FSME: Risikogebiete, Symptome, Impfung und Behandlung

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wird von Viren hervorgerufen, die Zecken beim Stich auf den Menschen übertragen. Das sind die Symptome, Schutzmöglichkeiten und aktuelle Risikogebiete.
FSME wird hauptsächlich von Zecken übertragen
Zecken inzwischen das ganze Jahr über aktiv
Eine Impfung schützt wirksam gegen die Erkrankung
Zecken sind Gewinner des Klimawandels. Je milder die Winter, desto größer ihre Chancen, zu überleben und früher im Jahr aktiv auf Beutezug zu gehen. Sie übertragen bei ihrem Stich verschiedene Krankheiten. Am bekanntesten sind Borreliose und FSME. Beide Erkrankungen können schwer verlaufen, wobei gegen den Erreger der FSME keine wirksamen Medikamente zur Verfügung stehen. Neben dem Schutz vor Zeckenstichen ist deshalb die Impfung die einzige Maßnahme, um der Krankheit vorzubeugen.
Was ist FSME?
Die Abkürzung FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis, eine Entzündung der Hirnhäute (Meningen) und des Gehirns (Encephalon oder Cerebrum). Der Name Frühsommer-Meningoenzephalitis ist etwas irreführend: Die meisten Infektionen treten zwischen April und September auf, sie sind aber auch im Herbst oder in milden Wintern möglich.
Ausgelöst wird die Erkrankung durch Flaviviren, von denen mehrere FSME-Subtypen existieren. Neben der europäischen gibt es eine sibirische und eine fernöstliche Variante. Die Erkrankung kommt entsprechend in Europa sowie in Russland und Asien vor. Auch Hunde können sich mit dem Erreger anstecken, eine Erkrankung ist aber deutlich seltener als beim Menschen.
Wie steckt man sich mit FSME an?
Die FSME-Viren werden von Zecken bei der Blutmahlzeit aufgenommen und können dann über die Speicheldrüsen an andere Wirte oder über die Eier an die eigenen Nachkommen (transovariell) weitergegeben werden. Nach deren Entwicklung gelangen sie wiederum beim Stich aus den Speicheldrüsen ins Blut der Wirtstiere oder des Menschen und können dort eine Infektion auslösen. Im Gegensatz zur Borreliose werden die FSME-Erreger bereits kurz nach dem Stich übertragen.
Hierzulande ist vor allem der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) Überträger. In Risikogebieten sind bis zu 5 Prozent der Tiere – also eines von 20 – mit dem Virus infiziert. In seltenen Fällen ist es möglich, sich über unbehandelte Milch infizierter Schafe oder Ziegen (sehr selten auch über rohe Kuhmilch) anzustecken. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch findet nicht statt. Auch infizierte Schwangere übertragen den Erreger anscheinend nicht auf das ungeborene Kind. Zwischen der Übertragung des Virus und dem Auftreten erster Symptome (Inkubationszeit) vergehen im Durchschnitt sieben bis 14 Tage, selten auch bis zu 28 Tage.
Steigende Infektionszahlen
Da es regionale Schwankungen gibt, ist das Risiko, sich bei einem einzelnen Zeckenstich anzustecken, laut Fachleuten nicht sicher abzuschätzen. Insgesamt tritt die FSME-Erkrankung bisher vergleichsweise selten auf. Weil viele der erkrankten Personen jedoch nur milde oder keine Symptome zeigen, ist die Zahl der tatsächlich stattgefundenen Infektionen insgesamt vermutlich höher. Infizieren können sich Menschen aller Altersgruppen, die meisten gemeldeten Erkrankungen werden aber bei Personen über 40 Jahren festgestellt.
Die Infektionszahlen steigen in Europa seit den 1990er-Jahren deutlich. 2024 meldete das Robert-Koch Institut 686 FSME-Infektionen in Deutschland, und damit 208 Fälle mehr als im Vorjahr. Der Großteil der Betroffenen (98 Prozent) war den Angaben zufolge nicht geimpft.
Welche Symptome zeigen sich bei FSME?
Viele FSME-Fälle bleiben symptomlos, nur bei etwa 30 bis 50 Prozent der infizierten Personen kommt es zu einer spürbaren FSME-Erkrankung. Typischerweise verläuft diese in zwei Phasen: Sie beginnt meistens mit grippeähnlichen Symptomen wie Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber. Danach schließt sich häufig eine symptomlose Zeit von bis zu 20 Tagen an.
Bei etwa jeder dritten bis zehnten Person, die Krankheitszeichen aufwies, schließt sich danach eine zweite Phase an. Dabei kann es neben erneutem Fieber zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis), einer Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten (Meningoenzephalitis) oder zu einer Rückenmarksentzündung (Myelitis) kommen.
Wenn Gehirn und Rückenmark (zentrales Nervensystem, ZNS) betroffen sind, führt das gegebenenfalls zu Symptomen wie Lähmungen an Armen und Beinen, Atem- und Schluckbeschwerden, Krampfanfällen oder Sprachproblemen. Es kann einige Monate dauern, bis sich die betroffenen Personen wieder vollständig erholen.
In einigen Fällen bleiben die Symptome im zentralen Nervensystem lange oder sogar dauerhaft bestehen, insbesondere bei Erwachsenen. Etwa eine von hundert Personen verstirbt infolge der Erkrankung. Nach einer überstandenen Infektion sind Genesene mehrere Jahre immun, das gilt nach bisherigem Kenntnisstand auch für alle Subtypen des Virus. Wie lange die Immunität genau besteht, ist allerdings nicht abschließend geklärt.
