Kia EV6 im ADAC Test: Was das Facelift gebracht hat

Der elektrische Kia EV6 mit 800-Volt-Technik ist optisch und technisch verbessert worden. Ergebnis im ADAC Test: Die Top-Note 1,8. Warum der Koreaner so gut ist.
Akku mit höherer Energiedichte
Neu abgestimmtes Fahrwerk
Optimierte Assistenzsysteme
Der Kia EV6 hatte sich mit seinem 800-Volt-Batteriesystem zu seiner Markteinführung 2021 technisch an die Spitze im Segment der Mittelklasse-Elektroautos gesetzt – und daraufhin im ADAC Test die beachtliche Technik-Note 1,9 erhalten.
Zum Modelljahr 2025 hat der Koreaner ein Facelift bekommen. Was sich geändert hat, zeigt der aktuelle ADAC Autotest.
Kia EV6 mit 800 Volt Spannung
Ein großer Vorteil des Elektro-Kia, und das war auch schon vor dem Facelift so, ist in mehrerlei Hinsicht die hohe Spannungslage von 800 Volt, mit dem das System arbeitet. Dadurch sind Verkabelungen mit kleinerem Querschnitt möglich. Das spart Material, Bauraum, Kosten und vor allem Gewicht.
Zum anderen können mit 800 Volt Betriebsspannung extrem hohe Ladeleistungen und damit kurze Ladezeiten realisiert werden. Normalerweise operieren Elektroautos in dieser Größen- und Preisklasse mit 400 Volt.
Der Akku des nun getesteten Kia EV6 enthält im Vergleich zum Modell vor dem Facelift rund 7 kWh mehr Energie (84 statt 77 kWh). Erreicht wurde das durch eine höhere Energiedichte der Batteriezellen, die nun bei 176,3 Wh pro Kilogramm liegt. Darüber hinaus wurde die Batteriesteuerung geändert.
Ladeleistung beim Kia EV6 erhöht

Aus den Änderungen resultieren große Unterschiede beim Laden an der High-Power-Säule, wie der ADAC gemessen hat. Während der Kia vor dem Facelift seine höchste Ladeleistung mit 201 kW erreichte und den Peak auch nur kurz halten konnte, lädt das neue Modell mit einer Leistung von um die 250 kW über einen deutlich längeren Zeitraum.
Die Zahlen zum Nachladen im Vergleich: Binnen 20 Minuten und unter identischen Bedingungen tankte das Vor-Facelift-Modell Strom für 250 Kilometer, der neue EV6 hingegen speichert in der gleichen Zeit Strom für 345 Kilometer. Das ist ein enormer Fortschritt beim Bewältigen von Langstrecken.
Hinsichtlich des Energieverbrauchs zeigt sich allerdings keine Verbesserung. Statt 18,6 kWh verbraucht der aktuelle EV6 nun 20,1 kWh pro 100 Kilometer (jeweils inklusive Ladeverluste). Und durch den höheren Verbrauch des Testwagens beträgt seine Gesamtreichweite auch nur 460 Kilometer (statt 470) im ADAC Ecotest.
Sehr erfreulich ist ein neuer Menüpunkt, über den das Vorkonditionieren des Akkus manuell eingeleitet werden kann. Die Funktion braucht man, damit der Akku die optimale Temperatur für eine Schnellladung hat. Ist eine DC-Säule via Navi eingeplant, temperiert das Fahrzeug die Batterie automatisch. Obwohl die manuelle Konditionierung eine Vorlaufzeit benötigt, ist das in vielen Fällen eine gute Hilfe, um Ladestopps kurz zu halten.
Ebenfalls neu und ein Komfortgewinn: das Laden per Plug&Charge-Funktion. Nur noch den Ladestecker anstöpseln, und los geht der Ladevorgang – ohne die Ladekarte aus dem Portemonnaie zu fieseln oder eine App zu starten.
Ist die Federung zu hart?

Den von Kia für das Facelift versprochenen Komfortgewinn fanden die ADAC Tester kaum wieder: Das grundsätzlich etwas bessere Ansprechverhalten des Fahrwerks kam beim Testwagen nicht zum Tragen. Die montierten 20-Zoll-Räder mit Reifen der Dimension 255/45 lassen aufgrund ihrer flachen und steifen Reifenflanken wenig Abrollkomfort übrig.
Dafür fällt der Bremsweg des Kia EV6 mit den dicken Reifen sehr viel kürzer aus. Statt 36,2 Meter braucht der aktuelle Testwagen nur 31,6 Meter, bis er aus 100 km/h zum Stehen kommt. Das ist top und kann Leben retten.
Um die Ecken geht der Kia EV6 sicher und agil. Die Kraft der maximal 350 Nm wird dank der sehr sensibel regelnden Traktionskontrolle tadellos auf die Straße gebracht. Schlupf der hinteren Antriebsräder wird regelrecht im Keim erstickt. Plötzliche Ausweichmanöver sind so gut es geht problemlos durchführbar. Für den großen Wendekreis von 12,4 Metern haben die Entwickler bei Kia allerdings keine Verbesserung gefunden.
Bedienung mit einer Tücke

