GPS-Tracker: So lassen sich gestohlene Fahrräder orten

Das Fahrrad Diebstahl-System von Biketrax
Mit GPS-Trackern und Smartphone-Apps können gestohlene Fahrräder geortet werden© Biketrax

Einige Fahrräder und E-Bikes kosten inzwischen so viel wie ein Motorrad und stehen bei Dieben daher hoch im Kurs. Neben einem guten Schloss können GPS-Tracker sinnvoll sein. ADAC Experten haben sich einige Ortungssysteme und ihre Stärken und Schwächen angesehen.

  • Auf dem Markt sind unterschiedlichste Systeme verfügbar

  • Montage mancher Komponenten nur durch Fachbetrieb

  • Vorsicht: Folgekosten durch SIM-Karten-Abos beachten

Hochwertige Fahrräder und E-Bikes liegen im Trend. Das lässt sich auch anhand der Schadenssumme ablesen, die durch Fahrraddiebstähle entsteht: Im Jahr 2022 wurden laut Münchner Polizei insgesamt 6186 Fälle von Fahrraddiebstahl zur polizeilichen Kriminalstatistik in der bayerischen Landeshauptstadt gemeldet. Im 10-Jahres-Vergleich mit 2013 ist der gesamte Beuteschaden in dieser Zeit von 3,49 Mio. Euro um 56,7 Prozent auf 5,48 Mio. Euro angestiegen.

GPS-Tracker: So funktionieren sie

Um es Fahrraddieben besonders schwer zu machen, kann neben dem sicheren Abschließen – am besten an einem festen Gegenstand – das eigene Fahrrad mit einem Tracker inklusive Diebstahlschutz versehen werden. Beinahe alle diese Tracker funktionieren nach dem gleichen Prinzip: Am oder im Fahrrad wird ein GPS-Chip (Global Positioning System) montiert. Dieser errechnet anhand von Satelliten seine Position – genau wie bei einem Navigationsgerät im Auto. Im Fall der Fälle lässt sich so bei Modellen mit eingebauter SIM-Karte und GPS-Chip der Live-Standort zuverlässig verfolgen, und das Versteck des entwendeten Fahrrads kann lokalisiert werden.

Apple AirTag: Günstig, aber mit Schwächen

Apple Air Tag
Auf dem iPhone ist das AirTag schnell eingerichtet© Apple

Beim AirTag von Apple handelt es sich um ein münzenförmiges, circa ein Zentimeter dickes und drei Zentimeter im Durchmesser messendes universell einsetzbares Ortungssystem. Das Gerät kann in Taschen, an Schlüsseln, in Koffern, an Fahrrädern oder sogar am Halsband von Haustieren angebracht werden. Die Energieversorgung des AirTag ist mit einer CR2032-Lithium-Knopfzelle sichergestellt. Apple gibt die Batterielaufzeit mit einem Jahr an.

Die Ortungsmünze ist allerdings kein GPS-Tracker im herkömmlichen Sinn, sondern eine Möglichkeit zur Markierung von Gegenständen, um diese mithilfe des "Wo ist?"-Netzwerks (App auf Apple iPhone, Mac etc.) und einer gültigen Apple-ID orten zu können.

Das bedeutet, die AirTags können von sich aus keine Position bestimmen – sie brauchen immer ein Apple-Gerät als Kommunikationsschnittstelle ins Internet und zur Bestimmung des relativ exakten Standorts (Nahfeld) über UWB (Ultra-Wideband, Voraussetzung mind. iOS/PadOS 14.5 und mind. iPhone mit U1-Chip) oder des ungefähren Standorts über Bluetooth LE (kompatibel mit älteren Geräten). Befindet sich der Apple AirTag außerhalb der Reichweite des eigenen Nahfunks (UWB, Bluetooth LE), kann der Standort dennoch mittels des "Wo ist?"-Netzwerks anonymisiert durch andere Apple-Geräte festgestellt werden – vorausgesetzt, man nutzt die "Wo ist?"-App.

Nutzung als Fahrradortungssystem

Im Handel oder als Druckanleitung für 3D-Drucker gibt es zahlreiches Zubehör für eine Befestigung/ein Verstecken des Apple AirTags am Fahrrad. Durch die Markierung des Bikes wird versucht, die Kontrolle über den Verbleib des Fahrrads zu bekommen und es im Falle eines Diebstahls wiederzufinden. Sobald das mit einem AirTag markierte Rad entwendet wird und sich vom Besitzer wegbewegt, erhält man eine Meldung aufs iPhone.

