ADAC Rastanlagentest 2024: WC und Essen okay, Preise nicht

Alle Infos zum ADAC Rastanlagentest 2024 auch im Video ∙ Bild: © ADAC, Video: © ADAC e.V.

Moderne Toiletten und eine solide Auswahl an Speisen – das bekommen Reisende an den Rastanlagen deutscher Autobahnen. Aber sonst lassen diese noch einiges zu wünschen übrig, zeigt ein ADAC Test.

  • Viel Mittelmaß im Rastanlagentest

  • Achtmal "gut", aber sechsmal nur "mangelhaft"

  • Preis-Ärger in Restaurants und Tankstellen-Shops

Wer lange Strecken mit dem Auto fährt, braucht Pausen. Wie es um die Qualität der Rastanlagen auf deutschen Autobahnen bestellt ist, hat der ADAC im Rastanlagentest 2024 herausgefunden. 40 Anlagen haben die Tester untersucht. Die Ergebnisse sind zum Teil ernüchternd. Das sind die Gründe.

Rastanlagentest: Viele nur "ausreichend"

Vorweg: Keine der getesteten Anlagen erreichte eine "sehr gute", immerhin acht eine "gute" Bewertung. Die Mehrheit (26) erwies sich jedoch als Mittelmaß ("ausreichend"). Allerdings gab es auch Ausreißer nach unten: Sechs Anlagen erhielten das Negativ-Prädikat "mangelhaft". Keine musste mit einem "sehr mangelhaft" bewertet werden.

Gute Noten gab es für die Toiletten: Die Sanitäranlagen waren in der Regel modern, gut ausgestattet und intakt. Auf die Sauberkeit der überwiegend von Sanifair betriebenen Toiletten könnte, so die Meinung der ADAC Tester, etwas mehr geachtet werden. Immerhin verlangt die Firma für die Benutzung einen Euro.

Mit dem Speisen-Angebot in den Raststätten-Restaurants waren die Tester fast durchgehend zufrieden. Ein Viertel der Anlagen schnitt hier "sehr gut" ab, etwas mehr als die Hälfte "gut". Die ordentliche Qualität lassen sich die Anbieter aber auch ordentlich bezahlen: Nur drei der 40 getesteten Rastanlagen erreichten in der Kategorie "Preise" die Bewertung "gut". Noch schlechter sieht es beim Preis-Leistungs-Verhältnis bei den Tankstellen-Shops aus, besonders im Vergleich zu nahegelegenen Autohöfen waren die Produkte bei ihnen häufig überteuert.

Eine weitere Erkenntnis aus dem Test: Für Familien mit Kindern, mobilitätseingeschränkte Menschen sowie Fahrerinnen und Fahrer von Elektroautos muss noch viel getan werden.

40 Rastanlagen an Autobahnen im Test

Auf der interaktiven Karte sind alle 40 vom ADAC getesteten Rastanlagen verzeichnet. Beim Antippen auf dem Smartphone oder Berühren mit der Maus erscheinen Name und Bewertung, ein Klick zeigt alle auf der jeweiligen Autobahn getesteten Anlagen mit den Bewertungen in allen Kategorien.

ADAC Ranking: Wo man gerne Pause macht

Die Hauptbedürfnisse von Autoreisenden – etwa die sanitären Einrichtungen zu nutzen, gut, schnell und preiswert zu essen und im Shop noch ein paar Kleinigkeiten für die Reise einzukaufen – standen im Mittelpunkt des Tests. Fünf Kategorien machen das Gesamturteil des ADAC aus (in Klammern die Gewichtung):

  • Gastronomie (20%)

  • Ausstattung, Zustand und Sauberkeit der Sanitäranlagen (25%)

  • Preise für Gastronomie und Produkte aus dem Tankstellen-Shop (25%)

  • Außenanlage inklusive Barrierefreiheit (15%)

  • Zusätzliche Infrastruktur wie Ladesäulen für E-Autos (15%)

So gut sind WC, Essen, Infrastruktur & Co

Gastronomie: Satt wird man immer

Die Cafeteria in der Raststätte Fürholzen an der A9
Kein Gourmet-Essen, aber immerhin Standard: Deutsche Rastanlagen erhielten in der Kategorie "Gastronomie" gute Noten© ADAC/Theo Klein

Gerade auf langen Autofahrten wünscht man sich gelegentlich ein warmes Essen, ob auf Dienstreise oder während der Reise in den Urlaub mit der Familie. Wenn es dann auch noch schmeckt und die Auswahl passt: Umso besser.

