BMW S 1000 RR: Update für das Superbike

Die BMW S 1000 RR von vorne fahrend
BMW stärkt den Motor seines Superbikes S 1000 RR© BMW

Die BMW S 1000 RR hat jetzt einen stärkeren Motor und Verbesserungen bei Aerodynamik und Assistenzsystemen bekommen. Ein Manko hat das Superbike aber.

  • Mehr Aerodynamik dank Winglets

  • Völlig neue Assistenzsysteme

  • Beeindruckende Motorleistungen

Die Luft ist dünn bei den Großserien-Superbikes; wer als Hersteller nicht kontinuierlich bei Leistung und Technologie nachlegt, fährt nicht nur bei den Verkaufszahlen hinterher, sondern versäumt auch den Anschluss auf den Rennstrecken rund um den Globus. BMW weiß um diesen Zusammenhang und hat deshalb für die Saison 2023 seine S 1000 RR leistungsmäßig, mehr aber noch bei Aerodynamik und den elektronischen Assistenzsystemen aufgerüstet.

Erstmals gibt es in diesem Segment eine neue Unterfunktion der dynamischen, schräglagenabhängigen Traktionskontrolle namens Slide Control; sie ermöglicht, beim Beschleunigen aus Kurven unter zwei voreingestellten Driftwinkeln auszuwählen, wofür ein Lenkwinkelsensor genutzt wird. Beim Race-ABS bedient der Sensor die Funktion Brake Slide Assist. Damit werden Anbremsdrifts auf der Rennstrecke sicherer.  

Im Test: 210-PS-Motor

Die BMW S 1000 RR stehend seitlich
Der Motor der S 1000 RR liefert Höchstwerte trotz neuester Emissionsstandards © BMW

Mit nunmehr 154 kW/210 PS liefert der Einliter-Vierzylinder-Reihenmotor der S 1000 RR trotz Abstimmung auf die neuesten Emissionsstandards einen neuen Höchstwert (plus 3 PS); nötig sind dafür 13.750 Umdrehungen. Zudem wird eine kürzere Übersetzung zugunsten von mehr Zugkraft am Hinterrad eingebaut. Beim Fahren bedeutet das angenehm verwertbare Leistung bis etwa 4000 Touren, auf den nächsten 4000 Umdrehungen wird ein gut kontrollierbares Feuerwerk gezündet. Wer hier schaltet, ist fraglos schnell unterwegs – versäumt aber die unvorstellbare Leistung, die während der nächsten 6000 Touren zusätzlich freigesetzt werden kann. Atemberaubend!  

Beruhigend, dass die Bremsanlage einen bestens spürbaren Druckpunkt liefert und zu Verzögerungen auch jenseits der 10 m/s fähig ist. Eine Anzeige im Cockpit gibt darüber Auskunft. Dabei bleibt die BMW vollkommen stabil, was einerseits dem in feinen Details modifizierten Fahrwerk, andererseits bei höheren Tempi den riesigen Winglets an der Front zu verdanken ist. Weitere Vorteile der Flügelkonstruktion sieht BMW dank höheren Anpressdrucks beim Beschleunigen und in der höheren Kurvenstabilität.

Neues Design an Front und Heck

Die BMW S 1000 RR von vorne fahrend
Auffällig ist die neue gestaltete Front mit einem besser schützenden Windschild© BMW

Die gesamte Frontpartie bekam eine Retusche samt einer höheren, den Fahrer besser schützenden Scheibe. Die Heckpartie erfuhr ebenfalls eine Neugestaltung. Dabei wurde der Kennzeichenträger kürzer und leichter demontierbar, wofür der Kabelbaum abgeändert wurde. Zudem wird nun am Heck ein USB-Ladeanschluss integriert. Rennstreckenfans freuen sich weiterhin über eine erleichterte Hinterradmontage. Ihren Gewichtsvorteil spielt die M Lightweight Batterie natürlich primär auf der Rennstrecke aus.

