Autos ab 15: Was taugen Opel Rocks-e, Ellenator, Aixam und Twizy?

Was taugt der Opel Rocks-e für 15-Jährige? Der ADAC hat es ausprobiert. ∙ Bild: © ADAC/Ralph Wagner, Video: © ADAC e.V.

Unabhängig unterwegs sein, davon träumen viele Jugendliche. Der Kauf eines Mopeds oder Rollers gilt als erster Schritt in die Selbstständigkeit. Es gibt jedoch auch Alternativen mit vier Rädern und wetterfester Karosserie: Der ADAC hat vier Fahrzeuge für Jugendliche getestet.

Der Traum vom ersten Auto: Viele Heranwachsende wünschen sich ein eigenes Fahrzeug, um nicht mehr auf die Eltern oder die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen zu sein. Vor allem auf dem Land, wo die Entfernungen zum Freund und der Freundin manchmal schon recht groß sein können – schlimmstenfalls im Regen und bei Schnee. Manche Jugendliche suchen auch nach einer Möglichkeit, den Weg zur Ausbildungsstelle und zur Berufsschule möglichst komfortabel und stressfrei absolvieren zu können.

Aber auf welches motorisierte Gefährt sollen sie umsteigen, wenn das Fahrrad für den Zweck nicht mehr ausreicht? Kommt da einzig und allein ein lärmendes und im Falle eines Unfalls wenig sicheres Moped in Frage? Tatsächlich gibt es Alternativen, die schon von Jugendlichen gefahren werden dürfen.

Vier Leichtfahrzeuge im Test

Die ADAC Ingenieure haben vier "Moped-Autos" genauer angeschaut, die in der Sprache der Zulassungsbehörden Leichtfahrzeuge heißen:

Drei der vierrädrigen Fahrzeuge – Opel Rocks-e, Aixam und Renault Twizy – können mit dem Führerschein der Klasse AM schon ab 15 Jahren gefahren werden. Auch ein Traktorführerschein berechtigt dazu. Für den umgebauten Fiat 500 namens Ellenator ist ein A1-Führerschein und ein Mindestalter von 16 Jahren notwendig. Wichtigster technischer Unterschied ist, dass der Ellenator als dreirädriges Kraftfahrzeug eine Motorleistung von maximal 15 kW haben darf, während die anderen drei vierrädrigen Mobile auf eine Geschwindigkeit von 45 km/h limitiert sind.

Der neue Opel Rocks-e besitzt wie der schon seit 2012 erhältliche Renault Twizy einen Elektromotor als Antrieb. Auch von Aixam – einem seit 1983 tätigen Leichtfahrzeug-Hersteller – gibt es inzwischen elektrische Versionen, doch eine staatliche E-Auto Förderung greift für die Fahrzeuge nicht. Die Käufer der Elektrovarianten können sich allerdings über höhere Spitzenleistungen und das Gefühl freuen, leise und lokal emissionsfrei fahren zu können.

Der Marktüberblick: Diese "Moped-Autos" gibt es

Leichtfahrzeuge, die mit dem AM-Führerschein ab 15 Jahren gefahren werden dürfen, gibt es momentan von sechs verschiedenen Herstellern. In der Tabelle unter dem Reiter "Leichtfahrzeuge ab 16 Jahren" erscheint der Ellenator als einziges Fahrzeug der A1-Klasse, das derzeit zum Kauf angeboten wird. Leichtfahrzeuge der Klasse AM werden im Autokatalog der ADAC Datenbank gelistet und stets aktuell gehalten. Der Ellenator wird nicht in der Datenbank geführt, da es sich um einen von einer Spezialfirma umgebauten Fiat 500 handelt.

Die Mopedautos der Klasse AM ab 15 Jahre dominieren das Angebot auf dem Markt. Sie sind zwar mit Dreipunktgurten ausgestattet, doch die sonstige Sicherheitsausstattung ist von gestern: ABS gibt es nur bei Aixam gegen Aufpreis, und einen Airbag bringt nur der Twizy serienmäßig mit. Bei den anderen sind diese Sicherheitsausstattungen nicht mal gegen Aufpreis zu haben. Hier stellt sich dann schon die Frage, wie sich der hohe Preis rechtfertigt. Für den teuersten aus der Liste – den Aixam Emotion eCrossover – werden knappe 19.000 Euro aufgerufen. Da ist das "vollwertige" E-Auto Dacia Spring Electric auch nicht wesentlich teurer.

Immerhin Opel zeigt, dass der Einstieg in die vierrädrige Mobilität auch günstiger sein kann, der Rocks-e ist ab knapp 8.000 Euro der mit Abstand günstigste Kandidat. Ob ein Käufer an mancher Stelle daher Abstriche machen muss und wenn ja, wie viele – auch dieser Frage sind die ADAC Ingenieure nachgegangen.

