Voge 300AC: Naked-Bike mit guter Performance

Seitenansicht einer fahrenden Voge 300AC
Hübscher Retro-Look und viele moderne Accessoires: Die Voge 300AC© MSA GmbH

Die Voge 300AC ist ein Naked-Bike des chinesischen Loncin-Konzerns in der Viertelliterklasse. Der Anspruch: Premium, aber günstig. Ob das stimmt? Fahrbericht, Bilder, Daten, Preis.

  • Coole zeitlose Optik, gute Qualität

  • 400 km Reichweite

  • Ungeeignet für schlechtes Wetter

Das Angebot chinesischer Motorräder in Deutschland wächst beständig. Teils kommen sie im Gewand traditionsreicher Marken wie F.B. Mondial, teils werden sie in Europa konstruiert und in China gebaut wie Brixton. Durch und durch chinesisch ist die neue Marke Voge. Sie gehört zum Loncin-Konzern, einem der großen Zweiradhersteller in China, und soll auch Europäer in den Sattel chinesischer Motorräder locken.

Testfahrt mit dem 26-PS-Motor

Motor der Voge 300AC
Der Motor der Voge 300AC ermöglicht 130 km/h Spitzengeschwindigkeit© MSA GmbH

Voge sieht sich selbst als Premiummarke, und wirklich falsch ist diese Einschätzung nicht: Wer sich einige Wochen und einige hundert Kilometer mit dem Modell 300AC beschäftigt hat, fühlt sich angesichts von 26 PS zwar nicht überbordend motorisiert, aber alles in allem gut aufgehoben. Was angesichts des Preises keineswegs selbstverständlich ist.
Die in einem gefälligen Retro-Look mit vielen modernen Accessoires daherkommende Voge 300AC deckt das Basis-Motorisierungsbedürfnis beim Zweiradfahren ab.

19 kW/26 PS genügen für knapp 130 km/h Spitzengeschwindigkeit, die Beschleunigung reicht bei konsequentem Ausdrehen der Gänge beim Ampelstart dafür, den dank der Wendigkeit des Bikes zuvor mit Leichtigkeit erschlängelten Spitzenplatz beim Wechsel auf Grün zu verteidigen. Auch über Land ist man schnell genug, um vorneweg fahren zu können.

Oft zum Tanken anhalten muss man dabei nicht: Der verhältnismäßig große 15-Liter-Tank reicht angesichts des mäßigen Durstes von durchschnittlich 3,5 Liter E 10-Sprit für 400 Kilometer.

Gutes Fahrwerk, einfach im Handling

Seitenansicht einer stehenden Voge 300AC
Gelungen: Die Ergonomie der Voge 300AC © MSA GmbH

Die kleine Voge macht auch fahrwerksmäßig durchwegs Freude: Sie lenkt kinderleicht in Kurven ein und hält anstandslos Kurs. Die Upside-down-Gabel, gerade 3,5 Zentimeter stark, macht ihre Sache dank gut gelungener Abstimmung einwandfrei. Die Bremsanlage mit Doppelscheibe im Vorderrad und Einzelscheibe hinten sowie Bosch-ABS geht herzhaft zur Sache und verzögert stets sicher. Mit 170 Kilogramm ist die Voge 300AC kein Beleg für Leichtbaukunst. Dafür vermittelt sie ein sattes Fahrgefühl, nichts kippelt, nichts klappert.

Schaltung und Kupplung überzeugen ebenfalls, besonders beeindruckt die Elastizität des kleinen Vierventil-Einzylinders. In den unteren Gängen genügen 2000, in den oberen 2500 Umdrehungen für ruckelfreien Durchzug. Bei wenig Verkehr oder in sehr tempolimitierten Bereichen ist eine solche Auslegung prima für nervenschonendes Vorwärtskommen. Angenehm ist auch der recht geringe Geräuschpegel: Motor und Auspuffanlage nerven noch nicht mal bei hohen Drehzahlen, im mittleren Bereich klingt der kleine Single erstaunlich erwachsen, weil bass-betont.

Sehr vorteilhaft ist die gut gelungene Ergonomie. Die Sitzposition passt für Staturen von 1,60 bis 1,85 Meter. Der Lenker liegt ausgezeichnet zur Hand, der Knieschluss ist gut, der Kontakt mit den Füßen zum Boden fällt leicht. Dank ihrer leichten Zugänglichkeit stellt die Voge 300AC denkbar geringe Anforderungen an ihre Fahrerinnen und Fahrer – nicht beim Rangieren, beim Langsamfahren, beim Abstellen. Die Wartungsintervalle sind mit 10.000 Kilometern erstaunlich lang, wobei für die meisten wohl eher der empfohlene Einjahres-Turnus relevant sein wird.

Keinerlei Makel oder Mängel also? Nicht ganz. Auf nassen Fahrbahnen wird man wegen des kurzen, vollkommen freien Hecks vom Gischt-Sog eingeholt und kräftig nass sowie schmutzig. Auch ist das Mitnehmen einer zweiten Person auf längeren Strecken wegen des kleinen Zweit-Sitzes unbequem. Ein Gepäckträger wird gar nicht erst angeboten.

Bilder: Die Voge 300AC im Detail

Coole Optik, gute Ausstattung

Für das kleine Geld bietet die Voge 300AC nicht nur ein adrettes Äußeres, sondern durchaus handfeste Qualitäten inklusive einer guten technischen Ausstattung (LED-Licht rundum, Doppelscheibe vorn, USD-Gabel, Edelstahl-Endschalldämpfer, ordentlich ablesbares Zentralinstrument mit Ganganzeige). Loncin hat offenbar viel richtig gemacht bei der Konzeption und Entwicklung seiner für den Weltmarkt gedachten Marke Voge.

Außer der 300AC gibt es eine weitere Voge mit 300er Einzylinder und vier Versionen mit 500-Kubik-Zweizylinder: Die 500AC, die 500DS, die 500DSX und 500R. Dazu eine 125er, ein Roller und eine 650er. Es sieht ganz so aus, als sei Voge gekommen, um zu bleiben.

Technische Daten Voge 300AC

HerstellerangabenVoge 300 AC
Motor1 Zylinder, 1-Zylinder, 292 ccm Hubraum, 21,0 kW bei 8500/min, max.Drehmoment 24,5 bei 6500 U/min, 4 Ventile/Zylinder, Einspritzanlage, Flüssigkeitskühlung
Assistenzsystemek.A.
Fahrwerkk.A.; 35 mm Up-Side-Down-Telegabel, 100 mm Federweg; Zweiarmschwinge hinten, 30 mm Federweg;
MaßeLeergewicht ca. 170 kg, zul. Gesamtgewicht 320 kg; Länge/Breite/Höhe 2025 / 830 / 1135 mm, Sitzhöhe 780 mm; Tankinhalt 15,0 l
Bremsenk.A., vorne Scheibe, 300 mm, hinten Scheibe, 220 mm
Fahrleistungen / VerbrauchHöchstgeschwindigkeit ca. 125 km/h, 3,3 l/100 km
Preis3399 Euro

Text: Ulf Böhringer/SP-X