So erkennen Sie eine Fischvergiftung

Mann isst Sashimi
Besonders auf Reisen sollte man Fisch nur gut durchgegart verspeisen© Shutterstock/WPixz

Eine Fischvergiftung verläuft oft mit unangenehmen Magen-Darm-Symptomen, ist aber nur selten gefährlich. So lässt sie sich erkennen und vermeiden.

  • Ursache einer Fischvergiftung sind meist Bakterien durch falsche Lagerung

  • Symptome sind meist Bauchkrämpfe, Durchfall und Erbrechen

  • Seltene Fischgifte können auch Nerven- und Kreislaufprobleme auslösen

Im Hafen schaukeln die Schiffe, auf den Wellen glitzert die Sonne, Restaurants und Marktstände locken mit Fisch direkt vom Kutter: Wer kann da widerstehen? Doch nicht immer sind Fisch und Meeresfrüchte so fangfrisch wie angepriesen. Zu lange oder falsch gelagert können sie zu einer Fischvergiftung führen – mit unangenehmen Symptomen wie Durchfall und Bauchkrämpfen. Nur selten verläuft eine Fischvergiftung gefährlich.

Wie entsteht eine Fischvergiftung?

Eine Fischvergiftung kann nach dem Verzehr von Fisch, Muscheln und anderen Meeresfrüchten auftreten. Als Auslöser kommen unterschiedliche Giftstoffe und Krankheitserreger infrage: Eine Fischvergiftung durch verdorbenen Lachs entsteht und verläuft anders als eine durch hochgiftigen Kugelfisch. Grundsätzlich lassen sich folgende Formen unterscheiden:

  • Am häufigsten ist eine klassische Lebensmittelvergiftung. Dazu kommt es meist, wenn der Fisch bereits zu lange lag, falsch gelagert oder die Kühlkette unterbrochen wurde. Im Zersetzungsprozess vermehren sich Bakterien, die nach dem Essen für Vergiftungssymptome sorgen. Eine Fischvergiftung durch rohen Fisch wie in Sushi oder kalt geräucherten Fisch kommt meist durch Erreger wie Listerien zustande.

  • Selten, aber gefährlicher ist eine Fischvergiftung mit dem Nervengift Botulinumtoxin, hergestellt durch das Bakterium Clostridium botulinum. Auch hier spielen falsche Lagerung und Verarbeitung eine Rolle. Botulinumtoxin kann etwa in Räucherfisch oder Fischkonserven stecken.

  • Tückisch ist eine sogenannte Ciguatera-Fischvergiftung. Der Giftstoff Ciguatoxin stammt von speziellen Algen (Dinoflagellaten) und reichert sich über die Nahrungskette in Fischen an, die überwiegend in tropischen Gewässern leben. Besonders belastet sind Raubfische wie Zackenbarsche, Makrelen oder Barrakudas. Auch frisch verarbeitet und stark erhitzt lässt sich das Ciguatoxin nicht unschädlich machen.

  • Bei einem Scombrotoxismus entstehen die Symptome der Fischvergiftung durch Histamin: Hohe Konzentrationen des Botenstoffs bilden sich etwa in Thunfisch, Makrele oder Bonito, vor allem durch falsche oder zu lange Lagerung.

  • Insbesondere in Muscheln, Krabben, Austern und Schellfisch kommt das Nervengift Saxitoxin vor. Dessen Auswirkungen sind auch als Paralytic Shellfish Poisoning (PSP) bekannt.

  • Selten, aber durch ihren lebensgefährlichen Verlauf berühmt, ist die Fischvergiftung mit Tetrodotoxin – dem Gift des japanischen Kugelfischs. Es kann binnen kürzester Zeit das gesamte Nervensystem inklusive Atmung lähmen. Einige Köchinnen und Köche bereiten das Muskelfleisch des Kugelfischs als Delikatesse zu. Das gelingt nur, wenn keine Spuren des Gifts aus den Organen des Fischs auf den Teller geraten.

Wie bemerkt man eine Vergiftung?

Je nach Auslöser äußert sich eine Fischvergiftung durch unterschiedliche Symptome. Fast immer dabei sind heftige Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen, Darmkrämpfe, Übelkeit, Durchfall und Erbrechen, manchmal begleitet von Fieber – die typischen Anzeichen einer Lebensmittelvergiftung durch Bakterien oder Viren. Diese Fischvergiftungs-Symptome haben meist eine Inkubationszeit von wenigen Stunden: Wer verdorbenen Fisch gegessen hat, merkt das in der Regel noch am gleichen Abend.

