Hornhautverkrümmung: Symptome, Ursachen und Behandlung von Astigmatismus

Close up eines menschlichen Auges beim Augenarzt
Bei einer Hornhautverkrümmung ist die Hornhaut ungleichmäßig geformt© stock.adobe.com

Bei Menschen mit Hornhautverkrümmung ist die Hornhaut nicht gleichmäßig gewölbt. Das sorgt für eine verzerrte und verschwommene Sicht, es gibt aber Korrekturmöglichkeiten.

  • Sowohl das Nah- als auch das Weitsehen sind betroffen

  • Wichtige Ursachen: Genetische Veranlagung, Verletzungen, Operationen

  • Korrektur mit speziell geschliffenen Brillengläsern, Kontaktlinsen oder operativ

Die Hornhaut ist eine glasklare, kugelförmig nach außen gewölbte Scheibe im Zentrum des Auges. Sie liegt über der Iris und der Pupille und ist zusammen mit der Augenlinse dafür verantwortlich, einfallende Lichtstrahlen auf der Netzhaut in einem Punkt (Brennpunkt) zu bündeln, damit ein scharfes Bild entsteht.

Bei Menschen mit Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) ist die Hornhaut nicht rund, sondern eher länglich geformt, ähnlich wie ein Football. Die Lichtstrahlen werden dadurch ungleichmäßig gebrochen und nicht mehr punkt-, sondern strichförmig gebündelt. Betroffene sehen infolgedessen verzerrt und verschwommen.

Schätzungen zufolge hat rund ein Drittel der Deutschen im Erwachsenenalter eine Hornhautverkrümmung. Mit einer speziellen Brille, Kontaktlinsen oder durch eine Laser-Operation lässt sich die Fehlsichtigkeit oft korrigieren.

menschliches Auge Querschnitt
Bei gesunden Menschen wölbt sich die Hornhaut kugelförmig über Iris und Pupille© ADAC e.V.

Drei Begriffe, eine Erkrankung

Fachleute sprechen häufig nicht von einer Hornhautverkrümmung, sondern benutzen den Begriff Astigmatismus (Punktlosigkeit). Dieser geht darauf zurück, dass sich Lichtstrahlen bei einer Hornhautverkrümmung nicht in einem Brennpunkt auf der Netzhaut vereinigen, sondern stattdessen über eine Linie (Brennlinie) verteilt sind. Betrachtet ein Mensch mit Hornhautverkrümmung einen Punkt, nimmt er diesen nicht als Punkt, sondern eher strich- oder stabförmig wahr. Deshalb ist die Hornhautverkrümmung auch unter dem Begriff Stabsichtigkeit bekannt.

Ursache einer Hornhautverkrümmung

Eine Hornhautverkrümmung kann sehr unterschiedliche Ursachen haben. Häufig hat sie genetische Gründe. Die Hornhaut der Betroffenen ist dann schon von Geburt an nicht perfekt rund. Auch Verletzungen wie Schnitte oder Narben auf der Hornhaut können zu Unregelmäßigkeiten führen und zum Astigmatismus beitragen. Bestimmte Augenerkrankungen sowie Operationen am Auge können ebenfalls eine Hornhautverkrümmung zur Folge haben, besonders wenn sie die Hornhaut beeinflussen.

Symptome bei Hornhautverkrümmung

Eine Hornhautverkrümmung macht sich durch verschwommenes und verzerrtes Sehen bemerkbar. Im Gegensatz zur Kurz- und Weitsichtigkeit sehen Betroffene sowohl in die Nähe als auch in die Ferne unscharf. Weitere Symptome bei Hornhautverkrümmung sind:

  • Häufiges Blinzeln oder Augenreiben aufgrund von unscharfem Sehen

  • Kopfschmerzen, Schwindel und Augenbelastung oder -ermüdung nach Tätigkeiten, die für die Augen anstrengend sind

  • Schwierigkeiten beim Sehen im Dunkeln, wie beispielsweise Doppelbilder oder leuchtende Kreise (Halos) um Lichtquellen

Gut zu wissen:

Es gibt verschiedene Online-Tests auf Hornhautverkrümmung, die Nutzern einen Hinweis darauf liefern, ob ein Astigmatismus vorliegen könnte. Diese ersetzen jedoch nicht den Besuch beim Augenarzt oder bei der Augenärztin.

Was kann man gegen Astigmatismus tun?

Die Korrektur einer Hornhautverkrümmung kann auf verschiedene Weisen erfolgen, abhängig von der Schwere der Verkrümmung und den individuellen Bedürfnissen der betroffenen Person.

