Mobile Wallboxen im Test (2024): Wie gut sind die flexiblen Ladehelfer?
Mobile Wallboxen können das Aufladen auf Reisen oder bei Bekannten schneller und sicherer machen. Die ADAC Fachleute haben sieben Modelle getestet und erklären, was sie bieten und was sie taugen.
Portable Wallboxen im ADAC Test
Preise zwischen 190 und 1449 Euro
Spezielle Tests zu Robustheit und Dichtigkeit
Der ADAC testet seit Jahren Wallboxen zum Laden von Elektroautos. Nun wurden zum zweiten Mal sogenannte mobile Wallboxen (englisch: "mobile charger") unter die Lupe genommen. Dazu gehören nicht nur die üblichen Sicherheits- und Funktionsprüfungen, sondern auch Spezial-Tests hinsichtlich Robustheit und Dichtigkeit.
Sieben mobile Wallboxen im ADAC Test
Fahrerinnen und Fahrer von E-Autos kennen mobile Wallboxen meist nur als eine Art Notladekabel. Oft gehört es zur Serienausstattung, wenn nicht, ist es gegen einen Aufpreis von rund 250 Euro beim Autohersteller erhältlich. Solche Notladekabel passen jedoch meist nur zum 230-Volt-Schuko-Anschluss und laden, je nach Ausführung, mit Leistungen zwischen 1,8 bis 3 kW. Das "Auftanken" mit Strom dauert also entsprechend lange.
Die jetzt vom ADAC getesteten mobilen Wallboxen können mehr. Sie beherrschen alle das dreiphasige Laden mit 11 kW, zum Teil sogar mit bis zu 22 kW. Fünf Geräte lassen sich sogar per App bedienen. Die Preise reichen von billig (190 Euro) bis teuer (1449 Euro).
In welchen Fällen hilft eine mobile Wallbox?
Grundsätzlich hängt die maximale Ladeleistung vom zur Verfügung stehenden Stromanschluss und dessen Leistungsfähigkeit ab. Ist man mit dem Elektroauto bei einem Freund zu Besuch und es gibt nur eine normale Haushaltssteckdose (Schuko) mit 230 Volt, dann holt auch der mobile Charger nicht mehr als 1,8 bis 3 kW Ladeleistung aus der Leitung.
Hat der oder die Bekannte aber einen dreiphasigen Drehstromanschluss samt roter CEE-Steckdose in der Garage, sieht es schon viel besser aus. Mit diesem Anschluss ist Laden mit 11 kW oder sogar mit bis zu 22 kW möglich. Je nachdem, ob der CEE-Anschluss für 16 oder 32 Ampere ausgelegt ist. Zur Nutzung braucht man nur einen zusätzlichen CEE-Steckeradapter. So bekommt man innerhalb von zwei bis drei Stunden wenigstens 22 oder auch rund 66 kWh Energie in den Akku.
Eine weitere Einsatzmöglichkeit für die mobilen Charger sind Campingplätze. Dort befinden sich üblicherweise blaue CEE-Steckdosen. Sofern diese mit 16 Ampere abgesichert sind, lässt sich das Elektroauto mit 3,7 kW laden. Eine kurze Rücksprache beim Campingplatzbetreiber, ob das erlaubt ist und welche Stromstärke möglich ist, schafft Klarheit. Einen passenden Adapter gibt es gegebenenfalls als Extra vom Hersteller der mobilen Wallbox.
Hilfreich können die mobilen Wallboxen auch bei Autoreisen in Länder sein, deren Ladeinfrastruktur noch nicht gut genug ausgebaut ist – etwa Kroatien oder Süditalien. Hier muss man sich allerdings vorab schlau machen, welchen Adapter man vor Ort braucht. Beim Juice Booster ist die Auswahl mit 30 verschiedenen Adaptervarianten am größten. Wer aber nicht weltweit mit dem E-Auto unterwegs ist, kommt auch mit weniger zurecht.
Interessant sind in jedem Fall Modelle mit Typ-2-Adapter. Wenn sie, wie bei DiniTech, Juice und Mercedes-Benz verfügbar sind, ersetzen die Wallboxen auch das Ladekabel für öffentliche AC-Ladesäulen.
Stecker-Adapter und Preise
DiniTech (ab 700 €) | Juice Booster (ab 1300 €) | Lapp (ab 600 €) | Mercedes (ab 800 €) | |
---|---|---|---|---|
CEE 3-phasig 16 A/400 V | 72 € | 79 € | 70 € | 64 € |
CEE 3-phasig 32 A/400 V | 72 € | 79 € | 75 € | 76 € |
Schuko | 120 € | 79 € | 55 € | 61 € |
Typ 2 | 192 € | 169 € | – | 103 € |
CEE 1-phasig 16 A/230 V | 60 € | 79 € | 60 € | 45 € |
CEE 1-phasig 32 A/230 V | 60 € | 79 € | 65 € | 48 € |
Das Testergebnis 2024
Um die Vergleichbarkeit mit den vom ADAC ab 2021 durchgeführten Wallboxtests zu gewährleisten, wurden bei den mobilen Wallboxen die gleichen Prüfkriterien zu Sicherheit, Lieferumfang und Ausstattung angewendet, wie bei den fest montierten Modellen.