Hat sich übermäßig viel Histamin in einem Fisch angereichert (Scombrotoxismus), kann sich die Fischvergiftung auch durch einen Ausschlag der Haut im Gesicht, am Nacken oder am Oberkörper zeigen. Manchmal kommt es zu Juckreiz, Quaddeln und Schwellungen. Im Extremfall fällt der Blutdruck stark ab, und die Bronchien verkrampfen sich bis hin zur Atemnot. Bei dieser Form der Fischvergiftung lassen sich die Symptome leicht mit einer allergischen Reaktion verwechseln.

Sind bestimmte Giftstoffe der Auslöser, treten je nach Konzentration zusätzliche Anzeichen einer Fischvergiftung auf. Dazu zählen Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Sehstörungen, Nervenschmerzen und Missempfindungen wie Kribbeln bis hin zu Lähmungen im Bereich von Armen, Beinen und Gesicht. Typisch bei einer Ciguatera-Fischvergiftung ist ein umgekehrtes Wärme-Kälte-Empfinden: Kühles Wasser fühlt sich für die Betroffenen plötzlich heiß auf der Haut an.

Wie lang dauern die Symptome?

In den meisten Fällen verläuft eine Fischvergiftung kurz, aber heftig. Nach wenigen Stunden, spätestens aber zwei Tagen, klingen die Symptome ab, und der Magen-Darm-Trakt beruhigt sich. Die meisten Menschen fühlen sich also bei einer Fischvergiftung nicht lange krank, wenn Bakterien in einem falsch gelagerten Fisch die Ursache sind.

Anders ist der Verlauf zum Beispiel bei einer Ciguatera-Fischvergiftung, einem Botulismus oder anderen spezifischen Giftstoffen als Auslöser der Fischvergiftung. Die Dauer der Magen-Darm- und Kreislaufsymptome kann sich über Tage bis Wochen erstrecken. Betroffene mit einer Ciguatera-Fischvergiftung bemerken manchmal noch nach Monaten neurologische Symptome wie Kribbeln und Taubheitsgefühle.

Was tun bei leichter Fischvergiftung?

Zunächst einmal: Bleiben Sie ruhig. Außerhalb von tropischen Gefilden ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie lediglich falsch gelagerte Fische oder Meeresfrüchte zu sich genommen haben. Versuchen Sie, bei Durchfall und Erbrechen möglichst viel zu trinken, sofern der Magen es zulässt – am besten Wasser oder gezuckerten Tee. Hält der Durchfall länger an oder müssen Sie sehr häufig erbrechen, hilft eine Elektrolytlösung aus der Apotheke, die verlorenen Salze und Mineralstoffe wieder aufzufüllen.

Zudem braucht der Körper nun viel Ruhe: Versuchen Sie, zu schlafen und sich zu regenerieren. Den meisten Betroffenen geht es nach einer Fischvergiftung am nächsten Tag bereits wieder besser. Steigen Sie langsam und mit leicht verdaulichen Lebensmitteln wieder ins Essen ein (zum Beispiel Zwieback, Salzstangen, Bananen- oder Apfelstückchen).

Wann Sie zum Arzt gehen sollten

In manchen Fällen allerdings erfordert eine Fischvergiftung eine ärztliche Behandlung. Selbst eine eigentlich harmlose bakterielle Fischvergiftung kann gefährlich werden – etwa bei kleinen Kindern, älteren Personen, chronisch Erkrankten oder Schwangeren. Eventuell kann der Körper die verlorene Flüssigkeit nur schwer ausgleichen und braucht Unterstützung im Kampf gegen die Erreger (etwa durch eine Infusion). In der Schwangerschaft können einzelne Erreger wie Listerien gefährlich für den Fötus werden. Vermuten Sie also eine Fischvergiftung bei Ihrem Kind oder einer anderen gefährdeten Person, holen Sie in jedem Fall ärztlichen Rat ein.

Auch wenn die Symptome der Fischvergiftung länger als zwei Tage anhalten oder eher schlimmer als besser werden, wenden Sie sich möglichst schnell an eine Arztpraxis. Das gilt besonders, wenn Sie neurologische Auffälligkeiten wie Taubheitsgefühle, Kribbeln, Nervenschmerzen und Lähmungen oder Symptome wie Atemnot und Schwindel bemerken.

