So funktioniert der Druckausgleich im Flugzeug

Mädchen hält sich im Flugzeug die Ohren zu
Druckgefühl und Ohrenschmerzen bei Start oder Landung lassen sich mit Druckausgleich lindern© iStock.com/Dobrila Vignjevic

Viele Menschen leiden beim Fliegen unter Ohrenschmerzen. Mit den richtigen Tipps und ein wenig Übung gelingt der Druckausgleich im Flugzeug.

  • Druckunterschiede führen zu Ohrenschmerzen beim Fliegen

  • Druckausgleich durch Gähnen, Schlucken und Valsalva-Manöver

  • Nasenspray und spezielle Ohrstöpsel bei Bedarf hilfreich

Ohrenbeschwerden im Flugzeug

Viele Menschen erleben bei Start und Landung Symptome wie:

  • Druck auf den Ohren

  • Gedämpftes Hören

  • Ohrgeräusche

  • Ohrenschmerzen

Verschiedene Maßnahmen sowie Hilfsmittel wie Nasenspray und Ohrstöpsel helfen beim Druckausgleich.

Woher kommt der Druck auf den Ohren?

Während ein Flugzeug steigt oder landet, verändert sich der Luftdruck auch im Innenraum: Auf einer Reiseflughöhe von 10.000 Metern herrscht für die Reisenden in der Druckkabine ein Luftdruck wie bei einer Bergtour auf 2400 Metern.

An solche Druckverhältnisse kann sich ein gesunder Körper normalerweise problemlos anpassen. Manchen Menschen bereitet die plötzliche Veränderung bei Start und Landung allerdings Probleme wie Ohrenschmerzen. Mediziner sprechen auch von einem Barotrauma.

Was geschieht beim Start im Ohr?

Während das Flugzeug in die Höhe steigt und der umgebende Luftdruck abnimmt, dehnt sich die eingeschlossene Luft aus. Das lässt sich gut bei mitgebrachten Tüten und Flaschen beobachten, die plötzlich wie aufgepustet aussehen.

Auch hinter dem Trommelfell im Ohr befindet sich ein luftgefüllter Hohlraum, die sogenannte Paukenhöhle. Steigt der innere Druck, kann die Luft durch einen kleinen Kanal – die sogenannte Eustachi-Röhre oder Ohrtrompete – in den Rachenraum entweichen. Manche Reisende reagieren bereits auf diesen Steigflug sensibel; die meisten nehmen aber höchstens ein leises Knacken im Ohr wahr.

Warum schmerzt es bei der Landung?

Unangenehm wird es meist erst mit dem Sinkflug – denn die Eustachi-Röhre funktioniert wie ein Überdruckventil, das sich nur in eine Richtung öffnet. Wenn der äußere Luftdruck kurz vor der Landung wieder steigt, wölbt sich das elastische Trommelfell nach innen.

Für viele Fluggäste entsteht dadurch ein Gefühl wie Watte im Ohr, und sie hören nur noch gedämpft. Steigt der Außendruck weiter an, kommt es im Bereich des Ohres zu stechenden Schmerzen. Oft hält der Ohrendruck nach dem Flug noch eine Weile an.

Wie geht der Druckausgleich richtig?

Um Ohrenschmerzen beim Fliegen zu vermeiden, ist es wichtig, den Druck vor und hinter dem Trommelfell möglichst gleichmäßig zu halten. Dieser Druckausgleich im Flugzeug gelingt bei manchen Menschen unbewusst und automatisch recht gut.

