Hunde- und Katzenbiss schnell versorgen
Ein Hunde- oder Katzenbiss kann nicht nur die Haut verletzen, sondern auch Infektionen verursachen. Eine sorgfältige Erstversorgung ist deshalb wichtig.
Hundebisse sind meist Riss- oder Quetschwunden
Bei Katzenbissen besteht erhöhte Infektionsgefahr
Erste Hilfe: Wunden desinfizieren und verbinden
Hunde und Katzen sind in der Regel friedliche Familienmitglieder. Dennoch registrieren die Versicherungen in Deutschland jedes Jahr rund 30.000 bis 50.000 Bissverletzungen – zumeist an Händen, Armen und Beinen. Die meisten Tierbisse werden von Hunden verursacht, an zweiter Stelle stehen Katzenbisse.
Wie gefährlich ist ein Hundebiss?
Hunde haben einen kräftigen Kiefer mit großen, aber recht stumpfen Zähnen. Ein kurzes Schnappen hinterlässt oft keine sichtbare Wunde, beziehungsweise nur eine oberflächliche Hautverletzung. Stärkere Bisse können Reiß- oder Quetschwunden verursachen. Schwere Verletzungen von Muskeln, Sehnen, Knochen und Organen sind in extremen Fällen möglich. Manchmal wirkt eine Bisswunde von außen unauffällig, unter der Oberfläche aber ist das Gewebe stark geschädigt.
Tierbisse zählen zu den primär infizierten Wunden. Durch die Zähne und den Speichel können Erreger in die Haut eindringen. So führt etwa jeder fünfte bis zehnte Hundebiss zu einer Infektion. Das betrifft nicht nur die verletzte Hautregion. Manchmal breiten sich die Keime von dort im ganzen Körper aus. Im schlimmsten Fall kann ein Hundebiss zu lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Tetanus (Wundstarrkrampf) oder Tollwut führen.
Tetanus und Tollwut
Tetanus ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die über Wunden in den Körper gelangt. Sie kann zu schweren Krämpfen mit lebensgefährlichen Komplikationen führen. Wichtig ist daher ein regelmäßig aufgefrischter Impfschutz für Kinder und Erwachsene – nicht nur für Auslandsaufenthalte.
Tollwut ist eine von Viren übertragene Erkrankung des Nervensystems, die fast immer tödlich verläuft. Die meisten europäischen Länder – inklusive Deutschland – sind tollwutfrei. In Asien, Afrika und Teilen Osteuropas ist Tollwut bei Haus- und Wildtieren verbreitet. Hier herrscht bei Hundebissen Infektionsgefahr.
Ist ein Biss von einer Katze gefährlich?
Ein Katzenbiss sieht im ersten Moment oft wie eine harmlose Verletzung aus. Doch der Schein trügt: Die nadelspitzen Katzenzähne dringen viel tiefer ins Gewebe ein als von außen sichtbar. Am häufigsten sind Katzenbisse an den Händen. Hier können die Zähne zum Beispiel Nervenstränge, Sehnen, Knochen und Gelenke verletzen.
Bei einem Katzenbiss ist die Infektionsgefahr deutlich höher als bei einem Hundebiss. Im Katzenspeichel findet sich eine ganze Reihe krankheitserregender Keime. Manche davon breiten sich über die Sehnen und Sehnenscheiden rasch im Körper aus. Im schlimmsten Fall kann dies Komplikationen wie eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder eine Blutvergiftung (Sepsis) nach sich ziehen.
Katzenkratzkrankheit
Das Bakterium Bartonella henselae ist ein weltweit verbreiteter Erreger. Infizierte Katzen können ihn durch Beißen oder Kratzen auf den Menschen übertragen, was dann die sogenannten Katzenkratzkrankheit auslösen kann.
