Kompanja-Camper im Test: Flexibel, individuell und alltagstauglich

Der Kompanja erhält im ADAC Test die Note "Gut". Er überzeugt vor allem durch originelle Raumlösungen. Ohne Fehler ist er aber nicht. Alle Stärken und Schwächen.
Niedriger Verbrauch, gute Zuladung, Grundpreis 59.000 Euro
Kein Bad, aber ein cleveres Küchensystem
Viele Annehmlichkeiten nur gegen Aufpreis
Camping liegt im Trend, die Nachfrage nach Reisemobilen ist groß. Besonders gefragt sind kompakte, alltagstaugliche Campervans. Der ADAC testet regelmäßig Campingbusse aus der Bus- und Kastenwagenklasse – immer nach identischen Kriterien, damit alle Testkandidaten miteinander vergleichbar sind.
Aktuell auf dem Prüfstand war der Kompanja, ein 5,08 Meter langer Campingbus auf Renault-Basis. Zur Verfügung stand ein 150 PS starker und gut ausgestatteter Testwagen im Wert von fast 88.000 Euro. Der Grundpreis liegt bei knapp 59.000 Euro.
Vergleich mit Caddy California und Co.
Kompanja: Jede Menge Möglichkeiten
Campingbusse in der Fünfmeter-Klasse gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. "Nicht alle davon werden sich auf dem Markt halten können, Kompanja aber wahrscheinlich schon", schätzt ADAC Testleiter Christoph Pauly. Denn die Manufaktur aus Brühl bei Köln stellt auf Renault-Basis einen durchdachten, auf das Nötigste reduzierten und dennoch äußerst flexiblen Camper her, der zudem noch einigermaßen erschwinglich ist.
Seine größte Stärke: Jeder bekommt den Kompanja so, wie er ihn möchte. Ob man mit Gas oder Strom kochen will, ob man mehr oder weniger Schränke möchte, ob man sich mit einer umfangreichen Elektroinstallation unabhängig vom Landstrom machen will: Vieles ist möglich. Sogar einen Beamer oder einen Tresor kann man in seinen Renault installiert bekommen.
Zudem ist der Kompanja Camper so ausgestattet, dass die Reisenden den Innenraum selbst je nach Situation und Bedarf relativ rasch umbauen können. Mit wenigen Handgriffen und ohne Werkzeug lässt er sich vom Campingbus zum Transporter oder Sechssitzer umbauen. Alles funktioniert mechanisch, nichts elektrisch. Die ADAC Tester loben clevere Lösungen wie die Küchentür, die im Handumdrehen zum Esstisch wird, oder das Bett im Heck, mit dem man auch im Freien liegen kann.
Nach Möglichkeit verwendet die Brühler Manufaktur nachhaltige Materialien wie FSC-zertifiziertes Holz oder einen teilweise recycelten PVC-Boden ohne Weichmacher. Anleitungen zu Umbau und Nutzung findet man auf der Homepage* nicht nur als PDF zum Download, sondern auch als Video-Tutorial.













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Kompanja: Kompakt und alltagstauglich
Mit einer Gesamtnote von 2,2 erreicht der Renault Kompanja im ADAC Test einen guten Wert. Besonders überzeugen können Motor beziehungsweise Antrieb (Note 1,6) sowie der vergleichsweise niedrige Verbrauch und die geringen Schadstoffemissionen (Note 1,7). Deutlich Luft nach oben gibt es hingegen in den Disziplinen Fahrzeug-Komfort (3,1) sowie Aufbau und Stauraum (Note 2,9).
"Während die Länge des Campingbusses mit 5,08 Metern unkritisch ist, könnte seine Breite mit 2,28 Metern inklusive Spiegeln im Alltag Schwierigkeiten bereiten", sagt Martin Zöllner, Mitglied des Testteams. Zudem ist der Wendekreis mit 14,2 Metern vergleichsweise groß. "Mit einer Höhe von 2,03 Metern sind Probleme in Tiefgaragen möglich, doch besteht hier die Möglichkeit, den Wagen gegen einen Aufpreis um 35 Millimeter tieferlegen zu lassen und so die Grenzmarke von zwei Metern zu unterschreiten."