Im Sinkflug müssen viele Reisende jedoch aktiv nachhelfen, um die Eustachi-Röhre zu öffnen, die Mittelohr und Rachen verbindet. Oft gelingt das am besten, indem Sie die Muskulatur im Rachen aktivieren, zum Beispiel durch:

  • Schlucken (z.B. Trinken, Bonbon lutschen)

  • Kauen (z.B. Kaugummi)

  • Gähnen

Valsalva-Manöver

Hilfreich bei Ohrendruck im Flugzeug ist für viele Reisende auch das sogenannte Valsalva-Manöver:

  1. Atmen Sie tief ein.

  2. Schließen Sie den Mund und halten sich die Nase zu.

  3. Versuchen Sie nun, gegen diesen Druck durch die Nase auszuatmen, ähnlich wie beim Naseputzen.

  4. Ein knackendes oder ploppendes Geräusch in den Ohren zeigt an, dass das Manöver funktioniert.

Gehen Sie dabei behutsam vor. Wenn Sie unter Herzrhythmusstörungen oder einer Erkrankung im Bereich der Ohren und Nasennebenhöhlen leiden, halten Sie im Vorfeld ärztliche Rücksprache, ob das Valsalva-Manöver für Sie geeignet ist.

Ohrendruck bei Kindern

Kinder reagieren auf die Druckunterschiede bei Flugreisen oft sensibler als Erwachsene und neigen stärker zu Ohrenschmerzen beim Fliegen. Bei ihnen ist die Ohrtrompete etwas anders geformt und öffnet sich manchmal nicht vollständig.

Druckausgleich für Babys und Kleinkinder

  • Achten Sie darauf, dass das Kind Start und Landung nicht verschläft.

  • Hilfreich für Babys sind Saug- und Schluckbewegungen: Stillen, Trinken aus einer Flasche mit Sauger oder ein Schnuller.

  • Kindern im Kindergartenalter macht es Spaß, wenn sie durch einen Strohhalm trinken und Blasen in einem Getränk machen dürfen.

Druckausgleich für Schulkinder

  • Ab dem Vorschulalter eignen sich Kaugummis, Lutschbonbons oder Gummibärchen, um den Druckausgleich bei Start und Landung zu vereinfachen.

  • Gesunde Kinder können bereits vor dem Flug spielerisch das Valsalva-Manöver üben.

Wichtig

Ein Kind mit einer akuten Mittelohrentzündung sollte auf keinen Fall fliegen, sonst droht ein ausgeprägtes Barotrauma mit starken Schmerzen. Lassen Sie vor dem Flug bestehende Ohrenschmerzen oder eine gerade abgeklungene Ohrenentzündung zur Sicherheit ärztlich abklären.

Ohrstöpsel für Druckausgleich

Bei Kindern und Erwachsenen mit empfindlichen Ohren sind spezielle Ohrstöpsel beim Druckausgleich oft hilfreich. Sie sitzen fest im Gehörgang und bilden eine kleine Luftkammer vor dem Trommelfell. Dadurch bremsen sie die Druckveränderung ab. Zusätzlich dämpfen sie die Umgebungsgeräusche beim Fliegen.

Achten Sie beim Kauf darauf, dass es sich um spezielle Ohrstöpsel zum Druckausgleich im Flugzeug handelt und die Größe stimmt. Probieren Sie vor dem Flug aus, ob sie bei Ihnen oder Ihrem Kind gut in den Gehörgang passen und angenehm sitzen.

Wenn Sie häufig fliegen, lohnen sich möglicherweise maßgefertigte Ohrstöpsel von einer Hörakustikerin oder einem Hörakustiker.

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Druckausgleich klappt nicht

Verschiedene Gründe können dazu führen, dass der Druckausgleich nicht funktioniert:

  • Erkältungskrankheiten

  • Allergien der Atemwege (z.B. bei Heuschnupfen oder Hausstauballergie)

  • Chronische Entzündungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich (z.B. Nasennebenhöhlen-Entzündung)

Die Schleimhaut im Bereich der Ohrtrompete ist dann entzündlich angeschwollen, sodass der Kanal keine Luft hindurchlässt und sämtliche Tipps zum Druckausgleich beim Fliegen nicht helfen. Insbesondere für Kinder und Babys wird Fliegen mit Erkältung schnell zur Qual, da die schmale Ohrtrompete sich leicht verschließt.

