Elektromotorräder: Die große Marktübersicht

Zwei Männer fahren auf zwei Livewire S2 Del Mar auf einer Straße
Modern und leise: Der Markt für Elektromotorräder wird vielfältiger© LiveWire

Das Angebot an Elektromotorrädern wächst langsam, aber stetig. Das sind die interessantesten E-Bikes, die in Deutschland aktuell oder demnächst erhältlich sind. Plus: Infos zu technischen Daten, Preisen und zur Reichweite.

  • Immer mehr Hersteller setzen auf E-Antrieb

  • Reichweiten noch begrenzt

  • Diese Übersicht wird fortlaufend aktualisiert

Noch sind rein elektrisch angetriebene Motorräder auf Deutschlands Straßen Exoten, denn viele Motorradfahrende scheuen wegen der begrenzten Reichweite den Umstieg auf ein Elektrobike. Doch viele kleinere Hersteller und Start-ups vertrauen auf die Weiterentwicklung der Akku-Kapazitäten und bieten reine Elektro-Modelle an.

Die Größen der Motorradbranche halten sich mit eigenen Entwicklungen immer noch etwas zurück. Die Hersteller beschränken sich beim E-Antrieb vorerst auf Roller oder Leichtkrafträder. Doch langsam regt sich etwas in den Konzernregalen von Kawasaki, Harley Davidson, Honda und Co.

Nachschub aus China: NIU RQi Sport

Seitenansicht einer fahrenden NIU RQi Sport
Die Reichweite des NIU RQi Sport liegt bei ca. 100 Kilometern© RKM

Der chinesische Elektropionier NIU bringt nach den erfolgreichen E-Rollern mit dem RQi Sport nun erstmals ein Elektromotorrad als 125er-Äquivalent auf den Markt. Das E-Motorrad sieht nicht nur wie ein richtiges Motorrad der Leichtkraftklasse Le3 aus, es fühlt sich beim Besteigen sogar noch erwachsener an. Mittig lagern zwei mächtige Akkublöcke unter einer großen Klappe, geöffnet vom Transponderschlüssel oder dem zentralen Steuerknopf. Mit je 23 Kilo bunkern sie 5,1 kWh Energie und versorgen damit den im Rahmen fixierten Elektromotor, der seine Spitzenleistung von gut 10 PS mit 30 Newtonmeter ohne Getriebe direkt über eine Kette ans Hinterrad abgibt.

Dies ermöglicht im Dynamic-Modus echte 101 km/h, mittels einer Boost-Taste sind für 30 Sekunden sogar 126 drin. Die Ausstattung kann sich sehen lassen: Tempomat, ABS vorn und hinten, selbstrückstellende Blinker, Traktionskontrolle und ein topmodernes Display inklusive Dashcams. Das Bike geht für ca. 8000 Euro an den Start.

Einen ausführlichen Fahrbericht zur NIU RQi Sport lesen Sie hier.

Elektro-Doppel: Can-Am Pulse und Origin

Fahraufnahme einer Can-Am Pulse oder Origin
Die Elektromotorräder Pulse (links) und Origin von Can-Am teilen sich die elektrische Antriebseinheit © BRP

Frischer Wind fürs Segment der Elektromotorräder: Das kanadische Powersports-Schwergewicht BRP zeigt mit den Erstlingen Pulse und Origin seiner Marke Can-Am, was mit cleveren Lösungen aktuell möglich ist. Die Bikes sind 2025 zu Preisen um 17.000 Euro in den Handel gekommen, beide auf der gleichen Antriebsbasis. Und die hat es in sich: Den Akku, eine 8,9 kWh starke Lithium-Ionen-Einheit, haben die Spezialisten am Firmensitz in Valcourt/Quebec zusammen mit der Steuerungs- und Lade-Elektronik selbst entwickelt. Den E-Motor liefert die österreichische Tochterfirma Rotax zu.

Neben der offenen Leistung von 35 kW/48 PS gibt’s Pulse wie Origin natürlich auch als 11-kW-Version, passend für B196- und A1-Aspiranten. Beide Versionen schaffen locker stattliche 129 km/h – von solchen Höchsttempi können verbrennende 125er nur träumen. Die Reichweite macht das Bike für Pendler interessant – Can-Am gibt für den wenig praxisgerechten WMTC-Zyklus 115 Kilometer an.

Die Ausstattung kann sich sehen lassen: 10,25-Zoll-TFT mit Apple-Carplay-Integration sowie Touchscreen-Funktionalität und einlegbarem rückwärtigem Kriechgang. Hinterleuchtete Schalter, ein Handschuhfach mit USB-Port sowie das clevere werkzeuglose LinQ-Verbindungssystem für viele Anbauteile sind weitere kluge Ideen.

