Kymco Roller: Der Grand Dink 300i im Fahrbericht

Kymco Grand Dink 300i fahrend auf der Straße
Bequemer und solider Roller der 300er-Klasse: Kymco Grand Dink 300i© Kymco

Der Kymco Grand Dink 300i ist zwar kein Hightech-Vorreiter, dafür ein verlässlicher und komfortabler Gefährte für den Alltag. Testfahrt, technische Daten und Bilder. Die Produktion wurde 2021 eingestellt, der Roller ist nur noch gebraucht erhältlich.

  • Nur noch gebraucht erhältlich

  • Genügend Leistung für Stadtverkehr und Landstraße

  • Bequeme Sitzposition, auch für zwei Personen

Mehrere Motorroller bietet der taiwanesische Hersteller Kymco in Deutschland in der 300er-Klasse an, unter anderem X-Town CT 300i ABS, New People S 300i oder Agility 300i ABS, angetrieben von jeweils unterschiedlichen Motoren. Alle sind flüssigkeitsgekühlt, doch mal sind es Zweiventiler, mal Vierventiler, mal beträgt ihr Hubraum 276, mal 299 und mal 276 Kubikzentimeter. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Leistungen.

Der Grand Dink 300i war während seines Produktionszeitraums nach Hubraum und Leistung das Einstiegsmodell in die Scooter-Mittelklasse made in Taiwan. Mit seinem freien Durchstieg ist er ein besonders praktischer Vertreter der Roller-Zunft.

Üppig Platz auch für den Beifahrer

Kymco Grand Dink 300i stehend von der Seite
Fesch im fernöstlichen "Dschunken-Design": Der Roller in Rot© SP-X/Ulf Böhringer

Die feuerrote, glänzende Lackierung des Testfahrzeugs ist von Anbeginn gut für unsere Beziehung: Fesch sieht er aus in seinem fernöstlichen "Dschunken-Design", der Grand Dink 300i. Dink? Ein Online-Lexikon weist den Weg zum Verständnis der Modellbezeichnung: "to dink" bedeutet "jemanden mitnehmen". Das ist auf diesem Roller fraglos möglich – und zwar sehr bequem: Die ausklappbaren Fußrasten für die Sozia sind ideal positioniert, das Sitzpolster gut geformt.

Auch die Sitzposition des Fahrers ist tadellos, zudem ist die Sitzhöhe mit 76 Zentimetern erfreulich niedrig, ohne dass der Abstand zum Roller-Trittbrett ungebührlich gering wäre. Man sitzt gut als durchschnittlich großer Mitteleuropäer.

Und man fährt auch gut. Der 271 Kubikzentimeter kleine wassergekühlte Einzylinder-Viertakter schnurrt unauffällig, vibriert nur dezent und beschleunigt besser, als es seine Nennleistung von gut 22 PS vermuten lässt. Im Alltagsverkehr ist man gut motorisiert, bei Bedarf zeigt der Digital-Tacho bis zu 135 km/h an. Selbst Landstraßen-Überholmanöver aus etwa 85 km/h gelingen zügig. Positiv auch die feine Gasannahme des Einzylinders, dessen Einspritzanlage offensichtlich ausgezeichnet abgestimmt ist.

Fahrberichte, Events, Tourentipps: Motorrad-Infos vom ADAC

Fahrwerk: Es geht auch ohne Hightech

Kymco Grand Dink 300i fahrend auf der Straße
Läuft solide geradeaus, ist wendig in Kurven, federt manierlich© Kymco

Auch wenn die Fahrwerkskomponenten des Kymco Grand Dink 300i bei Technik-Experten nicht für hochgezogene Augenbrauen sorgen: Sie machen ihre Sache ausgezeichnet. Es gibt zahlreiche Roller, deren Telegabeln Unebenheiten nicht so sauber wegfedern wie die des Taiwaners. Die Hinterhand, konzeptionsbedingt durch die schwere Triebsatzschwinge gehandicapt, kann der guten Gabel erst mit Respektabstand folgen; härtere Stöße werden aber nur selten ans Fahrerkreuz durchgereicht. Keinen Grund zur Beanstandung liefern Geradeauslauf und Kurvenstabilität – der Kymco gibt sich gutmütig und ziemlich wendig.