Beim Transport punktet der Kompanja: Der kleine Camper erträgt gewichtsmäßig einiges, nicht zuletzt wegen des leichten Möbelbaus: "560 Kilo Zuladung sind in dem Testfahrzeug erlaubt. Andere Camper dieser Klasse haben teils deutlich weniger erlaubte Zuladung", lobt Zöllner.
Das Parken mit dem Kompanja kann manchmal eine Herausforderung sein. Hier bieten die Parksensoren am Heck eine willkommene Unterstützung. Außerdem kann man den Van gegen Aufpreis zusätzlich mit Parkpiepsern vorn und seitlich sowie einer Rückfahrkamera aufrüsten. Testleiter Christoph Pauly: "Gerade die Kamera hilft enorm, niedrige Hindernisse, aber auch Kinder hinter dem Auto wahrzunehmen."
Eine Stärke des Kompanja ist sein niedriger Verbrauch: Auf 100 Kilometer benötigte er lediglich 7,0 Liter Diesel. Und auch der Schadstoff-Ausstoß war im Test unauffällig.
Keine Probleme gab es beim Ausweichtest, das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) greift bei Bedarf sicher ein. Bei der Fahrstabilität lässt der Kompanja aber mit seinen sogenannten C-Reifen Potenzial liegen. Hier hätte man auf deutlich haftstärkere Reifen setzen können. Die Lenkung ist zwar – typisch Transporter – kein Paradebeispiel für Präzision, ermöglicht aber dennoch einfaches Rangieren und entspannte Autobahnetappen.
Zum Thema Sicherheit: Fahrsicherheitsassistenten müssen in der Regel extra bezahlt werden: Gegen Aufpreis kann der Kompanja zum Beispiel aufkommende Müdigkeit des Fahrers erkennen, bremst bei Kollisionsgefahr selbstständig und kann Tempolimits erkennen.
Flexibel schlafen im Kompanja
Beim Schlafen setzt Kompanja auf größtmögliche Flexibilität und macht dabei einiges anders als die Konkurrenz.
Der Schlafbereich im Heck wirkt allerdings zunächst einmal ein wenig improvisiert: Erst müssen die Sitzlehnen in der zweiten Reihe nach vorn umgelegt, der Lattenrost aus dem Heck nach vorne rausgezogen und dieser auf den Sitzen abgelegt werden. Der Liegekomfort ist dadurch aber nicht eingeschränkt. Geschlafen wird auf einer dreiteiligen Matratze. Sie bietet durch ihren mehrlagigen Schaum einen prima Schlafkomfort, die Bezüge sind wechselbar.
Optional gibt es noch weitere Möglichkeiten, das Bett aufzubauen. Möchte man beim Reisen zu zweit mehr Platz haben und lässt die hinteren Sitze daheim, braucht man Extrabeine, auf denen sich das Bett dann anstelle der umgeklappten Rücksitzlehnen abstützt. Etwas wackelig, aber immerhin.
Gegen Aufpreis ist auch Schlafen unter dem Sternenhimmel möglich: Das Bett wird statt nach vorn auch nach hinten ausgezogen, sodass die Hälfte des Bettes dann unter der geöffneten Heckklappe aus dem Heck ragt. Zusammen mit einem Heckzelt schafft man so zusätzlichen Raum. Diese Schlaf-Variante gefällt den Testern, findet man diese bei Campern dieser Klasse doch eher selten.
Im Aufstelldach lässt es sich ebenfalls gut nächtigen. Die Matratze liegt auf einem sehr gut unterlüfteten Lattenrost. Der weiche, dichte Zeltstoff gefällt, auch durch seine gute Verdunkelung. Die Öffnungen sind großflächig, sodass man annähernd im Freien schlafen oder einfach mal die Aussicht genießen kann. Das Hubdach, das auf der Innenseite gedämmt ist, bietet gute Lüftungsmöglichkeiten.
"Die Matratze könnte etwas dicker sein", findet Campingexperte Zöllner. "Insgesamt hätte diesem Bereich ein bisschen mehr Komfort nicht geschadet. Es gibt keine USB-Anschlüsse, keine separaten Leseleuchten, ein dimmbarer LED-Streifen sorgt aber für ausreichend Helligkeit. Ein Netz als Absturzsicherung wäre noch eine feine Sache gewesen."
