Reifenpanne mit dem Motorrad – was ist zu tun?
Eine Reifenpanne mit dem Motorrad – und jetzt? Womit soll man den Reifen flicken? Welche Reparatur-Methoden für schlauchlose Reifen gibt es? Die Tipps der ADAC Experten, wie Sie platte Reifen wieder fit machen.
Packen Sie bei langen Touren immer ein Pannenset ein
Zwei Methoden zum Motorradreifen flicken sind möglich
Trotz Selbsthilfe sollte eine Fachkraft so schnell wie möglich den Reifen checken
Gute Vorbereitung ist Gold wert. Das bedeutet in diesem Fall: Wenn Biker auf eine längere Tour gehen, sollte immer ein Reifenpannenset mit an Bord sein. In der Mehrzahl der Fälle lässt sich ein platter Reifen ohne Schlauch damit schnell und einfach provisorisch flicken. Zumindest so weit, dass Sie ohne große Probleme bis zur nächsten Werkstatt weiterfahren können.
Denn diese Grundregel gilt immer: Jede Panne und jeder Schaden am Reifen sollte so schnell wie möglich von einer Fachkraft untersucht und beseitigt werden. Liegt ein sicherheitsrelevanter Schaden vor, muss der defekte Reifen erneuert werden.
So merken Sie, dass ein Motorradreifen Luft verliert
Wenn ein Reifen Luft verliert, verändert sich das Fahrverhalten der Maschine. Druckverlust im Vorderreifen erkennen Sie daran, dass sich das Einlenken schwammig anfühlt und die Maschine beim Lenken über das Vorderrad schiebt. Ein Hinterreifen, der Luft verliert, macht sich durch ein schwerfälligeres Abwinkeln in Schräglage und plötzliches Kippen bei höherer Schräglage bemerkbar. Das Heck scheint dann auszubrechen.
Wenn Ihr Bike derart veränderte Fahreigenschaften zeigt, halten Sie möglichst schnell an. Der Reifenwulst eines schlauchlosen Motorradreifens mit zu geringem Druck kann sich vom Felgenhorn lösen und unvermittelt ins Tiefbett rutschen. Dadurch entweicht schlagartig die gesamte Luft. Die Maschine ist dann häufig unkontrollierbar, was unweigerlich zu einem Sturz führt.
In einen Reifen eingefahrene Gegenstände machen sich oft durch raddrehzahlabhängige, regelmäßige Klack- oder Kratzgeräusche oder leichte Vibrationen bemerkbar. Je nach Position des Fremdkörpers auf der Lauffläche kann dies auch nur bei Kurvenfahrt auftreten.
Motorradreifen reparieren – was ist erlaubt?
Generell ist es laut § 36 Straßenverkehrszulassungsordnung erlaubt, einen Reifen zu reparieren, auch einen Motorradreifen. Diese vollwertige Reparatur darf allerdings nur ein entsprechend qualifizierter Fachmann nach eingehender Prüfung des Schadens und nach den Vorgaben des Herstellers durchführen.
Vorher ist zu entscheiden, ob eine Reparatur wirtschaftlich und im Sinne der Betriebssicherheit überhaupt sinnvoll ist. Inzwischen halten sich immer mehr Reifenhersteller mit Empfehlungen zu Reparaturen zurück.
Reifenreparatur ist nicht gleich Pannenhilfe
Bei einer Panne ist es erlaubt, den Reifen vorübergehend so zu flicken, dass man mit begrenzter Geschwindigkeit zu einer Reparaturwerkstatt weiterfahren kann. Pannenhilfe-Maßnahmen sind keine Reparaturen, wie sie die StVZO beschreibt.
Pannenhilfe ist nur ein Notbehelf
Reifenreparaturen führen Fachwerkstätten durch – wenn die Art des Schadens dies zulässt.
Wichtig zu wissen: Wenn Sie selbst oder ein professioneller Pannenhilfedienst im Rahmen der Pannenhilfe Produkte wie Pannensprays oder Füllmittel verwenden, darf der Reifen anschließend nicht mehr repariert werden. Dies gilt auch, wenn Stöpsel, Stopfen oder Dichtschnüre eingesetzt wurden.
Motorradreifen flicken – diese Methoden gibt es
Generell werden bei Reifenreparatursets zwei unterschiedliche Systeme verwendet. Bei beiden Formen der Pannenhilfe bleibt der Reifen während der Notreparatur auf der Felge. Beachten Sie auf jeden Fall genau die Gebrauchsanweisung des verwendeten Produktes.
