Brennendes Elektroauto: So löscht die Feuerwehr

Um ein brennendes Elektroauto zu löschen, muss einiges beachtet werden
Um ein brennendes Elektroauto zu löschen, muss einiges beachtet werden© Nonstopnews

ADAC Crashtests haben bewiesen: Das Risiko eines Fahrzeugbrands bei E-Autos ist nicht höher als bei herkömmlichen Fahrzeugen. Doch bei der Brandbekämpfung gibt es Unterschiede. Wie sich die Feuerwehr darauf vorbereitet.

  • Wasser in großen Mengen löscht einen brennenden Akku am besten

  • Spezielle Löschdecken unterstützen bei der Brandbekämpfung

  • Weitere Löschtechniken sind noch in Erprobung

Brennendes Elektroauto: Löschen dauert

Während ein brennendes Benzin- oder Dieselfahrzeug heute kaum für eine Schlagzeile in den Medien gut ist, sorgen brennende Elektroautos stets für großes Aufsehen in der Öffentlichkeit. Besonders wenn dabei die Hochvoltbatterie in Brand gerät, weil es einfach länger dauert, sie zu löschen. Das Szenario eines E-Auto-Brandes ist auch noch ungewohnt – und wirkt deshalb spektakulärer.

"Wenn ein E-Auto-Akku brennt, ist mit enormer Brandleistung zu rechnen – denn die ist bei einem Akku nicht geringer als bei einem aufgerissenen Tank", sagt Karl-Heinz-Knorr, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbands. Ausschlaggebend dafür, dass brennende Autos heutzutage generell eine größere Hitze und mehr Flammen als noch vor einigen Jahrzehnten entwickeln, sei die deutliche Zunahme verbauter brennbarer Stoffe: Mehr Dämmung, mehr Kunststoffe, breitere Reifen. Auch die andere Beschaffenheit der Polster sei ein Grund dafür. Und das gilt eben für Autos aller Antriebsarten.

E-Auto löschen: mit viel Wasser

Anders als bei brennendem Treibstoff, dem die Einsatzkräfte meist durch Löschschaum den notwendigen Sauerstoff entziehen, ist laut Knorr bei Lithium-Ionen-Akkus aber Wasser das geeignete Löschmittel. "Es reicht nicht, die sichtbaren Flammen zu ersticken."

Hintergrund: Bei einem Feuer wird die Energie vor allem im Innern des Akkus freigesetzt, wo der Brand wie bei einem Dominoeffekt von Teilzelle zu Teilzelle überspringt. Um diesen zu löschen, hilft nur kühlen. Damit das gelingt, benötigt man in der Regel mehr Wasser als gewöhnlich. Bei Bedarf können Löschmittelzusätze (Netzmittel) verwendet werden. Da Wasser und Löschmittel aber kaum in das Batteriegehäuse eindringen, ist das Löschen eines E-Autos mit einem größeren Zeitaufwand verbunden.

Löschdecken zur Brandbekämpfung

Mit neuartiger Löschdecke: Brandversuche der Feuerwehr © ADAC/Marc Wittkowski

Daher wird inzwischen auch der Einsatz von sogenannten Löschdecken erprobt. Die Löschdecke ist so groß, dass ein brennendes Fahrzeug komplett damit abgedeckt werden kann – und sie ist extrem hitzebeständig (1000 bis 1300 Grad). Durch das Anlegen einer Löschdecke sollen die Flammen erstickt werden.
Bei einem Brandversuch mit der Feuerwehr haben sich Experten des ADAC ein Bild davon machen können, wie die Löschdecke die Brandentwicklung tatsächlich deutlich verzögert und damit den Handlungsspielraum der Feuerwehr vergrößert.

Durch den Einsatz der Löschdecke kann das Ausbreiten des Feuers auf nebenstehende Fahrzeuge oder umliegende Objekte verhindert werden – was zum Beispiel in einer Tiefgarage von großer Bedeutung ist.

Darüber hinaus kann der Abtransport eines verunfallten oder abgelöschten Elektrofahrzeugs mit einer Löschdecke gesichert werden. Ein weiteres Einsatzgebiet der Decke ist die Quarantänehaltung von verunfallten Elektroautos auf einem Havarieplatz von Abschleppunternehmen oder Werkstätten.

Interessanterweise gelang es bei den Versuchen nicht, durch äußeres Anlegen von Feuer den Elektroauto-Akku in Brand zu setzen. Erst nach massiver mechanischer Beschädigung des Batteriegehäuses gelang es, die Batteriezellen zu entzünden.

Weitere Löschtechniken in Erprobung

Ergänzend zum Einsatz von Löschdecken gibt es diverse Neuentwicklungen von Löschsystemen, die derzeit von der Feuerwehr erprobt werden. Zum Beispiel können sogenannte Löschdorne durch das Batteriegehäuse getrieben werden, um den Akku mit Wasser zu fluten. Dadurch soll nicht nur weniger Wasser benötigt werden, sondern sich auch der Zeitaufwand beim Löscheinsatz reduzieren.

Fachliche Beratung: Matthias Vogt/ADAC Technikzentrum Landsberg

Dr. Norbert Prack
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Redakteur
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Wolfgang Rudschies
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