Hier lesen Sie einen ausführlichen Fahrbericht zur Can-Am Origin.

Münchner Schwarztee: Blacktea Wildfire

Seitenansicht einer stehenden Blacktea Wildfire
Scrambler im Enduro-Look: Die Blacktea Wildfire kann mit A1- oder B196-Führerschein gefahren werden© Blacktea Motorbikes

Die Firma Blacktea Motorbikes wirbt damit, dass ihre elektrischen Mopeds und Motorräder komplett in Deutschland produziert werden. Das Modell Wildfire soll mit einer Ladung rund 250 Kilometer (nach WMTC) weit fahren. Die Dauerleistung beträgt 11 kW, die Spitzenleistung gibt der Hersteller mit 34 kW an. So motorisiert soll die Wildfire in 6,9 Sekunden von null auf 100 km/h beschleunigen. Unter der Sitzbank befindet sich ein 10-Liter-Staufach für Einkäufe oder ein Ladekabel.

Die beiden Akkus mit jeweils 6 kWh Kapazität sind entnehmbar und lassen sich zu Hause laden. Der Ladestand lässt sich dank Bluetooth-fähigem Batterie-Management-System auf dem Smartphone überwachen. Kostenpunkt des bayerischen Elektromotorrads: ab 7990 Euro.

Silence S05 Weekender

Front und Seitenansicht einer stehenden Silence S05
Der Akku der Silence S05 Weekender lässt sich zum Laden herausnehmen© Silence

Silence hat sich als Hersteller von Elektrorollern einen Namen gemacht. Mit der S05 Weekender haben die Spanier nun ein E-Motorrad vorgestellt, das als Leichtkraftrad an den Start gehen soll. Wie bei den anderen Fahrzeugen von Silence gibt es einen herausnehmbaren 5,6 kWh-Akku, der auch als Powerstation genutzt werden kann. Silence verspricht eine Reichweite von deutlich über 100 Kilometern.

Für den Vortrieb sorgt ein ins Hinterrad integrierter Nabenmotor, der die Maschine auf bis zu 120 km/h beschleunigt. Wann genau die S05 auf den Markt kommt, verrät Silence noch nicht. Dafür aber einen Preis von 3500 Euro, in dem der Akku noch nicht enthalten ist.

Elektro-Ninja von Kawasaki

Aufnahme der Kawasaki Ninja e1
Die Kawasaki Ninja e-1 kostet ab 6595 Euro inklusive Überführung© Kawasaki

Motorradhersteller Kawasaki hat seit 2024 elektrische Zweiräder im Programm. Die vollverkleidete Ninja e-1 steht den Verbrennermodellen optisch in nichts nach. Mit 5 kW/7 PS Dauer- sowie der über einen "E-Boost"-Button kurzzeitig abrufbaren Spitzenleistung von 9 kW/12 PS handelt es sich allerdings ebenfalls um ein Leichtkraftrad. Angetrieben wird die elektrische Ninja von einem bürstenlosen E-Motor, der sich vor der Hinterradschwinge befindet und seine Kraft ohne Getriebe oder Kupplung per Kette ans Hinterrad leitet. Mit Road und Eco stehen zwei Fahrmodi zur Wahl.

Im Eco-Mode fährt die elektrische Kawa 64 km/h und mit Boost-Funktion bis zu 75 km/h schnell. Beim Road-Mode sind es 88 beziehungsweise 99 km/h. Außerdem gibt es einen Walk-Mode mit Rückwärtsgang als Schiebe- und Rangierhilfe für das 140 Kilogramm schwere Elektro-Bike. Das unverkleidete Schwestermodell Z e-1 wiegt 135 Kilogramm.

Beide Motorräder sind in den Farben Silber und Lime-Green matt erhältlich. Strom kommt aus zwei herausnehmbaren Akkupaketen. Ihre Kapazität beträgt zusammen 3,2 kWh, was für rund 70 Kilometer Reichweite gut sein soll.

Honda: 30 neue E-Modelle bis 2030

Seitenansicht einer stehenden Honda EV Fun Concept
Außer der theoretischen Reichweite von 100 Kilometern gibt es noch keine technischen Daten zu Hondas Studie © Honda

Zu den bekannten Marken mit neuer Elektro-Agenda gehört Honda. Im November 2024 stellten die Japaner das seriennahe Konzeptfahrzeug EV Fun vor. Trotz leicht futuristischer Elemente wirkt es recht konventionell, sieht man einmal vom elektrischen Antriebsprinzip ab. Der Motor sitzt zwischen dem großen Batterieblock und dem einarmig geführten Hinterrad, das über einen Riemen angetrieben wird. Technische Details hat Honda noch keine genannt. Die mögliche Reichweite gibt der Hersteller allerdings mit 100 Kilometern an.

