Demenz: Symptome, häufigste Formen und Verlauf

Eine Pflegekraft spielt mit einer alten Person ein Spiel zur Demenzvorbeugung
Menschen mit Demenz verlieren ihre geistigen Fähigkeiten© iStock.com/Toa55

Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen, die mit einem Verlust der geistigen Fähigkeiten einhergehen. Die häufigste Form der Demenz ist Alzheimer.

  • Bei einer Demenz sterben Nervenzellen im Gehirn ab

  • Es gibt verschiedene Phasen oder Stadien der Demenz

  • Der geläufigste Demenz-Test ist der Uhrentest

Andreas¹ war 68 Jahre alt, ein routinierter Autofahrer, aber fand plötzlich nicht mehr den Weg nach Hause. Seinen Kindern war bereits aufgefallen, dass ihr Vater oft unkonzentriert wirkte und vergesslich wurde. Der ehemalige Lehrer hatte plötzlich Schwierigkeiten, sich Namen zu merken, fand oft nicht mehr die passenden Worte und vergaß wichtige Termine. Nach dem Beinahe-Unfall legten sie Andreas nahe, seinen Hausarzt aufzusuchen.

Der Arzt führte einen kurzen Test durch. Unter anderem stellte er Andreas eine einfache Rechenaufgabe, die dieser nur mit Mühe lösen konnte. Auf die Frage, wer der aktuelle Bundeskanzler sei, fand Andreas keine Antwort. Sein Hausarzt überwies ihn zur weiteren Abklärung an den Neurologen. Nach weiteren Untersuchungen und Tests erhielt Andreas dort die Diagnose "Demenz vom Alzheimer-Typ".

Was ist Demenz?

Bei einer Demenz kommt es zu einem fortschreitenden Verlust der geistigen Fähigkeiten. Besonders stark ist das Gedächtnis betroffen, aber auch andere kognitive Fähigkeiten gehen verloren. Dazu zählen beispielsweise Sprache und Kommunikation, Konzentration und Aufmerksamkeit, logisches Denken, Lernen und Urteilsvermögen sowie die Orientierungsfähigkeit. Ursache ist in den meisten Fällen, dass Nervenzellen im Gehirn absterben. Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang auch von neurodegenerativen Erkrankungen.

Welche Arten gibt es?

Oft werden Alzheimer und Demenz als Synonyme verwendet. Demenz ist allerdings der Oberbegriff für eine große Gruppe von Erkrankungen, die sich zwar in ihrem Verlauf unterscheiden, aber alle zu einem fortschreitenden Verlust des Gedächtnisses und anderer geistiger Fähigkeiten führen. Bis heute sind mehr als 50 verschiedene Demenzformen bekannt. Die Alzheimer-Erkrankung ist die häufigste Form der Demenz, mit einem Anteil von etwa 60 bis 65 Prozent.

Am zweithäufigsten tritt die vaskuläre Demenz auf, von der circa 20 bis 30 Prozent aller Erkrankten betroffen sind. Andere seltenere Demenzformen sind zum Beispiel die frontotemporale Demenz, die Lewy-Körper-Demenz oder das Wernicke-Korsakow-Syndrom.

Ursachen einer Demenz

Warum es zu einer Demenz kommt, ist noch nicht abschließend geklärt. Bei Alzheimer spielen Eiweißablagerungen in und an den Nervenzellen eine Rolle. Sie stören die Funktion der Nervenzellen und tragen dazu bei, dass diese absterben. Ursache für die vaskuläre Demenz ist eine Durchblutungsstörung des Gehirns, beispielsweise aufgrund eines Schlaganfalls oder einer Gefäßverkalkung.

Die frontotemporale Demenz steht ebenfalls mit krankhaften Eiweißablagerungen in Verbindung, allerdings betreffen diese nur einen Teil des Gehirns, den sogenannten Stirnlappen sowie den Schläfenlappen. Beide steuern vor allem die Gefühle und das Sozialverhalten.

Risikofaktoren: Ist Demenz vererbbar?

