Ein Bike der Superlative: Die dritte Generation der KTM 1290 Super Duke überzeugt mit Kraft ohne Ende und hoher Fahrkultur. Fahrbericht, Bilder, Daten, Preis. Viele Assistenzsysteme Fahrwerk und Motor überzeugen Verbrauch: 6,2 Liter Schon bei der 2013 vorgestellten ersten KTM 1290 Super Duke konnte man darüber streiten, ob der Modellname "The Beast" wirklich zutrifft. Ungehobelte Manieren ließen sich beim Fahren dieses extrem starken, aber leichten Naked-Bikes jedenfalls nicht feststellen. Am offensichtlich zugkräftigen Namen halten die Österreicher auch bei der dritten Generation fest. Das "Beast 3.0", volle sechs Kilogramm leichter und drei PS stärker als das Vormodell, verspricht allerhand. Und als Erkenntnis eines langen Fahrtages auf Landstraße und Rennstrecke im Süden Portugals sei vorweg festgehalten: KTM verspricht nicht nur, sondern liefert auch, und zwar ohne jegliche Einschränkungen. Im Test: 1,3-Liter-Motor mit 180 PS Wird der Zweizylinder-V-Motor gestartet, ertönt ein dumpfes Grollen. Der Pilot fühlt sich auf Anhieb integriert: Der Sitz ist zwar hoch, aber passend montiert, der Lenker bestens zu greifen, die Sitzposition kompakt, aber entspannt. Dominierend für den Fahreindruck ist das Gefühl, stets über ein Übermaß an Kraft zu verfügen. Es macht in der Praxis kaum einen Unterschied, ob der Drehzahlmesser am Ende einer Kurve beim Gasaufziehen drei-, vier- oder auch fünftausend Touren anzeigt – die Super Duke R fliegt davon wie von der Sehne geschnellt. Wer die Drehmomentkurve des 132 kW/180 PS leistenden LC-8-Motors betrachtet, erkennt sofort, woran das liegt: Schon bei 3000 U/min liegen fast 110 Nm an, bei 6500 sind es gute 130 Nm. Zugleich dreht der V2 bei der geringsten Handbewegung am Gasgriff stürmisch hoch. Die gegenüber dem bisherigen Motor verminderte Schwungmasse macht sich diesbezüglich positiv bemerkbar. Negative Begleiterscheinungen wie Ruckeln bei Drehzahlen von 2500 bis 3500 U/min bleiben dank sorgfältiger Triebwerksabstimmung und modernster Elektronik weitgehend aus. Dieser V2 ist ein Quell der Freude, auch wenn er mit 6,2 Litern Durchschnittsverbrauch laut WMTC-Norm nicht der sparsamste Motor ist. Dafür ist die Super Duke nicht nur ein starkes, sondern zudem ein schnelles Motorrad. 250 km/h ohne nennenswerten Windschutz können jedoch schnell ungemütlich werden. Gutes TFT-Display Dass das "Beast 3.0“ trotz seiner Leistung von 180 PS bei nur 200 Kilogramm Gewicht als handzahm bezeichnet werden kann, ist zahlreichen Fahrassistenzsystemen zu verdanken, die mittels eines Sechsachsen-Sensors mit den nötigen Daten versorgt werden. Dazu gehören unter anderem die sehr feinfühlig arbeitende Traktionskontrolle, das Kurven-ABS und die ebenfalls einstellbare Wheelie-Kontrolle. Wer will, kann das Hinterrad für durchgängige Fahrstabilität auf den Boden zwingen, wer Kurven – beispielsweise auf Rennstrecken – im Slide angehen will, wählt eine andere Einstellung für die Bremsenregelung. KTM lässt dem Fahrer alle Freiheiten und spannt dabei ein vorzüglich abgestimmtes Netz an Regelungssystemen. Die Einstellung über das Menü des Bordcomputers erfordert zwar vielfaches Knöpfchendrücken, doch das Menü ist sinnvoll aufgebaut und seine Bedienung leicht erlernbar. Das zentrale TFT-Display lässt sich einwandfrei ablesen. Bilder: KTM 1290 Super Duke R Das Design polarisiert Einen erheblichen Anteil zum bemerkenswerten Fahrvergnügen trägt das Fahrwerk der KTM 1290 Super Duke R bei. Es ist, wie der Motor, vorzüglich abgestimmt und balanciert souverän zwischen bester Präzision und Härte. Nur sehr harte Kanten im Fahrbahnbelag werden als bösartig empfunden, die meisten Stöße sind im Rücken des Piloten nicht zu spüren. Dass die Bremsen – feinste Radial-Ware von Brembo – erstklassig sind, darf man bei einem Fahrzeugpreis von ca. 20.000 Euro erwarten. Keine Überraschung ist, dass angesichts des konsequent umgesetzten Konzepts eines Hyper-Naked-Bikes für eventuelle Mitfahrer nur ein Notsitz zur Verfügung steht. Spiegel, LED-Licht, Kupplungsbetätigung, Seitenständer funktionieren ohne jede Einschränkung. Mit dem sehr ungewöhnlichen, kantigen Design der KTM 1290 Super Duke R kann sich möglicherweise nicht jeder sofort anfreunden. Wer aber damit leben kann und das notwendige fahrerische Vermögen mitbringt, wird am handzahmen Biest große Freude haben. Technische Daten KTM Super Duke 1290 R Text: Ulf Böhringer/SP-X