Schnellladen an der Autobahn: Wo es bei Rastanlagen noch hapert

Elektroladesäulen an der Raststätte Fürholzen west
Rastanlagen bieten heute fast überall Ladestationen. So schick wie in Fürholzen an der A9 sind sie selten © ADAC/Theo Klein

Um lange Strecken mit dem E-Auto bewältigen zu können, muss man entlang der Autobahnen laden können: möglichst schnell, komfortabel und einfach beim Bezahlen. Ein ADAC Test zeigt: trotz Fortschritten gibt es noch viel Verbesserungspotential.

  • Nur wenige Rastanlagen komplett ohne Lademöglichkeit

  • Ladesäulen häufig zu langsam

  • Zugänglichkeit und Komfort oft mangelhaft

Schnitzel, Super bleifrei, Sanifair: Dafür stehen Rastanlagen. Doch seit ein paar Jahren verändert sich das gewohnte Bild mit Ladesäulen auf den Arealen. Die wachsende Zahl an Elektroautos, die auf der Langstrecke unterwegs sind, macht immer mehr Ladesäulen entlang der Autobahn auch dringend notwendig.

Bis 2030 sollen in Deutschland eine Million Ladepunkte für E-Autos entstanden sein. Autobahnrastanlagen sind wichtige Standorte, besonders für Schnellladesäulen, mit denen man unterwegs in nur 30 Minuten je nach Modell teils mehr als 300 Kilometer Reichweite "tanken" kann. Doch der Ausbau verläuft schleppend. Und im Detail bestehen trotz Fortschritten noch viele Unzulänglichkeiten.

Schnellladen an Rastanlagen

Elekrtoladesäulen an der Rastanlage Fernthal
Negativ-Beispiel Ferntal West (A3): Nur eine langsame Säule – und zudem defekt© ADAC e.V.

Bei der aktuellen Stichprobe zur Ladeinfrastruktur hat der ADAC entlang der Autobahn-Hauptrouten 40 Rastanlagen unter die Lupe genommen (unter diesem Link finden Sie eine Übersichtskarte). Autohöfe waren nicht Gegenstand der aktuellen Betrachtung.

Ergebnis: Bei drei Anlagen war keine Lademöglichkeit vorhanden. Und zwar auf den Rastanlagen Am Haarstrang Süd (A44), Eisenach Nord (A4) und Allertal West (A7). Der Großteil der Anlagen boten High-Power-Ladesäulen mit 150 kW, nur wenige waren mit einer Leistungsstärke von 300 oder 350 kW ausgestattet. Schlecht: Bei 16 Rastanlagen gab es ausschließlich langsame Ladesäulen mit 50 kW, was auf Langstrecken absolut unzureichend und nicht mehr zeitgemäß ist.

Der Vergleich mit dem Ergebnis des Rastanlagentests 2023 zeigt wenig Fortschritt hinsichtlich der Ladeinfrastruktur. Hintergrund ist, dass es einen Rechtstreit über die Vergabe für den Ausbau an den Rastanlagen gibt und der Zubau von Ladesäulen deswegen weitgehend zum Erliegen gekommen ist.

Auch die Anzahl der Ladepunkte lässt weiterhin zu wünschen übrig. Zeitgemäß wäre aktuell laut ADAC Experten eine Ausstattung der Ladeparks an Autobahnen mit mindestens 10 Ladepunkten. Die 21 Rastanlagen mit High-Power-Säulen waren jedoch im Mittel lediglich mit 4 Ladepunkten ausgerüstet.

Zum Testzeitpunkt war zudem an 15 Prozent der Rastanlagen mindestens ein Ladepunkt nicht funktionstüchtig bzw. außer Betrieb. Das ist ärgerlich. Defekte Säulen verschärfen die Ladesituation für Elektrofahrer, besonders an hochfrequenten Reisetagen.

Problem: Zwei E-Autos, halbierte Leistung

Autos beim Laden an einem Rastplatz
Wenn sich zwei Autos eine Ladesäule teilen, kann sich die Ladeleistung halbieren © ADAC

Zu Stoßzeiten gibt es ein zusätzliches Problem, denn dann lässt sich an Schnellladern unter Umständen nicht die komplette Power nutzen. Grund: Viele Ladesäulen splitten ihre Leistung auf, wenn zwei Fahrzeuge gleichzeitig laden. Das heißt, an einer 150-kW-Säule stehen de facto nur 75 kW für jedes einzelne Auto parat. An 300-kW-Säulen gilt die Halbierung der Ladeleistung bei Doppelbelegung genauso.

Dieser Kritikpunkt relativiert sich etwas dadurch, dass die meisten Elektromodelle heute kaum mehr als maximal 150 kW laden. Und die Maximal-Leistung sowieso nur für eine begrenzte Zeit abgerufen wird – solange der Akkufüllstand (Fachbegriff: State of Charge = SoC) noch relativ niedrig ist. Im Artikel des folgenden Links wird der Zusammenhang von Ladeleistung der Säule und Ladezustand des Akkus näher erläutert.

Trotzdem sollten Fahrer eines Elektroautos stets auf Nummer sicher gehen, um die volle Power zu bekommen: Wenn mehrere Ladesäulen zur Wahl stehen, dann lieber die benutzen, an der noch kein anderes E-Auto steht.