Mögliche Symptome:
Hautausschlag mit rötlich-braunen Knötchen im Bereich der Wunde (nach drei bis zehn Tagen)
Geschwollene Lymphknoten in der Wundumgebung, oft der Achseln (nach ein bis drei Wochen)
Manchmal Fieber, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen
Meist heilt die Infektion binnen weniger Wochen bis Monate von allein aus. In seltenen Fällen kommt es jedoch zu Komplikationen, zum Beispiel im Bereich der Augen, der Leber, der Nerven oder der Gelenke.
Katzen- oder Hundebiss: Was tun?
Wenn ein Hund oder eine Katze zugebissen hat, sollte man so reagieren:
Reinigen Sie kleinere Bisswunden unter fließendem Wasser und entfernen Sie gegebenenfalls Fremdkörper wie Zähne oder Haare.
Desinfizieren Sie die Wunde mit einem antiseptischen Spray oder Gel.
Schützen Sie die Wunde anschließend mit einem Pflaster oder sterilen Wundverband.
Bei schweren Verletzungen gilt: Die Blutung stillen und sofort den Notruf (112) rufen. Die betroffene Stelle ruhig halten.
Wann mit Tierbiss zum Arzt?
Nach der Erstversorgung sollten Sie mit einem Hunde- oder Katzenbiss – auch wenn dieser klein ist – zeitnah zum Arzt. Nehmen Sie dazu nach Möglichkeit Ihren Impfpass mit. Gegebenenfalls erhalten Sie nachträglich eine Notfall-Impfung gegen Tetanus und/oder Antibiotika, die einer bakteriellen Infektion entgegenwirken. Unter Umständen muss die Bisswunde auch chirurgisch versorgt werden.
Wenn ein Hunde- oder Katzenbiss schon einige Tage alt ist und schlecht verheilt oder Anzeichen einer Entzündung zeigt, sollten sie unbedingt ärztlichen Rat einholen.
Warum beißen Katzen und Hunde?
Um einen Hunde- oder Katzenbiss zu vermeiden, ist es wichtig, das Verhalten und die Körpersprache der Tiere zu verstehen. Sie beißen aus unterschiedlichen Gründen, zum Beispiel aus Angst, Schreck oder Schmerz, etwa beim Tierarzt. Manchmal versuchen Tiere auch Futter, Spielzeug oder ihr Territorium zu verteidigen. Auch im wilden Spiel können Hunde und Katzen zubeißen.
Besonders häufig werden Kinder und Jugendliche gebissen. Wichtig ist ein umsichtiger Umgang mit Tieren – das gilt sowohl für eigene als auch für fremde Haustiere. Fremde Tiere sollten nur nach Rücksprache gestreichelt werden.
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV): Bissverletzungen durch Säugetiere. Folgen, Sofortmaßnahmen u. Behandlungsmöglichkeiten. Stand 02/2016, unter: https://www.dguv.de/medien/fb-erstehilfe/de/pdf/tierbisse.pdf (Abruf: 28.06.2024)
Rothe, K. et al.: Tier- und Menschenbissverletzungen. Dtsch Arztebl Int 2015; 112: 433-43, unter: https://www.aerzteblatt.de/archiv/171000/Tier-und-Menschenbissverletzungen (Abruf: 28.06.2024)
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Deximed: Katzenkratzkrankheit. Stand 02/2023, unter: https://deximed.de/home/klinische-themen/infektionen/patienteninformationen/bakterielle-infektionen/katzenkratzkrankheit (Abruf: 28.06.2024)
Luzerner Kantonsspital: Wie gefährlich sind Hunde- und Katzenbisse für Kinder? Stand 04/2024, unter: https://www.luks.ch/newsroom/wie-gefaehrlich-sind-hunde-und-katzenbisse-fuer-kinder (Abruf: 28.06.2024)
National Health Service (NHS): Animal and human bites. Stand: 06/2022, unter: https://www.nhs.uk/conditions/animal-and-human-bites/ (Abruf: 28.06.2024)
Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Notfall bei Kindern: Bisswunden. Stand 01/2019, unter: https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/erste-hilfe/kindernotfaelle/bisswunden.html (Abruf: 28.06.2024)