Zwei waren auf Dauer eines zu viel: Aus den beiden Coupés und Cabrios der C- und E-Klasse formte Mercedes die Baureihe CLE. Schick ist der CLE fraglos geworden, aber auch wirklich gut? ADAC Test von CLE Coupé und Cabrio. Coupé als CLE 300, Cabrio als Diesel CLE 220 d im Test Motoren mit 48-Volt-Mildhybrid-Technik CLE mit Potenzial zur Rarität In einer automobilen Welt, die zunehmend von SUVs dominiert wird, wirkt ein klassisches Coupé oder Cabrio fast wie ein Anachronismus – oder wie ein Statement. Mercedes-Benz hält mit dem neuen CLE die Fahne der eleganten Zweitürer hoch und bietet ein Fahrzeug an, das sich bewusst gegen den Mainstream stellt. Der ADAC hat den CLE 300 4Matic in der AMG Line Premium und das Cabrio als Diesel 220 d getestet – und zeigt auf, was die beiden gut können und wo es Kompromisse gibt. Stilvolles Coupé-Design Zunächst zum Coupé. Das CLE Coupé ist ein Hingucker. Mit seiner flachen Silhouette, den langen Türen und der sportlich gestreckten Karosserie verkörpert es klassische Coupé-Ästhetik. Die Maße unterstreichen diesen Eindruck: Mit einer Länge von 4,85 Metern, einer Breite von 1,86 Meter (ohne Außenspiegel) und einer Höhe von 1,42 Meter wirkt der CLE gestreckt und geduckt – ganz im Sinne klassischer Coupé-Proportionen. Die Fahrzeugbreite inklusive Spiegel beträgt 2,05 Meter, was in engen Innenstädten aber durchaus herausfordernd sein kann. Die Verarbeitung ist Mercedes-typisch tadellos: Gleichmäßige Spaltmaße, ein gut verkleideter Unterboden und ein Innenraum, der solide gefertigt ist. Allerdings zeigt sich bei den Materialien an der ein oder anderen Stelle ein Spagat zwischen Anspruch und Realität. Während der obere Bereich des Cockpits hochwertig wirkt, sind die Kunststoffe im unteren Bereich – besonders hinten – hart und optisch wenig ansprechend. Schönheit vor Alltagstauglichkeit Der CLE ist ein Viersitzer, wobei der Fond nur eingeschränkt nutzbar ist. Die Kopffreiheit endet bei etwa 1,75 Meter Körpergröße, die Beinfreiheit ist ebenfalls limitiert. Wissen müssen Mitfahrerinnen und -fahrer auch: Der Einstieg nach hinten erfordert akrobatisches Geschick, und die langen Türen sind in engen Parklücken eher hinderlich. Der Kofferraum fasst vom ADAC gemessene 385 Liter, bei umgeklappter Rückbank sind es 760 Liter – grundsätzlich ist das passabel, allerdings erschwert die kleine Öffnung das Beladen größerer Gegenstände. Der elektrische Kofferraumdeckel und das berührungslose Öffnen per Fußschwenk sind komfortabel, aber die hohe Ladekante und die Stufe im Innenraum bleiben Kritikpunkte. Bedienung mit Licht und Schatten Das Infotainment-Display ist hochauflösend und reagiert schnell, liegt aber tief im Cockpit, was die Sicht auf Augmented-Reality-Einblendungen erschwert. Die Sprachsteuerung funktioniert hervorragend, ebenso die digitale Instrumentierung. Kritik gibt es für die Touchflächen am Lenkrad und die Spiegeleinstellung – beides wirkt unnötig kompliziert und lenkt vom Verkehrsgeschehen ab. Die Multimedia-Ausstattung ist umfangreich: Wireless Apple CarPlay und Android Auto, Online-Navigation, WLAN-Hotspot und Over-the-Air-Updates sind serienmäßig. Komfort: Gediegen reisen Mit dem optionalen adaptiven Fahrwerk und der Allradlenkung bietet der CLE 300 einen bemerkenswerten Federungskomfort. Unebenheiten werden souverän geschluckt, selbst Kopfsteinpflaster bleibt außen vor. Die Sportsitze mit Memory-Funktion und Vier-Wege-Lordosenstütze sind langstreckentauglich und bieten guten Seitenhalt. Im Fond fehlt es hingegen an Kontur und Komfort. Die Geräuschdämmung ist bis zur Richtgeschwindigkeit gut, der Motor bleibt präsent, aber nicht störend. Die Zwei-Zonen-Klimaautomatik arbeitet zuverlässig, optional gibt es Luftionisierung und Beduftung. 