Im Gegensatz zu den genauen Ursachen ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für eine Demenz bekannt: das Alter. Derzeit leben in Deutschland fast 1,8 Millionen Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Etwa 1,7 Millionen sind 65 Jahre oder älter, etwa zwei Drittel sind über 80 Jahre alt.

Auch eine genetische Veranlagung spielt bei Demenzen eine Rolle, im Vergleich zum Alter allerdings nur eine sehr untergeordnete. Erbliche Demenz-Formen sind selten, lediglich etwa ein Prozent der Alzheimer-Erkrankungen sind genetisch bedingt.

Weitere Risikofaktoren, die Fachleute mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für eine Demenz in Verbindung bringen, sind zum Beispiel:

  • Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, erhöhte Blutfette

  • Starkes Übergewicht (Adipositas)

  • Rauchen

  • Depressionen

  • Mangel an sozialen Kontakten

Erste Anzeichen für Demenz

Ein Alter Mann steht verwirrt vor einem Kalender
Menschen mit Demenz verlieren ihr zeitliches und räumliches Orientierungsvermögen© Shutterstock/LightField Studios

Zu den Symptomen einer beginnenden Demenz zählt der Gedächtnisverlust, der im Krankheitsverlauf immer weiter fortschreitet. Betroffene vergessen dabei nicht nur vorübergehend einen Termin, eine Telefonnummer oder einen Namen. Sie stellen immer wieder die gleichen Fragen und vergessen auch Dinge, die gerade erst geschehen sind. Im Krankheitsverlauf gehen viele Informationen dauerhaft verloren. Zur Bewältigung des Alltags sind immer mehr Gedächtnisstützen und Hilfestellungen durch Mitmenschen erforderlich.

Weitere wichtige Symptome, die im Verlauf einer Demenz auftreten, sind:

  • Schwierigkeiten bei der Planung und Verrichtung alltäglicher Aufgaben: Betroffene haben beispielsweise Schwierigkeiten mit dem Einkauf im Supermarkt oder dem Kochen eines bekannten Rezepts und benötigen mehr Zeit als zuvor.

  • Fehlendes räumliches Orientierungsvermögen: Menschen mit Demenz finden sich zunächst in unbekannter Umgebung, später auch an bekannten Orten wie der eigenen Wohnung nicht mehr gut zurecht oder vergessen, wie sie dorthin gekommen sind.

  • Fehlendes zeitliches Orientierungsvermögen: Betroffene wissen oft nicht, welcher Tag, welches Jahr oder welche Jahreszeit gerade ist.

  • Eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit: Typisch für eine Demenz sind Wortfindungsstörungen. Auch alltägliche Begriffe fallen den Betroffenen oftmals nicht mehr ein und sie bezeichnen Dinge falsch. Häufig verlieren sie beim Sprechen den Faden, geraten ins Stocken oder haben Schwierigkeiten, einen angefangenen Satz zu Ende zu bringen.

  • Mangelnde Konzentrationsfähigkeit: Betroffene können einem Gespräch oder den Nachrichten nicht mehr folgen.

  • Verlegen von Gegenständen: Häufig legen Menschen mit Demenz Dinge an ungewöhnlichen Orten ab, wie die Brille in den Kühlschrank, und haben später keine Erinnerung mehr daran, wie diese dorthin gelangt sind.

  • Verringertes Urteilsvermögen: Betroffene können Situationen nicht mehr richtig einschätzen. Sie verlierenden Überblick über ihre Finanzen oder achten weniger auf ihre Körperhygiene.

  • Emotionale Probleme: Eine Demenz führt zu Persönlichkeitsveränderungen wie Motivationslosigkeit, sozialem Rückzug, Stimmungsschwankungen, Ängstlichkeit, Depressionen, Aggressionen oder Gereiztheit.

Zwar erkranken Frauen deutlich häufiger an Demenz als Männer, die Anzeichen einer Demenz sind bei Frauen und Männern jedoch gleich.

