Testfahrt im Land Rover Discovery: Alte Schule, neu gedacht

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Von Wolfgang Rudschies

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Ein Landrover Discovery fährt auf einer Strasse, von vorne aufgenommen
Der Land Rover Discovery kombiniert Luxus mit Offroad-Talent© Jaguar Land Rover Germany/Gudrun Muschalla

Der Land Rover Discovery wurde zuletzt 2021 optisch und technisch überarbeitet – und ist dabei zur Freude der Fans doch ganz der Alte geblieben. Testfahrt mit Daten, Preisen und technischen Details.

  • Zwei kräftige Diesel und ein Benziner zur Wahl

  • Allrad und Automatik serienmäßig

  • Testfahrt mit dem hybridisierten Sechszylinder-Benziner

Was für ein Trumm! Klar, das war der Land Rover Discovery schon immer. Aber der Anblick ist immer wieder aufs Neue beeindruckend. Ein echter Geländewagen von rund 2,4 Tonnen Lebendgewicht, verpackt in eine kolossale, fünf Meter lange und 1,89 Meter hohe Hülle. Und schon beim Einsteigen fühlt man sich in eine Welt weitab von der Welt der Pkw versetzt.

Seinen Charakter hat der Discovery trotz aller Modernisierungen beibehalten. Das freut die Fangemeinde – soweit sie noch vorhanden ist. Denn die Zulassungszahlen in Deutschland, die zwischen 2015 und 2018 noch sehr konstant bei rund 1700 Exemplaren lagen, haben sich in den Jahren 2019 und 2020 mehr als halbiert. Und in den ersten elf Monaten des Jahres 2023 wurden gerade noch 450 "Discos" zugelassen. Dabei hatte Land Rover gehofft, den Schwund der Käufer in Deutschland durch das Facelift bremsen zu können. Die Briten betonen andererseits aber auch, dass andere Länder viel bedeutender für den Discovery sind als Absatzmärkte. Nicht zuletzt das Stammland England.

Der Land Rover Discovery in Bildern

Die Front des Discovery zieren seit dem letzten Facelift geänderte Lufteinlässe, modifizierte LED-Scheinwerfer sowie LED-Rücklichter und eine schwarzglänzende Leiste am Heck. Gravierende Veränderungen fanden bei der Überarbeitung hinsichtlich des Innenraums statt.

Als Antrieb stehen wahlweise ein Reihensechszylinder-Turbodiesel mit entweder 183 kW/249 PS oder 221 kW/300 PS Leistung oder ein Dreiliter-Sechszylinder-Benziner mit 265 kW/360 PS zur Verfügung. Der zunächst angebotene Zweiliter-Vierzylinder-Benziner mit 221 kW/300 PS wurde gestrichen.

Bei der Kraftübertragung dagegen gibt es keine Wahl: Allrad und Wandlerautomatik sind gesetzt. Alle Motoren sollen nach er Überarbeitung weniger Schadstoffe ausstoßen und sparsamer sein.

Testfahrt mit 360-PS-Sechszylinder

Ein Landrover Discovery fährt auf einer Strasse, von hinten aufgenommen
Mit 360 PS auf Tour: Der Land Rover Discovery P360© Jaguar Land Rover Germany/Gudrun Muschalla

Zur Testfahrt stand das Topmodell zur Verfügung, der Reihensechszylinder mit 265 kW/360 PS und Mildhybridsystem. Das Triebwerk arbeitet sehr laufruhig und bringt den schweren Geländewagen in allen Fahrsituationen absolut souverän in Schwung. Schon kurz nach dem Anfahren, bei 1750 Umdrehungen des Motors, liegen die vollen 500 Nm Drehmoment an. Unterwegs fängt das Mildhybridsystem die beim Bremsen oder Ausrollen verloren gehende Energie auf, um sie beim anschließenden Beschleunigen unterstützend wiederzuverwenden. Das bringt nicht viel, aber wenigstens etwas Ersparnis beim Kraftstoff.

Bei Bedarf beschleunigt der Discovery in nur 6,5 Sekunden von null auf 100 km/h. Den damit verbundenen Adrenalinkick dürfte man aber nicht allzu häufig auskosten. Im "Disco" gleitet man viel lieber dahin. Richtig toll ist: Auf der freien Autobahn lassen sich Geschwindigkeiten auch jenseits der 130 km/h in großer Entspanntheit genießen.