360-Grad-Blick in den Innenraum CLE 300 mit kraftvollem Antrieb Der CLE 300 kombiniert einen 2,0-Liter-Turbobenziner mit einem Mildhybridsystem. Die Systemleistung beträgt 281 PS, das maximale Drehmoment liegt bei 400 Nm. Die Kraft zeigt sich in den möglichen Fahrleistungen: Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt in 6,2 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit wird elektronisch auf 250 km/h begrenzt. Die Fahrleistungen sind überzeugend, besonders im Sport-Modus. Im Comfort-Modus wirkt das Zusammenspiel von Verbrenner, Elektromotor und Getriebe jedoch gelegentlich unharmonisch und ruckelig. Fahreigenschaften: Sportlich und sicher Dank Allradantrieb, Allradlenkung und adaptivem Fahrwerk zeigt der CLE 300 im ADAC Ausweichtest beeindruckende Stabilität. Die Lenkung ist direkt, die ESP-Eingriffe sind kaum spürbar. Das Coupé fährt sich fast wie ein Sportwagen – präzise, kontrolliert und mit hoher Kurvengeschwindigkeit. Die Bremsanlage überzeugt mit einem sehr guten Wert von 32,3 Metern aus 100 km/h. Mercedes bietet eine breite Palette an Assistenzsystemen – viele davon kosten allerdings Aufpreis. Serienmäßig sind Spurhalteassistent, Notbremsassistent mit Fußgängererkennung und Verkehrszeichenerkennung. Optional gibt es Kreuzungsassistent, Abstandsregeltempomat, Stauassistent und Head-up-Display. Die passive Sicherheit ist vorbildlich: Neun Airbags, Pre-Crash-System und automatischer Notruf sind serienmäßig. Umwelt und Kosten: Sparsam ist anders Im ADAC Ecotest verbraucht der CLE 300 durchschnittlich 7,1 Liter Super auf 100 Kilometer, was einem CO₂-Ausstoß von 194 g/km in der Well-to-Wheel-Bilanz entspricht. Die Schadstoffwerte sind zwar vorbildlich, doch der schlechten CO₂-Bilanz wegen reicht es nur für drei von fünf Sternen in der ADAC Umweltbewertung. Die monatlichen Gesamtkosten liegen bei rund 1400 Euro – ein stolzer Wert, der durch den hohen Listenpreis von über 83.000 Euro (Testwagen) respektive den Wertverlust und die teuren Versicherungsklassen zustande kommt. Fazit: Ein Coupé für Kenner Der Mercedes CLE 300 Coupé ist ein Fahrzeug für Liebhaber klassischer Eleganz und sportlicher Fahrdynamik. Er bietet hohen Komfort, beeindruckende Technik und ein souveränes Fahrverhalten. Doch der Preis ist hoch, der Nutzwert begrenzt und die Bedienung nicht immer intuitiv. Wer sich für den CLE entscheidet, kauft ein seltenes Stück Automobilkultur – mit allen Vor- und Nachteilen. Das CLE Cabrio als Diesel im Test Nicht nur das Coupé mutet heutzutage reichlich exotisch an, Gleiches gilt für den Cabrio-Ableger: Weil die Zahl an verfügbaren viersitzigen Oben-ohne-Autos kontinuierlich schrumpft, haben Frischluftfans kaum mehr Alternativen, soll es denn nicht die Liga von Rolls-Royce oder Aston Martin sein. Als noch exotischer als das Fahrzeug an sich darf der Antrieb gelten, den der ADAC getestet hat. Unter der Haube rappelt nämlich ein Dieselmotor mit 220 PS. Das mag im ersten Moment unpassend erscheinen, doch der CLE widerlegt das Vorurteil. Mercedes bietet einen leistungsstarken, ausgesprochen sauberen und sparsamen Turbomotor an, den man alternativ auch mit dem alternativen Kraftstoff HVO100 füttern und damit die CO₂-Bilanz um bis zu 90 Prozent verbessern kann. Mit einem Verbrauch von knapp über fünf Litern auf 100 Kilometer im ADAC Ecotest zeigt sich das Cabrio ohnehin recht sparsam. Mit einer Tankfüllung sind so fast 1300 Kilometer zu schaffen. Trotz des stattlichen Fahrzeuggewichts von fast zwei Tonnen sorgt der 197 PS starke Turbodiesel für gute Fahrleistungen. Er wird von einem integrierten Startergenerator unterstützt, der 23 PS beisteuert und den CLE 220 d zum Mildhybrid macht. Von 80 auf 120 km/h geht es in flotten 6,2 Sekunden, von 0 auf 100 km/h in 7,5, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 238 km/h. Der Motor geht nachdrücklich zu Werke, man merkt aber insbesondere auf der Autobahn, dass er ordentlich zu schleppen hat. Insofern ist der Antrieb kräftig, aber zum Sportwagen wird der CLE damit nicht. Dafür gibt es aber ja noch einige andere Antriebe mit Leistungen bis zu 472 PS (AMG-Modelle). Die hervorragende Qualität teilt sich das Cabrio mit dem Coupé und auch alle anderen Vorzüge bzw. Nachteile, wenngleich es auf den Rücksitzen und im Kofferraum noch etwas beengter zugeht. Nicht gespart hat Mercedes am Dach (aufwendig und prima gedämmt), an der Wohlfühlausstattung (Nackenföhn und elektrisch ausfahrbares Windschott an der Scheibe) und der sehr verwindungssteifen Karosserie. Mercedes CLE Coupé/Cabrio: Daten, Preise ADAC Messwerte ADAC Testzeugnis Hier finden Sie viele weitere Neuvorstellungen, Fahrberichte und Autotests.