Pannenhilfe-Systeme mit Füllmitteln
Pannenhilfe-Systeme mit Reifenfüllmitteln arbeiten nach Ansicht der ADAC Motorrad-Experten eher nach einem gewissen Zufallsprinzip. Die über das Reifenventil eingespritzten flüssigen Füllmittel wie z.B. Kautschukmilch sollen dafür sorgen, dass die undichte Stelle im Reifen verstopft wird und so nicht mehr so schnell Luft entweichen kann. Die Flüssigkeiten sollen durch den Strom der entweichenden Luft in die Schadenstelle eindringen und nehmen in einer Art Vulkanisationsprozess einen gummiartigen Zustand an.
Ob dadurch allerdings eine durch einen Nagel oder ein spitzes Metallteil verursachte sogenannte Stichverletzung vollkommen abgedichtet wird, ist von folgenden Parametern abhängig:
Wie schnell verteilt sich das Füllmittel im Reifen?
Welche Temperaturen herrschen?
Ist die Schadenstelle sauber und trocken?
Steht ausreichend Luft oder Gas für das Füllen des Reifens bereit?
Unklar ist, wie lange die abdichtende Wirkung erhalten bleibt. Wenn alle genannten Rahmenbedingungen günstig sind, kann ein flüssiges Dichtmittel aus der Spraydose zumindest vorübergehend abdichten.
Einen entscheidenden Nachteil der eingefüllten Mittel sehen die ADAC Experten in der starken Verschmutzung, die durch die klebrigen und teilvulkanisierten Flüssigkeiten auf den Felgen entstehen. Die erforderliche Reinigung ist oft sehr aufwendig.
Achtung: Sogenannte Reifendicht-Produkte stehen in der Regel unter Druck und werden mit extrem leicht entzündlichen Aerosolen betrieben. Einige der angebotenen Produkte enthalten zudem Lösungsmittel, die Reifendrucküberwachungssysteme beschädigen können.
Pannenhilfe-Systeme mit Stöpseln oder Dichtschnüren
Bei diesen Reparatur-Sets werden (Gummi-)Stöpsel oder Streifen zusammen mit einem Vulkanisationsmittel mittels einer speziellen Ahle in den Stichkanal eingeschoben.
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Die Reparatur geht schnell und ist unkompliziert. Und so gehen Sie vor:
Entfernen Sie zunächst den Fremdkörper aus dem Reifen.
Mit einer Art Reibahle oder Feile wird dann der Stichkanal geweitet. Dabei werden dessen Seitenwände aufgeraut und mögliche Stahlfäden der Karkasse, die in den Stichkanal ragen, abgeschliffen.
Streichen Sie dann den Gummistopfen oder -streifen mit dem Spezialkleber ein und ziehen Sie ihn anschließend mit durchaus höherem Kraftaufwand in den Stichkanal ein. Die (besser geeigneten) Gummistopfen werden durch das Einziehen gelängt und verdünnen sich dabei in der Mitte.
Entfernen Sie nun die Spezialahle. So kann der entlastete Stopfen im mittleren Bereich wieder dicker werden und sich dadurch an die Seiten des Stickkanals pressen, um die Abdichtung zu verbessern.
Wenn das Vulkanisationsmittel getrocknet ist, können Sie überstehendes Material einfach abschneiden.
Erhöhen Sie nun den Reifendruck mittels der mitgelieferten CO₂-Kartuschen. Bitte beachten Sie, dass die Kartuschen bei der Entleerung sehr kalt werden. Bei nächster Gelegenheit sollten Sie das CO₂-Gas im Reifen durch normale Luft ersetzen.
Diese Methode wird von den ADAC Experten empfohlen und kommt auch bei der ADAC Pannenhilfe seit Jahren erfolgreich zum Einsatz.
Achtung: Das Einsetzen eines Schlauchs in einen undichten Schlauchlosreifen ist nicht zulässig, auch nicht als Notbehelf.
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So flicken Sie Schlauchreifen
Bei Schlauchreifen werden die Schläuche so repariert, wie es vom Fahrrad bekannt ist. Das betroffene Rad muss in der Regel ausgebaut werden. Der Reifenwulst wird auf einer Seite vom Felgenhorn gedrückt und über das Felgenhorn gehoben. Danach kann der Schlauch für die Reparatur herausgezogen und geflickt werden.
Text: Jörg Peter Urbach. Fachliche Beratung: Ruprecht Müller