Mykoplasmen: Aktuell viele Kinder betroffen

Ein Kind liegt krank im Bett
Eine Infektion mit Mykoplasmen kann neben Erkältungssymptomen auch eine Lungenentzündung auslösen© Shutterstock/Pixel-Shot

Derzeit kommt es zu überdurchschnittlich vielen Erkrankungen mit Mykoplasmen, insbesondere unter Kindern und Jugendlichen. Der Erreger kann Lungenentzündungen auslösen. Das sollten Sie wissen.

  • Verbreitung über Tröpfchen, lange Inkubationszeit

  • Oft milder Verlauf, atypische Lungenentzündung möglich

  • Häufung von Fällen unter Schulkindern

Starker Husten und hohes Fieber über einen Zeitraum von mehreren Tagen – das sind typische Symptome eines grippalen Infekts oder einer Grippe. Derzeit sollte man dabei auch an einen weiteren Erreger denken: Mykoplasmen (Mycoplasma pneumoniae).

Was sind Mykoplasmen?

Die Bakterien tummeln sich auf den Schleimhäuten und verbreiten sich über Körperflüssigkeiten wie Tröpfchen beim Niesen, Husten oder Sprechen. Auch Schmierinfektionen, beispielsweise über Gegenstände, sind möglich. In Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten und Schulen können sich Mykoplasmen besonders gut verbreiten. "Die Mykoplasmen-Infektion ist eine typische Erkrankung von Kindern ab dem Grundschulalter", erklärt Prof. Dr. Michael Schroth, Chefarzt und Ärztlicher Direktor an der Cnopfschen Kinderklinik in Nürnberg. Er ist Mitglied im ADAC Ärztekollegium.

Symptome bei Mykoplasmen

Nach einem Kontakt mit Mykoplasmen kann es zwei bis vier Wochen dauern, bis sich Symptome zeigen (Inkubationszeit). Mycoplasma pneumoniae verursacht grippeähnliche Krankheitszeichen, also Hals- und Kopfschmerzen, Husten, Fieber sowie allgemeines Unwohlsein. Bei Kindern und Jugendlichen können Durchfall und Erbrechen dazu kommen.

Dauern die Symptome länger an oder sind besonders stark, sollten Betroffene unbedingt zum Arzt. Das gilt sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. "Wenn Eltern merken, dass bisher nicht bekannte Symptome auftreten oder diese lange andauern, ist die erste Anlaufstelle die Kinderarztpraxis. Hier gilt das Gleiche wie bei anderen Krankheiten: je jünger das Kind, desto früher sollten Sie ärztlichen Rat einholen", empfiehlt Schroth. Mykoplasmen können eine atypische Lungenentzündung (Mykoplasmen-Pneumonie) auslösen. Im schlimmsten Fall müssen Betroffene stationär behandelt werden.

Test auf Mykoplasmen

Ein Rachenabstrich in der haus- oder kinderärztlichen Praxis bringt Klarheit, ob eine Infektion mit Mykoplasmen vorliegt. Hegt die Ärztin oder der Arzt den Verdacht auf eine Lungenentzündung, wird in der Regel auch ein Röntgenbild erstellt.

Wie wird der Erreger bekämpft?

Sind die Symptome stark und langwierig oder besteht der Verdacht oder Nachweis einer Lungenentzündung, müssen Mykoplasmen mit Antibiotika behandelt werden. "Bei einem fieberhaften Infekt können Eltern natürlich zunächst zu den üblichen Fiebersäften oder Zäpfchen greifen", sagt Prof. Dr. Schroth.

Telemedizinische Beratung über die ADAC Medical App

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Krankheitswelle betrifft viele Kinder

Mykoplasmen-Infektionen finden überall auf der Welt und zu jeder Jahreszeit statt. Der Erreger ist nicht neu, sondern wurde bereits in den 1930er-Jahren beschrieben. Immer wieder kommt es zu lokalen Ausbrüchen. Die aktuelle deutschlandweite Erkrankungswelle betrifft insbesondere Kinder und Jugendliche. "Wir sehen derzeit ungewöhnlich viele Kinder, die klinisch behandelt werden müssen und kränker sind als in den Vorjahren", so Schroth. "Es gibt noch keine eindeutigen und gesicherten Erkenntnisse dazu, was die Ursachen dafür sind."

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Gibt es eine Meldepflicht?

Betroffene sind meist bereits einige Tage vor Ausbruch der Krankheit sowie mehrere Tage danach ansteckend. Eine bundesweite Meldepflicht für Mykoplasmen gibt es nicht. Lediglich in Sachsen müssen gesicherte Diagnosen weitergegeben werden.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.

Fachliche Beratung: Prof. Dr. Michael Schroth, Chefarzt und Ärztlicher Direktor Kinder- und Jugendmedizin, Cnopfsche Kinderklinik sowie Mitglied des ADAC Ärztekollegiums

Mit Material von dpa