Normverbrauch: Hohe 9,4 l/100 km

Die im Prospekt versprochenen 9,4 Liter Kraftstoffverbrauch pro 100 Kilometer kann man auf solchen Touren natürlich vergessen. Denn dann dürften sich Werte zwischen 12 und 15 Liter Super pro 100 Kilometer einstellen. Die riesigen Fahrwiderstände kann nämlich auch ein Mildhybridsystem nicht reduzieren. Ein Auto zum Spritsparen ist der Disco also definitiv nicht.

Offroad ist der Discovery ein Ass

Wer sich in dem Metier einigermaßen auskennt, darf auch sehr entspannt auf einen Offroadparcours fahren. Was der bullige Brite auf unwegsamem Terrain leistet, ist aller Ehren wert. Selbst kleine Flussläufe trockenen Fußes zu durchqueren gelingt, langsam und vorsichtig, bis zu einer Wassertiefe von 90 Zentimetern. Vorab muss man dafür freilich den speziellen Wat-Modus einstellen. Ist man durch und deaktiviert den Wat-Modus, legt der Discovery selbstständig die Bremsbacken an. Das trocknet die Bremsscheiben und stellt sofort wieder die volle Bremsleistung sicher.

Wie schlau der Land Rover Discovery ist, zeigt sich auch am adaptiven Fahrwerk. Hier detektieren Sensoren die Fahrzeugbewegungen bis zu 500 Mal pro Sekunde, um die Feder-Dämpfer-Reaktionen voreinzustellen. Der Fahrer am Steuer wie alle Insassen bemerken davon nichts, als dass sich die Karosserie auch bei schlechtesten Straßen nur minimal bewegt.

Mit dem mittlerweile serienmäßigen "ClearSight Ground View", das zum 3D-Surround-Kamerasystem gehört, wird die Motorhaube praktisch durchsichtig. Und das funktioniert so: Kameras nehmen Bilder vom Untergrund unmittelbar vor und zwischen den Vorderrädern auf und übertragen sie auf den zentralen Bildschirm im Innenraum. Bei Fahrten im Gelände kann der Fahrer daher immer genau sehen, wie groß die Felsbrocken sind, die ihm im Weg liegen. Oder wo ein Loch ist, in das ein Rad gleich eintauchen würde. In der Stadt hilft das System aber auch bei der Erkennung von Bordsteinkanten, von Kinderspielzeug oder anderen kleineren Hindernissen, die sonst mit hoher Wahrscheinlichkeit übersehen würden angesichts der unübersichtlichen Fahrzeugfront.

Discovery als 7-sitziges Großraumfahrzeug

Ein Landrover Discovery fährt auf einer Strasse, von der Seite aufgenommen
Rollender "Disco": Der bullige Brite ist onroad wie offroad top© Jaguar Land Rover Germany/Gudrun Muschalla

Wer Wert darauf legt, möglichst viele Personen im Discovery transportieren zu können, der bestellt die aufklappbare dritte Sitzreihe mit. Dann wird der Geländewagen zum siebensitzigen Großraumfahrzeug. Ins Gepäckfach passen laut Land Rover siebensitzig immerhin noch 258 Liter. Wer sperrige Gegenstände einladen möchte und alles umklappt, darf auf ein maximales Volumen von 2391 Liter vertrauen, so die Hersteller-Messung.

Bedient wird der Land Rover Discovery mittels eines leicht gebogenen 11,4 Zoll-Touchscreens. Der ist deutlich besser in der Handhabung als das bisherige Display. Zum Leidwesen vieler ist der wie von Geisterhand herausfahrende Automatik-Wählknopf auf der Mittelkonsole durch einen konventionellen Wahlhebel ersetzt worden. Die Wahrheit ist: Das magische Teil war zwar schön anzuschauen, dafür aber recht unpraktisch. Darüber hinaus gibt es jetzt ein Head-up-Display für Informationen, die sich im direkten Blickfeld des Fahrers in der Windschutzscheibe spiegeln.

Auch in Sachen Konnektivität wurde der Discovery aufgerüstet. Durch gleich zwei eingebaute LTE-Modems kann das Streamen von Audiodateien parallel zu Software-Updates over the air stattfinden. Außerdem gibt es einen 4G-WiFi-Hotspot, mit dem sich bis zu acht Geräte im Auto verbinden lassen. So viel Technik hat natürlich ihren Preis: Unter 74.800 Euro ist der Land Rover Discovery nicht zu haben. Das gefahrene Topmodell kostet im Grundpreis exakt 92.200 Euro – Extras nicht mitgerechnet.

Land Rover Discovery: Technische Daten, Preis

Im ADAC Autokatalog finden Sie die technischen Daten zu allen Varianten des Land Rover Discovery und hier finden Sie noch mehr Neuvorstellungen, Fahrberichte und Autotests.