Hyundai Inster: So gut ist Koreas cooler Kleiner

Zwei Hyundai Inster fahren nebeneinander auf einer Straße
Das Design des Hyundai Inster muss man mögen – individuell ist es allemal© Shingiru

Endlich ein bezahlbares Elektroauto: Den Hyundai Inster gibt es ab 23.900 Euro – mit brauchbarer Reichweite, guter Ausstattung und pfiffigen Details. Was dafür und was dagegen spricht, zeigt die erste Testfahrt.

  • Zwei Motor- und zwei Akku-Varianten

  • Bis zu 370 Kilometer Reichweite nach WLTP

  • Variabler Innenraum bei nur 3,83 Metern Länge

Kann man dieses Auto ernst nehmen? Die Frage stellt sich, wer den drolligen Inster zum ersten Mal sieht: Ein ziemlich schmales und kurzes Autochen steht da vor einem, das keck aus seinen Pixel-Leuchten blinzelt, ziemlich kastig wirkt und ein bisschen auf Mini-SUV macht.

Man sollte sich aber nicht täuschen: Denn der kleine Elektro-Floh hat es faustdick unter der Haube! Er zählt zu den wenigen Elektroautos auf dem Markt, die unter 25.000 Euro zu haben sind. Und hat tatsächlich einiges zu bieten.

Gute Ausstattung, flexible Sitze

Umgeklappte Sitze im Hyundai Inster
Weil sich auch die Vordersitze umklappen lassen, entsteht eine 2,20 Meter lange Lade- bzw. Liegefläche© Shingiru

Das fängt bei der Ausstattung an. Die ist schon in der Basisversion "Select" erstaunlich umfangreich: Sieben Airbags, Parkpiepser hinten, DAB-Radio, Navigationssystem (!), die praktische Smartphone-Verbindung via Apple CarPlay und Android Auto, elektrische Fensterheber vorn und hinten, ein höhen- und längsverstellbares Lenkrad, ein USB-Anschluss, digitale Instrumente und ein 10,3-Zoll-Touchscreen sind stets an Bord.

Assistenzsysteme wie Müdigkeitserkennung, Spurhalte- und Notbremsassistent oder eine Tempolimiterkennung sowieso. Und gestartet wird via Knopfdruck, Keyless-Go ist Serie. Für 23.900 Euro haben das die Konkurrenten meist nicht zu bieten.

Und schon gar nicht einen so flexiblen Innenraum. Mit der nächst höheren Ausstattungsstufe "Trend" (2000 Euro zusätzlich) wird der Inster nämlich zum Zauberwürfel auf Rädern. Dann lässt sich die Rückbank um 16 Zentimeter längs verschieben, die Lehnen im Fond in der Neigung verstellen und sogar die beiden Vordersitze flach legen: Wer es mag, kann sich eine Luftmatratze ins Auto legen und auch mal übernachten im Inster.

Oder bis zu 2,20 Meter lange Gegenstände transportieren. Oder ein Nickerchen während des Aufladens machen. Ziemlich pfiffig. Und es gibt noch mehr Ideen, die die Konkurrenz blass aussehen lässt, wie etwa ein anklemmbarer Tisch oder ein Regenschirmhalter. Keine Frage, bei den Details ist Hyundai in die Vollen gegangen.

Bildergalerie: Hyundai Inster im Detail

Licht und Schatten: Platz und Kofferraum

So ausgeklügelt, wie sich der Innenraum auch präsentiert: Darüber hinwegtäuschen, dass der Inster nun mal ein kleines Auto ist – er ist deutlich kürzer und schmaler als ein VW Polo – kann das alles nicht so recht. So reicht der Kofferraum zwar gut für den Familieneinkauf und auch für einen Wochenendtrip, "groß" ist aber anders.

Praxistauglicher wird er erst bei vorgeschobener Rückbank. Dass dafür etwas Beinfreiheit flöten geht, ist nicht weiter wild, denn davon hat der Koreaner erstaunlich viel zu bieten. Und auch über den Köpfen herrscht selbst bei großen Insassen noch reichlich Luft.

