Apple AirTag: Ortungshilfe mit Nebenwirkungen
Apples kleiner Helfer für Vergessliche: Mit dem AirTag lassen sich Gegenstände aller Art wiederfinden. Infos, Sicherheitstipps und Alternativen für Android-User.
Mit einer Apple-ID bis zu 16 Tags wiederfinden
Suche über kurze und weite Distanzen
Missbrauch der Tracker kann gefährlich werden
Kaum jemand weiß noch Telefonnummern auswendig – sie sind ja im Smartphone gespeichert. Und nur noch wenige können Karten lesen oder trainieren ihren Orientierungssinn, denn die Navigationssysteme machen das ebenfalls überflüssig. Mit einem AirTag braucht sich seit 2021 auch niemand mehr merken, wo man Geldbeutel, Fahrrad oder Auto gelassen hat.
Ein sinnvolles Gadget oder ein weiterer Schritt, Gehirnleistungen digital auszulagern? Und wie steht es um die Sicherheit der getrackten Gegenstände – und sogar Personen?
Apple AirTag: So funktioniert's
AirTags sind etwa so groß wie eine Zwei-Euro-Münze und senden – ausgestattet mit einer Knopfbatterie – ein Bluetooth-Signal aus. Damit kann man den Ortungschip mit dem iPhone und der eigenen Apple-ID verknüpfen. Bis zu 16 der Tracker sind pro Account nutzbar. Einzige Voraussetzung ist, dass mindestens iOS 14.5 auf dem Handy installiert ist. Nach der Verknüpfung erscheint das AirTag dann in der "Wo ist?"-App auf dem iPhone oder iPad und kann anschließend überall platziert werden.
Der getaggte Gegenstand ist dann über dieselbe App zu orten. Und das klappt über unterschiedliche Distanzen: Wer etwa den Schlüssel sucht, der sich womöglich unter der Wochenendzeitung auf dem Esstisch versteckt, kann das Tag zum Piepen bringen und wird so zum Aufenthaltsort gelotst. Das Handy hilft mit Vibrationen und Ortungspfeilen wie bei der Suche im Blinde-Kuh-Spiel. Diese visuellen und haptischen Hilfsmittel gibt es aber nur im Zehn-Meter-Radius und ab einem iPhone 11.
Ist der verlorene Gegenstand weiter weg, wie etwa die im Zugabteil vergessene Reisetasche, wird einem nur der letzte gesicherte Standort in der App-Karte angezeigt. Jedes iPhone, das in Bluetooth-Reichweite des AirTags gerät, ortet den Tracker dann neu und aktualisiert den aktuellen Aufenthaltsort. Zusätzlich lässt sich auf den AirTag eine Nachricht mit Name und Kontaktdaten schicken. Ehrliche Finderinnen und Finder können dann ihr Handy gegen den Knopf halten und so die Nachricht auslesen.
Der Preis ist, Apple-untypisch, recht moderat: 39 Euro kostet ein AirTag.
Fahrrad, Koffer und Schlüssel finden
Die Einsatzmöglichkeiten für ein AirTag oder ein Konkurrenzprodukt sind vielfältig. Im Prinzip kann ein Tracker beim Wiederfinden von fast allem helfen – vom Auto über den Laptop und die wertvolle Uhr bis zum Hund. Er muss nur fest angebracht sein.
Häufige Anwendungsfälle für ein AirTag sind Fahrräder, Reisetaschen und Rucksäcke. Gerade bei einem Diebstahl hat man dann zumindest einen kleinen Anhaltspunkt, wo sich das Gesuchte befinden könnte. Aber auch wenn ein Koffer auf einer Reise verloren geht, kann der Standort in der Kommunikation mit der Airline hilfreich sein.
Für Vergessliche und Unordentliche eignet sich ein Tracker besonders bei Schlüsseln, Geldbeuteln und Handtaschen. Für die Befestigung am Schlüssel gibt es inzwischen extra Anhänger von mehreren Herstellern, so ist das Tag einfach zu befestigen. Auf den von Hermès für 419 Euro kann man also mit gutem Gewissen verzichten.
Sicherheitsrisiko AirTag?
So praktisch die Ortungsfunktion auch ist: Die genaue Standortbestimmung des AirTag kann von Kriminellen auch missbraucht werden. In Nordamerika sollen Diebe Tags heimlich an Autos angebracht, sie permanent geortet und so einen geeigneten Ort und Zeitpunkt zum Autoklau abgepasst haben.
Auch zum Stalking kann ein AirTag zweckentfremdet werden. Wird eine Person heimlich getaggt, lässt sie sich metergenau verfolgen – ein gravierender Eingriff in die Privatsphäre.
Dagegen hat Apple einige Sicherheitsvorkehrungen eingebaut: Befindet sich ein fremder AirTag über einen längeren Zeitraum in der Nähe, erhält man zur Warnung eine Push-Mitteilung auf das Handy. Auch einen Ortungssound kann man auslösen. Zudem betont Apple, dass sämtliche Ortungsdaten nur verschlüsselt übermittelt werden, sodass der Standort des eigenen Trackers nur in Kombination mit der eigenen Apple-ID funktioniert.
Doch es bleibt Kritik von Opferschutzorganisationen. So würden Android-User erst nach drei Tagen per Piep vor einem AirTag in der Nähe gewarnt. Google und Apple haben zwar angekündigt, plattformübergreifend gegen Stalking zusammenzuarbeiten, Ergebnisse dieser Kooperation wird es aber erst 2024 geben.
Auf alle Fälle sollte man vermeiden, dass eine andere Person das eigene Apple-ID-Passwort kennt. Denn so ließe sich der AirTag als Peilsender installieren, ohne dass man wirklich eine Chance hat, dies zu merken.
AirTag-Alternativen für Android
Apples AirTag ist zwar das bekannteste Tracking-Gerät, allerdings ist es nur für iOS-Geräte nutzbar. Android-User haben aber Alternativen: Samsung bietet das Galaxy SmartTag an, Tile und Chipolo haben ebenfalls kleine Tracker im Sortiment. Sie funktionieren mehr oder minder identisch und kosten ähnlich viel. Sie sind auch mit Apple-Geräten nutzbar.
Ein echter Nachteil ist aber, dass man bei der Suche außerhalb der Bluetooth-Reichweite auf deutlich weniger Hilfe von anderen ortenden Handys zählen kann. Apple hat mit seinen über einer Milliarde Geräten natürlich einen großen Wettbewerbsvorteil.