Heizen mit Klimaanlage: Die Vor- und Nachteile sowie Kosten

Ein Mann auf einer Couch, bedient Klimaanlage in seinem Wohnzimmer
Geeignete Klimaanlagen können auch effektiv heizen© iStock.com/AndreyPopov

Was viele nicht wissen: Es ist auch möglich, bestimmte Klimaanlagen als Heizung zu verwenden. Doch ist das Heizen mit der Klimaanlage auf Dauer auch wirtschaftlich?

  • Klimaanlagen können heizen, indem sie ihre Kühlfunktion umkehren

  • Vorteil: Im Frühling und Herbst eine gute Alternative zur Zentralheizung

  • Nachteile: Hoher Stromverbrauch, Luftstrom und Geräusche können stören

Wie geht Heizen mit Klimaanlagen?

In der Grundfunktion saugen Klimaanlagen Wärme aus der Raumluft und geben sie nach außen ab, was Abkühlung bringt. Beim Heizen kehrt sich der Prozess um: Wie bei einer Wärmepumpe ziehen Ventilatoren die Außenluft an, aus der Wärmeenergie entzogen und in den Raum übertragen wird.

Bei der Bauweise von Klimaanlagen wird zwischen Split-Geräten, Monoblocks und zentralen Anlagen unterschieden. Man sollte die Produktinformationen beachten, denn nicht jedes Modell kann auch heizen. Voraussetzung für den Heizbetrieb ist ein reversibler Kältemittelkreislauf.

Wichtig ist zudem der Wirkungsgrad der Energieumwandlung (SCOP-Wert). Der SCOP-Wert liegt bei guten Split-Geräten bei 4 bis 5. Bedeutet: Aus 1 kWh Strom werden bis zu 5 kWh Wärme. Die Energieeffizienz beim Heizen mit Klimaanlage hängt jedoch auch von den Außentemperaturen ab.

Je weniger geheizt werden muss, desto eher ist der Einsatz der Klimaanlage als Heizung sinnvoll. Beim Warmwasser kann sie ein klassisches Heizsystem allerdings nicht ersetzen. Klimaanlagen beheizen nur die Raumluft. Für heißes Brauchwasser ist also eine separate Lösung notwendig.

Split-Geräte

Monoblocks

Zentrale Klimaanlagen

Sie bestehen aus einem Außen- und einem Innengerät. Es gibt Innengeräte zur Montage an Wänden oder Decken sowie Standgeräte. Multi-Split-Klimaanlagen verbinden mehrere Innengeräte mit einem Außengerät.

Sie leiten die Abluft oft über einen Schlauch nach draußen. Entweder ist das Fenster dafür entsprechend abgedichtet oder halb geöffnet. Sie sind weniger effizient im Heizbetrieb, da sie vergleichsweise viel Energie verbrauchen.

Sie sind fest im Gebäude verbaut und verteilen Luft von einem zentralen Gerät aus über ein Lüftungssystem in die einzelnen Räume. Ob zentrale Anlagen auch heizen können, hängt vom jeweiligen Typ ab.

Was kostet Heizen mit Klimaanlage?

Die Anschaffungskosten einer Klimaanlage mit Heizfunktion betragen je nach Modell zwischen 500 und 2000 Euro für ein Einzel-Split-Gerät und etwa 1500 bis 4000 Euro für eine Multi-Split-Gerät mit zwei oder drei Inneneinheiten. Für die Wandmontage, das Verlegen von Strom- und Kälteleitungen und die Inbetriebnahme sollte man bei Einzel-Split-Geräten mit 300 bis 500 Euro rechnen. Bei Multi-Split-Geräten kostet es je nach Zahl der Inneneinheiten entsprechend mehr.

Viele Hersteller empfehlen einmal im Jahr eine fachmännische Wartung, damit die stationäre Klimaanlage optimal läuft. Die Wartungskosten schlagen etwa mit 100 bis 200 Euro zu Buche.

