Yamaha Neo's: Lautloser Elektro-City-Flitzer
Ende der 1990er-Jahre eroberte der 50er-Roller Neo's kess knatternd die Großstädte Europas. Heute fährt der Stadtflitzer elektrisch. Mit Rußfahnen und Rengdengdeng ist es also endgültig vorbei. Fahrbericht, Daten, Preis.
Lässt sich einfach fahren
Gutes Fahrwerk
Kein Reichweiten-Wunder
Seit Jahrzehnten flutet Yamaha die Welt mit einfachen Mopeds und Rollern. Das boomende Geschäft mit E-Rollern überließ der Zweiradriese zunächst den chinesischen Herstellern. Das will Yamaha mit dem 50er-E-Scooter Neo's ändern. Der kompakte Einspurstromer beweist, dass die Japaner die Kunst des Rollerbaus wie nur wenige in der Branche beherrschen. Lediglich bei der elektrischen Antriebstechnik und der Konnektivität könnten sie noch ein Schippchen drauflegen.
Neo's? So unbekannt wie der Name klingt, ist er nicht. Bereits Ende der 1990er-Jahre wurde das Modell als günstiger Stadtflitzer mit 50er-Zweitaktmotor eingeführt und blieb – später als Viertakter – über 20 Jahre im Programm. Euro 5 sorgte für das endgültige Aus, da regelkonforme Abgase in dieser Leistungsklasse zu teuer werden. Entsprechend folgerichtig war Yamahas Schritt, im Roller-Einstiegssegment auf Elektro umzustellen und außerdem einen klangvollen Namen aus den guten alten Zeiten in die neue Welt der Mobilität mitzunehmen.
Im Test: 3,4-PS-Motor
Der Neu-Neo's knüpft nicht nur mit seinem Namen an die Vergangenheit an, auch sein kompaktes Format und optische Details wie die Doppelscheinwerfer sind Referenzen an früher. Geschickt hat Yamaha das Design zudem auf moderne Elektro-Gegenwart gebürstet, mit LED-Lichttechnik, Farbakzenten in Türkis und dem Radnabenmotor. Yamaha Integrated Power Unit (YIPU) heißt die luftgekühlte, bürstenlose E-Maschine, die ohne Getriebe, eine Kraftübertragung per Riemen oder Zahnrad und zudem ohne Geräusche auskommt.
E-Scooter sind von Haus aus leise, im Fall des Neo's setzt der von Yamaha selbst entwickelte Antrieb das Niveau nochmals niedriger. Der Nabenmotor arbeitet ultraleise, zudem quietscht und klappert nichts.
Dank einer angenehm aufrechten Sitzposition hat man einen guten Überblick über den Verkehr. Geringes Gewicht, wunderbar dosierbare Bremsen und das jeden Impuls des Fahrers perfekt umsetzende Fahrwerk helfen, souverän mitzuschwimmen. Die 2,5 kW/3,4 PS starke Elektromaschine entwickelt ein lebendiges Temperament, ohne es mit dem Elektroschub zu übertreiben. Für Yamaha war es wichtig, ausgewogene und natürliche Reaktionen auf Gasbefehle zu realisieren. Entsprechend ist auch die Dosierbarkeit beim Rangieren oder Langsamfahren perfekt. Die Einschränkung auf 45 km/h ist der Fahrzeugklasse geschuldet.
Ebenfalls souverän ist die Fahrstabilität unter anderem dank einer steifen Rahmenkonstruktion und den mit 13 Zoll etwas größeren Rädern. Zugleich lässt sich der Neo's auch temporeich präzise in enge wie lang gezogene Kurven werfen, ohne dass Unsicherheit aufkommt. Lediglich beim Anfahren an Anstiegen hinterließ der E-Antrieb einen etwas kraftlosen Eindruck.
Reichweite ohne Zweitakku: 40 km max.