Das künftige Einsatzspektrum der EV Fun beschränkt sich daher wohl auf das urbane und suburbane Umfeld. Allerdings setzen die Japaner auf einen CCS-Ladeanschluss, der den Weg in die Welt der Schnelllader ebnet.

Im Laufe des Jahres 2025 will Honda ein der EV Fun Concept ähnliches Serienmodell auf den Markt bringen. Es wird der Auftakt einer breit angelegten Elektrooffensive sein, die bis 2030 insgesamt 30 neue E-Modelle vorsieht.

Ultraviolette F77 Mach 2 Recon

Die Ultraviolett F77
Brachiales Design: Die elektrische F77 Mach 2 soll im Stadtverkehr über 200 Kilometer weit kommen© Ultraviolette

Der junge Motorradhersteller Ultraviolette aus Indien hat für sein Modell F77 Mach 2 die UNECE-Zulassung erhalten. Das bedeutet: Der Markteinführung in Europa steht nichts mehr im Wege. 2025 soll die elektrisch angetriebene Mischung aus Streetfighter und Supersportler auf den Markt kommen. Für rund 9990 Euro erhält man einen Elektromotor mit 20 kW/27 PS Dauerleistung und 30 KW/40 PS Spitzenleistung.

Damit sollen bis zu 155 km/h Spitze möglich sein. Dank der über 10 kWh großen Batterie verspricht Ultraviolette eine Reichweite von 231 Kilometern im Stadtverkehr und 143 Kilometern auf der Autobahn.

Kymco RevoNex

Eine stehende Kymco RevoNEC
Die Technik der Kymco RevoNEX stammt vom Livewire-Modell S2 Del Mar© Eicma

Das Elektromotorrad namens RevoNex hat Kymco bereits mehrmals präsentiert. Nun soll das Projekt nach einigen Umwegen auf die Zielgerade zur Serienreife eingebogen sein. Geholfen hat dabei Harley-Tochter Livewire, mit der Kymco eng zusammenarbeitet. Die Technik der RevoNex stammt vom Livewire-Modell S2 Del Mar. Allerdings hat Kymco dem S2-Pendant ein besonders progressives Design verpasst, das futuristische mit klassischen italienischen Elementen verbindet. Über die technischen Daten des RevoNex schweigt sich Kymco noch aus.

Sie dürfte aber wie ihr Schwestermodell von Livewire eine Dauerleistung von 30 kW/40 PS, eine Spitzenleistung von 63 kW/84 PS sowie eine Reichweite von über 160 Kilometern haben. Auch der Preis der Livewire S2 von 18.500 Euro dürfte eine ungefähre Vorstellung davon geben, wie viel Kymco für die RevoNex zum Marktstart verlangen könnte.

Italian Volt Lacama: Warten auf das Start-up-Bike

Aufnahme der Italian Volt Lacama 2.0
Designerstück: Die Italian Volt Lacama 2.0© Italian Volt

Formschön und teuer sind die Attribute, die das Elektromotorrad des italienischen Start-ups Italian Volt am besten beschreiben. Die Lacama ist ein echtes Designerstück, die Leistungsdaten sind eindrucksvoll. Einziges Manko: Ein Serienmodell war bis dato noch nicht auf der Straße. Auf der Motorradmesse EICMA im November 2023 wurde die Lacama erstmals als Studie der Öffentlichkeit präsentiert. 2024 sollte das Serienmodell folgen. Doch obwohl der auf elektrische Leichtbaumobile spezialisierte Hersteller Tazzari Italian Volt mittlerweile übernommen hat, hat die überarbeitete Lacama noch nicht den Weg auf deutsche Straßen gefunden.

Falls die Version 2.0 dennoch in Serie geht, können sich Motorradfahrende über einen kompakten Axial-Flussmotor mit bis zu 110 kW/150 PS sowie 230 Newtonmeter Drehmoment freuen. Dank dieses Antriebs soll der Sprint aus dem Stand auf 100 km/h in weniger als vier Sekunden möglich sein.

Die Höchstgeschwindigkeit gibt der Hersteller mit 230 km/h an. Für das große Batteriepaket im Zentrum des Bikes verspricht Italian Volt mehr als 200 Kilometer Reichweite. Die Preise starten bei stolzen 30.000 Euro.

