Abgastest: Erste Benziner mit Partikelfilter – so sauber sind sie wirklich
31.7.2018
Um die Grenzwerte der Abgasnorm Euro 6d-Temp einzuhalten, kommen immer mehr Benziner mit Partikelfilter. Wir haben sechs aktuelle Modelle im Ecotest überprüft. Wie sauber sind die Abgase von BMW Active Tourer, BMW 2er Coupé, Mercedes A-Klasse, Volvo XC40, VW up und VW Tiguan tatsächlich? Die Ergebnisse überraschen.

Benzin-Direkteinspritzer haben ein Partikelproblem
Schwarze Rußfahnen aus dem Auspuff sind bei Dieseln längst kein Thema mehr – dank der Partikelfilter, die seit Jahren eingesetzt werden. Dass Partikelemissionen aber kein reines Dieselproblem sind, haben wir in Tests immer wieder nachgewiesen. Auch Benzin-Direkteinspritzer haben damit zu kämpfen. Nur ein Beispiel: Ein 2017 getesteter Renault Clio TCe 120 stieß im ADAC Ecotest knapp zehnmal mehr Partikel aus, als es der aktuelle Grenzwert vorsieht.
Die gute Nachricht: Die Grenzwerte sind mit der aktuellen Abgasnorm Euro 6d-Temp nun so streng, dass viele Benziner einen Partikelfilter brauchen und dadurch nicht nur auf dem Prüfstand, sondern auch unter Alltagsbedingungen sauber fahren sollten.
Ob das tatsächlich so ist, haben die ADAC Experten jetzt mit einem ersten Schwung an verfügbaren Fahrzeugen mit Partikelfilter untersucht. Zum ADAC Test traten Autos verschiedener Fahrzeug- und Leistungsklassen an: BMW 2er Active Tourer, BMW 2er Coupé, Mercedes A-Klasse, Volvo XC40, VW Tiguan und VW up!.
Entscheidend sind die Abgaswerte auf der Straße
Dabei wurde das Abgasverhalten nicht nur im Abgaslabor des ADAC unter die Lupe genommen, sondern auch mit mobilen Messgeräten im realen Straßenverkehr. Nur so lässt sich aufdecken, ob auf dem Prüfstand getrickst wurde und ob die Fahrzeuge auch auf der Straße sauber sind. Auf dem Prüfstand gilt bei der Partikelanzahl ein Grenzwert von 6x1011 je Kilometer, auf der Straße dürfen die Emissionen 1,5-mal höher ausfallen, also bei 9x1011 liegen.
Das Ergebnis erstaunt: Im neuen WLTP-Messzyklus auf dem ADAC Abgasprüfstand lag die Anzahl der Partikel bei allen Testfahrzeugen deutlich unter dem gesetzlichen Grenzwert. Am besten schnitten die beiden VW-Modelle ab, deren Werte nur ein Zehntel bis ein Hundertstel des gesetzlichen Grenzwerts betrugen. Doch auch die Werte der anderen Modelle lagen auf einem ähnlich guten Niveau: Aus dem Auspuff kamen im Testschnitt markenübergreifend zwischen 0,1 und 4,7x1011 Partikel.
Einziger Ausreißer: Der SUV Volvo XC40, der im ADAC-eigenen, gesetzlich aber nicht vorgeschriebenen Autobahntest eine "stolze" Partikelanzahl von 11,5x1011 aufwies. Alle anderen Testwagen waren hier unauffällig.
Und wie sehen die Partikelwerte bei den Messungen auf der Straße aus? Vorbildlich. Selbst im realen Betrieb unter Alltagsbedingungen konnten alle Testwagen den guten Eindruck bestätigen. Die RDE-Messwerte ("Real Driving Emissions") des ADAC lagen weit unter dem Grenzwert. Erfreulich, denn die Straßenmessungen fanden bei Temperaturen zwischen 6 und 25 Grad Celsius statt.
Dass die Abgasreinigung auf günstige Betriebsbedingungen beschränkt ist, zum Beispiel nur bei bestimmten Temperaturen funktioniert, ist somit auszuschließen. Diese "Thermofenster" hatten die Hersteller bei den Schummel-Dieseln ausgenutzt.

Offenbar hat bei den Herstellern ein Umdenken stattgefunden: "Durch die konsequente Anwendung moderner Technologien zur Abgasreinigung kann der Beitrag der Autos zur Luftverschmutzung in den Städten weitgehend reduziert werden. Die Systeme sind nicht auf Kante genäht, sondern haben ausreichend Reserven, um auch unter anspruchsvollen Bedingungen sauber zu bleiben", erklärt Thomas Burkhardt, ADAC Vizepräsident für Technik.
Ob alle Autobauer die Abgasreinigung so ernst nehmen, wird der ADAC Ecotest in den kommenden Monaten zeigen, wenn auch von anderen Marken Serienfahrzeuge mit Partikelfilter verfügbar sind.
Hier finden Sie die detaillierten Testergebnisse
(acfo)
Diese Fahrzeuge wurden im ADAC Ecotest geprüft





