Testfahrt im Jaguar F-Pace: Stärker dank Elektrokraft

Ein Jaguar fährt auf einer Straße, von vorne aufgenommen
Der Jaguar F-Pace ist jetzt auch mit Plug-in-Hybridantrieb zu haben© Jaguar

Der Jaguar F-Pace wurde Ende 2020 kräftig aufgehübscht. Seitdem gibt es auch einen Plug-in-Hybridantrieb. Inzwischen haben die Briten noch einmal sanft Hand angelegt. Testfahrt, Fotos, technische Daten und Preise

  • Sieben Motoren im Angebot: Drei Diesel, drei Benziner

  • Plug-in-Hybrid P400e: 297 kW/404 PS Systemleistung

  • Elektrische Reichweite des P400e: 62 Kilometer

Porsche hat schon lange einen, Maserati, Bentley und Lamborghini inzwischen auch, Aston Martin ist ebenso mit von der Partie. Bei so gut wie keinem Autohersteller fehlt heutzutage ein SUV (= Sport Utility Vehicle) im Modellangebot. Das gilt auch für Marken, die in erster Linie für besonders edle oder besonders sportliche Fahrzeuge bekannt sind. Selbst Ferrari startet 2023 mit dem Purosangue, so der Name des SUV aus Maranello.

Da war Jaguar um einiges früher am Start: Von den Briten gibt es seit 2018 den 4,40 Meter langen E-Pace und bereits seit 2016 den F-Pace. Letzterer spielt bei Jaguar die Rolle des SUV für den gehobenen Anspruch und bietet mit 4,73 Metern Länge vor allem deutlich mehr Platz.

Der Jaguar F-Pace als Plug-in-Hybrid

Das aktuelle Modell hat sich neben einigen optischen Retuschen an der Karosserie vor allem hinsichtlich des Antriebs weiterentwickelt. Zur Wahl stehen nun sieben verschiedene Motoren, drei Diesel und vier Benziner. Wobei nur zwei von ihnen, der P250- und der SVR P550-Benziner, nicht elektrifiziert worden sind. Vier der Triebwerke werden von einem elektrischen Turbolader unterstützt, eines von einem Kompressor, ein Turbobenziner arbeitet als Plug-in-Hybrid mit einer 155 PS starken, mit dem Getriebe verblockten elektrischen Maschine zusammen. Allradantrieb zeichnet alle Versionen aus.

Für die Testfahrt wurde der modernste Antriebsstrang ausgewählt, der Plug-in-Hybrid, an dessen Heck die Typenbezeichnung P400e prangt. Mit einer Systemleistung von 297 kW/404 PS ist dies auch die zweitstärkste Antriebsversion des Jaguar F-Pace. Anschaffungspreis: mindestens 79.700 Euro. Für so viel Geld sollte man einiges geboten bekommen.

Hochwertig? Ja. Überragend? Nicht unbedingt

Cockpit vom Jaguar F-Pace
Technoid: Aktive Geräuschunterdrückung, Innenluft-Ionisierung, geätzte Lautsprechergitter© Jaguar

Der erste Eindruck macht sich am Wohlgefühl des Fahrers im Innenraum fest. Das Ambiente mit edlen Ziernähten an den Lederpolstern und Einfassungen lässt genauso wenig zu wünschen übrig wie die Platzverhältnisse und die neu gestaltete Cockpit-Landschaft. Lobenswert auch, dass die Klimaeinheit nun wieder separat mit klassischen Knöpfen und schnell zu findenden Touch-Feldern auf der Menüoberfläche zu bedienen ist. Das Infotainment-System mit dem 11,4 Zoll großen Touch-Display mit leicht gebogenem Screen ist ein echter Gewinn im Vergleich zum Vorgängermodell.

Der neue Automatikwahlhebel liegt gut in der Hand – sobald die Enttäuschung über den Wegfall des magischen Drehknopfs überwunden ist, der viele Insassen in Verzücken versetzt hatte. In der Handhabung, zum Beispiel beim raschen Einlegen des Rückwärtsgangs, war der aus den Tiefen der Mittelkonsole emporsteigende Knopf allerdings eher unpraktisch. Im Vergleich zum Vorgänger hat das Ambiente also zweifellos an Wertigkeit gewonnen.

