So erkennen Sie eine Fischvergiftung

Eine Fischvergiftung verläuft meist mit unangenehmen Magen-Darm-Symptomen, ist aber nur selten gefährlich. So lässt sie sich erkennen und vermeiden.
Ursache einer Fischvergiftung sind oft Bakterien durch falsche Lagerung
Typische Symptome: Bauchkrämpfe, Durchfall und Erbrechen
Seltene Fischgifte können auch Nerven- und Kreislaufprobleme auslösen
Wie entsteht eine Fischvergiftung?
Eine Fischvergiftung kann nach dem Verzehr von Fisch, Muscheln und anderen Meeresfrüchten auftreten. Als Auslöser kommen mehrere Giftstoffe und Krankheitserreger infrage, die unterschiedlich schwere Symptome verursachen:
Bakterien in verdorbenem Fisch: Klassische Lebensmittelvergiftung, oft durch falsche Lagerung oder Unterbrechungen der Kühlkette. Im Zersetzungsprozess vermehren sich Keime (wie Salmonellen oder Listerien), die nach dem Essen für Vergiftungssymptome sorgen. Besonders anfällig ist roher und kalt geräucherter Fisch.
Botulinumtoxin: Das Nervengift wird hergestellt durch das Bakterium Clostridium botulinum und kann zu einer gefährlichen Fischvergiftung führen. Auch hier spielen falsche Lagerung und Verarbeitung eine Rolle. Botulinumtoxin kann etwa in Räucherfisch oder Fischkonserven stecken.
Ciguatera-Fischvergiftung: Der Giftstoff Ciguatoxin stammt von speziellen Algen (Dinoflagellaten) und reichert sich über die Nahrungskette in Fischen an, die überwiegend in tropischen Gewässern leben. Besonders belastet sind Raubfische wie Zackenbarsche, Makrelen oder Barrakudas. Auch mit starker Hitze lässt sich das Ciguatoxin nicht unschädlich machen.
Scombrotoxismus: Hohe Konzentrationen des Botenstoffs Histamin können sich etwa in Thunfisch, Makrele oder Bonito bilden – vor allem durch falsche oder zu lange Lagerung – und unangenehme Symptome auslösen.
Saxitoxin: Das Nervengift kommt insbesondere in Muscheln, Krabben, Austern und Schellfisch vor. Die Auswirkungen sind auch als Paralytic Shellfish Poisoning (PSP) bekannt.
Tetrodotoxin: Eine Fischvergiftung durch das Gift des japanischen Kugelfischs ist selten, aber durch ihren lebensgefährlichen Verlauf berühmt. Es kann binnen kürzester Zeit das gesamte Nervensystem inklusive Atmung lähmen. Das Muskelfleisch des Kugelfischs gilt als Delikatesse; aber nur, wenn keine Giftspuren aus den Organen des Fischs auf den Teller geraten.
Wie bemerkt man eine Vergiftung?
Je nach Auslöser äußert sich eine Fischvergiftung durch unterschiedliche Symptome. Fast immer dabei sind heftige Magen-Darm-Beschwerden.
Symptome einer bakteriellen Fischvergiftung
Bauchschmerzen
Darmkrämpfe
Übelkeit
Durchfall
Erbrechen
Diese typischen Anzeichen einer Lebensmittelvergiftung haben meist eine Inkubationszeit von wenigen Stunden: Wer verdorbenen Fisch gegessen hat, merkt das in der Regel noch am gleichen Abend.
Scombrotoxismus: Symptome durch Histamin
Ausschlag der Haut im Gesicht, am Nacken oder Oberkörper
Juckreiz, Quaddeln und Schwellungen
Selten: Blutdruckabfall, Kreislaufprobleme, Atemnot
Bei dieser Form der Fischvergiftung lassen sich die Symptome leicht mit einer allergischen Reaktion verwechseln.
