LED-Retrofit-Lampen zum Nachrüsten – auch für Motorräder und Oldtimer
Von Andrea Piechotta
Viele Automodelle, die mit H4-, H7- oder H1-Halogenlicht ausgestattet sind, können mit LED-Lampen nachgerüstet werden. Sogar bei Motorrädern und Oldtimern ist das möglich. Der Einbau lohnt sich: Es ist einfach und günstig, mehr Licht auf die Straße zu bekommen.
Praxistest: LED-Lampen leuchten weiter
Helleres Licht bringt mehr Sicherheit
Auch für Transporter, Wohnmobile, Oldtimer und Motorräder
Schon 2017 hat der ADAC eine Untersuchung über den Einsatz von sogenannten LED-Retrofits oder LED-Replacement-Lamps durchgeführt, die anstatt einer Halogen- oder Glühlampe im Auto eingesetzt werden können.
Das Ergebnis war eindeutig: Sie leuchten weiter und sorgen durch ihr weißeres, tageslichtähnliches Licht dafür, dass Kontraste besser wahrgenommen werden. Ein weiterer Vorteil ist: Sie halten länger und fallen somit weniger oft aus.
Aber obwohl LED-Retrofits in Ländern wie den USA oder im asiatischen Raum schon damals benutzt werden durften, waren sie bis vor einigen Jahren in Europa aufgrund der Gesetzeslage im Straßenverkehr noch unzulässig. Das hat sich 2020 geändert.
H7-, H4- und H1-LED-Retrofit mit Zulassung

Im Herbst 2020 wurde das erste LED-Leuchtmittel (H7-LED) in Deutschland zugelassen, das gegen eine Halogenlampe ausgetauscht werden darf. Das Produkt Osram Night Breaker H7-LED erhielt eine Allgemeine Bauartgenehmigung (ABG) mit einem bestimmten Verwendungsbereich.
Das bedeutet: Es darf nur in Fahrzeuge verbaut werden, deren Scheinwerfer in Einheit mit dem LED-Leuchtmittel geprüft worden sind und die Vorgaben der Lichtverteilung nach UN ECE Reg. 112 erfüllen, also weder andere blenden noch die Fahrbahn unkonform ausleuchten. Inzwischen gibt es das Leuchtmittel von Osram auch als H4-Lampe und als H1-LED.

Seit 2021 ist mit der Philips Ultinon Pro6000 LED ein weiteres Produkt auf dem Markt verfügbar – neben H7- auch in H4-Form. Alle Modelle bringen laut den Herstellern über 200 Prozent mehr Licht und eine fünfmal so lange Lebensdauer. Damit amortisieren sich die 120 bis 140 Euro teuren H4- und H7-Nachrüstsets innerhalb weniger Jahre. 2022 brachte Philips zudem die ersten zugelassenen Standlicht-LEDs in W5W-Form auf den Markt.
Die vom TÜV zertifizierten und vom KBA zugelassenen LED-Retrofit-Lampen von Osram und Philips können mittlerweile in vielen Fahrzeugmodellen von Alfa Romeo bis VW eingebaut werden. Weitere Modelle sind angekündigt. Sogar für Transporter und Wohnmobile ist die Nachrüstung von Scheinwerfern mit Halogenlampen auf LED für beliebte Modelle möglich, zum Teil sogar auch für das Fernlicht.
Retrofits dürfen nur in Scheinwerfer der dafür zugelassenen Fahrzeuge nachgerüstet und müssen stets nach den Herstellervorgaben eingebaut werden. Für die Leuchtmittel gibt es Kompatibilitätslisten auf den Internetseiten der Hersteller. Bei einigen Modellen sind vom Lampenhersteller verfügbare Adapter erforderlich.
Wird eine LED-Lampe jedoch in ein nicht dafür freigegebenes Fahrzeug verbaut, kann die Betriebsgenehmigung erlöschen.
Zudem dürfen die Leuchtmittel mit deutscher Zulassung nur in Autos verbaut werden, die auch in Deutschland zugelassen sind. Eine Fahrt ins europäische Ausland ist zwar möglich, aber oft nur zulässig bei Rechtsverkehr.
Um eine staatenübergreifend einheitliche Regelung zu erlangen, wurde im Mai 2024 ein wichtiger Meilenstein erreicht: Die Bauform der heute legal verwendeten LED-Retrofits werden in die UN-ECE-Regelungen aufgenommen. Dafür haben sich die FIA und der ADAC maßgeblich eingesetzt.
Die aktuellen Kompatibilitätslisten sind auf den jeweiligen Herstellerseiten zu finden, etwa bei Osram oder Philips. Selbst Motorräder können inzwischen von der besseren Lichtquelle profitieren.
LED: Für viele Oldtimer und Motorräder