Wie technoid der Jaguar F-Pace daherkommt, beweisen seine aktive Geräuschunterdrückung, die Innenluftreinigung durch Ionisierung sowie die geätzten Lautsprechergitter in den Türtafeln. Aber ob der Innenraum, wie von Jaguar behauptet, tatsächlich neue Maßstäbe in dieser Fahrzeugklasse setzt, würden wir doch mit einem kleinen Fragezeichen versehen.

F-Pace P400e: Leise und kraftvoll. Aber wie sparsam?

Ein Jaguar steht vor einem Gebäude, von vorne aufgenommen
Dynamischer und aggressiver: Der aktuelle Jaguar F-Pace © Jaguar

Nur vom Elektromotor angetrieben, also mucksmäuschenstill, bewegt sich der Jaguar F-Pace P400e vom Hof des Autohändlers und lässt sich kraftvoll und geschmeidig in den dichten Stadtverkehr einfädeln. Die Übersichtlichkeit des Wagens ist jedoch suboptimal. So sitzt man zwar hoch und blickt von oben auf das Verkehrstreiben, aber die Abmessungen des eigenen Fahrzeugs sind eher zu erahnen als einwandfrei zu erfassen. Der wuchtige Armaturenträger und die dicken A-Säulen an der Fensterfront stören die Sicht nach vorn und zur Seite genauso wie das kleine Heckfenster die Sicht nach hinten behindert.

Beim Fahren auf einer engen Spur und beim Rangieren wirkt der F-Pace ungewöhnlich groß und unhandlich. Die Federung ist im Comfort-Modus unerwartet straff und das hohe Gewicht des Fahrzeugs von rund 2,2 Tonnen jederzeit zu spüren.

Fordert man das Triebwerk zu Höchstleistungen heraus, scheint das Gewicht aber plötzlich kaum noch eine Rolle zu spielen. Der F-Pace legt sich mächtig ins Zeug, beschleunigt in nur 5,3 Sekunden von null auf 100 km/h und macht erst bei 240 km/h Schluss, wenn's sein soll.

Angesichts der Tatsache, dass unter der Haube des Plug-in-Hybrid nur ein zwei Liter großer Vierzylinder-Turbomotor seine Dienste verrichtet, sind diese Fahrleistungen eine echte Ansage. Und stehen dem alternativ angebotenen Sechszylinder-Turbobenziner mit drei Liter Hubraum nur minimal nach.

Deutliche Vorteile soll er zumindest in der Theorie beim Kraftstoffverbrauch haben. So gibt Jaguar für den Sechszylinder 10,1 Liter Super pro 100 Kilometer an, für den Plug-in-Hybrid nach der Vergrößerung des Akkus von 17,1 kWh auf 19,2 kWh hingegen nur 1,8 Liter. Einen nicht unbeträchtlichen Teil der benötigten Energie bezieht der Plug-in-Jaguar dabei aber aus der Batterie: Pro 100 Kilometer saugt sich der P400e im Normverbrauch zusätzlich 24,3 kWh als Antriebsenergie heraus. Ausschließlich mit Strom aus der Batterie ist laut Jaguar eine Strecke von 62 Kilometern möglich. Wohlwissend, dass diese Werte nur unter idealen Bedingungen bei äußerst zurückhaltender Fahrweise zustande kommen.

Am Ende der noch mit der kleineren Batterie absolvierten Testfahrt zeigte der Bordcomputer einen Kraftstoffverbrauch von 6,5 Litern an. Wobei man berücksichtigen muss, dass hier einige Kilometer Autobahn mit bis zu 200 km/h sowie mehrere Beschleunigungsvorgänge auf der Landstraße absolviert wurden. Wer gemächlich im Verkehr mitschwimmt und auf der Autobahn nicht schneller als Richtgeschwindigkeit fährt, kommt auf niedrigere Verbrauchswerte.

Zum Vergleich: Ein kaum weniger kraftvoller BMW X3 30e verbrauchte im ADAC Test 5,3 Liter Super und 11,2 kWh Strom auf 100 Kilometer. Das könnte ein ungefährer Anhaltspunkt für den realen Verbrauch des Jaguar F-Pace P400e sein. Einen verlässlichen Wert wird es erst mit einem späteren ADAC Autotest geben.