Stärken

  • Stalking-Schutzfunktion (jedoch eher hinderlich zur Diebstahlsicherung eines Fahrrads, siehe unten)

  • Einrichtung schnell und intuitiv erledigt

  • Viel Zubehör zum Verstecken des AirTags verfügbar

  • Lange Batterielaufzeit

  • Relativ günstige Einmalkosten, kein monatliches Abo erforderlich

Schwächen

  • Angewiesen auf ein Apple-Gerät zur Meldung des Standorts in das "Wo ist?"-Netzwerk

  • Teilweise ungenau, eher eine ungefähre Bestimmung

  • Teilweise zeitverzögerte Meldungen (sich wegbewegender AirTag)

  • An Orten ohne viel Publikumsverkehr kann es lange dauern, bis ein Tracker gefunden wird

  • Keine exakte Ortung bei älteren iPhones ohne UWB

  • Sofern der Fahrraddieb ebenfalls ein Apple-Gerät nutzt, wird er aktiv auf einen sich mitbewegenden AirTag hingewiesen (Schutz vor Stalking)

Fahrradschloss mit GPS: Komfortabel

Das Fahrrad Diebstahl-System von Lock It
Das Fahrradschloss von I LOCK IT lässt sich per Smartphone oder Taster bedienen © Lock It

Die Firma I LOCK IT bietet ein Fahrradschloss mit zahlreichen Funktionen an. Das einfach montierbare Produkt aus Deutschland öffnet und schließt das Schloss automatisch mittels Smartphone, Taster oder Handsender, wenn man sich dem Fahrrad nähert oder sich von ihm entfernt. Außerhalb der Bluetooth-Reichweite kommuniziert das Fahrradschloss mittels 2G über das Mobilfunknetz europaweit. Die wiederaufladbare Lithium-Ionen-Batterie versorgt das Schloss laut Hersteller bis zu sieben Monate lang mit Energie.

Der Live-Tracking-Modus startet, sobald der akustische Alarm (110 dB) durch Bewegung des Fahrrads ausgelöst wird. Mithilfe der Nahortungsfunktion (Bluetooth-Verbindung) oder einem Signalton kann das Fahrrad genau lokalisiert werden. Sollte der Akku des Smartphones leer sein oder das schlüssellose Öffnungssystem nicht funktionieren, kann das Schloss per Farbcode geöffnet werden.

Ist die Batterie des Schlosses leer, kann das Fahrrad nur durch Nachladen geöffnet werden. Der Akkustand lässt sich in der Smarthone-App ablesen. Bei kritischem Ladezustand des Akkus ertönt beim Öffnen des Schlosses ein Signalton.

Das Schloss ist ab 149 Euro im Handel erhältlich, ab dem dritten Jahr werden 2,90 Euro pro Monat fällig.

Stärken

  • Komfortabler Automatikmodus

  • Einfache Montage (übliches Werkzeug notwendig)

  • Schlüssellos

  • Bei leerem Smartphone-Akku auch über Farbcode zu öffnen

  • Öffnung per App, Taster oder Handsender (kostet extra)

  • Über USB-C aufladbar

  • Installationsadapter für Räder ohne Montageaufnahmen verfügbar

Schwächen

  • Bei leerem Akku kein Öffnen möglich (Nachladen erforderlich)

  • 2G-Netz erforderlich

GPS-Tracker im Lenker: Unsichtbar für Diebe

Das Fahrrad Diebstahl-System von Bikefinder
Der Bikefinder von Fahrradfinden wird in der Lenkstange versteckt© Bikefinder

Fahrradfinden ist ein GPS-Tracker aus Norwegen. Der Tracker besteht aus einem flexiblen Gummischlauch, einer GPS-Antenne und einem Spreizmechanismus zur Fixierung in der Lenkstange des Fahrrads. Zur Bestimmung seiner Position nutzt der Tracker GPS: Er kann mittels Bluetooth und GSM (2G) mit der Außenwelt kommunizieren. Per entsprechender App kann so der genaue Standort des Fahrrads bestimmt werden. Sobald das Rad bewegt wird, sendet der Tracker zusätzlich eine Push-Nachricht auf das Smartphone.

Die Akkulaufzeit des Trackers gibt der Hersteller mit circa acht Wochen an. Danach wird der Akku per USB-Kabel wieder aufgeladen. Neben dem Tracking-Service kann eine Fahrradversicherung in Zusammenarbeit mit Hepster abgeschlossen werden. Die Preise dafür richten sich nach dem jeweiligen Wert des Fahrrads. Der Dienst funktioniert laut Hersteller europaweit. Fahrradfinden kostet rund 180 Euro, zusätzlich werden monatlich 3,69 Euro fällig.

Stärken

  • Einfache Montage

  • Flexibler, stabförmiger Tracker passt in fast alle Lenker

  • Aufladen im eingebauten Zustand möglich

  • Versicherung kann direkt mit abgeschlossen werden

Schwächen

  • 2G als Kommunikationsschnittstelle

  • Professionelle Diebe könnten die Antenne erkennen

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E-Bike-Tracker: Wird im Antrieb verbaut

Das Fahrrad Diebstahl-System von Biketrax
Keine einfache Montage: Das System von BikeTrax wird im Motor des E-Bikes verbaut© Biketrax

Aus Österreich kommt der speziell für E-Bikes konzipierte GPS-Tracker PowUnity Bike Trax mit eingebauter Konnektivität. Das Gerät wird direkt in die Antriebseinheit des E-Bikes eingebaut und über den E-Bike-Akku mit Energie versorgt. Wenn der Akku aus dem E-Bike entnommen wird, ist die Stromversorgung des Trackers über einen Zusatzakku gewährleistet. Der Hersteller verspricht hierbei eine Laufzeit von drei Wochen. Der Funktionsumfang des Bike-Trackers ist groß, denn es sind Diebstahlsicherung, Routentagebuch, digitaler Fahrradpass sowie eine direkte Diebstahlmeldung an die nächstgelegene Polizeiwache möglich.