Sieht man von den speziell auf Rundkursen vorteilhaften Weiterentwicklungen der Aerodynamik und der Fahrassistenzsysteme ab, sind auf der Landstraße nur marginale Änderungen spürbar. Zahlreiche Fahrwerksdaten wurden geringfügig verändert, um die Fahrbarkeit des Bikes weiter zu optimieren. Die Tausender gibt sich hier einerseits lammfromm, explodiert aber förmlich, wenn ihr Fahrer vollen Schub anfordert.

Bildergalerie: Die BMW S 1000 RR im Detail

Wenig Gewicht, sehr gute Fahrleistungen

Firmeninterne Messungen haben ergeben, dass das mit sämtlichen Sonderausstattungen gewogene Motorrad neuerdings erstmals unter 200 Kilogramm bleibt. Insofern ist nicht verwunderlich, dass der Fahrer beim Beschleunigen für die Abstützung am hinteren Sitzende dankbar ist. Wobei zugleich erstaunlich ist, wie geschmeidig sich die S RR – ihr Motor stellt immerhin eine Literleistung von 210 PS bereit – fahren lässt.

Der Motor nimmt bereits bei 2000 U/min verschluckfrei Gas an und hat über das gesamte Drehzahlspektrum keinen spürbaren Durchhänger. Beeindruckend gut spürbar ist, dass der Motor in einem Bereich von rund 9000 Umdrehungen ein Drehmoment von mindestens 100 Nm bereitstellt, nämlich von 5500 bis zum Einsetzen des Drehzahlbegrenzers bei 14.600 U/min.

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Top Ausstattungsoptionen und Assistenzsysteme

Die BMW S 1000 RR seitlich stehend
Das Superbike kann leicht mit Sonderausstattungen und Zubehör hochgerüstet werden© BMW

Natürlich versteht es BMW, bei potenziellen Interessenten einer S 1000 RR mit Basispreis 20.420 Euro zusätzliche Wünsche zu wecken: Es ist ein Leichtes, das Superbike mit Sonderausstattungen und Zubehör aufzurüsten und zugleich abzumagern. Dabei helfen das M Paket (Sonderfarbe, Sportsitz, Karbonräder, 4480 Euro), das M Carbon-Paket (primär Karosserieteile aus Kohlefaser, 1980 Euro), das Dynamic-Paket (Fahrmodi Pro, dynamische Dämpferkontrolle DDC, Tempomat, Heizgriffe, 1400 Euro) oder auch das Race-Paket (935 Euro).

Im Extremfall ergibt sich auf diese Weise ein Preis von rund 29.000 Euro und ein fahrfertiges Gewicht von 193,5 Kilogramm. Gratis ist die (relative) Gutmütigkeit, die die S 1000 RR in der Hand von Noch-nicht-Experten an den Tag legt. Ebenfalls im Preis enthalten sind außer Brake und Slide Control weitere Finessen wie beispielsweise die Einstellbarkeit der Wheelie-Funktion. Hierbei kann der Fahrer den maximalen Steigwinkel des Fahrzeugs vorwählen. Es genügt dazu, eine Taste links am Lenker zu betätigen.

Überhaupt muss man festhalten, dass die Individualisierbarkeit sämtlicher Assistenzsysteme mit Erscheinen der jüngsten Generation der BMW S 1000 RR einen neuen Höchststand erreicht hat. Stets liegt es in der Hand des Piloten, welche Freiheiten er sich einräumt oder wie stark er den Schutzschirm der Systeme aufspannt. Dabei sind die Varianzen zwischen den einzelnen Eingriffsstufen teils winzig klein, so dass der Fahrer auf jeder Strecke sein persönliches Optimum auswählen und einstellen kann.

BMW S 1000 RR: Technische Daten

Fazit: Ein Manko bleibt

So finessenreich und gut fahrbar die BMW S 1000 RR auch ist, so bleibt doch ein Manko bestehen: Im öffentlichen Straßenverkehr lassen sich die Leistungsfähigkeit von Motor und Fahrwerk noch nicht einmal annähernd erfahren. Hier ist, nicht anders als schon 2009 bei der ersten bayerischen RR-Generation, Charakterstärke gefragt, denn ohne Fähigkeit zum Verzicht findet das Fahrvergnügen schnell sein Ende.

Text: Ulf Böhringer/SP-X

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