Talaria Sting: Das Elektro-Enduro-Moped

Die Talia Sting fahrend von der Seite
Die Talaria Sting vereint Elemente von Mountainbike, Moped und Enduro© RKM

Die Talaria Sting ist ein cooles Crossover aus Elektromoped, Enduro und Mountainbike mit hohem Spaßfaktor. Testfahrt, Bilder, Daten, Preis.

  • Maximal 50 km/h

  • 60 Kilometer Reichweite

  • Keine Assistenzsysteme

Mountainbike, Moped, Enduro – oder was? Die ungewöhnliche Erscheinung der Talaria Sting irritiert: Mit grobstolligen Reifen, einer äußerst knappen, geraden Solositzbank und der extrem luftigen Silhouette widersetzt sie sich herkömmlichen Sehgewohnheiten. Rein zulassungstechnisch handelt es sich beim rund 5000 Euro teuren Zweirad um ein L1e-Fahrzeug, gehört also in die Zweiradklasse mit maximal 45 km/h, für die ein Versicherungskennzeichen und der AM-Führerschein genügen.

5 PS bei 68 Kilo Gewicht

Die Talia Sting stehend seitlich
Der Elektromotor der Talaria Sting arbeitet extrem leise© Talaria

Das Fahrerlebnis ist jedoch vor allem wegen zwei Faktoren ganz anders als gewohnt: Zum einen ist der Antrieb elektrisch, der Permanentmotor schafft in der Spitze knapp 5 PS und hat ein strammes Drehmoment von 34 Newtonmetern. Zum anderen fällt das Gewicht der Sting mit 68 Kilo gering aus. Kein Wunder also, wenn einem das E-Mobil schon nach wenigen Metern ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Ohne Kupplung oder Getriebe bringt ein Dreh am Gasgriff spontanen Vortrieb, der bei unbedachtem Handgelenkszupfen im Sportmodus schon mal das Vorderrad in den Himmel steigen lässt. Hat der linke Daumen die Modustaste auf die mildere Fahrstufe Eco gestellt, fällt der Antritt weniger sprunghaft, aber immer noch sehr vielversprechend aus.

Vorwärts geht’s nahtlos und gleichmäßig bis laut Tacho knapp 50 km/h, auch sogar an leichten Steigungen. Vom elektrischen Kraftpaket gelangt die Power verlustfrei über eine fixe Zahnraduntersetzung ans Ritzel und über eine Kette ans Hinterrad, was die sehr direkte Kopplung von Gashand und Hinterrad erklärt.

An der Ampel lässt die Talaria trotz der scheinbar geringen Motorleistung der restlichen Meute nicht den Hauch einer Chance. Ohne zu schalten zoomt sich das E-Mobil ganz nach vorn bis zum nächsten Stopp. Auf den Ausfallstraßen hält dieser Vorsprung jedoch nicht lange, denn die homologierte Version mit Lenkerenden-Spiegeln, schicken Mini-LED-Blinkern und LED-Beleuchtung streicht oberhalb der City-Geschwindigkeit schnell das Temposegel. Mehr ginge mit der technisch weitgehend identischen, 300 Euro günstigeren MX-Version, die von der Motorsteuerung freigegeben bis zu 75 km/h schafft. Der Einsatz auf öffentlichen Straßen ist aber leider tabu.

Einfaches Handling offroad

Die Talia Sting stehend seitlich
Auch im Gelände macht das Bike richtig Spaß© RKM

Umgekehrt geht aber schon: Mit der zugelassenen L1e ins Unbefestigte, simpel bedienbar wie ein Mountainbike, auf dem man aber nicht zu treten braucht. Grobstollige Gummis auf 19-Zoll-Speichenrädern sorgen auf losen Feld- und Waldwegen für genügend Traktion, auf Asphalt hält sich die Griffigkeit der chinesischen CST-Pneus indes in Grenzen. Mit reichlichen 20,4 Zentimetern Federweg vorn und einer Bodenfreiheit von stolzen 30 Zentimetern meistert die Sting auch tief ausgewaschene Rinnen im Waldboden mit lässiger Attitüde.

Die Federelemente vom asiatischen Mountainbike-Spezialisten Fast Ace bieten vielfältige Einstellmöglichkeiten und kommen mit der Dynamik und dem geringen Hüftspeck der Sting nicht nur auf Wald- und Schotterwegen, sondern auch auf anspruchsvolleren Passagen gut zurecht.

Bilder: Die Talaria Sting im Detail

Reichweite: Ca. 60 Kilometer

Die Nähe zum Mountainbike dokumentieren zwei Bremshebel am Lenker, die je eine hydraulische Scheibenbremse vorn und hinten betätigen. Die überschaubare Endgeschwindigkeit und das niedrige Gewicht erübrigen weitere Assistenzsysteme, zumal die Kurzhebel aus dem Bike-Regal gefühlvolle Verzögerungen ermöglichen. Dabei strömt Energie in den Stromspeicher zurück. Dieser ist schwerpunktgünstig mitten im Alu-Brückenrahmen herausnehmbar verbaut, bietet eine Kapazität von 2,3 kWh bei 13,1 Kilo Gewicht. Im Normalbetrieb soll der Akku für rund 60 Kilometer reichen, bevor er für eine volle Ladung rund vier Stunden an die Steckdose muss.

Sämtliche Daten zu Ladung, dem Modus der vierstufigen Rekuperation, Batteriezustand und Fahrinformationen sind in einem übersichtlichen TFT-Display gebündelt, das von einer Bedieneinheit am linken Lenkerende gesteuert wird.

Motorrad und Roller: Neuheiten, Tests, Fahrberichte

Technische Daten Talaria Sting

Herstellerangaben


Motor/Getriebe

Luftgekühlter, bürstenloser Dreiphasen-Drehstrommotor, Nennleistung 3,5 kW/4,8 PS, Spitzenleistung 3,7 kW/5 PS, Drehmoment: 34 Nm, Lithium-Ionen-Akku, 2,3 kWh; Zahnrad-Primärantrieb, Sekundärantrieb Kette

Fahrwerk

Leichtmetallbrückenrahmen; 37 mm USD-Telegabel vorne (Zug- und Druckstufendämpfung einstellbar), 204 mm Federweg; Stahl-Zweiarmschwinge hinten, ein Federbein (Zug-, Druckstufendämpfung und Vorspannung einstellbar), Drahtspeichenräder; Reifen 70/100-19 (vorne) und 80/100-19 (hinten), 196 mm Einscheibenbremse vorne, 196 mm Einscheibenbremse hinten

Maße und Gewichte

Radstand 1250 mm, Sitzhöhe 870 mm, Gewicht fahrfertig 68 kg, Zuladung 100 kg

Fahrleistungen, Verbrauch

V max: 45 km/h, Reichweite 60 km

Assistenzsysteme

keine

Preis

4999 Euro

Fazit

Am verblüffendsten an der Talaria ist die Akzeptanz, die dem leise surrenden Zweirad auch abseits befestigter Wege zuteil wird. Fußgänger und Radfahrer reagieren mit wohlwollendem Nicken auf die freundlich grüßende Hand des rücksichtsvoll agierenden, leise dahinschnurrenden Talaria-Treibers. Vielleicht birgt das Ausbleiben der üblichen reflexhaften Konflikte zwischen muskel- und motorgetriebener Fortbewegung ja sogar das Potenzial für eine friedliche Koexistenz? Da wären die verlangten knapp 5000 Euro gut investiert.

Text: Thilo Kozik/SP-X

ADAC Logo
Redaktion
Kontakt

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?