Und in der Regel ist das auch der Fall, das gastronomische Angebot gefiel den Testerinnen und Testern: Schnitzel, Bratwurst, Kindermenü und ein vegetarisches Gericht gab es fast immer, Nudelgerichte bot fast die Hälfte der Restaurants an. Ein Blick nach Niedersachsen zeigt, dass aber auch mehr als "Standard" möglich ist: Die Rastanlagen Allertal West (A7) und Zweidorfer Holz Süd (A2) begeisterten mit warmen Gerichten abseits der Systemgastronomie etwa Kassler mit Kraut oder Kohlroulade.

Aber was hilft die beste Speisekarte, wenn das Restaurant geschlossen ist? Bei den Rastanlagen Auerswalder Blick Süd (A4) und Fuchsberg Süd (A20) war das zum Testzeitpunkt vorübergehend der Fall, in Eisenach Nord (A4) hatte das Lokal sogar dauerhaft geschlossen. Immerhin konnten man dort auf ein Schnellrestaurant ausweichen. Für Autoreisende besonders ärgerlich: In allen drei Fällen gab es an der Autobahn keinen Hinweis auf diese Einschränkung.

Toiletten: Kein Hygienehorror, aber Service-Mängel

Dier Raststätte Fürholzen an der A9
Die von Sanifair betriebenen Sanitäranlagen waren in der Regel modern, nicht immer funktionierte allerdings die automatische Klobrillen-Reinigung© ADAC/Theo Klein

Ein Ärgernis aus früheren Tests – schmutzige und alte Sanitäranlagen – blieb 2024 aus. Zwar ist die Benutzung der Sanifair-Toiletten mit dem Ein-Euro-Bon relativ teuer. Dafür fanden die Testerinnen und Tester aber auch fast überall gut ausgestattete und saubere Sanitäranlagen vor. 90 Prozent schnitten "gut" oder "sehr gut" ab. Ebenso hoch war der Anteil der Anlagen mit automatischer Klobrillen-Reinigung. Jede sechste von ihnen funktionierte zum Testzeitpunkt allerdings nicht einwandfrei. In diesem Punkt enttäuschte das Sanifair-System.

Ein weiteres Ärgernis: Bei elf Anlagen waren einzelne oder sogar mehrere Kabinen in den WCs dauerhaft gesperrt. Damit standen nur zwei Kabinen zum Testzeitpunkt zur Verfügung – beim Test der Herren-Toilette in Buckautal Süd (A2) sogar nur eine Kabine.

Restaurant & Shops: Krasse Preisunterschiede

Der Shop innen der Raststätte Fürholzen an der A9
Im Tankstellen-Shop einkaufen, kann teuer werden: Bis zu 4,99 Euro für einen kleinen Cappuccino to go, 6,99 Euro für eine Packung Chips© ADAC/Theo Klein

Die Preise der Gastronomie an Autobahnraststätten sind teils gehoben, aber im Vergleich zu den Preisen der Autohöfe erhielten immerhin knapp zwei Drittel der Restaurants eine Einstufung als "günstig" oder "sehr günstig". Anders sieht es bei den Tankstellen-Shops aus. Drei Viertel wurden mit "teuer" oder "sehr teuer" bewertet.

Angesichts solch hoher Preise ist es umso bitterer, dass man pro Produkt nur einen Sanifair-Bon über einen Euro einlösen kann. Das war vor einigen Jahren noch anders. Aus Sicht des ADAC wäre es deshalb wünschenswert, wenn Sanifair es wieder ermöglichen würden, für ein Produkt mehrere Bons einzusetzen.

Was den Prüfern aber am meisten missfiel: die eklatanten Preisunterschiede sowohl in den Restaurants als auch in den Tankstellen-Shops. Für das Kindermenü mit Nuggets plus Getränk beispielsweise mussten Gäste je nach Rastanlage zwischen 3,99 und 6,99 Euro bezahlen. Das Schnitzel mit Pommes kostete zwischen 10,99 und 19,99 Euro.

Hier ein paar Preisbeispiele aus Rastanlagen-Restaurants und Tankstellen-Shops:

Produkt

Maximal (Preis in Euro)

Minimal (Preis in Euro)

Schnitzel mit Pommes

19,99

10,99

Günstigstes vegetarisches Gericht

13,49

8,49

Günstigster großer Salat (mit/ohne Fleisch)

14,99

9,99

Günstigstes Kindergericht

6,99

3,99

Chips der Marke Pringles

6,99

3,99

Cappuccino to go (Tankstelle)

4,99

2,50

Flasche stilles Wasser 0,5 Liter (Tankstelle)

3,89

1,90

Warnweste

9,99

4,09

Was auch negativ auffiel: Nur bei 23 von 40 Restaurants fanden die Tester am Eingang der Raststätte Speisekartenaushänge, die mit den Preisen im Restaurant komplett übereinstimmten. Fast immer mussten Besucherinnen und Besucher für ihr Essen tiefer in die Tasche greifen.