Angeboten wird der F-Pace aktuell (Stand 02/23) in den Ausstattungsversion R-Dynamic S, SE und HSE, dazu als F-Pace 400 Sport und SVR. Zuletzt war noch in allen Modellvarianten Amazons Sprachassistentin Alexa serienmäßig in das Infotainmentsystem integriert worden. Android Auto und Apple CarPlay sind kabellos zu verwenden. Die Preisliste beginnt mit 65.700 Euro für den kleinsten Diesel mit 120 kW/163 PS und endet mit dem F-Pace SVR mit 5.0-Liter-V8-Kompressor für 113.800 Euro.

Jaguar F-Pace: Technische Daten und Preise

Technische Daten (Herstellerangaben)

Jaguar F-Pace D165

Jaguar F-Pace D200

Jaguar F-Pace S D300

Jaguar F-Pace P250

Jaguar F-Pace Sport P400


Jaguar F-Pace P400e

Jaguar F-PACE SVR P550

Motor / Antrieb

4-Zylinder-MHEV-Turbodiesel, 1997 cm³, 120 kW/163 PS, 380 Nm bei 1500 U/min, Allrad

4-Zylinder-MHEV-Turbodiesel, 1997 cm³, 150 kW/204 PS, 430 Nm bei 1750 U/min, Allrad

6-Zylinder-MHEV-Turbodiesel, 2996 cm³, 221 kW/300 PS, 650 Nm bei 1500 U/min, Allrad

4-Zylinder-MHEV-Turbobenziner, 1997 cm³, 184 kW/250 PS, 365 Nm bei 1300 U/min, Allrad

6-Zylinder-MHEV-Turbobenziner, 2995 cm³, 294 kW/400 PS, 550 Nm bei 2000 U/min, Allrad

4-Zylinder-PHEV-Turbobenziner, 1997 cm³, 297 kW/404 PS, 640 Nm bei 1500 U/min, Allrad

V8-Kompressor-Benziner, 5000 cm³, 405 kW/550 PS, 700 Nm bei 3500 U/min, Allrad

Fahrleistungen

10,1 s auf 100 km/h, 195 km/h Spitze

8,2 s auf 100 km/h, 210 km/h Spitze

6,4 s auf 100 km/h, 230 km/h Spitze

7,3 s auf 100 km/h, 217 km/h Spitze

5,4 s auf 100 km/h, 250 km/h Spitze

5,3 s auf 100 km/h, 240 km/h Spitze

4,0 s auf 100 km/h, 286 km/h Spitze

Verbrauch (WLTP)

6,7 l Diesel/100 km, 176 g CO₂/km

6,8 l Diesel/100 km, 178 g CO₂/km

7,7 l Diesel/100 km, 201 g CO₂/km

9,7 l Super/100 km, 222 g CO₂/km

10,1 l Super/100 km, 230 g CO₂/km

1,8 l Super und 24,3 kWh/100 km, 41 g CO₂/km

12,0 l Super/100 km, 274 g CO₂/km

Maße

L 4,75 / B 2,07 / H 1,66 m

L 4,75 / B 2,07 / H 1,66 m

L 4,75 / B 2,07 / H 1,66 m

L 4,75 / B 2,07 / H 1,66 m

L 4,75 / B 2,07 / H 1,66 m

L 4,75 / B 2,07 / H 1,66 m

L 4,75 / B 2,07 / H 1,66 m

Kofferraum

470 – 1428 l

470 – 1428 l

470 – 1428 l

482 – 1440 l

470 – 1428 l

354 – 1299 l

470 – 1428 l

Leergewicht

1951 kg

1951 kg

2083 kg

1897 kg

2028 kg

2230 kg

2133 kg


Anhängelast (ungebremst / gebremst)

750 / 2400 kg

750 / 2400 kg

750 / 2400 kg

750 / 2400 kg

750 / 2400 kg

750 / 2000 kg

750 / 2400 kg


Preis

65.700 Euro

68.600 Euro

82.000 Euro

69.700 Euro

95.900 Euro

79.700 Euro

113.800 Euro


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