Opel Rocks-e: Der Neue

Am besten ist man mit dem Opel Rocks-e in der Stadt aufgehoben, wo er durchaus Spaß machen kann und ihm Passanten meist mit großer Sympathie begegnen. Über Land dagegen kommt der Rocks-e eher einem ärgerlichen Verkehrshindernis gleich.

Pluspunkte sind der geringe erforderliche Parkraum, der kleine Wendekreis, die ausreichend flotte Beschleunigung sowie eine elektrische Reichweite von immerhin bis zu 70 Kilometern (im Sommer). Das reicht für fast alle Wege, die man mit dem Fahrzeug machen möchte.

Beim Fahren dominiert jedoch der schlechte Komforteindruck. Die Sitze sind hart. Die Türen knarzen. Der Innenraum heizt sich im Sommer stark auf. Den Blinker muss man wieder manuell zurückstellen, sobald der Abzweig genommen ist. Die Lenkung arbeitet ohne unterstützendes Rückstellmoment. Innen- wie Außenspiegel sind zu klein. Fernlicht für die Nachtfahrt auf dem Land gibt es nicht. Und auch so etwas wie Federungskomfort darf man im Rocks-e nicht groß erwarten.

Darüber hinaus schaut man im Innenraum auf schnödes Hartplastik mit teils scharfen Graten. Die Kunststoffteile sind schlecht eingepasst. Das Ladekabel ist umständlich zu handhaben. Fazit: Bei aller Sympathie für ein stadtgerechtes Elektrovehikel – was der Opel Rocks-e bietet, ist weit von jedem Pkw-Standard entfernt. Aber es ist ja auch kein Pkw, sondern ein Pkw-ähnlicher Mopedersatz für Jugendliche.

Vorteile

Nachteile

  • gutmütiges Fahrverhalten
  • klein und wendig
  • wenig Parkraum erforderlich
  • geschlossene Fahrgastzelle
  • elektrischer Antrieb mit genügend Reichweite
  • angenehmes Raumgefühl
  • wenig Komfort
  • kein separater Kofferraum
  • Ladekabel umständlich
  • Innen- wie Außenspiegel zu klein
  • Blinker stellt nicht zurück
  • billigste Materialien und mäßige Verarbeitung
  • keine Airbags, kein ABS, kein ESP

Aixam City Diesel: Der Klassiker

Ein typischer Vertreter der klassischen Leichtfahrzeuge – und das schon seit vielen Jahren – ist der aus Frankreich stammende Aixam City, hier im Test mit Dieselantrieb angetreten. Der Zwei-Zylinder-Dieselmotor leistet 6 kW (8 PS). Leider sorgt das sehr weich abgestimmte Fahrwerk dafür, dass das Fahrzeug bei beherzt gefahrenen Wechselkurven umzufallen droht – trotz nur 45 km/h. Unsauber zusammengefügte Anbauteile, scheppernde Türen und scharfe Bauteilkanten lassen überdies an der Solidität des Fahrzeugs zweifeln. 

Trotz der kleinen Karosserie ist das Platzangebot erstaunlich gut. Selbst 1,85 Meter große Personen haben auf den Sitzen genügend Bein- und Kopffreiheit. Auch der Kofferraum fällt mit 270 Liter erstaunlich groß aus.

Der Zwei-Zylinder-Dieselmotor rüttelt das Fahrzeug durch, besonders im Stand sind die Vibrationen im Fahrgastraum stark zu spüren. Für den Aixam gilt die Abgasnorm Euro 4 für Leichtkrafträder und Motorräder. Die mit einer mobilen Abgasanlage (PEMS) ermittelten Abgasemissionen liegen teils weit über denen moderner Pkw.

In Anbetracht der mangelhaften Fahrzeugqualität (Note 4,8) fiel der Grundpreis des schon 2018 getesteten Fahrzeugs mit 10.890 Euro sehr hoch aus und übertraf sogar einen Kleinstwagen wie den VW up! (damals ab 9975 Euro). Mittlerweile gibt es ein noch teureres Nachfolgemodell.* Alternativ ist inzwischen auch eine umweltfreundliche Elektrovariante auf ähnlichem Preisniveau erhältlich.

