Husqvarna Vitpilen 701: Testfahrt, Daten, Bilder

Husqvarna Vitpilen 701 fahrend auf der Straße
Die Husqvarna Vitpilen 701 vereint skandinavisches Design mit österreichischer Technik© Husqvarna/R. Schedl

Die Husqvarna Vitpilen 701 wurde von 2018 bis 2021 gebaut. Motor und Technik kamen von KTM, das Design war schwedisch-puristisch. Infos zu Stärken, Schwächen, Fahrverhalten und technische Daten des Naked-Bikes.

  • Basis war die KTM 690 Duke

  • Außergewöhnlich: Leistungsgewicht 2,2 kg/PS

  • Nur noch gebraucht erhältlich

Die Husqvarna Vitpilen 701 war ein Multikulti-Produkt: Der Franzose Maxime Thourenin verpasste der österreichischen Technik ein außergewöhnliches Design, um der schwedischen Traditionsmarke Husqvarna einen modernen Auftritt zu ermöglichen.

Ihr Aussehen: Extrem puristisch und schnörkellos, mit klaren, fast strengen Linien – wie man es von skandinavischer Formgebung her gewohnt ist. Und nicht nur das: Die Vitpilen ("weißer Pfeil" auf Schwedisch) fuhr sich auch so.

Motor: 75 PS aus 0,7 Liter Hubraum

Detailaufnahme der Husqvarna Vitpilen 701
Der stärkste Serien-Einzylinder der Welt© Husqvarna/Marco Campelli

Das Herz von Husqvarnas Straßenmotorrad schlägt wuchtig polternd im Single-Takt: Der Serien-Einzylinder hat nur knapp 0,7 Liter Hubraum, verblüfft aber mit 75 PS Leistung und 72 Nm Drehmoment. Die müssen mit der federgewichtigen Maschine nur 166 Kilogramm vorantreiben – und das geschieht mit aller Wucht. Vorausgesetzt, die Drehzahl stimmt. Denn die maximalen PS liegen erst bei 8500 U/min an, die maximale Schubkraft bei 6750 U/min und somit nur unwesentlich früher. Unterhalb von 3000 Touren wirkt der Antrieb der Vitpilen 701 mürrisch und lustlos, um dann förmlich zu explodieren. 

Beim Versuch, die Husqvarna Vitpilen 701 deutlich von ihrem Technikspender KTM 690 Duke abzugrenzen, ist ein sehr eigenwilliges Motorrad entstanden – eine Mischung aus Allrounder, Streetfighter und Café Racer. Der Fahrer sitzt 83 cm hoch über dem Asphalt, fast wie bei einer Enduro. Dennoch ist der Kniewinkel recht eng. Und um zum Lenker zu greifen, muss man sich weit nach vorne beugen.

Reichweite der Husqvarna: 300 km

Husqvarna Vitpilen 701 stehend von der Seite
Trotz des kleinen Tanks kommt man relativ weit© Husqvarna/Marco Campelli

Der Hersteller nannte die Vitpilen eine "urbane Ikone". Tatsächlich ist sie wie geschaffen fürs städtische Gesehenwerden. Doch dank Technik aus dem KTM-Regal eignet sie sich auch für die Kurvenhatz auf Landstraßen sehr gut. 4,0 l/100 km WMTC-Verbrauch (der Testverbrauch lag lediglich 0,4 l darüber) sorgen dafür, dass man trotz des zwölf Liter kleinen Spritvorrats mit einer Tankfüllung rund 300 km weit kommt – für ein derartiges Bike mehr als genug. Verwirrend während der Fahrt: Der Kupplungshebel ist ziemlich kurz geraten.

Das schmale und hyperagile Motorrad legt sich wie von selbst in Kurven oder geht in der Stadt fast von allein ums Eck. Die mögliche Schräglage wird nicht wie sonst von aufsetzenden Fußrasten bestimmt. Bei der Vitpilen 701 setzt alleine die Haftungsgrenze der Serienbereifung die Grenze, und die soll laut Zulieferer Bridgestone bei enormen 60 Grad liegen. Dass durchschnittliche Motorradfahrer dies nie ausschöpfen werden, wird spätestens klar, wenn man weiß, dass selbst in der MotoGP die Schräglage der Rennmaschinen derzeit bei 68 Grad liegt.  

Enormes Leistungsgewicht

Sitz der Husqvarna Vitpilen 701
Für den Sozius ist nicht viel Platz© Husqvarna/Marco Campelli

Überraschend: Der knapp dimensionierte Beifahrer-Platz bietet mehr Komfort als gedacht. Aber den größten Fahrspaß genießt der Fahrer im Solobetrieb. Dabei kommen die Stärken der schwedisch-österreichischen Fahrmaschine zum Vorschein, vor allem das Leistungsgewicht von nur 2,21 kg pro PS. Zum Vergleich: Die als sehr spritzig geltende BMW F 800 R hat zwar mit 90 PS deutlich mehr Leistung, aber mit 202 kg auch erheblich mehr anzutreiben – und daher mit 2,24 kg/PS ein schlechteres Leistungsgewicht als der "weiße Pfeil". 

Technische Daten Husqvarna Vitpilen 701

Herstellerangaben


Motor

Flüssigkeitsgekühlter Viertakt-Einzylinder-Motor, vier Ventile, zwei Ausgleichswellen, Hubraum 693 ccm, Leistung 55 kW/75 PS bei 8500 U/min, max. Drehmoment 72 Nm bei 6750 U/min, Sechsganggetriebe, Kette

Fahrwerk

Stahl-Gitterohrrahmen, vorn Upside-Down-Gabel mit 43 mm Tauchrohrdurchmesser, Zug- und Druckstufendämpfung verstellbar, hinten Aluminium-Zweiarmschwinge, Zentralfederbein mit Hebelsystem, Federbasis und Zugstufendämpfung verstellbar, vorn Doppelscheibenbremse, Durchmesser 320 mm, Vier-Kolben-Festsattel, hinten Einscheibenbremse, Durchmesser 240 mm, Ein-Kolben Schwimmsattel, Traktionskontrolle, Bosch-ABS. Reifen vorn 120/70 ZR17, hinten 160/60 ZR17

Maße und Gewichte

Radstand 1434 mm, Tankinhalt 12 Liter, Sitzhöhe 830 mm, Gewicht fahrfertig 166 kg, zul. Gesamtgewicht: 350 kg

Messwerte

Höchstgeschwindigkeit ca. 200 km/h, 0-100 km/h k.A., WMTC-Kraftstoffverbrauch kombiniert: 4,0 l/100 km

Motorrad und Roller: Neuheiten, Tests, Fahrberichte

Text: Ralf Schütze