Harleys Elektromarke: Livewire S2 Del Mar

Seitenansicht einer stehenden Livewire S2 Del Mar
Auf der Livewire findet jeder bequem Platz© LiveWire

Trotz Preisen um 19.000 Euro für die Elektromotorräder sollen künftig mehr E-Bikes abgesetzt werden, sagte man sich im Harley-Davidson-Hauptquartier in Milwaukee, wo auch die unter Strom stehende Harley-Tochter Livewire ihren Sitz hat. Zu diesem Zweck entwickelte man zusätzlich zum Modell S2 Del Mar zwei weitere S2-Versionen: die Alpinista und die Mulholland. Die drei Varianten sind antriebsseitig selbstverständlich identisch, unterscheiden sich aber im Lenkkopfwinkel und damit in der Konzeption wie auch in den Radgrößen und der Sitzposition.

Angetrieben werden alle drei Modelle von einem 63 kW/86 PS starken E-Motor, der das fast schon sagenhaft hohe Drehmoment von 263 Newtonmetern stemmt. Kein Wunder, dass der Spurt auf 100 km/h in drei Sekunden machbar ist, zumal die Bikes unter 200 Kilogramm wiegen.

Hohe Geschwindigkeiten sind aber nicht Sinn und Zweck des Livewire-Trios, denn als vorrangiges Einsatzgebiet gilt der urbane Bereich. Hier kommt es auf Handlichkeit und leichte Manövrierbarkeit an. Große Reichweiten stehen nicht im Vordergrund.

Das ist auch gut so, denn der 10,5 kW fassende Akku liefert nach dem europäischen WMTC-Messverfahren im kombinierten Einsatz Energie für 111 (Del Mar) bis 122 Kilometer (Alpinista und Mulholland) Reichweite. Das Wiederaufladen erfolgt wahlweise über Nacht an der Haushaltssteckdose oder in zweieinhalb Stunden bei Level-2-Ladestationen.

Royal Enfield: Flying Flea C6

Seitenansicht einer stehenden Royal Enfield FlyingFlea RHS
Fahrrad oder Motorrad? Die elektrische Royal Enfield Flying Flea soll 2026 lieferbar sein© Royal Enfield

Im November 2024 präsentierte der indische Hersteller Royal Enfield die Flying Flea C6 auf der Motorradmesse EICMA. Die C6 markiert gleichzeitig den Start der neuen elektrischen Submarke Flying Flea. Das Elektromotorrad bietet einen ebenso eigenwilligen wie interessanten Stilmix aus progressiven und Retro-Elementen. Der Batterieblock ist als optisch organisches Element in das an Schwüngen reiche und eigenständige Design integriert. Die C6 soll ab 2026 im Leistungssegment der 125er-Klasse antreten und im Stadtverkehr eine Reichweite von bis zu 150 Kilometern bieten.

Trotz einiger extravaganter Lösungen wie der schicken Trapezgabel soll die C6 bei rund 7000 Euro starten.

Zero: Große Modellvielfalt beim US-Pionier

Der kalifornische Hersteller Zero gilt ebenfalls als Vorreiter in Sachen Elektromobilität auf zwei Rädern. Zero konstruiert schon seit 2006 Elektromotorräder und bietet derzeit die größte Auswahl an Modellen. Von der Reiseenduro DS über das Adventure-Bike Zero DSR/X und die Naked Bikes Zero S und SR verfügen sämtliche Maschinen über einen Gitterrohrrahmen aus Stahl. Die E-Motoren der Motorräder sind eine Eigenentwicklung.

Mit der DSR/X wollen die Amerikaner ebenfalls reiselustige Biker auf die saubere Seite der Zweiradwelt locken. Entsprechend bequem ist die Sitzposition der großen Enduro. Dazu kommen Abenteueroptik, lange Federwege, eine große Frontverkleidung und über 250 Kilogramm Zuladung.

Zudem gibt es einen potenten Antrieb und einen großen Akku. Der zwischen Batterie und Hinterradschwinge untergebrachte Motor mobilisiert 75 kW/100 PS und 229 Newtonmeter Drehmoment, was 180 km/h Topspeed erlaubt. Die Batterie stellt 17,3 kWh bereit, die im City-Modus für rund 290 Kilometer reichen. Auf der Autobahn mit Tempo 113 sind allerdings nur 137 Kilometer drin. Optional wird ein "Power-Tank" angeboten, mit dem die Akkukapazität auf 21 kWh und damit auch die Reichweite leicht steigt. Der Preis: ab 23.500 Euro.

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Mit Text-Material von SP-X