Vorteile

Nachteile

  • klein und wendig
  • praxistauglicher Kofferraum
  • Innenraum und Karosserie im Pkw-Stil
  • geschlossene Fahrgastzelle
  • ABS gegen Aufpreis
  • alternativ mit Elektro-Antrieb erhältlich
  • teuer in der Anschaffung
  • im Grenzbereich kritisches Fahrverhalten
  • stark vibrierender Dieselmotor
  • schlechtes Emissionsverhalten



Renault Twizy: Der Elektro-Pionier

Den elektrischen Renault Twizy aus Frankreich gibt es prinzipiell schon seit 2012. Da waren die deutschen Automobilhersteller noch blank, was das Angebot an Elektrofahrzeugen angeht. Wobei auch der Twizy kein Auto, sondern eher eine Mischung aus Roller und Pkw und damit dem Zweirad am nächsten ist. Die Version Twizy 45 Life gibt es aktuell zu einem Preis von 11.450 Euro mit einem 8 kW (11 PS) starken Elektromotor, der Akku hat eine Kapazität von 6,1 kWh. Die Reichweite wird mit 100 Kilometer angegeben. Aufgrund der Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h und den kompakten Abmessungen ist er wie der Opel Rocks-e in der Stadt am besten aufgehoben.

Die Basisversion des Twizy kommt sehr luftig zum Kunden. Türen sind gegen Aufpreis erhältlich, und das auch nur als Flügeltür ohne Seitenscheibe. Und ohne Fensterscheiben schützt die Karosse nur bedingt vor Wind und Wetter. Nach vorn lässt sich der Twizy sehr gut abschätzen, die Sicht nach hinten ist schlecht. 

Reduzierter als im Renault Twizy kann auch ein Cockpit kaum sein: Lenkrad, zwei Lenkstockhebel, zwei Tasten für die Wahl der Fahrstufe sowie eine Warnblinktaste sind alles, was der kleine Franzose zu bieten hat. Das Multimediaangebot besteht aus einer optionalen Bluetooth-Audio- und Freisprecheinrichtung, deren Bedieneinheit sich oben am Dachhimmel befindet. Ein USB- sowie AUX-Anschluss sind ebenfalls an Bord.

Positiv: Auf dem Fahrersitz finden bis 1,90 Meter große Personen genügend Bewegungsfreiheit vor, und auch auf dem Sitzplatz dahinter ist selbst für Erwachsene ausreichend Platz.

Mit einem Grundpreis von aktuell 11.450 Euro ist der Twizy 45 kein Sonderangebot. Und auch in puncto Komfort kann er mit den Konkurrenten kaum mithalten. Besser schneidet der Twizy im Fahrverhalten ab. Allerdings patzt das E-Mobil beim Bremsen. Zudem muss der Renault ohne ABS auskommen.

Vorteile

Nachteile

  • umweltfreundlicher Elektroantrieb
  • günstig in Anschaffung und Unterhalt
  • sichere Fahreigenschaften
  • sehr klein und extrem wendig
  • bescheidener Fahrkomfort
  • keine Heizung
  • eingeschränkte Ablage- und Transportmöglichkeiten
  • geringes Sicherheitsniveau
  • durch fehlende Heckscheibe schlechte Sicht nach hinten
  • geringe Reichweite

Ellenator: Der Fiat-500-Umbau

Basierend auf dem Fiat 500, punktet der Ellenator mit den Vorzügen eines konventionellen Pkw. Unter der Motorhaube steckte zum Testzeitpunkt 2018 noch ein 1,2-Liter-Saugbenziner, der gemäß der Führerscheinklasse A1 auf unter 15 kW (20 PS) gedrosselt ist und den Viersitzer auf bis zu 90 km/h beschleunigt. Bergab erreichte er im Test sogar fast120 km/h! Im Ellenator ist eine eigens entwickelte und patentierte Hinterachse verbaut, bei der die beiden Hinterräder mittig unter dem Kofferraum sitzen. Durch diesen "Trick" wird er als dreirädriges Fahrzeug der Klasse Le5 eingestuft.

Die umgebaute Hinterachse wird dem Ellenator gleichzeitig aber auch zum Verhängnis. So drohte das Fahrzeug bei 65 km/h im Ausweichtest des ADAC zu kippen. Schnelle Kurvenfahrten sind daher unbedingt zu vermeiden.

Gut: Hinsichtlich der Verarbeitungs- und Materialqualität stellt der Ellenator seine Konkurrenten in den Schatten. Das Cockpit bietet eine Fülle an Funktionen, die meisten sind im Infotainmentsystem gebündelt. Serienmäßig enthält das Fahrzeug ein Radio mit USB- und AUX-Anschluss, sechs Lautsprecher, Bluetooth-Freisprecheinrichtung und -Audiostreaming.

Wie erwartet finden die Insassen im Ellenator am meisten Platz vor, selbst 1,95 Meter große Personen können vorn noch sitzen. In der zweiten Reihe und im Kofferraum ist der Platz allerdings begrenzt. Wer Wert auf Fahrkomfort legt, für den ist der Ellenator die erste Wahl. Beim Geräuschkomfort ist er seinen Konkurrenten weit voraus, nur die straffe Fahrwerksabstimmung fällt in diesem Punkt negativ auf.