Zögern Sie im Zweifelsfall nicht, den Notruf zu wählen: Eine Fischvergiftung mit speziellen Toxinen erfordert eine Behandlung im Krankenhaus. Eventuell sind Infusionen mit Flüssigkeit und Elektrolyten, eine Magenspülung und eine künstliche Beatmung notwendig. Bei speziellen Vergiftungen wie einem Botulismus setzen Ärztinnen und Ärzte auch gezielte Gegengifte (Antiseren) ein.

Fischvergiftung: Kann man daran sterben?

Die Gefahr, an einer Fischvergiftung zu sterben, ist sehr gering. Klare Zahlen sind nur schwer zu nennen, da eine Fischvergiftung kein einheitliches Krankheitsbild darstellt. Eine etwas ältere Untersuchung des Giftinformationszentrum-Nord zeigt: Zwischen Januar 1996 und Juni 2001 gab es hier insgesamt 456 (vermutete oder gesicherte) Fischvergiftungen.

In mehr als vier von fünf Fällen verliefen diese leicht oder symptomlos. Nur ein einziger Fall einer Fischvergiftung ging tödlich aus – wobei sich hier kein Gift nachweisen und auch nach der Obduktion nicht abschließend klären ließ, ob der verzehrte Thunfischsalat tatsächlich die Todesursache war. Fischvergiftungen durch potenziell gefährliche Nervengifte wie Ciguatera sind in Europa sehr selten.

Wie vermeidet man eine Fischvergiftung?

Folgende Maßnahmen helfen dabei, einer Fischvergiftung und ihren Folgen vorzubeugen:

  • Vertrauen Sie auf Ihre Sinne: Wenn Fisch oder Meeresfrüchte bereits streng riechen, aufgebläht, schleimig oder gräulich aussehen, lassen Sie sie lieber liegen.

  • Auch wenn Ihnen der Geschmack eines fertigen Gerichts merkwürdig vorkommt, legen Sie das Besteck besser beiseite. Beispielsweise macht sich ein stark erhöhter Histamingehalt manchmal durch einen pfeffrigen oder bitteren Geschmack bemerkbar.

  • Wenn Sie frischen Fisch kaufen, achten Sie unbedingt darauf, dass er durchgängig gekühlt bleibt (2° bis 4° Celsius, in der kältesten Zone des Kühlschranks). Verarbeiten Sie rohen Fisch am besten noch am selben Tag, gegarten oder geräucherten Fisch innerhalb von zwei Tagen.

  • Achten Sie bei verpacktem Fisch auf das Verbrauchsdatum ("zu verbrauchen bis"): Anders als beim Mindesthaltbarkeitsdatum ("mindestens haltbar bis") können sich in Lebensmitteln mit überschrittenem Verbrauchsdatum krankheitserregende Keime bilden.

  • Achten Sie bei der Zubereitung auf Hygiene und reinigen Sie danach Ihre Hände, alle Küchengeräte und Arbeitsflächen. Garen Sie Fisch am besten immer gut durch. Soll er bei einer bestimmten Zubereitungsform ganz oder teilweise roh bleiben, ist es wichtig, dass Sie ihn zuvor tiefgefrieren.

  • Wenn Sie eine Ciguatera-Fischvergiftung auf einer Reise in die Tropen sicher vermeiden wollen, verzichten Sie am besten komplett auf frischen Meeresfisch. Ciguatoxin ist geschmacksneutral und lässt sich auch durch Tiefkühlung oder Durchbraten nicht zerstören. Besondere Vorsicht gilt bei großen Raubfischen, Fanggebieten direkt am Riff und in der Zeit kurz nach einem Sturm oder Unwetter.

Frischen und verdorbenen Fisch unterscheiden


Frischer Fisch

Verdorbener Fisch

Geruch

dezent, leicht nach Seetang und Meer

unangenehm, sauer, "fischig"

Aussehen

glänzend, fest anliegende Haut und Schuppen

stumpf, ausfallende Schuppen

Augen

klar, glänzend, nach außen gewölbt

eingesunken

Textur

fest und elastisch

schlaff, nach Druck bleibende Delle

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.

Erstellungsdatum: März 2023