Nicht überarbeitet worden ist die Bedienleiste in der Mitte des Armaturenbretts. Das heißt, man muss die Umschaltlogik von Klima- und sonstiger Bedienung erst einmal grundsätzlich verstanden haben. Zwar sind die Menüs aufgrund der zahlreichen Individualisierungsmöglichkeiten recht umfangreich, aber nach einer kurzen Eingewöhnungsphase gut zu handhaben.
Leicht geändert wurden die beiden zur Wahl stehenden Lenkräder (mit zwei oder drei Speichen) sowie das Infotainment, das jetzt die kabellose Smartphone-Integration bietet.
Wer will, kann sich einen digitalen Autoschlüssel einrichten und die Möglichkeit, den Wagen per Fingerabdruckerkennung zu starten. Außerdem will Kia den Spurhalte- und Spurfolgeassistenten sowie die Geräuschdämmung verbessert haben.
Fahrleistungen genügen vollkommen

Mit der elektrischen Motorleistung von 168 kW/229 PS und einem Drehmoment von 350 Nm ist der Koreaner trotz des Fahrzeuggewichts von rund zwei Tonnen vollkommen ausreichend motorisiert. Der Wunsch nach mehr Leistung kommt kaum auf.
Von 60 auf 100 km/h geht es in 3,9 Sekunden, von 80 auf 120 km/h in 5,0 Sekunden. Kia verspricht für den Sprint von 0 auf 100 km/h 7,7 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit wird bei 185 km/h abgeregelt.
Das typische Surren des Elektromotors ist im EV6 kaum zu vernehmen, weil der Motor an der Hinterachse gut gekapselt ist. Die Bremswirkung durch Rekuperation kann über die Lenkrad-Paddels eingestellt werden.
Es gibt vier Stufen von keiner bis starker Bremswirkung – oder man überlässt die Rekuperationsleistung der Elektronik, die sich dann an anderen Verkehrsteilnehmern orientiert und entsprechend die Bremswirkung des Elektromotors reguliert. Die Abstimmung ist gelungen, so dass der Einsatz des Bremspedals selten nötig wird.
Ordentliche Platzverhältnisse
Auch in Sachen Platzverhältnisse gibt es beim EV6 nichts zu meckern. Vorn sitzen sogar 2-Meter-Menschen sehr bequem, hinten ist das Raumangebot für Personen mit Normalmaß üppig. Wer über 1,90 Meter groß ist, kommt jedoch schnell mit dem niedrigen Dachhimmel in Berührung.
Der Kofferraum hinter den Rücksitzen schluckt in normaler Konfiguration ordentliche 380 Liter. Entfernt man die Abdeckung und nutzt den Stauraum bis zum Dach, erweitert sich das Volumen auf 520 Liter. Das reicht für bis zu bis zu zehn Getränkekisten. Mit umgeklappten Rücksitzlehnen finden dachhoch 1325 Liter Transportgut Platz.
Praktisch: Die Kofferraumabdeckung kann unter dem Kofferraumboden verstaut werden. Vier Verzurrösen am Kofferraumboden ermöglichen das Einspannen eines Netzes. Nur Taschenhaken oder seitliche Fächer gibt es nicht.
Sicherheitstechnisch ist der EV6 absolut auf der Höhe der Zeit. Für den Kindertransport mit Kindersitz eignen sich die beiden äußeren Rücksitze gut, für eine Babyschale auch der Beifahrersitz.
Fazit: Das meiste richtig gemacht
Das Elektrofahrzeug Kia EV6 bietet gute Platzverhältnisse für die Insassen, einen dank der großen Heckklappe gut nutzbaren Kofferraum und das Auto darf nun sogar 1,8 Tonnen an die optionale Anhängerkupplung hängen. Der Elektroantrieb und seine gute Schnellladefähigkeit reichen ohne größere Probleme aus, mit einem Wohnanhänger über die Alpen zu fahren.
Die geliftete Version des Kia EV6 ist mit der Technik-Note 1,8 schlussendlich eine Zehntelnote besser als zuvor. Insofern hat Kia beim Update des EV6 das meiste richtig macht.
Der ausführliche ADAC Autotest des Kia EV6 Earth 2WD zum Nachlesen im PDF.
Kia EV6 Earth 2WD: Technische Daten, Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | Kia EV6 (84 kWh) Earth (ab 10/24) |
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Motorart | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 168 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 229 |
Drehmoment (Systemleistung) | 350 Nm |
Antriebsart | Hinterrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 7,7 s |
Höchstgeschwindigkeit | 185 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 582 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 15,9 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Netto) in kWh | 84,0 |
Ladeleistung (kW) | AC:2,3-10,5 DC:50,0-258,0 |
Kofferraumvolumen normal | 490 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.290 l |
Leergewicht (EU) | 2.050 kg |
Zuladung | 445 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.800 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 7 Jahre oder 150.000 km |
Länge x Breite x Höhe | 4.695 mm x 1.880 mm x 1.550 mm |
Grundpreis | 51.990 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Kia EV6 Earth 2WD |
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Überholvorgang 60 – 100 km/h | 3,9 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 31,6 m |
Wendekreis | 12,4 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 20,1 kWh/100 km, 100 g CO₂/km (well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | ***** |
Reichweite | 460 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 65,2 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 2020 /475 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 380 / 795 / 11325 l |
ADAC Testnoten
ADAC Testergebnis | Kia EV6 (84 kWh) Earth (ab 10/24) |
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Karosserie/Kofferraum | 2,6 |
Innenraum | 2,2 |
Komfort | 2,7 |
Motor/Antrieb | 1,0 |
Fahreigenschaften | 1,9 |
Sicherheit | 1,6 |
Umwelt/EcoTest | 1,5 |
Gesamtnote | 1,8 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
Die Garantie auf den Akku des EV6 beträgt 7 Jahre bzw. 150.000 km (70% Restkapazität).
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