Die laufenden Betriebskosten beim Heizen mit der Klimaanlage ergeben sich aus diesen Faktoren:

  • Nennleistung des Klimageräts

  • Wirkungsgrad der Energieumwandlung

  • individuelle Nutzungsdauer

  • vertraglich vereinbarter Strompreis

  • Größe und Fläche des Raumes

  • gewünschten Innentemperatur

  • Wärmedämmung des Hauses

  • aktuelle Außentemperaturen

Eine Beispielrechnung:

Bei einer mittleren Heizleistung von 2,5 Kilowatt benötigt eine fest montierte Split-Klimaanlage mit guter Energieeffizienz in einem Raum durchschnittlich 0,8 Kilowatt Strom in der Stunde. Ausgehend von einem Strompreis von 0,30 Euro pro Kilowattstunde und einer Betriebszeit von 10 Stunden pro Tag entstehen somit tägliche Kosten von 2,40 Euro.

Der Rechenweg lautet: 0,8 kWh x 10 h x 0,3 € = 2,4 €

Bei gleichbleibender Temperierung und Nutzung entspräche das rund 72 Euro im Monat. Für zwei Räume, je mit einer eigenen Inneneinheit beheizt, würden sich die Betriebskosten auf monatlich bis zu 144 Euro belaufen. Die Beispielrechnung gilt für die kühle Jahreszeit mit kontinuierlichem Heizbedarf. Sie kann je nach Nutzung auch niedriger ausfallen.

Vorteile von Heizen mit Klimaanlage

Unter den richtigen Voraussetzungen bringt eine Split-Klimaanlage mit Heizfunktion einige Vorteile.

Vielseitigkeit

Wenn die Split-Klimaanlage nicht nur im Sommer kühlen, sondern auch in den Übergangsmonaten wie März, April, Oktober und November wärmen kann, macht das die Anschaffung lohnenswerter. Sie verfügt meistens auch über eine Filterfunktion, was die Luftqualität im Raum verbessert und Staub, Allergene sowie Pollen verringert. Je nach Modell kann sie auch die Luft entfeuchten.

Energieeffizienz

Während Öl-, Gas- und Elektroheizungen die verbrauchten Energiequellen im besten Fall eins zu eins in Wärmeenergie umwandeln können, beträgt der Wirkungsgrad moderner Klimaanlagen das Drei- bis Fünffache der eingesetzten Stromenergie. Der Seasonal Coefficient of Performance (SCOP) gibt die Energieeffizienz im Ganzjahresbetrieb an. Je höher er ist, desto besser ist das Gerät.

Machbarkeit

Die Anschaffung eines neuen Heizungssystems kann leicht mehrere tausend Euro kosten und Nachrüstungen im Altbau sind oft mit umfassenden Baumaßnahmen verbunden. Im Vergleich dazu kann eine Split-Klimaanlage die einfachere und günstigere Variante sein. Auch die Umrüstung von einem rein kühlenden Modell auf eine Anlage mit Heizfunktion ist leicht umsetzbar.

Schnelligkeit

Um einen abgekühlten Raum über eine Klimaanlage zu beheizen, genügt es, wenn man diese wenige Minuten vorher einschaltet. Die gewünschten Temperaturen erreicht man damit häufig schneller als mit einer herkömmlichen Heizung. Besonders in Räumen, die man nur zu bestimmten Zeiten nutzt, ist das sinnvoll. Ebenso in Ferienwohnungen oder Gartenhäusern.

Nachteile von Heizen mit Klimaanlage

Wetterabhängigkeit

Sobald die Außentemperatur unter fünf Grad Celsius sinkt, lässt auch der Wirkungsgrad der Klimaanlage nach. Denn sie benötigt zum Aufwärmen der Außenluft mehr Strom. Dann kann das Heizen teuer werden. Es gibt inzwischen auch Modelle, die speziell für Winterfrost und Minusgrade geeignet sind. Hierbei sollte man unbedingt die Betriebsleistung und Energiekosten beachten.

