Vorsichtsmaßnahmen können dabei helfen, einer Infektion vorzubeugen. In erster Linie gehört dazu, den Kontakt zu Wirtstieren und deren Ausscheidungen zu meiden.
Hygiene ist wichtig:
Sorgfältiges Händewaschen, vor allem nach dem Aufenthalt im Freien, der Gartenarbeit oder dem Besuch von möglicherweise verunreinigten Räumen (v. a. Keller, Schuppen etc.) und vor dem Essen
Bei Mäusebefall: Atemschutzmaske tragen während der Reinigung von Räumen. (Tote) Tiere und deren Exkremente nicht anfassen. Wenn es sich nicht vermeiden lässt: Handschuhe und evtl. Atemschutzmaske nutzen, vorher mit Desinfektionsmittel einsprühen
Lebensmittel fest verschließen, damit sie keine Tiere anlocken
Essensreste in verschließbaren Müllbehältern entsorgen
Lebensmittel wie Obst oder Gemüse, die z. B. mit Erde in Kontakt gekommen sind, vor dem Verzehr schälen oder gut waschen
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Autorin: Kathrin Rothfischer
Robert Koch-Institut: Hantavirus-Erkrankung https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Hantaviren.html#doc2397634bodyText19
Gesund.bund.de: Hantavirus-Erkrankungen https://gesund.bund.de/hantavirus-erkrankungen
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Hantaviren https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/hantaviren/#c844
Institut für Virologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin: Informationen zur Vermeidung von Hantavirus-Infektionen https://virologie-ccm.charite.de/fileadmin/user_upload/microsites/m_cc11/virologie-ccm/dateien_upload/praevention-hantaviren-infektion.pdf