ADAC Staubilanz 2022: 333.000 Stunden Stillstand

Rund 474.000 Mal gab es auf deutschen Autobahnen 2022 Stau oder stockenden Verkehr
Rund 474.000 Mal gab es auf deutschen Autobahnen 2022 Stau oder stockenden Verkehr© Shutterstock/PRILL

ADAC Staubilanz: Wo und wann es letztes Jahr besonders schlimm war. Dazu die Staukarte 2022 und Tipps, wann sich Abfahren von der Autobahn lohnt.

  • Staureichste Autobahn ist die A8 bei Pforzheim

  • Weniger Staus als in der Vor-Corona-Zeit

  • 2023 rechnet ADAC mit mehr Verkehr und Staus

Die Zahlen der ADAC Staubilanz für 2022 klingen nach endlosem Stehen auf der Autobahn: 474.000 Mal Stau oder stockender Verkehr mit einer Gesamtlänge von etwa 733.000 Kilometern – das entspricht mehr als 18 Weltumrundungen. 330.000 Stunden, das sind im Schnitt mehr als 900 Stunden jeden Tag, warteten Menschen auf einer der 123 deutschen Autobahnen darauf, dass es weitergeht. Vor Corona war es allerdings deutlich schlimmer: 2019 zählte der ADAC 521.000 Staustunden.

Die schlimmsten Staustellen und Baustellen

Stau am Grenzübergang Suben Autobahn A3
Wieder einer der Stau-Hotspots: Der Grenzübergang Passau/Suben auf der A3© dpa

Wo Fahrspuren wegfallen oder enger werden, staut es sich besonders häufig. Zwischen 600 und 1000 Baustellen, die zeitgleich bestanden, wurden im vergangenen Jahr gemeldet – etwa die Hälfte davon aus Nordrhein-Westfalen.

Die Staukarte 2022 zeigt die Baustellen und die Autobahn-Abschnitte, wo Fahrerinnen und Fahrer besonders oft standen. Spitzenreiter war die A8 zwischen Stuttgart und Karlsruhe bei Pforzheim, gefolgt von der A3 zwischen dem Grenzübergang Passau/Suben und Passau (wegen der Grenzkontrollen) und der A10 (Dreieck Werder – Dreieck Potsdam).

Besonders stauanfällige Tage und Uhrzeiten

Der Donnerstag war 2022 der Haupt-Stautag. "Traditionell sind Dienstag, Mittwoch und Donnerstag die stärksten Tage", erklärt ADAC Verkehrsexperte Jürgen Berlitz. Dass sich der Montag in Sachen Staurisiko als schwächer erweist, könnte laut Berlitz ein Corona-Effekt durch mehr Home-Office sein.

Ein Großteil der Stau-Ereignisse wird wie immer im Berufsverkehr gemeldet. Aus Ballungsräumen wie Hamburg oder Berlin, vor allem aber aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen. "Das Rheinland und das Ruhrgebiet sind dann ein einziger großer Stau", sagt ADAC Verkehrsdaten-Spezialistin Susanne Hessel. Die morgendliche Stauspitze von 7 bis 8 Uhr war 2022 ausgeprägter als im Vorjahr. Hessel: "Das spricht für eine verstärkte Rückkehr an den Arbeitsplatz, ein Trend, der sich dieses Jahr fortsetzen dürfte." Nachmittags ist die Stauspitze wie schon vor Corona breiter, von 14 bis 18 Uhr.

Spannend dürfte werden, ob sich das 49-Euro-Ticket in der Staubilanz auswirkt. Vielleicht sogar stärker als 2022 das 9-Euro-Ticket. Hessel: "Bei der Einführung im Juni gab es weniger Verkehr, da haben viele Autofahrende das Angebot wohl erstmal ausprobiert. Das neue Angebot könnte insbesondere Pendler zum Umsteigen bewegen."

