Sieben Starthilfe-Booster mit Lithium-Technik im Test

19.01.2016

Leicht, klein und Leistungsstark: Starthilfe-Booster mit Lithium-Technik können bei Autos mit leerer Starterbatterien helfen. Nützliche Startleistung bieten fast alle, doch die billigeren zeigen Schwächen bei der Sicherheit. Gefahren drohen dem Benutzer zudem bei fehlendem Fachwissen.

Starterkabel werden aneinander gehalten und Funken sprühen
Starterkabel werden aneinander gehalten und Funken sprühen/©ADAC/Klaus Ranger

Testergebnis und Einzelbewertungen

1 Abgewertet aufgrund sicherheitskritischer Mängel der Kurzschlussfestigkeit

0,6 bis 1,5
sehr gut
1,6 bis 2,5
gut
2,6 bis 3,5
befriedigend
3,6 bis 4,5
ausreichend
ab 4,6
mangelhaft

Fazit

Die Anbieter der kleinen – etwa im Volumen von drei Zigarettenschachteln – und sehr leichten Booster versprechen grandiose Stromabgabe bei einfachstem Gebrauch. Doch so schön und einfach, wie in der Werbung angepriesen, sieht die praktische Anwendung nicht aus.

Größtes Problem: Bei Kälte kommt aus Lithium-Batterien prinzipiell wenig Energie. Nur der Booster von Afendo schafft bei null Grad noch die versprochene Nennleistung. Immerhin gewinnen fast alle Geräte nach moderatem Erwärmen ihre Leistungsfähigkeit zurück. Die Ausnahme: Beim GB 30 von Noco nützt auch Aufwärmen wenig, denn es enttäuschte insgesamt mit einer schwächlichen Stromabgabe und erreicht die Herstellerangabe bei vielen Prüftemperaturen nicht.

Alle getesteten Booster eignen sich grundsätzlich nur zur Starthilfe für kleinere Motoren und nicht vollständig entladene oder nicht defekte Starterbatterien. Viele Sicherheitssysteme in modernen Autos – etwa ABS und ESP – sind indes auf eine funktionierende Stromversorgung angewiesen, weshalb unbedingt nach einer Starthilfe und unmittelbar vor dem Fahrtantritt der Zustand von Starterbatterie und Generator geprüft werden sollte.

Beim wichtigen Thema Sicherheit zeigten zudem einige Starthilfe-Booster erheblichen Verbesserungsbedarf. Bei der Kurzschlussprüfung fielen die Produkte von Xlayer, APA und Kunzer negativ auf. Die Gehäuse schmolzen jeweils unter starker Wärme- und Rauchentwicklung auf. Immerhin: Zu offenem Feuer kam es in keinem Fall.


Empfehlungen an die Hersteller

  • Einen Schutz gegen Verpolung, Kurzschluss, Tiefentladung und Überladung sollte jeder Start-Booster haben.
  • Der Spritzwasserschutz sollte bei Geräten, welche überwiegend im Freien eingesetzt, selbstverständlich sein.
  • Starthilfe-Booster sollten auch für den Einsatz bei niedrigen Temperaturen ausgelegt sein und dann ebenso die versprochene Startleistung liefern.
  • Bedienungsanleitungen müssen verständlich und übersichtlich gestaltet sein.
  • Sicherheitshinweise müssen in der Bedienungsanleitung deutlich gekennzeichnet sein.
  • Die Produktkennzeichnung (insbesondere die Herstelleradresse) muss vollständig und konform erfolgen.
  • Die Kapazitätsangaben müssen korrekt angegeben werden.

 

 

 

       

Tipps für den Verbraucher

  • Ein nicht startendes Fahrzeug kann unterschiedlichste Ursachen haben. Generell sollte eine Starthilfe, egal ob durch einen Start-Booster und ein Fremdfahrzeug, nur dann in Eigenregie durchgeführt werden, wenn ein Defekt am Pannenfahrzeug oder der Starterbatterie sicher ausgeschlossen werden kann. Ist dies nicht der Fall, sollte unbedingt ein Experte (z. B. ein ADAC-Pannenhelfer) hinzugezogen werden, um die eigentliche Pannenursache zu analysieren. Wird dies nicht beachtet, kann es nach einem vermeintlich erfolgreichen Fremdstartvorgang schlimmstenfalls zu lebensgefährlichen Situationen durch Fehlfunktionen von ABS, ESP oder elektrischer Servolenkung während der Fahrt kommen.
  • Keines der getesteten Produkte erfüllt seine Leistungsangaben bei -18 °C, lediglich eines bei 0 °C. Aus diesem Grund empfiehlt der ADAC dem Verbraucher, den Start-Booster – falls möglich – bei Raumtemperatur zu lagern. Da dies häufig nicht möglich bzw. sinnvoll ist, kann ein behutsames Aufwärmen des Boosters die Leistungsfähigkeit i.d.R. wiederherstellen. Falls ein Startvorgang nicht erfolgreich war, können u. U. mehrmalige Startversuche zum Aufwärmen führen, da die Temperatur der internen Booster-Batterie sich auch bei jedem erfolglosen Start weiter erhöht.

Methodik & Hintergrund

So wurde getestet

Getestet wurden Starthilfe-Booster bis 150 Euro und einem maximalen Dauerstrom von 200 bis 300 Ampere.

Handhabung, Verarbeitung/Qualität Kennzeichnung und Bedienungsanleitung

  • Anleitung und Typenschild
  • Verarbeitung, Qualität, Haptik und Optik
  • Bedienbarkeit

Funktionelle Prüfungen

  • Spitzenstrom bei +20 Grad Celsius
  • Dauerstrom bei verschiedenen Ladezuständen (75, 50 und 25% SOC)
  • Dauerstrom bei verschiedenen Temperaturen (+55, +20, 0, -20 °Celsius)
  • Kapazitätsprüfung

Sicherheitstechnische Prüfungen

  • Kurzschlussfestigkeit
  • Tiefentladeschutz
  • Verpolungsschutz
  • Überladungsschutz
  • Schwingungsfestigkeitsprüfung
  • Schockprüfung
  • Prüfung der Quetschfestigkeit
  • Falltest
  • Prüfung des IP-Schutzgrades (Dichtigkeit)