Hersteller/Produkt | Mittler Preis in Euro | ADAC Urteil | Sicherheit | Funktion | Ausstattung | Lieferung und Montage | App | Datensendeverhalten und Datensicherheit | zum Vergleich hinzufügen |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1449 € (inkl. 4 Adapter, Tasche) | 1,6 | 1,3 | 1,5 | 2,5 | 1,5 | 1,3 | 1,7 | ||
1426 € (inkl. PV, OCPP, 4 Adapter, Tasche) | 1,8 | 1,7 | 1,5 | 2,6 | 1,9 | 1,3 | 2,0 | ||
599 € (inkl. Tasche) | 1,8 | 1,3 | 1,3 | 3,0 | 2,1 | 1,7 | 1,7 | ||
882 € (inkl. 2 Adapter, Tasche) | 1,8 | 1,3 | 1,4 | 3,2 | 1,9 | 1,6 | 1,7 | ||
699 € | 2,1 | 1,3 | 1,3 | 4,1 | 2,7 | k.A. | 1,21 | ||
599,95 € (inkl. 2 Adapter) | 2,3 | 1,3 | 1,5 | 5,0 | 2,2 | k.A. | k.A. | ||
190 € (inkl. Tasche) | 3,0 | 3,82 | 1,3 | 4,3 | 2,8 | k.A. | k.A. |
- 1 · Keine App, aber WLAN-fähig.
- 2 · Ist das Urteil für das Typenschild mangelhaft, kann die Wertung für "Sicherheit" maximal 1 Note besser sein.
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
© ADAC e.V.
Den Testsieg mit der Note 1,6 sichert sich der Juice Booster 3 air. Das teuerste Modell im Vergleich überzeugt mit kompakten Abmessungen, praktischer Bedienung sowie einem umfangreichen Angebot an optionalen Wechseladaptern, die nahezu jeden Einsatzzweck abdecken. Die Wallbox lädt zuverlässig und sicher, auch die App funktioniert gut.
Außerdem lässt sich die Stromstärke bei Bedarf höher oder niedriger einstellen. Das kann das Hausnetz vor Überlastung schützen.
Den zweiten Platz mit jeweils der Note 1,8 teilen sich Modelle von DiniTech, Green Cell und Mercedes-Benz. Das Trio leistete sich keine Ausrutscher in puncto Sicherheit und Zuverlässigkeit, die Apps sind auf der Höhe der Zeit. Manko der Box von Green Cell: Im Gegensatz zu DiniTech und Mercedes-Benz bietet sie nur den Anschluss für die CCE-Steckdose, aber keine Wechseladapter.
NEcharge und Lapp konnten mit der Gesamtnote "gut" fast genauso überzeugen. Negativ ist bei dem Modell von Lapp anzumerken, dass bei ihm als einzigem Testkandidat der Ladestrom nicht einstellbar ist.
Den letzten Platz nimmt die mobile Wallbox von Junsun (Note "befriedigend") ein. Sie zeigt, dass ein Produkt trotz extrem niedrigem Preis technisch zuverlässig und sicher sein kann. Allerdings fehlte die Herstellerkennzeichnung. Diese ist gesetzlich vorgeschrieben und unverzichtbar, um das Produkt einwandfrei identifizieren zu können. Nur so lassen sich z.B. Ersatzteile, Herstellersupport oder sonstige (sicherheitsrelevante) Produktinformationen beschaffen. Und auch bei einem Rückruf wegen eines Sicherheitsmangels ist die Kennzeichnung wichtig. Schließlich lässt sich nur mit der Herstellerangabe herausfinden, ob das eigene Produkt betroffen ist.
Spezielle Testdurchläufe
1 von 3
Weil eine mobile Wallbox nicht dauerhaft an der Wand montiert ist, kann sie auch mal aus der Hand gleiten und auf dem harten Garagenboden landen. Daher wurden alle Probanden mehreren Falltests aus einem Meter Höhe unterzogen.
Zudem liegen die Elektronikeinheit einiger Modelle nach dem Anschluss auf dem Boden. Deshalb mussten sie eine Tauchprüfung überstehen, einmal vor, einmal nach dem Falltest.
Durch Unachtsamkeit könnte es zudem vorkommen, dass eine auf dem Boden liegende Elektronikeinheit von einem rangierenden Auto überfahren und dabei beschädigt wird. Bei den Versuchen, die Boxen zu überfahren, stellte sich heraus, dass sie auf hartem Untergrund eher geschoben, als tatsächlich überrollt werden.