In den meisten Fällen lässt sich der Astigmatismus durch speziell geschliffene Brillengläser korrigieren. Fachleute bezeichnen diese Gläser auch als Zylindergläser. Im Gegensatz zu normalen (sphärischen) Brillengläsern, die gleichmäßig gewölbt sind, haben Zylindergläser unterschiedlich stark gekrümmte Bereiche, um die Unregelmäßigkeiten in der Hornhaut auszugleichen.

Eine Alternative zur Brille bieten Kontaktlinsen. Auch sie benötigen einen besonderen Schliff. Fachleute bezeichnen Linsen, die eine Hornhautverkrümmung korrigieren können, als torische Linsen. In einigen Fällen können harte Kontaktlinsen eine höhere Sehschärfe bieten als weiche torische Linsen, besonders bei stärkerem Astigmatismus.

Neben einer Sehhilfe kommen auch verschiedene chirurgische Verfahren zum Einsatz, um eine Hornhautverkrümmung zu korrigieren:

  • Verfahren wie Lasik, Lasek und PRK, bei denen die Form der Hornhaut mit einem Laser korrigiert wird

  • Der Einsatz einer zusätzlichen künstlichen Linse, die die Lichtbrechung korrigiert

  • Die Limbal Relaxing Incision (LRI), bei der kleine Schnitte am Rand der Hornhaut gemacht werden, um deren Form zu korrigieren

Mit Hornhautverkrümmung Auto fahren?

In Deutschland sind die Anforderungen an das Sehvermögen von Kraftfahrzeugführenden genau geregelt:

  • Pkw, Motorräder, Zugmaschinen (Führerscheinklassen A, A1, A2, AM, B, BE, L und T): Um den Sehtest zu bestehen, muss die Mindestsehschärfe mit oder ohne Sehhilfen mindestens 0,7/0,7 betragen. Wer den Sehtest nicht besteht, braucht für den Führerschein eine augenärztliche Untersuchung. Dabei muss unter anderem die Sehschärfe des besseren Auges oder beider Augen zusammen mindestens 0,5 betragen.

  • Lkw, Busse (Führerscheinklassen C, CE, D, DE, C1, C1E, D1, D1E, FzF): Bei diesen Führerscheinklassen ist immer eine ärztliche Untersuchung des Sehvermögens erforderlich. Es gelten strengere Anforderungen als für Pkw, Motorräder und Zugmaschinen.

  • Schlüsselzahl im Führerschein: Wenn eine Person eine Brille oder Kontaktlinsen zum Fahren benötigt, wird dies im Führerschein vermerkt. Die Schlüsselzahl 01 bedeutet Korrektur des Sehvermögens und/oder Augenschutz (früher: Sehhilfe). Das Fahren ohne Sehhilfe ist dann rechtswidrig.

  • Regelmäßige Untersuchungen: Für einige Führerscheinklassen sind regelmäßige augenärztliche Untersuchungen erforderlich, um sicherzustellen, dass die Anforderungen an das Sehvermögen weiterhin erfüllt werden.

  • Ein ärztliches Fahrverbot aufgrund von Fehlsichtigkeit kann dann ausgesprochen werden, wenn die jeweiligen Anforderungen an die Tagessehschärfe nicht erfüllt werden und die Sehschwäche auch nicht durch eine Sehhilfe (Brille oder Kontaktlinsen) ausreichend korrigiert werden kann.

Ärztliches Fahrverbot ist bindend

Attestiert die Ärztin oder der Arzt eine Fahruntauglichkeit – wenn auch nur zeitweise – aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen, müssen Verkehrsteilnehmende dem nachkommen. Das "ärztliche Fahrverbot" ist nicht gleichzusetzen mit einem vom Gericht oder der Fahrerlaubnisbehörde verhängten Fahrverbot.

Wer jedoch gegen das ärztliche Fahrverbot verstößt, begeht eine Ordnungswidrigkeit, wenn er trotz fehlender Fahrtauglichkeit fährt, und macht sich (z.B. bei einem Unfall) strafbar, wenn er andere Personen gefährdet. Bei einem Unfall drohen Geld- und sogar Freiheitsstrafen, wenn jemand verletzt oder im schlimmsten Fall getötet wird. Zudem kann die Kfz-Haftpflichtversicherung bereits an die Unfallgeschädigten ausgezahltes Geld zurückfordern; die Kaskoversicherungen können Leistungen kürzen oder verweigern.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.

Fachliche Beratung: Prof. Dr. Dr. Bernhard Lachenmayr, Facharzt für Augenheilkunde, Sprecher der Verkehrskommission der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft sowie des Berufsverbands der Augenärzte und Mitglied des ADAC Ärztekollegiums.