Test Hyundai Nexo: Elektro-SUV mit Brennstoffzelle

weisser Hyundai Nexo faehrt durch Gelaende
Ansprechende Optik: Brennstoffzellen-Auto Hyundai Nexo© Hyundai

Der Hyundai Nexo ist ein Brennstoffzellenfahrzeug, das seinen Strom selbst produziert. Wie schlägt sich der Wasserstoff-SUV im ADAC Test? Plus: Bilder, Preis, Crashtest

  • Eines der wenigen alltagstauglichen Brennstoffzellenautos auf dem Markt

  • Testverbrauch 1,2 kg Wasserstoff/100 km: Reichweite für 540 Kilometer

  • Mit 77.290 Euro teuer in der Anschaffung

Hyundai glaubt an Wasserstoff: Nach dem ix35 ist der Nexo als Nachfolgemodell zu den Händlern gerollt. Wichtigste Information dazu: Trotz gleichem Tankinhalt kommt der Nexo dank seiner optimierten Brennstoffzellentechnik knapp 100 Kilometer weiter. Das bestätigt der Koreaner im ADAC Test eindrucksvoll: 540 Kilometer Reichweite sind problemlos drin – und das ist bei derzeit (Stand Januar 2023) nur 163 Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland wichtig.

Der Hyundai Nexo hat drei Wasserstoff-Tanks

Die drei Tanks liegen Platz sparend unter dem Kofferraum, der so mit seinen umlegbaren Sitzlehnen gut nutzbar ist. Zwar fällt er relativ flach aus, so dass unter der Laderaumabdeckung nach den Messungen des ADAC gerade einmal 375 Liter verstaut werden können. Doch umgeklappt und vollgeladen bis zum Dach sind es stolze 1415 Liter.

Mit üppigem Raumgefühl und komfortabler Beinfreiheit bietet der 4,67 Meter lange Nexo – das ist VW-Tiguan-Allspace-Größe – ohnehin Platz genug. Vorn finden Personen bis zu einer Körpergröße von knapp 1,90 Metern genügend Beinfreiheit vor. Die Kopffreiheit würde auch für zwei Meter große Personen ausreichen. Auch in der zweiten Reihe bietet der Nexo ordentlich Platz: Sowohl die Bein- als auch die Kopffreiheit reichen für rund 1,85 Meter große Insassen aus, wenn der Vordersitz auf 1,85 Meter Körpergröße eingestellt ist.

Innenraum: Harter Kunststoff, viele Tasten

Die Sitze sind bequem, die verwendeten Plastikmaterialien zwar ganz hübsch, aber haptisch etwas enttäuschend. Harten Kunststoff erwartet man in dieser Preisklasse eigentlich nicht. Optische Highlights bieten das digitale Display über die halbe Fahrzeugbreite und das flach liegende Instrumentenpanel. Allerdings lassen sich dessen schier unzählige Tasten nicht intuitiv ohne Blickkontakt bedienen. Die Beschriftung der silbernen Tasten sind bei Sonnenschein kaum zu erkennen.

Ansonsten gibt der Nexo keine Rätsel auf: reinsetzen, starten und losfahren – wie mit jedem anderen Elektroauto. Das bedeutet, sanft und stressfrei fast geräuschlos dahinzugleiten. Und nur bei Bedarf mal die enorme Durchzugskraft eines E-Motors auszuprobieren. Beim Nexo sind es 395 Newtonmeter, der Spurt auf 100 km/h dauert 9,2 Sekunden.

Der im ADAC Test gemessene Zwischenspurt von 60 auf 100 km/h fällt ebenfalls kurz aus: Nach 5,6 Sekunden ist die Übung beendet. Bei 177 km/h wird der Nexo abgeregelt. Doch der Koreaner verleitet ohnehin eher zum entspannten Cruisen. Der Antrieb ist kaum zu vernehmen und nicht lauter als der eines normalen Elektroautos. Der Fahrkomfort wird dadurch deutlich gesteigert. Bis auf die Windgeräusche hört man wenig.

Preis des Brennstoffzellen-Stromers: 77.290 Euro

Erfreulicherweise knausert Hyundai nicht bei der Ausstattung. Für happige 77.290 Euro bleiben von den riesigen Displays, den kompletten Assistenzsystemen mit Stau-, Einpark- und Querverkehrfunktion über die Lichtsensoren bis zur DAB-Soundanlage mit Echtzeitnavigation keine Wünsche offen. Zubuchbar ist lediglich eine Matt-Lackierung in Titanium Grey für 600 Euro. Und ein Premiumpaket für 5210 Euro mit 19-Zöllern, Around-View-Monitor oder großem Panorama-Glas-Dach.