Fazit: Mobil und robust
Alle getesteten Wallboxen sind sehr robust konstruiert. Weder bei den Fallprüfungen aus einem Meter Höhe noch bei den Feuchtigkeitstests mit auf dem Boden liegenden Elektronikeinheiten gab es Probleme. Die bei allen Modellen verbauten AC- und DC-Abschalteinrichtungen ermöglichen sicheres Laden. Eine eindeutige optische Signalisierung über den aktuellen Zustand der Wallbox erfüllen allerdings wegen zu kleiner oder nur schwach leuchtender Anzeigen nicht alle Wallboxen.
Kurios: Meldepflicht und Steuerbarkeit
Eine kuriose Situation ergibt sich beim Thema Melde- bzw. Genehmigungspflicht und Steuerbarkeit. Mobile Wallboxen müssen wie fest installierte Ladeeinheiten dem Netzbetreiber gemeldet (bis 11 kW) oder von diesem sogar genehmigt werden (über 11 kW). Und obwohl mobile Wallboxen dank CEE-Stecker von Verbraucherinnen und Verbrauchern selbst angeschlossen werden können, muss die Anmeldung beim Netzbetreiber laut Auskunft von NetzeBW durch eine Elektrofachkraft erfolgen. Außerdem müssen alle Geräte im Test vom Netzbetreiber steuerbar sein, weil ihre Nennleistung über 4,2 kW liegt.
Das ist durchaus nachvollziehbar, schließlich ist es für die Stabilität des Stromnetzes unerheblich, ob die Ladeleistung von 11 kW oder gar 22 kW über eine feste oder mobile Wallbox fließt. Deswegen sollte das Gerät sowohl an der Heimadresse als auch bei häufig genutzten Ladeorten gemeldet werden.
Vorsicht beim Kauf im Internet
Vorsicht ist beim Kauf von Wallboxen eher unbekannter Hersteller auf Plattformen wie eBay, AliExpress oder Temu geboten. Wie an der Wallbox von Junsun zu sehen, wird das Modell unter verschiedenen Markennamen angeboten, auf dem Typenschild wird kein Hersteller genannt.
Kaufinteressierte sollten bei solchen Angeboten daher bereits im Vorfeld recherchieren, ob das gewünschte Produkt überhaupt auf der Homepage eines Herstellers erscheint und dieser einen Vertrieb in Deutschland unterhält.
Was eine mobile Wallbox können sollte
Es sollten möglichst viele Adapter, gerne optional zukaufbar, erhältlich sein.
Der Ladestrom sollte einstellbar sein, um den Strom, wenn nötig, reduzieren zu können.
Es sollte eine deutliche Anzeige des Ladestroms/Ladeleistung über Display oder LED geben.
Weitere Tipps für Verbraucher
Auch mobile Charger müssen dem Netzbetreiber gemeldet (bis 11 kW) oder von diesem genehmigt werden (über 11 kW).
Achten Sie insbesondere bei günstigen Produkten aus dem Internet darauf, dass die Wallbox ein vollständiges und gut sichtbares Typenschild besitzt. Die Konformitätserklärung sollte beiliegen oder zumindest per Download auf der Herstellerseite verfügbar sein.
Mobile Wallboxen mit mehreren Wechseladaptern bieten die größte Flexibilität. Ein Typ-2-Adapter ermöglicht zudem das Laden an öffentlichen AC-Ladesäulen.
Eine gute Smartphone-App kann den Komfort erheblich steigern, insbesondere wenn sie Funktionen wie Ladehistorie, Stromeinstellungen und Fernzugriff bietet.
Mobile Wallboxen sind zwar in der Regel nicht immer ans Stromnetz angeschlossen, sollten im Standby-Betrieb aber dennoch möglichst wenig Energie verbrauchen. Modelle wie die Green Cell und NEcharge liegen hier vorn.
Test und fachliche Beratung: Michael Peuckert, ADAC Technik Zentrum
Das Testergebnis 2019
Hersteller/Produkt | max. Ladeleistung (ohne Wertung) | Test-Preis inkl. Lief. und MwSt. in Euro | Zusätzlicher Fehlerstromschutz nötig | ADAC Urteil | Sicherheit | Zuverlässigkeit | Bedienung | zum Vergleich hinzufügen |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
22 kW | 1.146,98 | FI A (RCD) | 1,3 | 1,1 | 1,1 | 1,5 | ||
22 kW | 997,99 | FI A (RCD) | 1,7 | 1,5 | 1,5 | 2,0 | ||
22 kW | 734,98 | FI A (RCD) | 2,6 | 2,1 | 3,3 | 2,2 | ||
22 kW | 606,99 | FI A (RCD) | 5,0 | 5,0 | 1,6 | 2,3 |
- 1 · inzwischen wurde das getestete Produkt umbenannt in "go-eCharger HOME+", sei aber laut Hersteller technisch identisch
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
© ADAC e.V.
Von den 2019er getesteten mobilen Wallboxen gibt es nur noch den Juice Booster2 zu kaufen, die anderen haben Nachfolgemodelle. Zu den technischen Daten im Detail sowie den Stärken und Schwächen der Testmodelle gelangen Sie, wenn Sie auf den Namen klicken.