Müll und Zigaretten aus dem Auto werfen: Diese Strafen drohen
Aus dem Auto geworfener Abfall wie Zigarettenkippen und Kaffeebecher ist ein zunehmendes Problem. Die Strafen für derartige Umweltsünden können hoch ausfallen.
Aus dem Auto geworfener Müll fällt tonnenweise an
Kippen und Becher brauchen Jahrzehnte zum Verrotten
Bundesländer erheben hohe Strafen: Tabelle mit Bußgeldern
Hohe Bußgelder für achtloses Wegwerfen
Wer in Deutschland dabei erwischt wird, wie er Müll aus dem Autofenster wirft, zahlt je nach Bundesland unterschiedlich hohe Verwarnungsgelder und Geldbußen. Denn Umwelt- und Naturschutzrecht werden von den Ländern geregelt. Üblicherweise enthalten die Tatbestände einen Bußgeldrahmen und keinen genauen Satz. Der reicht zum Beispiel in Sachsen-Anhalt für das Wegwerfen einer Glasflasche von 40 bis 80 Euro, bei Glasscherben von 80 bis 400 Euro.
Der Verwarnungs- und Bußgeldkatalog Umwelt des Landes Nordrhein-Westfalen sieht Geldbußen in Höhe von 10 bis 100.000 Euro vor. Hierunter fällt auch das achtlose Wegwerfen von Zigaretten in der freien Landschaft, auf öffentlichen Verkehrsflächen oder Ähnlichem.
Wer in Berlin etwa beim Wegwerfen von Altreifen erwischt wird, zahlt 350 bis 800 Euro. Bei typischen Kleinabfällen wie Kippen, Einwegbechern oder Kaugummis beginnt das Verwarnungsgeld – also der sofort akzeptierte und zügig bezahlte Betrag – bei 55 Euro. Das Bußgeld – fällig, wenn die Verwarnung nicht angenommen wird und es zu einem Verfahren kommt – liegt zwischen 80 und 120 Euro.
Tabelle: Bußgelder für Automüll
In der nachfolgenden Tabelle sind die Bußgelder aufgeführt, die in den einzelnen Bundesländern beim Wegwerfen von typischem Automüll wie einer Zigarettenschachtel oder einer Glasflasche verhängt werden. Im Einzelfall kann von der Durchführung eines Bußgeldverfahrens abgesehen werden und die Behörde – mit Einverständnis des Betroffenen und bei sofortiger Zahlung – lediglich verwarnen.
Bundesland | Zigarettenschachtel | Glasflasche |
---|---|---|
Baden-Württemberg | 10 – 25 € | 25 – 100 € |
Bayern | 20 € | 35 – 80 € |
Berlin | 40 – 80 € | 75 – 800 € |
Brandenburg | 15 € | 35 – 500 € |
Bremen | 20 € | 20 – 250 € |
Hamburg | 35 – 70 € | 75 – 300 € |
Hessen | 10 € | 20 – 100 € |
Mecklenburg-Vorpommern | 5 – 10 € | 15 – 150 € |
Niedersachsen | 10 – 50 € | 50 – 100 € |
Nordrhein-Westfalen | 10 – 25 € | 100 – 100.000 € |
Rheinland-Pfalz | 50 – 250 € | 100 – 800 € |
Saarland | 50 – 250 € | 100 – 800 € |
Sachsen | 10 – 40 € | 25 – 200 € |
Sachsen-Anhalt | 20 – 40 € | 40 – 80 € |
Schleswig-Holstein | 10 € | 20 – 50 € |
Thüringen | 10 € | 20 – 100 € |
17.000 Tonnen illegaler Müll pro Jahr
Laut Bundesverkehrsministerium werden jährlich nur im deutschen Autobahnnetz rund 17.000 Tonnen Müll widerrechtlich weggeworfen. Davon fallen etwa zwei Drittel auf Parkplätzen und ein Drittel direkt an der Strecke an. Allein der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen kalkuliert jedes Jahr mit ca. 17.000 Personenstunden für das Einsammeln von Abfällen.
Dauerproblem Zigaretten und Becher
Nicht nur Autowracks, Reifen und Batterien verursachen gravierende Umweltprobleme, auch Zigarettenkippen und Coffee-to-go-Becher. 2021 wurden in Deutschland fast 72 Milliarden Zigaretten abgesetzt. Die Kippen enthalten bis zu 7000 Chemikalien. Schon die Konzentration des Nervengifts Nikotin aus einem Stummel, aufgelöst in einem Liter Wasser, ist für Fische tödlich. Bis ein Filter auf natürlichem Weg verrottet ist, vergehen zehn bis 15 Jahre. 2019 verbrauchten die Deutschen außerdem 2,8 Milliarden Einwegbecher. Allein in Berlin werden täglich etwa 460.000 to-go-Becher verbraucht. Bis zu 50 Jahre dauert es, bis ein innen mit Kunststoff beschichteter Pappbecher verrottet ist.
Hauptgründe Faulheit und Gleichgültigkeit
Deutsche und österreichische Städte haben die Ursachen von Littering, also dem achtlosen Wegwerfen von Müll, untersuchen lassen. Als Gründe ausgemacht wurden Bequemlichkeit, Faulheit und Gleichgültigkeit. Die Hauptaltersgruppe lag bei 18 bis 30 Jahren. Ein weiteres Phänomen: Wo schon etwas auf dem Boden liegt, wird gerne noch mehr dazugeworfen.
Und was gilt beim Autofahren? Nach Erfahrungen der Autobahndirektion Südbayern fliegt bei niedrigem Tempo mehr Müll aus dem Autofenster als bei hoher Geschwindigkeit. Ertappen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen Autofahrer auf frischer Tat, bitten sie ihn meistens, den Reisemüll in die Abfallbehälter zu entsorgen. Die meisten tun das auch, es gibt aber immer wieder Uneinsichtige, die dann angezeigt werden.
Tipps zur Vermeidung von Automüll
Transportieren Sie Speisen und Snacks in Frischhalteboxen, nutzen Sie Mehrwegverpackungen.
Während der Fahrt anfallender Müll kommt in Müllbeutel oder Kfz-Abfalleimer – es gibt auch auslaufsichere Modelle.
Nutzen Sie die Mülltrennungsanlagen an Parkplätzen.
Entsorgen Sie Lebensmittelreste nur in verschließbare Müllbehälter.
Wenn Müllbehälter überfüllt sind, nehmen Sie die Abfälle mit nach Hause, trennen und entsorgen Sie sie dort.
Mit der App Müll weg! DE lässt sich automatisch in fast allen deutschen Städten, Gemeinden und Regionen illegal abgelagerter Müll melden.
Redaktionelle Mitarbeit: Julia Berger