Stromverbrauch

Klimaanlagen haben einen vergleichsweise hohen Stromverbrauch. Durchschnittlich benötigen die stationären Geräte zwischen 0,75 und 3 Kilowatt pro Stunde. Der Stromverbrauch steigt im Winter stark an. Denn je kälter es draußen ist und je schlechter der zu beheizende Raum gedämmt ist, desto mehr Energie muss das Gerät aufwenden, um die Wunschtemperatur zu erreichen.

Baumaßnahmen

Split-Klimaanlagen benötigen eine Verbindung vom Innengerät im Raum zum Außengerät an der Gebäudewand. Innen- und Außengerät werden nach einem Mauerdurchbruch über Kupferrohre und Elektroleitungen verbunden. Das muss einen Fachbetrieb erledigen. Wichtig für den Einbau ist, dass Platz für ein Außengerät vorhanden ist. Und ein Innengerät ist nur für einen Raum ausgelegt.

Geräusche und Luftstrom

Klimaanlagen machen Geräusche und verursachen einen dauerhaften Luftstrom. Besonders, wenn ein Raum schnell geheizt werden soll, kann der Vollbetrieb je nach Modell mit unterschiedlicher Lautstärke einhergehen. Möglich sind bis zu 60 Dezibel beim Außengerät und 50 Dezibel bei Innengerät. Der konstante Luftzug wird von manchen Menschen als unangenehm empfunden.

Umwelteinfluss

Klimaanlagen sind weltweit für zehn Prozent des gesamten Energieverbrauchs verantwortlich. Die strombetriebene Klimatisierung von Gebäuden rund um den Globus ist eine der Hauptursachen für Treibhausgasemissionen. Umweltschützer empfehlen daher, Klimaanlagen nur zu installieren, wenn alle anderen Maßnahmen zum Heizen und für den Hitzeschutz bereits getroffen worden sind, und bei dem Betrieb auf erneuerbare Energien zu setzen. Bei der Anschaffung ist es zudem wichtig, auf die Effizienz des Gerätes zu achten, die durch das EU-Energielabel ausgedrückt wird.

Neben dem Stromverbrauch ist auch das Kältemittel in Klimaanlagen problematisch. Dieses ist oft mit Fluorkohlenwasserstoff (FKW) versetzt, einem 23.000-mal stärkeren Treibhausgas als Kohlendioxid. Kommt es zu einem Leck, ist dies hoch umweltschädlich.

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Infrarotheizung als Alternative?

Ähnlich wie Klimaanlagen können auch Infrarotheizungen eine Ergänzung oder einen Ersatz zu klassischen Heizanlagen darstellen. Infrarotheizungen geben Wärmeenergie in Form von Infrarotstrahlung ab. Sie erwärmen dabei aber nicht die Luft im Raum, sondern bestrahlen direkt Gegenstände und Personen.

Der Vorteil im Vergleich zu Klimaanlagen mit Heizfunktion: niedrige Anschaffungskosten und eine einfache Installation. Infrarotheizungen mit einer Leistung von 1200 Watt bekommt man schon für unter 250 Euro. Sie müssen nur an die Wand gehängt und an eine Steckdose angeschlossen werden. Manche Modelle dienen sogar als Spiegel, etwa fürs Badezimmer.

Der große Nachteil von Infrarotheizungen ist ihr Verbrauch. Sie heizen, indem sie Strom direkt in Wärmeenergie umwandeln – ohne den effizienten Wärmeaustausch von Klimageräten. Das bedeutet, dass Infrarotheizungen für die gleiche Leistung bis zu viermal so viel Stromkosten wie eine Klimaanlage erzeugen können. Dazu kommt der Funktionsumfang: Infrarotheizungen haben im Sommer, anders als Klimaanlagen, keine Kühlfunktion zu bieten.

Allerdings gibt es trotz der hohen Betriebskosten Anwendungsfälle, bei denen eine Infrarotheizung durchaus sinnvoller als eine Split-Klimaanlage sein kann: So sorgen diese auch in sehr kalten Bereichen sehr schnell für behagliche Wärme. Das ist in Räumen praktisch, die nur zeitweise genutzt werden und wo keine andere Heizmöglichkeit umsetzbar ist, wie etwa Hobbykeller, Werkstätten, Schuppen oder Wintergärten.