Zur Seite leider nicht, dafür ist der Inster zu schmal. Weil der linke Arm stets mit der Seitenverkleidung in Kontakt kommt, fühlen sich Fahrer oder Fahrerin leicht eingeengt. Und drei Personen auf der Rückbank könnte man sich in diesem Auto so gar nicht vorstellen – der Grund, warum Hyundai den Einstiegs-Elektriker nur als Viersitzer anbietet. Einen Frunk, also einen zusätzlichen Stauraum unter der Fronthaube, hat der Inster nicht zu bieten.

Nichts zu kritisieren gibt es bei der Bedienung. Hyundai macht nicht den Fehler anderer Hersteller und packt alle Einstellungen in den Touchscreen. Es gibt zum Glück noch eine erkleckliche Anzahl an Tasten, so dass sich jeder schnell zurecht finden sollte. Klar, im Bildschirm verstecken sich noch vielfältige Einstellmöglichkeiten wie bei jedem modernen Auto, die Menüstruktur lässt sich aber schnell erfassen.

Antrieb: 2 Leistungsstufen, 2 Batterien

Heckansicht eines fahrenden Hyundai Inster
Flott und behände in der Stadt und auf der Landstraße: Der elektrische Hyundai Inster© Hyundai

Hyundai bietet den kleinen Stromer mit zwei verschiedenen Motorisierungen und zwei Akku-Größen an. Die Basisvariante des Hyundai Inster leistet 71 kW/97 PS und verfügt über eine 42 kWh große Batterie für eine Reichweite von bis zu 327 Kilometern. Der größere Antrieb leistet 85 kW/115 PS und bietet einen 49 kWh großen Akku, der bis zu 370 Kilometer unter günstigen Bedingungen mit einer Ladung schaffen soll. Aufpreis: 1500 Euro.

Weil die Daten beider Antriebe eng beieinanderliegen, stellt sich die Frage: Welchen nehmen? Beide Motorisierungen konnte die ADAC Redaktion im direkten Vergleich fahren.

Schon mit dem schwächeren Antrieb wuselt der Inster behände durch die Stadt und macht auch bei Überholmanövern auf der Landstraße keine schlechte Figur. Elektroautotypisch zieht der Kleinstwagen flott davon, erfreut durch guten Antritt und lässt sich mit dem rechten Pedal sehr feinfühlig steuern.

Toll: Es gibt fünf (!) Rekuperationsstufen, mit der sich Energie zurückgewinnen lässt. Bei der stärksten ist sogar ein "One-Pedal-Fahren" möglich. Von 0 auf 100 km/h geht es in 11,7 Sekunden, bei 140 km/h ist Schluss. Für einen Kleinstwagen ist das völlig ausreichend.

Umstieg in den Inster mit "großem" Akku und 85 kW/115 PS Motorleistung. Dass er etwas mehr Power hat, merkt man nur auf der Autobahn: Ab 110, 120 km/h hat dieser Motor mehr Elan, riesig ist der Unterschied aber nicht. Von 0 auf 100 km/h gibt der Hersteller 10,6 Sekunden an, die Spitze liegt bei 150 km/h und damit gerade einmal 10 km/h höher als bei der Basisversion.

Nicht nur die Zahlen zeigen es, zwischen den Antrieben liegen auch rein subjektiv keine Welten, so dass man schnell zur Erkenntnis kommt: Der kleine Motor reicht.

Ladeleistung maximal 85 kW

Seitenansicht eines stehenden Hyundai Inster
Zumindest Fahrräder darf der Inster auf der Anhängerkupplung transportieren© Hyundai

Das gesparte Geld sollte man eher in das "Effizienzpaket" (1000 Euro) investieren. Dahinter verbirgt sich eine Wärmepumpe für batterie- und damit reichweitenschonenderes Heizen im Winter. Und die Möglichkeit, die Batterie vorzukonditionieren, also auf Temperatur zu bringen, um flotter an Schnellladesäulen zapfen zu können.