Auch Besitzer von Young- und Oldtimern wollen natürlich von den helleren LEDs profitieren. Der Leuchtenhersteller Philips setzte deshalb 2023 unter Mitwirkung des ADAC (nachzulesen im Blog-Beitrag) und mit Unterstützung des "Mercedes-Benz R/C 107 SL Club Deutschland e.V." einen Entwicklungsprozess auf, an dessen Ende die Straßenzulassung der Philips Ultinon Pro6000 H4-LED für den Mercedes SL R/C 107 und über 50 weitere historische Fahrzeuge gesichert war.
Die Zulassung wurde in Deutschland gemäß Paragraf 22a StVZO in Form einer Erweiterung der Allgemeinen Bauartgenehmigung erteilt und erlaubt jetzt den Einsatz in ausgewählten Fahrzeugmodellen. Dazu gehören beliebte und weitverbreitete Modelle mit H4-Lampen wie der VW Käfer, die Golfmodelle 1 bis 4, der VW Bully T2 bis T4 oder der Trabant P 601, aber auch Fahrzeuge wie Ford Escort und Mustang, alte Minis und Land Rover, diverse Triumph-Roadster oder gar der Rolls-Royce Corniche. Heute sind es weitaus mehr Oldtimer, und auch Osram hat nachgezogen.
Warmweiße LED-Lampe jetzt für Oldtimer zugelassen

Oldtimer-Fans, die auf moderne Lichttechnik umsteigen wollen und Wert auf authentische Optik legen, werden jetzt bei Osram fündig.
Der Hersteller hat im Sommer 2025 die erste straßenzugelassene LED-Lampe mit warmweißem Licht zum Nachrüsten auf den Markt gebracht. Sie ist für H4-Scheinwerfer geeignet.
Neue LEDs mit mehr Modellen kompatibel
Die Technik der LED-Retrofits wurde kontinuierlich weiter verfeinert. Die Effizienz der Leuchtdioden konnte erhöht werden, sodass der immer noch erforderliche Kühlkörper auf der Rückseite kleiner ausfallen kann.
Das Ergebnis: Das neue Leuchtmittel passt in kleinere Lampengehäuse und ist damit kompatibel zu mehr Scheinwerfertypen. Auch gibt es immer mehr Zulassungen für das Fernlicht durch die kleineren H7- und H1-LED-Lampen.
Gut zu wissen: Die Genehmigungsnummer für die passende LED-Retrofit-Lampe ist entweder außen auf der Scheinwerferabdeckung oder meistens auf dem Gehäuse selbst zu finden.

Seit kurzer Zeit gibt es von Osram auch die Standlichtbirne W5W mit typunabhängiger Zulassung, sie darf vorne und innen in jedes Fahrzeug eingebaut werden und gibt dem auf LED umgerüsteten Fahrzeug den perfekten und legalen Look.
Retrofits der neuen Generation

Während Glühlampen heiß sein müssen, um richtig zu funktionieren, mögen LEDs Hitze nicht. Werden sie zu warm, sinkt die Effizienz und die Lichtleistung. Daher haben LED-Retrofits auf der Rückseite einen aktiven Lüfter. Dadurch benötigen sie aber mehr Bauraum und sind nicht für alle Scheinwerfertypen kompatibel.
Bei LED-Leuchtmitteln der neuesten Generation ist die Kühlung der LEDs nach innen verlegt worden. Dadurch ist sie weitestgehend zu allen Lampengehäusen kompatibel. Zudem bleibt die Wärme im Reflektorgehäuse, wodurch der Scheinwerfer besser abtaut.
Praxistest: LED-Licht vs. Halogenlicht