Ausreichende Beschilderung

Ladesäulen an einer Autobahnraststätte
Die Beschilderung beurteilen die ADAC Tester insgesamt zufriedenstellend, überdachte Ladesäulen fanden sie jedoch höchst selten © imago images/Rolf Poss

Gut in der Beurteilung: Bei 33 der 37 Rastanlagen mit Ladesäulen wurde die vorhandene Ladeinfrastruktur bereits auf der Autobahn angekündigt, bei fünf mit Nennung des jeweiligen Betreibers. In der Regel war der Weg zu den Ladesäulen ausreichend beschildert oder die Ladestation so platziert, dass sie zielgerichtet angefahren werden konnte, so das Resümee der ADAC Tester. Nur fünfmal war die Wegführung zur Ladesäule zum Testzeitpunkt entweder nicht selbsterklärend oder nicht vorhanden.

Mangelnder Ladekomfort

Elekrtoladesäulen an der Rastanlage Auerswaler Blick
Positiv-Beispiel: An der Rastanlage Auerswalder Blick (A4) ist Laden mit Anhänger (Längsparker) unkompliziert möglich© ADAC e.V.

Auch die Ansprüche an den Ladekomfort wachsen berechtigterweise stetig. Komfortseitig sind die Ladestationen heute aber noch häufig sehr unzureichend ausgestattet. Überdachungen waren bei der Stichprobe die absolute Ausnahme. Bei schlechtem Wetter wird man beim Anstöpseln also buchstäblich im Regen stehengelassen. Trocken bleibt man nur auf zwei der getesteten Anlagen: Auerswalder Blick Süd/ A4 und Fürholzen West/ A9.

Für das Aufladen mit (Wohn-)Anhänger ist es extrem schwierig, einen geeigneten Ladeplatz zu finden. Nur an einer einzigen Rastanlage – Auerswalder Blick Süd an der A4 – funktionierte die Anfahrt an die Ladesäule wie an die Zapfsäule einer Tankstelle. Bei allen anderen musste der Anhänger vorher abgekuppelt oder aufwändig rangiert werden, um zu laden. Besonders in diesem Punkt ist für die Zukunft noch viel Luft nach oben.

Ein weiteres Ärgernis waren Falschparker. An acht von 37 Rastanlagen fanden die Tester zum Zeitpunkt ihres Besuchs mindestens einen Ladepunkt blockiert durch nicht-ladende Fahrzeuge. Besser sah es in puncto Beleuchtung aus: Nur bei vier Anlagen bewerteten sie die Beleuchtung als nicht ausreichend.

Neue Verkehrsregeln, Spritpreise und Verbraucher-Tipps

Bezahlen nur auf Umwegen

Eine Nahaufnahme einer blauen Elektroladesäule
Noch selten: Kreditkarten-Terminal an der Ladesäule© ADAC/Wolfgang Rudschies

Noch unzureichend gelöst fanden die Tester die Möglichkeiten der Bezahlung. Geladen und bezahlt wird heute meist noch per Ladevertrag, den man vorab mit einem Fahrstromanbieter abschließen muss. Kartenterminals, die eine Bezahlung wie an der Kasse jeder Tankstelle ermöglichen und seit April 2024 für neue Ladesäulen vorgeschrieben sind, existierten nur an drei der 37 Ladestationen. Diese waren aber zum Testzeitpunkt noch nicht in Betrieb.

Wer keine passende Ladekarte hat, kann zwar einen QR-Code per Handy scannen, um mit seiner Debit- oder Kreditkarte zahlen zu können. Aber das ist umständlich, bedingt eine einwandfreie Mobilfunkverbindung und ist zumeist teurer.

Bei diesem Ad-hoc-Laden per Handy besteht darüber hinaus die Gefahr, dass die Kreditkartendaten von Betrügern abgegriffen werden. Zum Beispiel dadurch, dass die QR-Codes an der Säule mit einem gefälschten Code überklebt sind: Dieser leitet Nutzerinnen und Nutzer dann auf nachgemachte Webseiten des Ladesäulenbetreibers um.

ADAC Forderung zur Ladeinfrastruktur

Um der E-Mobilität in der Gesellschaft schneller Akzeptanz zu verschaffen, fordert der ADAC, dass das Laden eines E-Autos so einfach und selbstverständlich wie Tanken sein sollte.

  • Ladestationen für Elektroautos müssen flächendeckend ausgebaut werden.

  • Ladepunkte an Autobahnen sollten Ladeleistungen von mindestens 150 kW bereitstellen.

  • Ein zeitgemäßer Ladepark an der Autobahn sollte aktuell mindestens zehn Ladepunkte bieten und mit steigendem Bedarf erweiterbar sein.

  • Komfort wie Wetterschutz mit Überdachung und ausreichende Beleuchtung sollte standardmäßig vorgehalten werden.

  • Ladeplätze sollten eindeutig beschildert und Standflächen farblich markiert sein, um fremd-/falschparkende Autos zu vermeiden.

  • Ladetarife müssen an der Ladesäule transparent aufgezeigt werden, wie an jeder Tankstelle.

  • Ladesäulen sollten so angeordnet werden, dass auch E-Autos mit Anhänger laden können, ohne abzukuppeln.

  • Kartenterminals für die einfache Direkt-Bezahlung sollten zügig nachgerüstet werden.

  • Laden ohne Vertragstarif sollte nicht unangemessen teurer sein als Laden mit Vertragstarif.