Die 200. Wasserstoff-Tankstelle ist in Sicht

Der Clou, warum man sich unbedingt für dieses Paket entscheiden sollte, ist der inkludierte Totwinkel-Assistent. Hier leuchtet nicht nur eine LED im Außenspiegel auf, wenn ein Fahrzeug im toten Winkel fährt: Wird der Blinker betätigt, erscheint das reale Spiegelbild – von einer Kamera übertragen – im hochauflösendem Zentraldisplay direkt vor dem Fahrer. Ein tolles Hilfsmittel, weil der erfasste Winkel sogar größer ist, als reale Spiegel ihn erfassen können. Kein Wunder, dass mittlerweile schon weitere Modelle aus Korea damit ausgestattet wurden.

Dass neue Ideen wie das Fahren mit einer Brennstoffzelle nicht immer gleich zünden, musste der deutsche Hyundai-Importeur mit dem Vorgängermodell iX35 FuelCell erleben: Von 2013 an entschieden sich nur 200 Käufer für den SUV-Stromer. Doch beim Nexo ist sich Hyundai sicher: Wenn das deutsche Tankstellennetz wie versprochen ausgebaut wird, rechnet man mit 1000 Verkäufen – pro Jahr! Aktuell ist noch Luft nach oben, 2021 gingen gerade mal 152 Exemplare über den Hof der Händler. Dabei gibt es derzeit ohnehin nur einen einzigen ernsthaften Konkurrenten: den Toyota Mirai als Stufenhecklimousine, mittlerweile in zweiter Generation.

Bis zum Jahr 2023 war in Deutschland eigentlich ein Netz von 400 Tankstellen geplant. Aktuell (Stand Januar 2023) sind es 163, 38 sind in der Realisierungsphase. Eine zusätzliche Verdoppelung noch dieses Jahr, wie ursprünglich avisiert, ist eher nicht zu erwarten. Eine Karte zeigt den aktuellen Stand* der bereits gebauten und noch geplanten Standorte an.

Verbrauch: 1,2 Kilo Wasserstoff/100 km

Und wie sieht der Verbrauch aus? Auf 100 Kilometer werden 1,2 Kilogramm Wasserstoff verbraucht. Ist das sparsam? Schwer zu sagen, denn besonders viele Vergleichsmöglichkeiten gibt es nicht. Die Toyota Mirai der ersten und der zweiten Generation kamen zumindest im ADAC Test mit 1,0 Kilo Wasserstoff aus.

Der Nexo stößt lokal keinerlei CO₂-Emissionen aus, was gerade in von Schadstoffen belasteten Innenstädten ein großes Plus darstellt. Im ADAC Ecotest wird allerdings nicht nur der lokale Ausstoß, sondern auch der CO₂-Ausstoß bewertet, der sich aus der Produktionskette des Kraftstoffs ergibt. Wasserstoff wird derzeit hauptsächlich aus Erdgas, Erdöl und Kohle gewonnen.

Um den Umweltgedanken konsequent zu verfolgen, muss Wasserstoff langfristig aus regenerativen Energiequellen stammen. Daher resultiert bei einem Wasserstoffverbrauch von 1,2 kg/100 km im Ecotest aktuell ein CO₂-Wert von 137 g/km – das macht vier von fünf Sternen im ADAC Ecotest.

So funktioniert eine Brennstoffzelle

Brennstoffzelle, Funktion
Infografik: Schematische Darstellung der Membranen© Martin Stallmann

In Fahrzeugen kommen PEM (Polymer-Elektrolyth-Membran)-Brennstoffzellen zum Einsatz. Die Membran (in der Grafik in der Mitte) trennt die vom Wasserstoff (H₂) umspülte Anode (links) von der Kathode (rechts) mit dem Sauerstoff (O₂). Die Wirkungsweise: An der Anode scheiden sich die Wasserstoffmoleküle in Ionen und Elektronen. Die Ionen wandern durch die PEM zur Kathode und verbinden sich dort mit dem Luftsauerstoff zu Wasser. Weil die Membran jedoch für die Elektronen undurchlässig ist, müssen sie auf dem Weg zur Kathode den Umweg über eine Leitung gehen. Die "wandernden" Elektronen führen dann zu einem Stromfluss, der direkt von einem Elektromotor genutzt werden kann.

Was machen die Brennstoffzellen-Fahrzeuge von Mercedes und Co?

Aktuell haben sieben Marken Wasserstoffautos im Portfolio oder zumindest in Planung: Honda den Clarity (nicht in Europa), Toyota den Mirai und Hyundai seit 2018 den Nexo, vorher den ix35 Fuel Cell. Mercedes-Benz forschte schon früh an der Technik. Sozusagen als Frühstart präsentierten die Stuttgarter 1994 den NECAR 1, das erste Brennstoffzellenauto der Welt.

