ADAC Test: Kaum Parkplätze und null Service für Camper auf Rastanlagen

Wohnmobile auf den speziell ausgewiesenen Camper-Parkplätzen an der Raststätte Fürholzen
Vorbildlich, aber leider selten: Eigene Parkplätze für Camper auf Autobahnrastanlagen © ADAC/Theo Klein

Die Untersuchung von 80 Rastanlagen entlang der wichtigsten Autobahnstrecken zeigt gravierende Mängel beim Angebot für Wohnmobil- und Gespannfahrerinnen und -fahrer.

  • Nur auf wenigen Anlagen eigene Camper-Parkplätze

  • Fehlende oder schlechte Ausschilderung

  • Frischwasser und Strom: null Service für Camper

Rund 1,8 Millionen Campingfahrzeuge sind aktuell in Deutschland zugelassen, rund doppelt so viele wie vor zwölf Jahren. Im Zuge seines Rastanlagentests hat der ADAC zum zweiten Mal untersucht, wie gut deutsche Autobahnrastanlagen auf die Fahrerinnen und Fahrer von Wohnmobilen und Wohnwagen-Gespannen eingestellt sind.

Das Ergebnis zeigt, dass Rastanlagen Camper-unfreundlich sind: Der ADAC Test auf 80 der bundesweit mehr als 400 bewirtschafteten Rastanlagen entlang der wichtigsten Routen zeigt gravierende Mängel bei der Versorgung von Campern: Kaum eigene Parkplätze, schlechte Beschilderung und null Service-Angebote – auf keiner einzigen Anlage gibt es Stationen zur Brauchwasserent- und Frischwasserversorgung oder zur Entleerung und Reinigung von Kassettentoiletten.

Selten Parkplätze für Camper

Die Autobahnraststätte Frechen Süd
Wohnmobilisten können zur Not auf Pkw-Parkplätze ausweichen, besser und sicherer sind allerdings breitere, eigene Plätze für Camper© ADAC e.V.

Wer ein durchschnittlich großes Wohnmobil fährt, kann zur Not Pkw-Parkplätze nutzen. Das ist allerdings mit einem weit verbreiteten 3,5-Tonnen-Wohnmobil mit 6 Metern Länge und 2,37 Metern Breite (mit Außenspiegeln) auch für geübte Fahrerinnen und Fahrer kein Kinderspiel. Und größere Wohnmobile und Gespanne sind auf eigene, breitere und längere Parkmöglichkeiten angewiesen.

Doch die sind rar: Nur rund ein Viertel der vom ADAC getesteten Rastanlagen hat Parkplätze für breitere Wohnmobile oder Gespanne. Auf 55 Anlagen suchten die Tester vergeblich nach speziellen Parkplätzen für Camper. Und auf fünf Rastanlagen mussten sich Camper und Lkw den ausgewiesenen Raum teilen. Das ist vor allem für Familien mit Kindern alles andere als ideal.

Noch schlechter wird das knappe Angebot durch falsch parkende Lkw. Den Fahrerinnen und Fahrern bleibt wegen ihrer Lenk- und Ruhezeiten sowie der viel zu wenigen Parkplätze oft keine andere Wahl.

Irrfahrt durch die Rastanlage

Autobahnkirche Medenbach an der A3 Köln-Frankfurt bei Wiesbaden am 15.06.2010. Ein Schild auf der Rastanlage Medenbach weist auf die Kirche hin
Nur auf wenigen Rastanlagen sind die Parkplätze für Wohnmobile und Wohnwagen-Gespanne so gut ausgewiesen© imago images/epd

Wenn es Parkplätze für Camper gibt, sind sie oft schlecht oder gar nicht ausgeschildert. Nur an 17 der 80 getesteten Rastanlagen werden Wohnmobil- und Gespannfahrer von der Einfahrt durchgängig bis zum Ziel geleitet. Bei sechs weiteren hört die Wegweisung irgendwann auf oder fängt erst sehr spät an. Und auf 57 Anlagen gibt es überhaupt keine Hinweise oder erst auf den Lkw-Stellplätzen.

Kein Service für Camper

Noch viel schlechter als beim Parken sieht es beim Serviceangebot aus. Das ist schlichtweg nicht vorhanden. Auf keiner einzigen der 80 getesteten Rastanlagen können Camper ihr Brauchwasser loswerden, sich mit Frischwasser versorgen oder Kassettentoiletten entleeren und reinigen. Und CEE-Steckdosen für die Stromversorgung während des Stopps fehlen auch. Auf unbewirtschafteten Rastanlagen, das zeigt ein ADAC Test, sieht es übrigens nicht besser aus.

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Laden für Gespannfahrer schwierig

Bei der Ladesituation für E-Autos auf Deutschlands Rastanlagen ist noch viel Luft nach oben. Die meisten verfügen über zu wenig oder zu schwache Ladesäulen. Sehr schwierig ist es fast überall für Gespanne, bei denen ein E-Auto den Wohnwagen zieht. Optimale Bedingungen fanden die ADAC Tester nur auf wenigen Rastanlagen: In Hessen auf Werratal Süd (A4), in Mecklenburg-Vorpommern auf Lindholz (A20) und in Sachsen auf Auerswalder Blick Süd (A4). Hier können Gespannfahrerinnen und -fahrer an den Ladesäulen längs parken und müssen ihren Wohnwagen nicht abkuppeln.

Zahl der Camper wächst

Die Nachfrage nach Campingfahrzeugen ist ungebrochen groß und könnte noch viel größer werden. Allein im August dieses Jahres wurden nach Angaben des Caravaning Industrie Verbands (CIVD) fast 60.000 Wohnmobile neu zugelassen. Und laut einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) erwägen mehr als 14 Millionen Menschen in den nächsten Jahren mit Wohnmobil, Wohnwagen, Campingbus oder -van in Urlaub zu fahren.

"Es wäre wünschenswert, wenn die Anzahl der Parkplätze für Camper auf Rastanlagen entsprechend wächst", sagt ADAC Camping-Experte Martin Zöllner. "In anderen Ländern, vor allem in der Schweiz", so Zöllner, "finden Camper an den Autobahnen ein weitaus besseres Angebot vor."

Von Übernachtungen auf Rastanlagen rät er aus Sicherheitsgründen ab. Besser aufgehoben seien Reisende auf Stellplätzen, von denen viele auch für Gespanne geeignet sind, und Campingplätzen. Eine große Auswahl findet man auf dem ADAC Campingportal Pincamp.