Höhenkrankheit: So können Sie vorbeugen

Ab einer Höhe von 2000 Metern kann bei Bergwanderern und Trekkingtouristen eine akute Höhenkrankheit – auch Bergkrankheit genannt – auftreten. Tipps, wie Sie vorbeugen können.
Anhaltende Kopfschmerzen sind das Leitsymptom
Schwere Formen verursachen Höhenlungen- und Höhenhirnödem
Eine ausreichende Akklimatisation kann Symptome verhindern
Schätzungsweise ist jeder vierte Mensch, der im Flachland wohnt und sich ohne Anpassung in Höhen von mehr als 2500 Metern aufhält, von der Höhenkrankheit betroffen. Sie macht sich besonders durch Kopfschmerzen in den Bergen bemerkbar. Mit guter Vorbereitung können Bergsportler Symptome verhindern. Das gelingt vor allem durch eine langsame Anpassung an die Höhe.
Symptome von Höhenkrankheit

Gehirn und Lunge reagieren auf den mit zunehmender Höhe abnehmenden Sauerstoffdruck der Atemluft. Wichtigstes Symptom der Bergkrankheit ist ein konstanter Kopfschmerz, meist an Stirn und Schläfen. Wenn Appetitlosig-, Übel- und Müdigkeit, Schwäche, Schwindel und Erbrechen dazukommen, liegt eine akute Höhenkrankheit (Acute Mountain Sickness, AMS) vor.
Beim Höhenlungenödem (High Altitude Pulmonary Edema, HAPE) sammelt sich Flüssigkeit in der Lunge und behindert die Atmung. Es zeigt sich bei etwa 0,7 Prozent der Bergsteigerinnen und Bergsteiger, die ab 3000 Metern Höhe unterwegs sind. Als Leitsymptom bemerken Betroffene einen plötzlichen Leistungsabfall sowie Atemnot ohne Belastung. Dazu können blaue Lippen, brodelnde Atemgeräusche, Husten und Fieber kommen. Dieser Zustand ist akut lebensgefährlich.
Aus der AMS, aber auch unabhängig davon, kann sich in sehr großen Höhen ein Höhenhirnödem (High Altitude Cerebral Edema, HACE) entwickeln. Ab einer Höhe von 3000 Metern erkranken daran ca. 0,3 Prozent der Bergsteiger. Außer schweren Kopfschmerzen und den oben genannten Anzeichen treten als Leitsignal Bewegungsstörungen (Ataxien) auf. Auch Lichtscheue, Fieber, Seh- und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma können vorkommen. Hier besteht ebenfalls Lebensgefahr.
Maßnahmen und Therapie

Der Betroffene darf nicht weiter aufsteigen, wenn Symptome einer Höhenkrankheit auftreten. Diese Krankheitszeichen müssen von alleine wieder abklingen. Oft genügt dazu schon ein Ruhetag. Ist dies nicht der Fall, muss der Höhenkranke mindestens 500 Höhenmeter absteigen bzw. nach unten gebracht werden oder bis zu der Höhe, auf der er zuletzt ohne Beschwerden übernachtet hat. Wichtig ist, viel zu trinken, keinen Alkohol. Kopfschmerzen können mit rezeptfreien Medikamenten gelindert werden.
Besteht der Verdacht auf ein Höhenlungen- oder Höhenhirnödem, muss der Erkrankte zügig, aber schonend so tief wie möglich kommen und seinen Körper warm halten. Kann die oder der Kranke selbst gehen, dann am besten ohne Gepäck und wegen der Unfallgefahr durch mangelnde Konzentration unter Aufsicht.
Die Gabe von Sauerstoff oder die Anwendung eines Rettungssacks lindern die Beschwerden und unterstützen beim Verlassen der kritischen Höhe. Sie ersetzen keine Therapie. Rezeptpflichtige Medikamente wie Nifedipin, Dexamethason und Taldalafil sollten nur auf ärztlichen Rat eingenommen werden.
Ab welcher Höhe wird es riskant?

Statistisch gesehen sind Frauen häufiger anfällig für Höhenkrankheit als Männer. Betroffen sind insbesondere Migräne-Patienten sowie Menschen unter 46 Jahren. Fehlende Fitness durch mangelndes Training ist zwar kein Risikofaktor für die Höhenkrankheit, kann die allgemeine Erschöpfung jedoch verstärken.
Probleme treten bei mehrtägigen Bergtouren und Reisen ins Hochgebirge meist auf, wenn sie schon auf großer Höhe beginnen und/oder der Aufstieg zu schnell zu hoch erfolgt. Beispiele sind Anflug- bzw. Startorte in den Anden wie Cuzco auf 3500 und La Paz auf 4060 Metern Höhe oder Leh im indischen Ladakh auf 3506 Metern.
Fragwürdig sind Angebote wie zum Beispiel eine Kilimanjaro-Besteigung in sieben Tagen. Am zweiten Tag auf 1860 Metern zu beginnen, am fünften kurz nach Mitternacht zum 5895 Meter hohen Uhuru-Gipfel aufzubrechen und inklusive des Abstieges 16 Kilometer Strecke und 9 bis 12 Stunden Gehzeit zu bewältigen, birgt ein hohes Risiko für das Auftreten einer Höhenkrankheit. Vor solchen Unternehmungen ist es sinnvoll, mögliche Gesundheitsrisiken mit einem Höhenmediziner oder einer Höhenmedizinerin zu besprechen, der oder die Ihre Leistungsfähigkeit beurteilt.
Bei Touren in gefährliche Höhen sollten – außer ggf. verordneten Medikamenten – Sauerstoffflaschen mit Manometer und Flussmesser für mindestens zwölf Stunden konstante Zufuhr zur Ausrüstung gehören. Das entspricht etwa drei Flaschen von je 1000 Litern. Außerdem ist eine hyperbare Kammer, ein Rettungssack mit Handpumpe, mitzunehmen.
Akklimatisation – das A und O

Nur bis zu einer Höhe von rund 5300 Metern kann sich der menschliche Körper vollständig akklimatisieren. Ab dort kann man nur für eine begrenzte Zeit überleben. Beginnt eine Tour schon auf großer Höhe, sollten sich die Teilnehmer zunächst drei Tage anpassen, indem sie sich auf kleinen Wanderungen leicht körperlich betätigen. Ab 2500 Metern sollte ein Anstieg pro Tag 400 bis 600 Höhenmeter nicht überschreiten.
Übernachtet wird in möglichst niedrigen Lagen nach dem Prinzip "Hoch steigen, tief schlafen". Ab 3000 Metern Höhe sollten die Schlafplätze in zwei aufeinander folgenden Nächten nicht mehr als 300 Höhenmeter auseinander liegen. Alle drei Tage oder 1000 Höhenmeter ist ein Ruhetag sinnvoll, um sich an die immer dünner werdende Luft zu gewöhnen.
Je höher es hinaufgeht, desto mehr gilt die Maxime "In der Ruhe liegt die Kraft". Das bedeutet, langsam zu gehen, oft stehen zu bleiben und ausreichend zu trinken. In großen Höhen viel zu trinken ist u.a. wichtig, um dem Sauerstoffmangel durch Veränderung der Fließeigenschaften des Blutes entgegenzuwirken.
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.