Auf Basis des MB 100 wurden hier erstmals Wasserstoff und Sauerstoff in Wasser umgewandelt. Die dabei entstehende Energie trieb einen Elektromotor an. Nur: Der Prototyp steht heute im Mercedes-Museum – und neben ihm könnten auch die fünf anderen von der V- bis zur B-Klasse parken, die bis heute entwickelt wurden. Ein Modell in Großserie traute sich Mercedes bisher nicht zu. Ende 2018 gab es endlich den Mercedes GLC F-Cell. Doch bei dem zogen die Stuttgarter schnell wieder den Stecker. Begründung: Man konzentriere sich lieber darauf, die Brennstoffzellen-Technik in Bussen und Lkws zu entwickeln.

Anders als GM, Ford, Fiat, Nissan und VW, die schon an dem Thema dran waren, aber dann doch lieber auf auf den reinen Elektroantrieb und auf Plug-in-Hybride setzten, ist BMW wieder in den Kreis der Wasserstoff-Bauer zurückgekehrt: Der iX5 Hydrogen soll ab Frühjahr 2023 als Technologie-Demonstrator zum Einsatz kommen. Als Dreier-Team treten beim Stellantis-Konzern der Peugeot e-Expert Hydrogen, der Citroën e-Jumpy Hydrogen und der Opel Vivaro-e Hydrogen an. Sie werden aktuell in Rüsselsheim umgerüstet, das Trio strebt eine Jahresproduktion von 10.000 Einheiten fürs gewerbliche Leasing an.

Hyundai Nexo: 5 Sterne im Crashtest

Im Euro NCAP-Crashtest erreicht der Hyundai Nexo die Höchstwertung von fünf Sternen. Das Fahrzeug ist mit Gurtkraftbegrenzern, Gurtstraffer, Kopfairbags sowie optischen und akustischen Gurtwarnern in der ersten und zweiten Sitzreihe ausgestattet. Für die vorderen Plätze sind zusätzlich Seitenairbags verbaut.

Der Insassenschutz ist gut, das Verletzungsrisiko ist für Erwachsene und Kinder mittel bis sehr gering. Es sind ISOFIX-Halter an den äußeren hinteren Sitzplätzen montiert mit i-Size-Kennzeichnung, für den Beifahrersitz sind sie nicht erhältlich.

Der Nexo ist mit einem umfassenden Assistenzpaket mit automatischem Notbremsassistenten und aktivem Spurhaltesystem serienmäßig ausgestattet.

Durch Anklicken des Vorschaubildes mit dem Play-Button werden Sie auf die Internetseite von YouTube weitergeleitet. Für deren Inhalte und Datenverarbeitung ist der jeweilige Seitenbetreiber verantwortlich. ∙ Bild: © Euro NCAP

ADAC Testfazit

ADAC-Redakteur mit einem Hyundai Nexo
Redakteur Thomas Kroher mit dem Hyundai Nexo auf Testfahrt© Hyundai

Der Nexo leistet sich kaum Schwächen. Die Assistenzsysteme sind absolut auf Höhe der Zeit und vor allem serienmäßig, das Auto federt kommod, lenkt gut und bietet für Gepäck und Passagiere ordentlichen Platz und Nutzwert. Ein gelungener Wurf also, dieser Nexo.
Nur zweierlei trübt die Freude etwas: Fehlende Tankstellen und der Kaufpreis von mindestens 77.290 Euro.

Hier können Sie hier das ausführliche Testbericht-PDF zum Hyundai Nexo herunterladen.

Testbericht-PDF zum Hyundai Nexo
PDF, 516 KB
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Hyundai Nexo: Technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

Hyundai Nexo (ab 08/18)

Motorart

Wasserstoff (E-Motor)

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

120

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

163

Drehmoment (Systemleistung)

395 Nm

Antriebsart

Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

9,2 s

Höchstgeschwindigkeit

177 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

666 km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

1,0 kg/100 km

Verbrauch Gesamt (NEFZ)

0,8 kg/100 km

Kofferraumvolumen normal

461 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.466 l

Leergewicht (EU)

1.889 kg

Zuladung

451 kg

Garantie (Fahrzeug)

5 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.670 mm x 1.860 mm x 1.630 mm

Grundpreis

77.490 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)


Überholvorgang 60-100 km/h

5,6 s

Bremsweg aus 100 km/h

35,9 m

Wendekreis

12,0 m

Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC EcoTest

1,2 kg Wasserstoff/100 km , 137 g CO₂/km (well-to-wheel)

Reichweite

540 km

Innengeräusch bei 130 km/h

68,3 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1845 / 495 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

375 / 820 / 1415 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

Hyundai Nexo (ab 08/18)

Karosserie/Kofferraum

2,7

Innenraum

2,4

Komfort

2,4

Motor/Antrieb

1,3

Fahreigenschaften

2,6

Sicherheit

2,2

Umwelt/EcoTest

1,6

Gesamtnote

2,1
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

Das hat uns gefallen: Lokal emissionsfrei. Komfortabler Antrieb. Umfangreiche Sicherheitssysteme. Gute Ausstattung.      

Das hat uns nicht gefallen: Keine Anhängelast erlaubt. Teils einfache Materialien. 

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