Aprilia Shiver 900 (2017–2020): Infos zum Naked Bike
Die Aprilia Shiver 900 wurde bis 2020 gebaut und ist nur noch gebraucht erhältlich. Das Naked Bike hat einen starkem 900-ccm-Zweizylinder, ist aber kein Handlingwunder. Hier können Sie den Fahrbericht aus MOTORRAD Heft 14/2017 lesen.
Mäßig in der Handhabung
A2-tauglich aufgrund geringer Leistung
Gute Ausstattung
Die Geschichtsbücher notierten das Jahr 2007. Aprilia produzierte erstmals die Shiver 750. 95 PS bei 9000/min mobilisierte der flüssigkeitsgekühlte 90-Grad-V-Motor. Zehn Jahre später war die 750er Historie, die Shiver 900 trat die Nachfolge an.
Wie der Name verrät, haben die Italiener dem Motor mehr Kubik eingehaucht. Den V2 haben sie dafür nicht neu konstruiert, sondern als Basis auf den 750er zurückgegriffen. Wie bei diesem bleibt es bei einer 92er-Bohrung. Neu bei der 900er war der Hub. Der wuchs um elf auf 67,4 Millimeter.
Klingt nach mehr Drehmoment, aber auch nach mehr Leistung? Nein, denn der V2 entwickelt weiterhin 70 kW/95 PS, muss dafür aber nur noch 8750 in der Minute drehen. Aprilia hat sich bewusst für diese Beschränkung entschieden, um die Shiver auch als A2-taugliches Motorrad anbieten zu können.
Im Gegensatz zu den PS-Werten ist das Drehmoment um elf Newtonmeter gestiegen, der Höchstwert von 90 Nm liegt bei 6500/min an. Die Shiver hat aber nicht nur einen Hubraum-Zuschlag erhalten, sondern wurde an vielen Ecken feingeschliffen, als da wären: leichtere Kolben, neues Ride-by-Wire, Marelli 7SM Ecu der V4-Modelle samt angepasster Traktionskontrolle, leichtere Felgen, leicht veränderter Auspuff sowie neue 41er-Kayaba-Upside-down-Gabel.
Bis in Details ließe sich die Liste noch verlängern, was aber viel wichtiger ist: Wie fährt sich die neue Shiver denn nun?
95-PS-Motor im Test
Also zum breiten, gut gekröpften Lenker gegriffen, den Hintern auf die bequeme Sitzbank in 81 Zentimetern Höhe gewuppt, sich kurz über die einstellbaren Handhebel von Bremse und Kupplung gefreut und den Starter gedrückt. Blubber, braap. Angenehm bassig-kraftvoll tönt es aus dem Heck – ohne zu laut zu sein. Die Blenden am Ende der Auspuffrohre sollen übrigens dafür sorgen, dass die Abgase zur Seite abgeleitet werden und nicht mehr so stark gen Sozius ziehen. Den gab's heute nicht, dafür gleich den Test der drei Fahrmodi. Sport, Touring und Rain stehen zur Auswahl.
Zwischen allen kann, wie bei der Traktionskontrolle auch, in Fahrt hin und her gewechselt werden. Start mit "Rain". Der kappt die Leistung auf etwa 70 PS. Gut zum Einrollen am Morgen. Weiches Ansprechverhalten trifft auf zurückhaltende Leistungsentfaltung.
Die wird spontan anders, wenn der Touring-Mode ran darf. Spürbar kräftiger tritt die Shiver nun bei voller Leistung an. Noch etwas kerniger wird es mit dem Sport-Modus. Sein Ansprechverhalten bleibt fernab jeglicher Kritik, daher darf er für den Rest des Tages drinbleiben.
Kein Handlingwunder
Nach den ersten Schwüngen durch die Kurvenwelt der Alpen ist klar: Ein Handlingwunder ist die Shiver 900 nicht. Bereift mit steifen Dunlop Sportmax Qualifier D 209 lenkt sie recht neutral ein, benötigt aber einen klaren Impuls. Das wundert beim Blick auf die Fahrwerksdaten wenig. 109 Millimeter Nachlauf, 64,1 Grad Lenkkopfwinkel und 1465 Millimeter Radstand machen aus der Shiver keinen überflinken Hüpfer, sondern eher einen stabil-verlässlichen Partner. Beim Kurvenswing spielen die neue Kayaba-Upside-down-Gabel und das Federbein lässig mit. Beide Komponenten sind in Zugstufe und Vorspannung einstellbar und besitzen genug Reserven für den zügigen Eckenwetz.
Das trifft ebenso auf die Bremsen zu, die von einem Continental-Zweikanal-ABS überwacht werden. Mit zwei Fingern lässt sich die Shiver mühelos zusammenstauchen. Selbst Passabfahrten schlauchen die Radialzangen sowie die zwei 320er-Scheiben vorne nicht, der Druckpunkt bleibt stabil. Beim freudigen Galopp finden die Gangpaare verlässlich zueinander, punktet die hydraulische Kupplung mit guter Dosierbarkeit.
Intuitive Bedienung für schnelle Setups
Und dann ist da noch das spürbare Drehmoment. Beherzt tritt der V2 ab etwa 2000/min in den unteren Gängen an. Nachdrücklich-flink dreht er bis zum Nm-Maximum. Bis hierhin und darunter fühlt er sich richtig wohl, zieht stramm an der Kette. Weiter nach oben gedreht, Richtung Leistungsmaximum, lässt sein Elan gefühlt leicht nach. Die wirkungsvoll regelnde Traktionskontrolle greift dabei in Stufe drei früh ins Geschehen ein, in Stufe zwei oder eins passt die Abstimmung fürs freudige Alpenglühen besser. Quertreiber dürfen die TC – genau wie das ABS – auch ausschalten.
Dank intuitiver Bedienung und perfekter Ablesbarkeit des TFT-Displays sind individuelle Setups schnell erledigt. Von daher gilt: Die Shiver 900 erfreut – dank gutem Drehmoment und sehr ordentlicher Ausstattung.
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Technische Daten Aprilia Shiver 900
Herstellerangaben | |
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Motor | Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-90-Grad-V-Motor, je zwei obenliegende, zahnrad-/kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Tassenstößel, Nasssumpfschmierung, Einspritzung 2 x Ø 52 mm, geregelter Katalysator, Lichtmaschine 450 W, hydraulisch betätigte Mehrscheiben Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette, Sekundärübersetzung 44:16.
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Fahrwerk | Gitterrohrrahmen aus Stahl mit verschraubten Alugussteilen, Upside-down-Gabel Ø 41 mm, verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung, Zweiarmschwinge aus Aluminium, Federbein direkt angelenkt, Doppelscheibenbremse vorn Ø 320 mm, Vierkolben-Festsättel, Scheibenbremse hinten Ø 240 mm, Einkolben-Schwimmsattel, Traktionskontrolle, ABS.
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Maße und Gewichte | Radstand 1465 mm, Lenkkopfwinkel 64,1 Grad, Nachlauf 109 mm, Federweg v/h 130/130 mm, Sitzhöhe 810 mm, Leergewicht 218 kg, Tankinhalt/Reserve 15,0/3,5 Liter |
Copyright: MOTORRAD, Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG
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