Gut zu wissen: Diese Symptome sind nicht typisch für eine Demenz

Bestimmte Anzeichen und Persönlichkeitsmerkmale können zwar bei einer Demenz auftreten oder werden von Angehörigen beschrieben, sie gelten aber nicht als typisch für die Erkrankung. So gibt es beispielsweise keinen für die Demenz charakteristischen Gesichtsausdruck. Allerdings spiegelt sich in den Gesichtern der Betroffenen unter Umständen ihre Verwirrtheit oder Orientierungslosigkeit in bestimmten Situationen wider. Auch Sturheit gilt nicht als typisches Anzeichen einer Demenz.

Nicht mit einer Demenz zu verwechseln ist das Delir. Dabei handelt es sich um einen plötzlich auftretenden Verwirrtheitszustand, der in der Regel vorübergehend ist. Das Delir ist kein Symptom für eine Demenz, aber eine der häufigsten Komplikationen im Verlauf der Erkrankung.

Der Verlauf einer Demenz hängt von der Demenzform ab

Zwar gehen alle Demenzformen mit einem Verlust der geistigen Fähigkeiten einher, im Detail unterscheidet sich der Verlauf allerdings. Während sich die Symptome bei der Alzheimer-Krankheit beispielsweise schleichend entwickeln, kann die vaskuläre Demenz auch plötzlich beginnen. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn die Ursache der Gehirnschädigung ein Schlaganfall ist.

Zudem verschlechtern sich die Symptome bei der vaskulären Demenz nicht immer kontinuierlich, sondern manchmal schubweise. Der Zustand der Betroffenen kann längere Zeit stabil sein, andererseits ist auch eine schnelle Verschlechterung der Demenz möglich. Da die vaskuläre Demenz auf eine Durchblutungsstörung zurückzuführen ist, kommen oftmals neurologische Auffälligkeiten wie Taubheitsgefühl oder Lähmungserscheinungen hinzu.

Bei der frontotemporalen Demenz stehen Symptome im Vordergrund, die die Persönlichkeit, das Sozialverhalten und die sprachlichen Fertigkeiten betreffen. Besonders häufig kommt es zu enthemmtem, aggressivem und unangemessenem Verhalten. Zudem verlieren Betroffene ihre Empathie, also die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen.

Krankheit mit Demenz-Tests erkennen

Ob eine Alzheimer-Erkrankung oder eine andere Form der Demenz vorliegt, können Fachleute anhand verschiedener Tests beurteilen, die auch Aufschluss über den Schweregrad der Erkrankung geben.

Ein bekannter Demenz-Test ist der so genannte Uhrentest, bei dem der oder die Betroffene eine einfache Uhr mit Ziffernblatt und darauf eine bestimmte Uhrzeit zeichnen soll. Menschen mit Demenz sind oftmals nicht mehr in der Lage, die Ziffern und Zeiger richtig einzuzeichnen. Mit fortschreitender Erkrankung enthält die Zeichnung immer mehr Fehler und Ungenauigkeiten, und die Uhr wird zunehmend unkenntlich.

Der Mini-Mental-State-Test ist der älteste Demenz-Test, der häufig bereits in der hausärztlichen Praxis durchgeführt wird. Er gibt anhand einfacher Aufgabenstellungen, die einem gesunden Menschen keine Probleme bereiten würden, einen ersten Eindruck von der räumlichen und zeitlichen Orientierungsfähigkeit, des Merk- und Erinnerungsvermögens und der Aufmerksamkeit. Die Betroffenen werden beispielsweise aufgefordert, sich drei Wörter zu merken und später zu wiederholen, einen Gegenstand zu benennen, einen Satz zu schreiben oder das aktuelle Datum und die Jahreszeit zu nennen.

Einem ähnlichen Prinzip folgen weitere Demenz-Tests, wie der "DemTect", die ADL-Skalen oder der CERAD-Test. Sie sind umfangreicher und werden in einer neurologischen Fachpraxis durchgeführt.

Wie viele Stadien der Demenz gibt es?

Fachleute unterscheiden bei der Demenz drei oder sieben Stadien, je nachdem, welches Beurteilungsverfahren herangezogen wird. Da eine Demenz individuell unterschiedlich verläuft, gehen die Stadien fließend ineinander über, und die Symptome können überlappen.