Symptome durch Fischgifte
Magen-Darm-Beschwerden
Kopfschmerzen
Mundtrockenheit
Sehstörungen
Nervenschmerzen
Missempfindungen wie Kribbeln bis hin zu Lähmungen im Bereich von Armen, Beinen und Gesicht
Typisch bei einer Ciguatera-Fischvergiftung ist ein umgekehrtes Wärme-Kälte-Empfinden: Kühles Wasser fühlt sich für die Betroffenen plötzlich heiß auf der Haut an.
Wie lang dauern die Symptome?
In den meisten Fällen verläuft eine bakterielle Fischvergiftung kurz, aber heftig. Nach wenigen Stunden, spätestens aber zwei Tagen, klingen die Symptome ab, und der Magen-Darm-Trakt beruhigt sich.
Anders ist der Verlauf zum Beispiel bei einer Ciguatera-Fischvergiftung, einem Botulismus oder anderen spezifischen Giftstoffen als Auslöser der Fischvergiftung. Die Dauer der Magen-Darm- und Kreislaufsymptome kann sich über Tage bis Wochen erstrecken. Betroffene mit einer Ciguatera-Fischvergiftung bemerken manchmal noch nach Monaten neurologische Symptome wie Kribbeln und Taubheitsgefühle.
Was tun bei leichter Fischvergiftung?
Zunächst einmal: Bleiben Sie ruhig. Außerhalb von tropischen Gefilden ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie lediglich falsch gelagerte Fische oder Meeresfrüchte zu sich genommen haben. Zusätzlich hilft:
viel trinken, sofern der Magen es zulässt (z.B. stilles Wasser oder gezuckerten Tee)
bei starkem Durchfall und Erbrechen hilft eine Elektrolytlösung aus der Apotheke, verlorene Salze aufzufüllen
Ruhe und Schlaf
sobald möglich, leicht verdauliche Lebensmittel (wie Zwieback, Salzstangen, Apfel oder Banane)
Wann mit Fischvergiftung zum Arzt?
In manchen Fällen erfordert eine Fischvergiftung eine Behandlung, eventuell sogar im Krankenhaus. In folgenden Fällen empfiehlt es sich, ärztlichen Rat einzuholen:
Risikopersonen: Kleine Kinder, ältere Personen, chronisch Erkrankte
Schwangerschaft: Erreger wie Listerien können gefährlich für den Fötus sein
Schwerer Krankheitsverlauf: Länger als zwei Tage oder mit hohem Fieber und starkem Erbrechen
Alarmsymptome: Taubheitsgefühle, Kribbeln, Nervenschmerzen, Lähmungen, Schwindel, Atemnot
Zögern Sie im Zweifelsfall nicht, den Notruf zu wählen: Eine Fischvergiftung mit speziellen Toxinen erfordert eine Behandlung im Krankenhaus.
Therapie der Fischvergiftung
Je nach Auslöser und Schwere erfordert die Vergiftung eine Behandlung mit:
Infusionen mit Flüssigkeiten und Elektrolyten
Antihistaminika
einer Magenspülung
einem Gegengift
künstlicher Beatmung
Fischvergiftung: Kann man daran sterben?
Die Gefahr, an einer Fischvergiftung zu sterben, ist sehr gering. Für Deutschland gibt es kaum aktuelle Zahlen. Fischvergiftungen durch potenziell gefährliche Nervengifte wie Ciguatera sind in Europa sehr selten. In tropischen Ländern kommen sie häufiger vor, haben aber meist keinen tödlichen Ausgang.
Eine Ausnahme ist die Vergiftung durch Kugelfisch: Bereits eine Dosis von 10 Mikrogramm Tetrodotoxin pro Kilogramm Körpergewicht gilt als potenziell tödlich.
Wie vermeidet man eine Fischvergiftung?
Folgende Maßnahmen helfen dabei, einer Fischvergiftung und ihren Folgen vorzubeugen:
Aussehen und Geruch: Wenn Fisch oder Meeresfrüchte bereits streng riechen, aufgebläht, schleimig oder gräulich aussehen, lassen Sie sie lieber liegen.
Geschmack: Eine faulige, säuerliche oder süßliche Note kann auf Bakterien hinweisen. Ein stark erhöhter Histamin-Gehalt macht sich manchmal durch einen pfeffrigen oder bitteren Geschmack bemerkbar.
