Mercedes GLC EQ: Wie der Elektro-GLC überzeugen will

Der elektrische Mercedes GLC kommt 2026 als GLC EQ. Mit 800-Volt-Technik und großer Batterie soll er den Anschluss finden. Testfahrt im getarnten Prototyp.
GLC EQ wird auf der IAA 2025 gezeigt; Marktstart 2026
94,5-kWh-Akku für rund 650 km Reichweite
800-Volt-Technik für schnelles Laden
Dieser Schuss muss sitzen: Wenn Mercedes im nächsten Frühling den GLC elektrifiziert, dann können sich die Schwaben keinen Fehler leisten. Schließlich ist das SUV seit Jahren ihre meistverkaufte Modellreihe. Und nachdem der EQC als elektrischer Erstling ein Blindgänger war, ist der Erfolgsdruck diesmal besonders groß.
Deshalb versuchen es die Entwickler auch gar nicht erst mit halbgaren Tricks und gehen stattdessen aufs Ganze: Weil sie keine Kompromisse mehr machen wollen, bauen sie den GLC einfach neu und proben den Paarlauf.
Extra E-Plattform für elektrischen GLC

Musste beim EQC noch eine Verbrennerplattform als Basis herhalten, nutzt der neue GLC mit dem Beinamen „powered by EQ Technology“ als erster eine nagelneue Elektro-Architektur. Chief Engineer Drummond Jacoy erklärt: „Es darf keine Abstriche mehr geben. Unser Maßstab war der aktuelle GLC, den wir in allen Disziplinen erreichen oder sogar übertreffen wollten.” Deshalb gibt es schon ohne AMG-Zusatz einen oder zwei Motoren mit zusammen bis zu 489 PS und Platz für Akkus mit bestenfalls 94,5 kWh.
GLC EQ: 700 Kilometer Reichweite?

Die mehr als 750 Kilometer des CLA sind damit zwar trotzdem nicht zu schaffen. Aber „mindestens 650“ verspricht Jacoy auch, und wenn die 636 Kilometer auf dem Bordcomputer des Prototypen bei frostigem Wetter und nicht ganz vollem Akku kein mieser Trick sind, sollte es auch der GLC in den Club der 700er schaffen. Und wenn nicht, ist das auch kein Schaden. Schließlich hat der Akku eine Spannung von 800 Volt und macht deshalb auch an der Ladesäule Tempo – mindestens 320 kW werden versprochen, das wären dann fast dreimal so viel wie beim seligen EQC und sollte in 15 Minuten für etwa 400 Kilometer nachgeladene Reichweite sorgen.
Tempo macht das SUV aber auch auf der Straße. Denn auch beim Fahrverhalten will Jacoy die gleiche Ruhe und Gelassenheit bieten wie der Verbrenner und das gleiche Engagement. Nicht umsonst haben sie ein zweistufiges Getriebe im Heckmotor integriert, der deshalb besonders schnell antritt aber auf der Autobahn bei hohem Tempo entsprechend sparsam läuft.
GLC EQ: Viel Platz und großer Kofferraum
Außerdem gibt es in der Topversion eine Luftfederung für entspanntes Fahren und eine Hinterachslenkung für mehr Agilität. Und natürlich schafft der Allrad das nötige Vertrauen in Eis und Schnee oder dass man mal einen Anhänger aus einer nassen Wiese ziehen kann.
„Keine Abstriche“ – das gilt auch für das Platzangebot und die praktischen Fähigkeiten. Hinten sitzt man deshalb ebenfalls bequem und hat unter einem großen Panoramadach ein lichtes Raumgefühl. Der Kofferraum wirkt riesig und hat ein tiefes Souterrain, und am Ende der Testfahrt zieht Jacoy die Plane zur Tarnung aus einem großen Frunk. Selbst beim Anhänger wollen sie nicht knausern und nehmen den Verbrenner zum Vorbild. Der schafft im besten Fall 2,5 Tonnen.
Während Jacoy ein Jahr vor dem Start schon erstaunlich viel zur Technik erzählt, wird er bei zwei Themen verdächtig still. Das Design innen wie außen ist noch getarnt. Aber es braucht nicht viel Phantasie, sich eine im Windkanal glatt geschliffene Skulptur vorzustellen, die außen mit reichlich Lametta leuchtet und drinnen mit großen Bildschirmen, auf denen noch etwas mehr geboten wird als im CLA. „Schließlich spielen wir hier in einer anderen Klasse und müssen andere Ansprüche befriedigen“, lässt sich der Chefingenieur dann doch entlocken.
Preis wohl ab 55.000 Euro

Die Weltpremiere ist für die IAA im September 2025 geplant, der Verkauf soll im Frühjahr 2026 starten. Doch ein paar Hinweise zum Preis gibt Jacoy schon: „Auch da wollen wir uns am Verbrenner orientieren und dem Kunden keine Zugeständnisse abverlangen. Der elektrische GLC soll eine echte Alternative sein.” Davon wird man zwar wohl trotzdem nicht auf die knapp 54.000 Euro schließen dürfen, bei denen die Palette bislang beginnt.
Doch in der ersten Hälfte der 50.000er darf man das Einstiegsmodell mit kleinerem Akku wohl verorten, selbst wenn das üblicherweise erst später kommt. Und für die Topversion, die hier unter dem Tarnkleid steckt, müsste dann eher der GLC 300 e die Messlatte sein, der aktuell mit 73.649 Euro gehandelt wird. Dann bliebe auch noch genügend Abstand zum EQE SUV für mindestens 76.000 Euro.
Mit den parallel laufenden Modellen GLC und GLC EQ hat Mercedes zwar einen komplizierten Weg gewählt, aber dafür einen sicheren. Sie müssen sie nicht auf wackelige Prognosen zur Entwicklung des E-Absatzes verlassen und bleiben maximal flexibel. Zwar schließt Jacoy aus, dass es genau wie beim neuen CLA auch im neuen GLC mal einen Verbrenner geben wird, weil sich beim besten Willen kein konventioneller Allrad und keine längs montierten Sechszylinder in den Elektrobaukasten pressen lassen. Doch dafür lässt er die Karriere des “alten” GLC offen: Ein Ende dieses Paarlaufs ist nicht definiert.
Text: Thomas Geiger
Hier finden Sie noch viele weitere Neuvorstellungen, Fahrberichte und Autotests.