Keine Frage: Der Ellenator ist insgesamt das erwachsenste Fahrzeug, mit einem Preis von aktuell 25.000 Euro aufwärts aber mit Abstand auch am teuersten. Der umzubauende Fiat 500, der inzwischen als Neufahrzeug nur noch mit einem Mildhybrid-Benziner erhältlich ist, muss vorher bei Ellenator gekauft werden.

Vorteile

Nachteile

  • Komfort und Sicherheit auf Pkw-Niveau
  • vier Sitzplätze plus Kofferraum
  • mit 90 km/h Höchstgeschwindigkeit kein Verkehrshindernis
  • sehr teuer in der Anschaffung
  • im Grenzbereich kritische Fahreigenschaften
  • träge Beschleunigung
  • geringe Zuladung

Fazit: Ellenator beim Crash am sichersten

Für die hier beschriebenen Leichtfahrzeuge gilt, dass der erforderliche Führerschein auf einem Zweirad gemacht wird, der Führerscheinneuling aber mit einem Pkw-ähnlichen Fahrzeug mit gänzlich anderem Fahrverhalten unterwegs ist. Im Fall des Aixam und Ellenator stellt die schlechte Fahrstabilität ein zusätzliches Risiko für Fahranfänger dar. Hier ist der Gesetzgeber gefordert, die Lücke im Führerscheinrecht zu schließen oder eine Gesetzesänderung durchzusetzen.

Zusätzlich birgt die auf 45 km/h begrenzte Geschwindigkeit ein nicht zu unterschätzendes Sicherheitsrisiko. Vor allem in der Dunkelheit fällt es anderen Verkehrsteilnehmern außerorts schwer, den großen Geschwindigkeitsunterschied richtig einzuschätzen, da sie als normale Autos wahrgenommen werden. 

Aktuelle Crashtest Ergebnisse liegen nicht vor – aber bereits 2016 hat Euro NCAP vier Leichtkraftfahrzeuge getestet. Alle schnitten mangelhaft ab, und die Gefahr von tödlichen Verletzungen war im Vergleich mit normalen Pkw sehr hoch.

Und trotz aller Kritik gilt unter dem Strich: Verglichen mit einem 45 km/h schnellen Roller oder Moped ist das Schutzpotenzial eines Leichtfahrzeugs besser, weil die Gefahr eines Sekundäraufpralls auf die Fahrbahn durch den Dreipunktgurt beziehungsweise den geschlossenen Fahrgastraum weitestgehend verhindert wird.

Am besten schneidet der Ellenator ab: Er basiert auf dem Kleinstwagen Fiat 500 und bringt somit eine stabile Karosserie mit. Außerdem sind ABS, ESP und sieben Airbags serienmäßig an Bord – sicherheitstechnisch sind das riesige Vorteile.

Tipps für den Verbraucher

  • Man sollte sich vor der Anschaffung Gedanken über den Einsatzbereich der Fahrzeuge machen. So sind die auf 45 km/h begrenzten Leichtkraftfahrzeuge nur bedingt für längere Überlandfahrten geeignet. Der Renault Twizy ist wegen der nicht vollständig geschlossenen Fahrgastkabine und der fehlenden Heizung auch alles andere als ganzjahrestauglich.

  • Den AM- oder A1-Führerschein kann man nur auf einem Zweirad machen. Nach dem Erwerb des Führerscheins sollte man daher vor der ersten Fahrt mit einem Leichtkraftfahrzeug oder dem Ellenator unbedingt zusätzliche Fahrstunden mit dem jeweiligen Fahrzeug nehmen. So können sich Fahranfänger an den Umgang mit Kupplung und Schaltung (Ellenator) gewöhnen und Rückwärtseinparken üben.

  • Fahrer des Ellenators sollten den Grenzbereich meiden, da das Fahrzeug zum Kippen neigt. Lenkbewegungen sollten nicht zu abrupt erfolgen, Kurven nicht zu schnell durchfahren werden.

  • Achtung: Andere Verkehrsteilnehmer können die Geschwindigkeitsdifferenz oftmals schlecht einschätzen. Besonders Nachtfahrten sowie Fahrten außerhalb geschlossener Ortschaften sollten vermieden werden.

  • Zusätzlich sollten Fahranfänger ein Fahrtraining absolvieren, um das Fahrzeug und speziell die Fahreigenschaften und den Grenzbereich besser kennenzulernen.

Fachliche Beratung: ADAC Technik Zentrum/Manuel Griesmann