In einem direkten Vergleich haben die Ingenieure des ADAC Technikzentrums das neue LED-Leuchtmittel bereits 2020 geprüft. Gegenübergestellt wurden dafür zwei fast baugleiche Automodelle von BMW, für die das Leuchtmittel jeweils zugelassen ist. Beim BMW Active Tourer wurden die Scheinwerfer nachgerüstet und LED-Retrofit-Lampen eingebaut. Ein BMW Gran Tourer ging mit Halogenausstattung in den Praxistest.
Das LED-Licht des BMW Active Tourer ist eindeutig weißer und leuchtet die Fahrbahn weiter aus als das Halogenlicht des BMW Gran Tourer. So können Gegenstände oder auch Personen am Fahrbahnrand eher, besser und kontrastreicher erkannt werden.
Bessere Sicht bei Nacht durch LED-Licht

Die Nachtfahrt im Test zeigte: Ein Nachrüsten der Scheinwerfer auf LED-Licht macht damit auch den Straßenverkehr sicherer. Denn die LED-Leuchte strahlt das Licht fokussierter auf die Fahrbahn und leuchtet insbesondere den rechten Fahrbahnrand weiter aus als die Halogenleuchte. Die Leuchtweite im Praxistest beträgt bei der LED-Retrofit-Lampe 170 Meter, die Leuchtweite der H7-Lampe im Test sind nur 130 Meter.

Im Praxistest bei Dunkelheit wurden die Fahreindrücke durch zwei Fahrer erlangt:
Die Sichtweite war höher als mit Halogenlampen, Objekte wurden kontrastreicher abgebildet und konnten eher wahrgenommen werden.
Störende Flecken wurden im Lichtbild nicht festgestellt.
Die Hell-Dunkel-Grenze verlief weich und ohne Newtonsche Ringe, was auf die Scheinwerferbauart mit Freiformreflektor zurückzuführen ist.
Der Vorteil der LED-Lampe ist auch die Lebensdauer: Sie strahlt 2500 Stunden, das H7-Leuchtmittel bringt es auf 550 Stunden. Und auch das ist ein wichtiger Beitrag zu mehr Sicherheit: Wenn Lampen generell langlebiger sind, werden Ausfälle der Beleuchtung unwahrscheinlicher.

Auf dem Prüfstand im ADAC Technikzentrum ist nach dem Einbau der LED-Retrofit auch die Leuchtweiteneinstellung der Scheinwerfer erneut überprüft worden. Sie musste nicht korrigiert werden, denn die Hell-Dunkel-Grenze war auf gleicher Höhe wie bei der Halogenlampe.
Mithilfe eines Spektrometers haben die ADAC Tester zudem das Lichtspektrum der LED-Leuchten bestimmt. Wie üblich bei LED-Leuchtmitteln mit tageslichtähnlicher Lichtfarbe ist der Blauanteil hoch.
6 Tipps zum LED-Nachrüsten
Vor dem Kauf der LED-Retrofit-Lampe anhand der Kompatibilitätslisten prüfen, ob das Fahrzeug geeignet ist.
Die Scheinwerfer-Genehmigungsnummer vergleichen mit der Nummer des Autoscheinwerfers.
Schon vor dem Einbau checken, ob zusätzlich ein Adapter für den Wechsel auf LED notwendig ist.
Vor Entfernen der alten Leuchte mit dem Smartphone ein Foto vom Leuchtengehäuse innen machen, das erleichtert den Einbau der LED-Lampe.
Nach dem Kauf über den QR-Code auf der Verpackung die allgemeine Bauartgenehmigung abrufen, ausdrucken und stets mitführen.
Wie nach jedem Leuchtmittelwechsel muss die Lichteinstellung möglichst in einem Fachbetrieb überprüft werden.
Fachliche Beratung: Burkhard Böttcher, ADAC Technik Zentrum