Das Glanzstück im Camper: die Küche
Begeistert war Martin Zöllner von der Küche. "Sie ist das Glanzstück an Bord. Das Konzept ist bestens durchdacht, und die Ablagen und Schränke zeugen von guter Schreinerarbeit."

Der Herd selbst ist prima: Reisende kochen wahlweise auf einem gasbetriebenen Zweiflammenkocher oder auf einem elektrischen Induktionskochfeld. "Auch sehr praktisch sind die vielen Auszüge und Klappen, die reichlich Stauraum bieten und gut zugänglich sind", findet Zöllner. Die Kompressorkühlbox von Dometic fasst 31 Liter und wird über eine Schublade vorn aus dem Küchenmodul gezogen. Man muss sie ganz herausziehen, damit der Deckel im geöffneten Zustand arretiert. Einen Wasserhahn hat man auch, dieser wird in ein faltbares Waschbecken eingehängt.
Öffnet man alle Klappen, Laden und nutzt die abnehmbare und multifunktionale Tür des Küchenmoduls als Ablage, hat man eine mehr als nur ordentlich dimensionierte Küche zur Verfügung, vor allem angesichts des in einem Fünfmeter-Bus äußerst begrenzten Raums.

Kochfeld, Arbeitsplatte und Waschbecken lassen sich auch nach hinten umziehen und im optionalen Schwerlastauszug installieren. "Mehr Flexibilität geht fast nicht", lobt Testleiter Pauly.
Übrigens: Das Kochfeld steht auch prima für sich allein und kann dank des Außengasanschlusses beziehungsweise per Verlängerungskabel auch einfach auf einem Tisch in der Nähe des Autos Platz finden.
Negativ ist im Küchenbereich, dass es keinen Abwassertank gibt. Das Wasser aus dem Waschbecken muss man mit einem Kanister auffangen.
Cleverer Camper: Küchentür als Esstisch
Die Tür des Küchenmoduls ist nicht nur an der Küche selbst in mehreren Positionen nutzbar, sondern dient eingehakt in das Sideboard auch als Tisch. Einen kleinen Haken gibt es aber: Da die Tür mit nur 65 mal 40 Zentimetern einfach klein ist, passt Geschirr für vier Personen eigentlich nicht drauf, zudem kommt man vom umgedrehten Beifahrersitz aus nicht besonders gut ran.
Die dimmbare Beleuchtung sorgt für eine angenehme Atmosphäre, und die Sitze sind einstellbar und bequem.
Kein Bad im Kompanja
Ein Bad wird man im Kompanja vergeblich suchen, das ist allerdings klassenüblich. Über die Brausen am Küchenmodul und im Heckbereich lässt sich aber zumindest außerhalb des Busses eine Katzenwäsche durchführen. Eine Trockentrenn- oder Chemietoilette bietet Kompanja als Extra. Diese wird unter den Rücksitzen verstaut.
Fazit: Kompanja-Konzept spricht an
Die einhellige Meinung der Tester: "Der Renault Kompanja braucht den Vergleich mit der Konkurrenz nicht zu scheuen." Er ist alltagstauglich, äußerst flexibel, hochwertig und verfügt über eine angemessene Serienausstattung wie etwa Airbags, manuelle Klimaanlage, LED-Scheinwerfer oder drehbare Sitze. Sogar das Aufstelldach ist serienmäßig.
Vieles, was er anbietet, ist gut durchdacht. "Man merkt sofort, dass sich hier Leute mit viel Campingerfahrung Gedanken gemacht haben", so Christoph Pauly. So bietet der Kompanja einige clevere Optionen an, die die Konkurrenz nicht hat, etwa die Multifunktionstüre in der Küche oder den Schwerlastauszug im Heck. Und: Man sieht dem Camper an, das er von Hand gebaut wurde.
Der Campingbus ist äußerst individuell konfigurierbar. Wer allerdings eine Nasszelle braucht, der muss sich in der nächstgrößeren Camperklasse umschauen. Auch bei der serienmäßigen Ausstattung mit Fahrsicherheitsassistenten könnte noch nachgebessert werden.
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