Insgesamt rechnen Berlitz und Hessel aber 2023 mit einem steigenden Verkehrsaufkommen und mehr Staus. Noch weiter verschlechtern könnte die Lage der desolate Zustand vieler Autobahnbrücken. "Hunderte Brücken müssen in den nächsten Jahren rechtzeitig durch neue ersetzt werden", sagt Berlitz, "gelingt das nicht, sind weitere und lang anhaltende Vollsperrungen die Folge." Wie verheerend sich der Sanierungsstau auswirkt, lässt sich seit 2021 in Lüdenscheid besichtigen. Dort herrschen seit der Sperrung der Talbrücke Rahmede Tag und Nacht Verkehrschaos und Dauerstau.

Die Spitzentage und die längsten Staus des Jahres

Die deutschlandweit staureichsten Tage des Jahres 2022 waren:

  • Freitag, 30.9. (vor dem langen Wochenende mit dem Tag der Deutschen Einheit), 2250 Staustunden

  • Mittwoch, 25.5. (Tag vor Christi Himmelfahrt), 2100 Stunden

  • Freitag, 3.6. (vor dem Pfingstwochenende), 2050 Stunden

  • Freitag, 28.10. (vor dem Reformationstag und den Herbstferien in Bayern und Baden-Württemberg), 1950 Stunden

  • Mittwoch, 14.9. (Woche, in der in allen Bundesländern wieder Schule nach den Sommerferien war), 1900 Stunden

Stau auf der A8  nähe Stuttgart
Die A8 war 2022 besonders häufig von langen Staus betroffen© imago images/Arnulf Hettrich

383 Staus mit einer Länge von mindestens 20 Kilometern registrierte der ADAC im vergangenen Jahr. Das waren die längsten:

  • A8 München – Salzburg zwischen Rosenheim und Bad Reichenhall (Grenzübergang) am Samstag, 23.7., Länge: 44 Kilometer

  • A8 Stuttgart – München zwischen Burgau und Dachau/Fürstenfeldbruck am Donnerstag, 15.12., Länge: 40 Kilometer

  • A9 München – Nürnberg zwischen Garching-Süd und Lenting am Sonntag, 21.8., Länge: 40 Kilometer

  • A7 Hannover – Hamburg zwischen Großburgwedel und Bispingen
    am Samstag, 13.8., Länge: 37 Kilometer

  • A24 Schwerin – Berlin zwischen Pritzwalk und Kremmen am Freitag, 26.8., Länge: 37 Kilometer

Immer aktuell: So sammelt der ADAC Staudaten

Zur Stauermittlung nutzt der ADAC das sogenannte "Floating Car Data"-System. Dabei wurden rund 278 Milliarden Datensätze mit Positions- und Geschwindigkeitsinformationen von Lkw-Flotten sowie Nutzern von Smartphone-Apps verarbeitet. Ergänzt werden sie mit Baustellen-Infos. Alle zehn Minuten entsteht so ein aktuelles Bild von der Lage auf deutschen Autobahnen.

Die Kennzahlen für Stauereignisse sind weniger als 20 km/h (Stau) beziehungsweise 40 km/h (stockender Verkehr). "Ab einer Länge von mindestens 300 Metern sprechen wir von einem Stau", erläutert ADAC Datenexpertin Susanne Hessel, "aber erst ab einem Kilometer geben wir die Länge mit an."

Abfahren von der Autobahn lohnt sich selten

Drauf bleiben oder abfahren? Das ist die Frage, wenn auf der Autobahn nichts mehr geht. "Bei kleineren Staus im Berufsverkehr lohnt sich das selten", sagt ADAC Verkehrsexperte Berlitz, "denn die Ausweichrouten kennt jeder, daher sind die auch überlastet." Anders ist es bei Vollsperrungen: "Schnell runter, sonst bin ich dort über mehrere Stunden gefangen." Und bei den typischen Urlaubs-Staus sei Abfahren nur sinnvoll, wenn man Infos über die alternativen Strecken habe. Berlitz: "Sonst stehe ich dort auch."

Aktuelle Verkehrsinformationen des ADAC

Der ADAC hilft Ihnen mit aktuellen Verkehrsinformationen dabei, dass Sie möglichst zügig vorankommen. Und die aktuelle Verkehrslage in ADAC Maps zeigt den Echtzeit-Verkehrsfluss auf der Karte und kurzzeitige Störungen.