Abschwellendes Nasenspray kann helfen

Bei geschwollenen Atemwegen ist ein Nasenspray im Flugzeug für den Druckausgleich hilfreich – am besten etwa eine halbe Stunde vor dem Start und noch einmal vor dem Landeanflug. Optimal sind Nasentropfen, da diese die Eustachi-Röhre besser erreichen. Wirkstoffe wie Oxymetazolin und Xylometazolin lassen die Schleimhäute abschwellen und öffnen den Luftkanal zum Mittelohr.

Ist die Schwellung allergisch bedingt, helfen außerdem die gewohnten Antiallergika. Zudem empfiehlt es sich, viel zu trinken, um die Schleimhäute feucht und geschmeidig zu halten.

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Wenn der Druckausgleich bei Ihnen auch im gesunden Zustand nicht gut funktioniert und Sie im Alltag häufig Druck auf dem Ohr spüren, lassen Sie dies vor einem Flug unbedingt in einer Praxis für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde abklären. Eine Funktionsstörung der Eustachischen Röhre kann auf Dauer das Hören beeinträchtigen und Mittelohrentzündungen begünstigen.

Was tun bei Ohrendruck nach Flug?

Wenn der Ohrendruck noch einige Stunden nach dem Flug anhält, ist das zunächst kein Grund zur Sorge. Manchmal dauert es ein wenig, bis die Druckverhältnisse im Ohr und das gereizte Trommelfell sich vollständig normalisiert haben.

  • Unterstützen können Sie den Prozess weiterhin mit gähnenden, kauenden oder schluckenden Bewegungen.

  • Bei Erkältungen oder Allergien können auch abschwellende Nasensprays oder Nasentropfen weiterhin helfen. Wenden Sie diese aber nicht länger als sieben Tage in Folge an.

  • Hilfreich können bei leichten Ohrenschmerzen nach dem Flug auch Hausmittel wie ein Zwiebelsäckchen oder ein erwärmtes Kirschkernkissen sein.

Wann zum Arzt?

Bei einem stärkeren Barotrauma passiert es manchmal, dass sich infolge der Belastung hinter dem Trommelfell ein wenig Flüssigkeit sammelt (Paukenerguss). Im seltenen Extremfall kann sogar das Trommelfell reißen oder Strukturen im Innenohr können Schaden nehmen.

Wenn Sie nach dem Flug mehrere Tage anhaltende oder starke Schmerzen haben, schlecht hören, Ohrgeräusche (Tinnitus) oder Schwindel bemerken, suchen Sie möglichst rasch Ihre haus- beziehungsweise kinderärztliche Praxis oder direkt eine Fachärztin oder einen Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde auf.

Was tun bei einem Barotrauma?

Nach einer genauen Untersuchung kann die Ärztin oder der Arzt mithilfe des sogenannten Politzer-Verfahrens dabei helfen, den Druckausgleich wieder herzustellen. Dieses funktioniert ähnlich wie das Valsalva-Manöver, allerdings unterstützt von einem kleinen Ballon.

SchweregradMerkmale

Grad 0

Gesundes Ohr

Grad 1

Trommelfell teilweise gerötet oder eingezogen

Grad 2

Trommelfell vollständig gerötet und eingezogen

Grad 3

Zusätzlich Flüssigkeitsansammlung hinter dem Trommelfell (Paukenerguss)

Grad 4

Trommelfell gerissen

Schweregrade eines Mittelohr-Barotraumas

Zusätzlich erhalten Sie bei Bedarf ein Rezept für Nasentropfen und Schmerzmittel. Selbst ein gerissenes Trommelfell heilt meist ohne weitere Maßnahmen ab.

Ist die Belüftung des Mittelohrs dauerhaft gestört oder hält sich über längere Zeit ein Paukenerguss im Ohr, kann ein kleiner chirurgischer Eingriff am Trommelfell infrage kommen. In der Regel sind solche Maßnahmen bei Ohrenschmerzen nach einem Flug nicht notwendig.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.