Der Neo's ist weder Gipfelstürmer noch Reichweiten-Riese. Zumindest mit der rund ein kWh großen Standardbatterie ist der Radius auf unter 40 Kilometer begrenzt. Gegen Aufpreis gibt es einen gleichgroßen Zweitakku, mit dem die Reichweite auf gut 70 Kilometer steigen soll. Beide Stromspeicher passen parallel unter die Sitzbank, Strom wird seriell entnommen. Erreicht der erste Akku die 20-Prozent-Grenze, wird automatisch auf den Zweitakku umgestellt. Nach der 32 Kilometer langen Testtour mit zwei vollen Akkus lag die Restkapazität beider Batterien zusammen bei etwas über 80 Prozent.
Yamahas MyRide-App zeigte einen Verbrauch von rund 3 kWh pro 100 Kilometer sowie 26 Kilometer Restreichweite an. Die Energiekosten auf 100 Kilometer sind also recht günstig. Die vom Testfahrer ermittelte Praxis-Reichweite von 58 Kilometern mit zwei Akkus setzt hingegen keinen Glanzpunkt.
Die rund acht Kilogramm schweren Batteriepakete zeichnen sich durch eine erfreulich solide Verpackung samt massivem Griff aus. Wird der sehenswert designte Arretierbügel im Akkufach gelöst, lassen sich beide Pakete herausnehmen und laden. Wer beide Akkus gleichzeitig laden will, braucht zwei Ladegeräte. Das Aufladen von 20 auf 80 Prozent dauert vier Stunden, vollständiges Befüllen kann sich acht Stunden hinziehen.
Bilder: Der Yamaha Neo's im Detail
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Der Neo's bietet die Möglichkeit, ein Smartphone per MyRide-App mit dem Bordsystem zu verbinden. Das kleine LC-Display im Cockpit zeigt dann neben allen wichtigen Fahrzeuginfos auch einige Informationen vom verbundenen Handy an. Wer das Info-Spektrum erweitern will, kann eine spezielle Smartphone-Halterung ordern und das Handy als erweiterte Cockpit- und Navi-Anzeige nutzen. Für diesen Fall bietet der E-Roller einen USB-Port.
Weitere praktische Details sind ein Smartkey-System, zwei Ständer, ein kleines Staufach im Beinschild sowie das Staufach unter der Sitzbank, welches neben dem Akku Platz für einen Helm bietet.
Yamaha Neo's: Technische Daten, Preis
Herstellerangaben | |
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Motor/Getriebe | Bürstenloser, luftgekühlter Radnabenmotor mit Direktantrieb im Hinterrad, Nennleistung 2,3 kW/3,1 PS, Leistung 2,5 kW/3,4 PS, Drehmoment: 136 Nm, Batterie: Lithium-Ionen mit 968 Wattstunden, Reichweite laut Hersteller im Normalmodus: 37 km, mit Zweitakku 68 km, Reichweite im Test mit zwei Akkus: 58 km |
Fahrleistungen | Höchstgeschwindigkeit 45 km/h, Beschleunigung (0–45 km/h) k.A., Verbrauch im Test: 2,94 kWh/100 km |
Fahrwerk | Unterzug-Stahlrohrrahmen; Telegabel vorne, 90-mm-Federweg; Einarmschwinge hinten, ein Federbein, 80-mm-Federweg; Gussräder; Reifen 110/70 13 (vorne) und 130/70 R13 (hinten). 200-mm-Einscheibenbremse vorne, Trommelbremse hinten |
Maße und Gewichte | Länge 1880 mm, Höhe 1120 mm, Breite 700 mm. Fahrzeuggewicht ohne Batterie 90 kg |
Ausstattungsdetails | 27-Liter-Staufach, Keyless-System, 2 Fahrmodi, Voll-LED-Beleuchtung, LC-Display im Cockpit, Bluetooth-Konnektivität mit Smartphone |
Preis | 2724 Euro |
Fazit
Der elektrische Neo's ist ein Roller zum einfach Draufsetzen und Losfahren. Seine maximal unkomplizierte und erfreulich solide Art überzeugt auch dank des erschwinglichen Preises von 2724 Euro. Allerdings erscheint ein Zweitakku alternativlos, weshalb man eher zum Neo's Dual Battery für 3224 Euro greifen sollte.
Text: Mario Hommen/SP-X
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