Kühlung: Wenn Sie frischen Fisch kaufen, achten Sie unbedingt darauf, dass er durchgängig gekühlt bleibt (2° bis 4° Celsius, in der kältesten Zone des Kühlschranks). Verarbeiten Sie rohen Fisch am besten noch am selben Tag, gegarten oder geräucherten Fisch innerhalb von zwei Tagen.
Verbrauchsdatum ("zu verbrauchen bis"): Anders als beim Mindesthaltbarkeitsdatum ("mindestens haltbar bis") können sich in Lebensmitteln mit überschrittenem Verbrauchsdatum krankheitserregende Keime bilden.
Hygiene: Reinigen Sie vor und nach der Zubereitung Ihre Hände, alle Küchengeräte und Arbeitsflächen. Garen Sie Fisch am besten immer gut durch.
Ciguatera-Fischvergiftung: Sicher vermeiden lässt sie sich in tropischen Ländern nur, indem Sie komplett auf Meeresfisch verzichten. Ciguatoxin ist geschmacksneutral und lässt sich auch durch Tiefkühlung oder Durchbraten nicht zerstören. Besondere Vorsicht gilt bei großen Raubfischen, Fanggebieten direkt am Riff und in der Zeit kurz nach einem Sturm oder Unwetter.
Frischen und verdorbenen Fisch unterscheiden
Frischer Fisch | Verdorbener Fisch | |
---|---|---|
Geruch | dezent, leicht nach Seetang und Meer | unangenehm, sauer, "fischig" |
Aussehen | glänzend, fest anliegende Haut und Schuppen | stumpf, ausfallende Schuppen |
Augen | klar, glänzend, nach außen gewölbt | eingesunken |
Textur | fest und elastisch | schlaff, nach Druck bleibende Delle |
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Pschyrembel online: Fischvergiftung, Stand 09/2020, unter: https://www.pschyrembel.de/Fischvergiftung/K07TT (Abruf: 29.04.2025)
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MSD Manual: Fischvergiftung und Meeresfrüchtevergiftung, Stand 02/2022, unter: https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/verletzungen-vergiftungen/vergiftung/fischvergiftung-und-meeresfr%C3%BCchtevergiftung (Abruf: 29.04.2025)
Bundesinstitut für Risikobewertung: Botulismus nach dem Verzehr von Räucherfisch, unter: https://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2000/16/botulismus_nach_dem_verzehr_von_raeucherfisch-889.html (Abruf: 29.04.2025)
Tropeninstitut: Ciguatera, unter: https://tropeninstitut.de/krankheiten-a-z/ciguatera (Abruf: 18.04.2024)
Verbraucherzentrale: Fisch: Haltbarkeit und Lagerung, Stand 11/2023, unter: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/auswaehlen-zubereiten-aufbewahren/fisch-haltbarkeit-und-lagerung-58927 (Abruf: 29.04.2025)
Verbraucherzentrale: Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) ist nicht gleich Verbrauchsdatum, Stand 11/2024, unter: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/auswaehlen-zubereiten-aufbewahren/mindesthaltbarkeitsdatum-mhd-ist-nicht-gleich-verbrauchsdatum-13452 (Abruf: 29.04.2025)
DLG-Expertenwissen: Spezielle Sensorik bei Fisch und Fischerzeugnissen, Stand 02/2011, unter: https://www.dlg.org/fileadmin/downloads/lebensmittel/themen/publikationen/expertenwissen/lebensmittelsensorik/2011_2_Expertenwissen_Sensorik_Fisch.pdf (Abruf: 29.04.2025)
Bundesinstitut für Risikobewertung: Ciguatera: Vergiftungen durch Ciguatoxine (Algentoxine) aus Seefisch und Meeresfrüchten, Stand 05/2022, unter: https://www.bfr.bund.de/cm/343/ciguatera-vergiftungen-durch-ciguatoxine-algentoxine-aus-seefisch-und-meeresfruechten.pdf (Abruf: 29.04.2025)