Auch die Bremsanlage, mit je einer Scheibe vorn und hinten sowie Zweikolbenzangen technisch unspektakulär, macht ihre Sache einwandfrei, und das ABS regelt sauber.

Verbrauch: Weniger als die Werksangabe

Kymco Grand Dink 300i Tacho
Cockpit mit wenig moderner Optik und großem Drehzahlmesser © SP-X/Ulf Böhringer

Die LCD-Anzeigen für Tacho, Tankvorrat, Kühlwassertemperatur und Uhrzeit im Cockpit sind erkennbar von gestern, aber gut ablesbar. Konnektivität sucht man vergeblich. Die rote Drehzahlmessernadel steht im Zentrum, obwohl man sie im Grunde nicht braucht, denn die Variomatik verhindert ohnehin spritfressende Drehzahl-Orgien. Und so ist der Benzinverbrauch erstaunlich niedrig: Bei zügiger Überlandfahrt unterschritten wir mit 3,1 Litern/100 km deutlich den WMTC-Normwert von 3,8 l/100 km, auch bei häufigerem Vollgas erreichten wir diesen nur knapp. Gut 250 Kilometer sind mit einer Tankfüllung also immer drin.

Motorrad und Roller: Neuheiten, Tests, Fahrberichte

Ausreichend Stauraum, USB

Kymco Grand Dink 300i Stauraum
Leicht zu öffnen: Das Fach unter der Sitzbank© SP-X/Ulf Böhringer

Ordentliches Volumen bietet der Laderaum unterm Sitz, dank Gasdruckfeder springt die große Sitzbank quasi automatisch auf, wenn der Schlüssel im Kombischloss (Zündung, Starten, Sperren, Sitzbank) gedreht wird. Ein Integralhelm findet im LED-beleuchteten Stauraum gut Platz, dazu etwas Kleinzeug. Zudem gibt es im Cockpit ein Ablagefach mit Deckel, außerdem steht je ein Stromspender vom Typ 12 V und USB zur Verfügung. 

Weil auch der große, günstig geformte Windschild überzeugt und das Halogenlicht nachts für eine zufriedenstellende Ausleuchtung der Fahrbahn sorgt, ist alles Nötige da, um sich wohlzufühlen. Zumindest fast: Ein Topcase, das der etwas teurere Hauskonkurrent People GT 300i serienmäßig mitbringt, hat der Grand Dink ab Werk nicht montiert.

Technische Daten Kymco Grand Dink 300i

Herstellerangaben


Motor

Flüssigkeitsgekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, SOHC, zwei Ventile, Hubraum 271 cm³, 16,4 kW/22,3 PS bei 7750 U/min., Drehmoment 22,6 Nm bei 6250 U/min; Variomatik, Fliehkraftkupplung, Riemenantrieb

Fahrwerk und Bremsen

Stahlrohrrahmen; vorne Telegabel Ø 35 mm mit 95 mm Federweg; hinten Triebsatzschwinge mit zwei Federbeinen, Vorspannung einstellbar, 90 mm Federweg; Einscheibenbremse vorne Ø 240 mm, Einscheibenbremse hinten Ø 200 mm, Zweikreis-ABS

Maße und Gewichte

Radstand 1460 mm, Sitzhöhe 760 mm, Leergewicht vollgetankt ca. 183 kg, Zuladung 165 kg; Tankinhalt ca. 9,5 l

Fahrleistungen, Verbrauch

Verbrauch lt. WMTC-Norm 3,8 l/100 km, Testverbrauch 3,1 bis 3,7 l/100 km; Spitze 122 km/h

Text: Ulf Böhringer/SP-X