Besonders teuer wird es, wenn man zusätzlich zum Essen und Shoppen auch noch tanken möchte. Die Preise für Sprit flossen zwar nicht in diese Kategorie, waren aber Teil einer separaten Auswertung. Der ADAC Preisvergleich zu Spritkosten an Autobahn-Tankstellen ergab: Im Untersuchungszeitraum kostete der Liter Diesel an der Autobahn im Schnitt 38 Cent mehr als neben der Autobahn. Bei Benzin (Super E10) waren es ganze 39 Cent mehr. In der Spitze waren es sogar 54 bzw. 50 Cent.

Tipps für Sparfüchse

Möchte man den Geldbeutel schonen, ist die Empfehlung des ADAC eindeutig: Runter von der Autobahn und eine Alternative aufsuchen. Und Proviant von Zuhause spart den teuren Griff ins Raststätten-Regal.

Außenanlagen: Noch viel Luft nach oben

Zu einer gelungenen Rast kann auch die Außenanlage beitragen. Viel zu oft mangelt es jedoch an Kinderfreundlichkeit und Barrierefreiheit. Testverlierer im Bereich Außenanlage waren die Rastanlagen Fuchsberg Süd (A20), Frechen Süd (A4) und Eisenach Nord (A4).

Kinderfreundlichkeit? Fehlanzeige!

Regelmäßige Erholungspausen gerade auf Langstrecken sind wichtig – besonders für Kinder. Bittere Erkenntnis: Die Kids können sich an deutschen Rastanlagen viel zu selten austoben. Acht der getesteten Anlagen hatten keinen Spielplatz im Freien. Bei den Anlagen mit Spielplatz wurden weitere acht mit null Punkten bewertet, entweder weil die Experten sie als eintönig einstuften oder weil sie geschlossen waren. Spielecken zum Austoben bei schlechtem Wetter im Restaurant fanden die Tester nur bei knapp der Hälfte der Anlagen.

Auf den Anlagen Eisenach Nord (A4), Frechen Süd (A4), Fuchsberg Süd (A20), Dannstadt West (A61) und Am Biggenkopf Süd (A44) gab es weder drinnen noch draußen Spielmöglichkeiten. Kinderfreundlichkeit sieht anders aus.

Behindertenparkplätze weit weg

Parkplätze für mobilitätseingeschränkte Autofahrerinnen und -fahrer waren zwar an jeder Raststätte vorhanden, aber die Wege waren weit: Bei knapp 50 Prozent der Anlagen lagen Behinderten-Stellplätze mehr als 30 Meter vom Rastgebäude entfernt. In 40 Prozent der Fälle führte der barrierefreie Weg zum Restaurant über die Straße, unter anderem, weil wegen nicht abgesenkter Bordsteine der Fußgängerweg nicht benutzbar war.

Zu wenige Tische für Selbstversorger

Hungrige Reisende, die ihren Geldbeutel schonen wollen und sich für ein Selbstversorger-Picknick entscheiden, fanden in der Regel Tische und Bänke für einen Aufenthalt ohne Konsumzwang vor, aber nicht immer genügten diese Plätze für den aktuellen Besucherandrang. Und auch die Sauberkeit ließ immer wieder zu wünschen übrig. Acht Anlagen hatten gar keine Picknick-Garnituren.

Schnellladesäulen Mangelware

Schlecht bestellt war es an den Rastanlagen mit Schnellladesäulen für E-Autos: Nur eine einzige, nämlich Sindelfinger Wald Süd (A8), hatte aus Sicht des ADAC genug Ladepunkte ab 150 kW, alle anderen fielen in dieser Kategorie durch, da sie zu wenige und zu schwache (unter 150 kW) Ladesäulen hatten. Auf drei Rastanlagen gab es keine einzige Ladesäule.

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So wurde getestet

Insgesamt wurden 40 Rastanlagen an den 15 längsten deutschen Autobahnen in zwei Testphasen im April und Juli unter die Lupe genommen. Jede Rastanlage wurde pro Testphase inkognito zweimal an unterschiedlichen Tagen – am Wochenende und unter der Woche – von verschiedenen Testerinnen oder Testern geprüft. Das macht das Ergebnis zuverlässig und sorgt dafür, dass zufällige Ausreißer nach oben oder unten – etwa bei der Sauberkeit der Toiletten – ausgeglichen werden.

Alle Ergebnisse im Detail

Zu allen getesteten Rastanlagen finden Sie hier die ausführlichere Einzelkritik:

ADAC Rastanlagen in der Einzelkritik
PDF, 268 KB
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