Oft wird der Schweregrad der Demenz von Ärztinnen und Ärzten anhand eines Tests (MMST, Mini-Mental-Status-Test) beurteilt. Dabei müssen Betroffene verschiedene einfache Aufgaben lösen. Für jede gelöste Aufgabe wird ein Punkt vergeben. Maximal sind bei diesem Demenz-Test 30 Punkte möglich. Bei Menschen, die mindestens 27 Punkte erzielen, liegt keine Demenz vor.

  • Leichte Demenz (20 bis 26 Punkte): Bei einer beginnenden Demenz stehen erste Gedächtnisstörungen im Vordergrund. Es kommt oft zu Wortfindungsstörungen und ersten Beeinträchtigungen in der Auffassungsgabe oder Orientierungsfähigkeit. Gewohnte Alltagstätigkeiten sind meist noch möglich. Lediglich bei komplexen Aufgaben ist Hilfe erforderlich, z.B. bei Behördengängen oder finanziellen Angelegenheiten. Da Betroffene die verminderte Leistungsfähigkeit wahrnehmen, leiden sie häufig unter depressiven Verstimmungen und Antriebslosigkeit.

  • Mittelschwere Demenz (10 bis 19 Punkte): Die geistigen Beeinträchtigungen sind so stark eingeschränkt, dass Betroffene auch bei einfachen alltäglichen Dingen Hilfe benötigen. Ein selbstständiges, unabhängiges Leben ist nur noch teilweise möglich. Es kommt zu deutlichen Verhaltensänderungen, insbesondere Unruhe, Reizbarkeit und Aggression. Oft gerät auch der Tag-Nacht-Rhythmus aus dem Takt.

  • Schwere Demenz (0 bis 10 Punkte): Menschen mit schwerer Demenz sind oftmals bettlägerig, vollständig pflegebedürftig und benötigen eine dauerhafte Beaufsichtigung. Zudem wird die Kommunikation aufgrund der abnehmenden sprachlichen Fähigkeiten immer schwieriger. Bei einer schweren Demenz kommt es auch zu einem körperlichen Abbau: Betroffene werden inkontinent und können Bewegungsabläufe nicht mehr koordinieren.

Manchmal ist anstelle von drei auch von vier Phasen der Demenz die Rede. Die erste Phase ist in diesem Fall die so genannte leichte kognitive Störung (Mild Cognitive Impairment, MCI), mit der sich eine Demenz oft schon Jahre vorher ankündigt. Es handelt sich um leichtgradige Veränderungen des Gedächtnisses, die Betroffene und Angehörige in vielen Fällen noch nicht bemerken, die sich in bestimmten Gedächtnistests aber bereits nachweisen lassen. Eine leichte kognitive Störung muss nicht in eine Demenz übergehen, allerdings haben Betroffene ein erhöhtes Risiko, eine Demenz zu entwickeln.

Alternativ zum dreistufigen MMST erfolgt die Beurteilung der Demenz nach einem siebenstufigen System, beginnend bei einer gesunden Person ohne Demenz (Stufe 1) bis hin zu sehr schweren kognitiven Beeinträchtigungen (Stufe 7). Die so genannte Reisberg-Skala kommt oft bei der Einstufung der Alzheimer-Demenz zum Einsatz und beruht auf der Theorie einer "umgekehrten Kindheitsentwicklung". Laut dieser Theorie verläuft der Verlust der kognitiven Fähigkeiten bei einer Demenz ungefähr in der umgekehrten Reihenfolge wie der Aufbau dieser Fähigkeiten in der Kindheit.

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Lebenserwartung bei Demenz

Demenzerkrankungen schreiten in der Regel über Jahre fort, der Krankheitsverlauf ist dabei individuell. Wie stark die Lebenserwartung durch eine Demenz eingeschränkt ist, lässt sich deshalb nicht pauschal beantworten. So führt eine Alzheimer-Demenz im Schnitt nach acht bis zehn Jahren zum Tod, die mögliche Spanne ist mit einem Zeitraum von drei bis 20 Jahren aber deutlich größer.

¹ Andreas ist ein fiktiver Charakter, dessen Krankengeschichte der von echten Betroffenen mit Demenz nachempfunden ist.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.

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