Wo liegen die FSME-Risikogebiete?
Bisher lagen die Risikogebiete vor allem in Süddeutschland, also Bayern und Baden-Württemberg. Sie breiten sich von dort aber zunehmend in die angrenzenden Regionen von Thüringen, Hessen und Sachsen aus. Neu hinzu gekommen sind im Jahr 2025 drei weitere Regionen: der Stadtkreis Augsburg, der Landkreis Elbe-Elster im südlichen Brandenburg sowie der niedersächsische Landkreis Celle.
Bundesweit sind damit derzeit 183 Kreise als FSME-Risikogebiete benannt. Im Prinzip ist aber mittlerweile ganz Deutschland FSME-Risikogebiet, so Zecken-Expertin Ute Mackenstedt. Sie warnt: "Wir können uns nirgendwo mehr richtig sicher sein."
Auch im Ausland findet man Gebiete mit erhöhtem Risiko für FSME. Im englischen Sprachraum ist meist von "durch Zecken übertragene Enzephalitis" (engl. TBE, für "Tick-Borne-Encephalitis") die Rede. Informationen zum Ansteckungsrisiko in anderen Ländern erhalten Sie vom Gesundheitsamt oder Auswärtigen Amt. Darüber hinaus können Tropeninstitute oder entsprechend spezialisierte Ärztinnen und Ärzte Auskunft geben.
Insbesondere bei Reisen in ferne Länder ist im Vorfeld eine reisemedizinische Beratung durch entsprechend qualifizierte Medizinerinnen und Mediziner ratsam. Informieren Sie sich rechtzeitig, denn notwendige Impfungen werden in der Regel mehrfach mit einem Abstand einiger Wochen durchgeführt. Eine Immunisierung kann entsprechend lange dauern und muss deshalb frühzeitig vor einer Reise begonnen werden.
Kann FSME behandelt werden?
Gegen das FSME-Virus selbst stehen bisher keine Medikamente zur Verfügung. Deshalb zielt die Behandlung im Falle einer Erkrankung darauf ab, die Symptome zu lindern. Beispielsweise können bei Fieber Wirkstoffe wie Paracetamol helfen. Schwere Verläufe der Erkrankung werden häufig im Krankenhaus behandelt, gegebenenfalls unter intensivmedizinischer Überwachung.
Gegen das FSME-Virus steht eine Impfung zur Verfügung. Obwohl diese häufig als "Zeckenimpfung" oder "Impfung gegen Zecken" bezeichnet wird, schützt sie weder gegen den Stich von Zecken noch gegen eine andere von Zecken übertragbare Erkrankung wie etwa die Borreliose. Es ist deshalb auch nach einer solchen Impfung sinnvoll und notwendig, sich vor Zeckenstichen zu schützen.
Die FSME-Impfung wird unabhängig vom Alter insbesondere Menschen empfohlen, die in Risikogebieten leben und Gefahr laufen, mit Zecken in Kontakt zu kommen. Das trifft vor allem auf Personen zu, die sich regelmäßig im Freien aufhalten, sei es beruflich oder bei Freizeitaktivitäten. Zu ihnen gehören beispielsweise Menschen, die in der Land- oder Forstwirtschaft tätig sind, oder die in der Natur der Gartenarbeit oder dem Sport nachgehen.
Es stehen Wirkstoffe zur Verfügung, die bei Kindern ab einem Jahr angewendet werden können, und solche, die für Menschen ab 12 oder 16 Jahren gedacht sind. Die Ständige Impfkommission (STIKO) gibt keine ausdrückliche Empfehlung zur Impfung von Kindern, sondern verweist auf die Herstellerangaben, wonach die Impfung ab einem Jahr möglich ist.
FSME-Impfung: Der richtige Zeitpunkt
Um einen sicheren Schutz zu erhalten, sind drei Impfungen gegen FSME notwendig. Die ersten beiden Injektionen erfolgen im Abstand von einem bis drei Monaten. Sie finden im Idealfall im Winter statt, damit der Impfschutz bis zur Zecken-Hochsaison im Frühjahr aufgebaut werden kann.
Wird der Schutz schneller angestrebt, beispielsweise kurzfristig vor einer Reise, kann die zweite Dosis bereits etwa zwei Wochen nach der ersten verabreicht werden. In der Regel besteht schon nach der zweiten Impfung ein wirksamer Schutz, der allerdings nicht länger als ein Jahr anhält. Fünf bis zwölf Monate nach der zweiten folgt dann die dritte Impfung. Die erste Auffrischung sollte nach drei Jahren stattfinden. Anschließend wird Personen über 60 Jahren empfohlen, die Impfung alle drei Jahre aufzufrischen, bei Jüngeren alle fünf Jahre.
Sehr häufige Nebenwirkungen der Impfung sind Reaktionen an der Einstichstelle, wie Schmerzen, seltener Schwellungen oder Rötungen. Teilweise kommt es zu Fieber mit entsprechendem Krankheitsgefühl, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Unruhe und Schlafstörungen. Bei Kindern kann Fieber über 38 Grad Celsius auftreten. Da es keine wirkliche Therapie gegen die Erkrankung gibt und sie teilweise schwer verlaufen kann, wird die Impfung bei entsprechend hohem Risiko für Zeckenkontakt in Risikogebieten trotz der möglichen Nebenwirkungen empfohlen.
Eine Impfung nach einem Zeckenstich gilt nicht als sinnvoll, da nicht davon auszugehen ist, dass rechtzeitig Antikörper aufgebaut werden können, um eine Infektion zu verhindern.
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Mit Material von dpa.
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