Premiumkraftstoffe: Was können V-Power, Ultimate und Co.?
Laut den Mineralölkonzernen bieten Premiumkraftstoffe mehr Leistung, weniger Verbrauch und leisere Motoren. Doch was ist drin in V-Power, Ultimate und Co.? Und können sie halten, was Werbung und Marketing versprechen?
Premiumkraftstoff: Bis zu 20 Cent teurer
An der Zapfsäule: Fantasienamen verwirren
Motoren sind auf Standardsprit ausgelegt
Premiumkraftstoffe: Deutlich teurer
An vielen Tankstellen das gleiche Bild: Man kann nicht mehr nur zwischen Benzin und Diesel (je nach Motor) wählen, denn die Mineralölkonzerne bieten heute eine Vielzahl an Kraftstoffen an. Deren Oktanzahlen sind unterschiedlich, die Namen ebenfalls, vor allem aber die Preise. Doch welcher Sprit ist für wen geeignet, und was ist drin in den Premiumkraftstoffen mit vielversprechend klingenden Namen wie Excellium, Maxx Motion, Synergy Supreme+, Ultimate oder V-Power?
Was aber klar und ersichtlich ist, ist die Preisgestaltung bei den Premiumkraftstoffen: Bis zu 20 Cent Unterschied zu herkömmlichem Diesel oder Super sind keine Seltenheit.
Problematisch ist hingegen die zunehmende Unübersichtlichkeit an den Tankstellen. Wegen immer mehr Zapfhähnen mit immer neuen Bezeichnungen müssen Autofahrer vor dem Tanken erst mal genau prüfen, welcher Sprit tatsächlich ins Auto muss. So kann Maxx Motion oder V-Power beispielsweise Benzin oder Diesel sein.
Benzin: Höhere Oktanzahlen unnötig
Die höheren Oktanzahlen von 100 in den Premiumkraftstoffen (einfaches SuperPlus-Benzin hat 98 Oktan) bieten eine höhere Klopffestigkeit. Dadurch kommt es zu weniger Selbstzündungen des Kraftstoffs – und das soll sich positiv auf Leistung und Verbrauch auswirken. Doch in der Realität sind die Motoren unserer Autos höchstens auf 98 Oktan ausgelegt. Das Potenzial von 100-Oktan-Sprit können die meisten also gar nicht ausnutzen.
Den teuren Sorten sind oft auch Reinigungs- und andere Additive zugesetzt. Doch ob diese sich tatsächlich positiv auswirken, ist extrem schwer nachzuprüfen – die Wirkung fällt in der Realität wohl eher gering aus.
Premiumdiesel: Bessere Zündwilligkeit
Viele Anbieter werben mit einer besseren Cetan-Zahl ihres Premium-Dieselkraftstoffes. Diese Zahl beschreibt die Zündwilligkeit. Eine höhere Cetan-Zahl bedingt tatsächlich oft ein besseres Startverhalten und einen ruhigeren Motorlauf. Doch nur sehr sensible Autofahrer können einen Unterschied wahrnehmen.
Auch eine bessere Wintertauglichkeit wird oft versprochen. Allerdings basieren die Temperaturangaben auf einem untauglichen Prüfverfahren (CFPP Messverfahren gemäß DIN EN 116), die tatsächliche Kältefahrbarkeit kann von diesem unrealistischen Temperaturwert – je nach Automodell – deutlich abweichen.
Bei den Reinigungs- und anderen Additiven sieht es wie beim Premiumbenzin aus: Ob diese sich tatsächlich positiv auswirken, ist extrem schwer nachzuprüfen, und die Wirkung fällt in der Realität wohl eher gering aus. Einige Anbieter mischen ihrem Premiumdiesel keinen Biodiesel (FAME) zu, was eine bessere Langzeitlagerungsstabilität bewirken kann. Davon können etwa Oldtimer- und Bootsbesitzer profitieren, wenn sie ihre Fahrzeuge über viele Monate einmotten.
Fazit: Standardkraftstoff genügt immer
In Deutschland sind die Mindestanforderungen an die Kraftstoffqualität gesetzlich geregelt. Demnach dürfen nur Kraftstoffe angeboten werden, wenn sie den relevanten Normen entsprechen; etwa DIN EN 228 für Ottokraftstoffe und DIN EN 590 für Dieselkraftstoffe. Diese Kraftstoffe taugen für die übliche Verwendung. Besserer Sprit wird von den Fahrzeugherstellern grundsätzlich auch nicht erwartet oder vorgeschrieben.
Die Premiumkraftstoffe schaden den Motoren nicht, aber die ausgelobte positive Wirkung ist einerseits schwer nachzuprüfen, andererseits ist sie bei Alltagsautos auch eher unwahrscheinlich, da Golf, Corsa oder Mini auf den täglichen Weg zur Arbeit ausgelegt sind und nicht auf die schnellste Runde am Hockenheimring. Wer seinem Auto aber mit dem teuren Sprit etwas Gutes tun möchte, der macht nichts falsch.