Auto gegen Motorrad: Gefährliche Begegnung
Motorrad- und Autofahrende sind auf der Straße häufig auf Kollisionskurs. Was beide Gruppen tun können, um Unfälle noch besser zu vermeiden. Wichtige Tipps für mehr Sicherheit auf den Straßen.
Geschwindigkeit von Motorradfahrern wird leicht unterschätzt
Nicht auf die eigene Vorfahrt vertrauen
Vorsicht vor allem an Einmündungen und Kreuzungen
Der Autofahrende denkt: "Links schauen, rechts schauen, prima, alles frei!" Der Motorradfahrende freut sich: "Wunderbare Rechtskurve. Oh, eine Einmündung! Verdammt, der wird doch nicht …" Es kommt zur Vollbremsung. Gerade noch mal gut gegangen! Genau so sieht eine häufige Unfallsituation aus: Der Autofahrende schaut – und übersieht den Motorradfahrenden trotzdem. Weil der schlichtweg (noch) nicht zu sehen ist oder sich unerwartet schnell nähert.
Gerade zu Beginn der Motorradsaison gibt es solche gefährlichen Begegnungen besonders häufig. Und sehr oft enden sie nicht glimpflich. Eine Analyse der Verkehrsunfälle im Jahr 2021 durch ADAC Experten ergab: 16.435 Mal krachte es in der Bundesrepublik Deutschland zwischen Pkw und Motorrädern. Dabei verletzten sich fast 10.000 Motorradfahrende schwer und 529 verunglückten infolge von Verkehrsunfällen tödlich. 93 % der Unfallopfer waren Kraftradfahrende oder -mitfahrende, aber 66,4 % dieser Unfälle wurden von Pkw-Fahrenden verursacht. Warum? Weil Auto und Motorrad ungleiche Partner im Straßenverkehr sind. Und weil zwar viele Motorradfahrende auch Autofahrende sind, umgekehrt haben die meisten Pkw-Lenker aber noch nie auf einem Motorrad gesessen und wissen folglich zu wenig übers Motorradfahren.
Unfallrisiko auf dem Motorrad vier Mal höher
Motorradfahrende haben im Vergleich zu anderen Verkehrsteilnehmern ein hohes Unfallrisiko. Basierend auf der Fahrleistung ist das Risiko eines Motorradfahrenden, an einem Unfall beteiligt zu sein, vier Mal höher als bei anderen Verkehrsbeteiligten. Auch das Verletzungsrisiko ist bei Motorradfahrenden erhöht. Ein möglicher Grund liegt darin, dass Krad-Fahrende so gut wie keine passiven Schutzvorrichtungen wie Airbags, Gurte oder Knautschzonen der Karosserie haben.
Neben Alleinunfällen, bei denen Motorradfahrende von der Fahrbahn abkommen, kommt es häufig zu Kollisionen mit Pkw. Dabei handelt es sich vor allem um Abbiege-, Einbiege- und Kreuzungsunfälle, wobei die Motorradfahrenden überwiegend nicht unfallursächlich beteiligt sind.
Tipps für Autofahrende
Stellen Sie sich gerade zu Beginn des Frühlings darauf ein, öfter Motorrädern zu begegnen – gerade auf landschaftlich reizvollen Strecken.
Unterschätzen Sie Motorräder nicht. Sie wirken wegen ihrer schmalen Silhouette zwar klein, haben aber ein großes Beschleunigungsvermögen und kommen oft schneller nah, als Autofahrende vermuten.
Auf kurvenreichen Strecken benötigt ein Motorradfahrender in Schräglage beinahe so viel Platz wie ein Pkw. Schneiden Sie deshalb niemals unübersichtliche Kurven!
Bedenken Sie: Motorräder sind nicht wendiger als Autos und haben auch keinen kürzeren Bremsweg. Im Gegenteil.
Auch bei optimaler Spiegeleinstellung bleiben "tote Winkel". Werfen Sie deshalb vor jedem Spurwechsel, Abbiegen oder Überholvorgang einen bewussten Sicherungsblick über die Schulter. Blinken Sie stets rechtzeitig.
Schauen Sie in Einmündungsbereichen und an Kreuzungen lieber zweimal zu viel als einmal zu wenig. Beachten Sie vor allem: Die vordere Dachsäule ("A-Säule") Ihres Autos verdeckt nur allzu gern den Blick auf seitlich herannahende Motorräder.
Schauen Sie vor einem Spurwechsel, vor einem Überholmanöver oder beim Wenden lieber zweimal in den Spiegel und über die Schulter. Ein Motorrad wird leicht übersehen.
Bleiben Sie gelassen, wenn ein Motorradfahrender überholt. Er braucht dafür weniger Strecke, als Sie annehmen.
Bringen Sie Ihr Navigationsgerät nicht mittig unten an der Frontscheibe an. Dahinter "verschwinden" im Zweifelsfall gleich mehrere Biker.
Besonders gefährliche Situationen
Vorfahrtstraße: Einbiegende oder kreuzende Autofahrende übersehen Motorradfahrende allzu leicht.
Kurvenfahrt: Motorradfahrende benötigen die ganze Fahrbahn für sich – genauso wie man selbst als Autofahrender. Deshalb: unübersichtliche Kurven niemals schneiden!
Toter Winkel: Biker fahren für den Pkw-Lenker oft im Verborgenen.
Linksabbiegen: Der entgegenkommende Biker wird wegen seiner schmalen Silhouette oft nicht wahrgenommen.
Tipps für Motorradfahrende
Grundsätzlich gilt: nie davon ausgehen, dass man vom Autofahrenden gesehen wird. Vor Kreuzungen Tempo reduzieren, bremsbereit sein, Augenkontakt suchen.
Vertrauen Sie grundsätzlich nicht auf die eigene Vorfahrt.
Fahren Sie immer so, dass Sie an Kreuzungen für wartende Autofahrende gut sichtbar sind. Halten Sie also Abstand zu größeren Autos vor Ihnen, fahren Sie gegebenenfalls "auffällig", indem Sie durch eine kurze Lenkbewegung geringfügig Ihre Fahrspur ändern.
Meiden Sie bei mehrspurigem Kolonnenverkehr den Bereich seitlich hinter anderen Fahrzeugen. Sie befinden sich dort im toten Winkel.
Vorsicht bei haltenden Pkw am Straßenrand. Blinksignale links können ein Einfädeln in die Fahrspur, aber auch ein Wendemanöver ankündigen.
Überholen Sie Kolonnen nur dann, wenn Sie ein Wende- oder Überholmanöver eines vor Ihnen fahrenden Autos ausschließen können.
Rechnen Sie auf Landstraßen mit überholenden Autos im Gegenverkehr.
Fahren Sie in Linkskurven nicht zu weit innen. Durch die Schräglage ragt Ihr Körper sonst in die Gegenspur.
Für Auto- und Motorradfahrende gilt: Fahren Sie defensiv, respektieren Sie die Verkehrsregeln. Und machen Sie sich fit für Gefahrensituationen. Das geht am besten und gründlichsten in einem Fahrsicherheitstraining des ADAC.
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