Die Vorkonditionierung erledigt der Inster dann automatisch, wenn eine entsprechende Säule als Ziel im Navi eingegeben wird. Einen "Knopf", um manuell vorzuheizen, gibt es leider nicht. Vorbildlich dagegen und längst nicht bei jedem aktuellen E-Auto Standard: Das Navi plant Ladestopps mit ein.

Beide Akkus laden in etwa 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent, so zumindest die Werksangabe. Dafür sollen maximal 85 kW (großer Akku) und 73 kW Ladeleistung (kleiner Akku) laut Hyundai ausreichen. Das ist nicht sonderlich viel, auch im Konkurrenzvergleich. Wie schnell der Inster tatsächlich Gleichstrom "tanken" kann, wird sich bei einem kommenden, ausführlichen ADAC Test zeigen.

Da der Inster ohnehin kein ausgewiesenes Langstreckenauto ist, wird er selten in die Verlegenheit kommen, auf der Autobahn nachladen zu müssen. In der Stadt schon eher, und da kann er mit serienmäßig 11 kW Ladeleistung punkten.

Anhänger darf der Inster nicht ziehen, aber dank Stütz- und Dachlast ist wenigstens der Transport von Fahrrädern möglich.

Wie hoch ist die Reichweite?

Bleibt die Frage nach der Reichweite und dem Verbrauch. Beides hängt wie immer bei E-Autos vom Fahrprofil ab, der Geschwindigkeit und der Temperatur. So sind die angegebene Werte oft nur unter sehr günstigen Umständen zu erreichen. Wie sich unterschiedliche Bedingungen in etwa auf die Reichweite bei den beiden Versionen auswirken, zeigt der ADAC Reichweitenrechner.

ADAC Reichweitenrechner

Hyundai Inster (49 kWh) Select 85 kW (115 PS)

-10

30

50

130

Berechnete Reichweite

359km

(Reichweite laut Hersteller: 370 km)

ADAC Reichweitenrechner

Hyundai Inster (42 kWh) Select 71 kW (97 PS)

-10

30

50

130

Berechnete Reichweite

317km

(Reichweite laut Hersteller: 327 km)

Beim Fahren wirkt der kleine Elektro-Floh übrigens erstaunlich erwachsen. Der Federungskomfort fällt für die Fahrzeuggröße sogar überdurchschnittlich gut aus, Unebenheiten kaschiert der Inster gekonnt. Und auch bei der Straßenlage gibt es keinen Grund zur Klage, selbst bei höheren Geschwindigkeiten macht der Hyundai einen soliden Eindruck. Leise ist er obendrein und Freude beim Einparken macht er dank seiner Größe sowieso.

Alles in allem ist der Inster ein sehr interessantes Angebot für alle, die kein großes Auto brauchen und nicht ständig auf der Autobahn Kilometer abreißen.

Kauftipp: Kleine Batterie in Trend-Ausstattung (25.900 Euro) plus Effizienzpaket (1000 Euro) und gern mit der einzigen aufpreislosen Farbe "Unbleached Ivory".

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Hyundai Inster: Technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

Hyundai Inster (42 kWh) Select (ab 01/25)

Hyundai Inster (49 kWh) Select (ab 01/25)

Motorart

Elektro
Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

71
85

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

97
115

Drehmoment (Systemleistung)

147 Nm
147 Nm

Antriebsart

Vorderrad
Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

11,7 s
10,6 s

Höchstgeschwindigkeit

140 km/h
150 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

327 km
370 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km
0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

14,3 kWh/100 km
14,9 kWh/100 km

Batteriekapazität (Netto) in kWh

42,0
49,0

Ladeleistung (kW)

AC:11,0 DC:50,0-73,0
AC:11,0 DC:50,0-85,0

Kofferraumvolumen normal

280 l
280 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.059 l
1.059 l

Leergewicht (EU)

1.380 kg
1.410 kg

Zuladung

350 kg
335 kg

Garantie (Fahrzeug)

5 Jahre
5 Jahre

Länge x Breite x Höhe

3.825 mm x 1.610 mm x 1.575 mm
3.825 mm x 1.610 mm x 1.575 mm

Grundpreis

23.900 Euro
25.400 Euro

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