Der Bike Trax wird im Inneren des E-Motors montiert. Hierzu ist es allerdings notwendig, die Antriebseinheit des E-Bikes zu öffnen. Dafür kann Spezialwerkzeug erforderlich sein. Der Service für das Tracking des Fahrrads ist laut Hersteller in der EU, inkl. erweiterter EU, Teilen Asiens und Afrikas verfügbar. PowUnity Bike Trax kostet einmalig 199,90 Euro, ab dem zweiten Jahr ist ein Abo für 39,50 Euro pro Jahr erforderlich.

Stärken

  • Nicht von außen erkennbar

  • GPS-Tracking-Funktion in der App inklusive Routentagebuch

  • Fahrradpass, inklusive der Möglichkeit zur Übermittlung einer Diebstahlmeldung an die nächste Polizeiwache

  • Batterie des Trackers wird über E-Bike-Akku geladen

  • Bei ausgebautem E-Bike-Akku Tracker bis zu drei Wochen einsatzbereit

  • Zusatzbatterie für längere Standzeiten als Zubehör verfügbar

Schwächen

  • Montage für Laien nicht geeignet

  • Jährliche Abo-Gebühr ab dem zweiten Jahr

  • Kompatibilität mit dem E-Bike muss vorab geprüft werden

  • Keine Nahbereichortung per Bluetooth

  • 2G-Netz erforderlich, 4G-kompatible Tracker voraussichtlich ab Herbst 2023 verfügbar

ADAC Tipps für Verbraucher

  • Fahrrad sicher abschließen, am besten an einem festen Gegenstand

  • Alle Daten zum Fahrrad griffbereit haben, zum Beispiel in einem Fahrradpass

  • GPS-Tracker mit SIM-Karte ist ein sinnvoller Diebstahlschutz

  • Die Montage des Trackers kann Laien teilweise überfordern

  • E-Bike-Akku beim Abstellen des Rads herausnehmen – teure Komponente

  • Risiko der Einstellung von Services – Tracker dann unbrauchbar (siehe VanMoof)

  • Folgekosten (z.B. SIM-Karten) beachten

Bei Diebstahl: Immer die Polizei einschalten

Auf eigene Faust sollte das Fahrrad allerdings nicht zurückgeholt werden, denn das kann – je nachdem, wo das Fahrrad abgestellt ist – sogar strafbar sein. Nur wenn das Fahrrad unabgeschlossen wiedergefunden wird, kann es wieder in Besitz genommen werden. Ist es dagegen mit einem fremden Schloss angeschlossen, befindet es sich in einem Keller oder in einer Wohnung, kann man nicht selbst tätig werden. Das ist dann Aufgabe der Polizei. Bei einem Diebstahl rät der ADAC daher dazu, sofort die Polizei einzuschalten.

Mit einem Fahrradpass – entweder digital oder auf Papier – und den Standortdaten des GPS-Trackers ist die Erfolgschance laut Polizei München recht hoch, das eigene Fahrrad wiederzubekommen. So wurden bereits mehrere Fahrräder nach Diebstahl mithilfe der Ortung schnell wieder aufgefunden, und in einigen Fällen konnten die Daten des Trackers auch zur Identifizierung von Tatverdächtigen beitragen. Des Weiteren wurden einige hochwertige E-Bikes aufgrund der Ortung im Ausland ausfindig gemacht, was ansonsten nicht möglich gewesen wäre.

Tipps zum Fahrradpass

Ein Fahrradpass enthält sämtliche wichtige Informationen zur genauen Identifizierung des eigenen Fahrrads. Entweder wird der Fahrradpass digital in einer entsprechenden App/Internetdatenbank hinterlegt, oder er kann als PDF-Vordruck aus dem Netz – z.B. bei der Polizei – heruntergeladen und ausgefüllt werden. Wichtig: den Kaufbeleg des Fahrrads aufbewahren. Dieser ist meistens notwendig zum Nachweis des Eigentums.

Folgende Angaben sollte der Fahrradpass enthalten:

  • Eigentümer

  • Rad-Typ

  • Hersteller und Modell

  • Rahmengröße

  • Rahmennummer

  • Farbe des Fahrrads

  • Codierung (falls vorhanden)

  • Wert

  • Versicherung (falls vorhanden)

  • Verwendetes Fahrradschloss

Mehr Informationen zu smartem Zubehör für Fahrräder und E-Bikes.

Fachliche Beratung: Manuel Griesmann, ADAC Technik Zentrum