Cadillac Optiq: Elektro-SUV für Hedonisten

Der Cadillac Optiq bedient Menschen, die sich gern verwöhnen lassen. Dafür müssen Käuferinnen und Käufer an anderer Stelle Abstriche machen. Eine erste Ausfahrt mit dem Newcomer aus den USA. Infos, Fotos, Daten und Preise.
Luxus-SUV mit Allradantrieb
Preis: 65.000 Euro
Ausstattung nicht zu toppen
Es "tickt" bei Cadillac: Vistiq, Lyriq, Optiq – die Modellnamen klingen wie geklont. Auch optisch gleichen sich die Modelle wie Zwillingsbrüder. Und technisch gibt es ebenfalls einen Gleichklang, denn alle drei Autos werden vollelektrisch angetrieben.
Cadillac Optiq: Marktstart Frühjahr 2026

Der Optiq ist der neueste Modell von Cadillac, eine Marke, die unter dem Dach des US-Konzerns General Motors firmiert. Nach eigenem Bekunden ist der Optiq ein Elektro-SUV der Luxusklasse, in der auch die deutlich größeren und teureren Vistiq und Lyriq angesiedelt sind. Bestellbar ist der Cadillac Optiq ab sofort, die ersten Auslieferungen sollen im Frühjahr 2026 erfolgen.
Die ADAC Redaktion hatte vorab Gelegenheit, den Optiq unter die Lupe zu nehmen. Und da gibt es einiges Interessantes zu erzählen.
Der Cadillac Optiq im Detail

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Innenraum: wertig und großzügig
Wer in den Cadillac Optiq einsteigt, registriert sofort den hochwertigen Innenraum. Alles fühlt sich prima an, alles wirkt sauber verarbeitet. Der Fahrer nimmt Platz vor einem leicht um ihn herum gebogenen Display in 33 Zoll. Der LED-Schirm ist gestochen scharf (9K) und kann über eine Milliarde Farben darstellen. Mancher Kunde wäre wohl schon mit 20 Farben ganz zufrieden.
Die Bedienung über die Touchscreen-Menüs erweist sich als etwas umständlich. Als wäre Cadillac das Problem bewusst, gibt es alternativ die Möglichkeit der Sprachbedienung, als drittes stehen Tasten am Lenkrad für Funktionsbefehle bereit. Sodass der am Steuer Sitzende ein absurdes Luxusproblem hat: Was ist denn nun für welche Funktion die richtige Bedienmöglichkeit? Das gilt es, erst mühselig herauszufinden.

Das Raumgefühl ist großzügig im Cadillac Optiq. Vorn sowieso, hinten haben insbesondere die Knie der Passagiere viel Freiraum. Das große Panoramadach sorgt außerdem für mehr Licht und ein luftiges Raumgefühl im Fond. Erst Menschen mit mehr als 1,90 Meter Körpergröße stoßen an den Dachhimmel an.
Das Gepäckabteil ist laut Cadillac für 443 Liter Gepäckvolumen tauglich. Unter dem Kofferraumboden befindet sich ein Fach mit zusätzlichen 61 Litern Fassungsvermögen. Bei vollständig umgeklappten Rücksitzen stehen bis unters Dach beladen 1340 Liter Stauraum zur Verfügung. Das ist nicht überragend viel Platz, aber auch kein Grund zum Meckern. Zumal der Innenraum ein Raum zum Wohlfühlen ist.
Natürlich hat sich Cadillac auch um Nachhaltigkeit bei der Auswahl der Materialien bemüht. So ist beispielweise die Mittelkonsole aus sogenanntem "Paper Wood" gefertigt, das aus Tulpenholz und recyceltem Zeitungspapier bestehen soll. Mit gutem Willen sind in der Oberflächenstruktur tatsächlich schwarze Buchstaben zu erahnen, wie auf einem "richtigen" Papier eben.
Weltspitze: Soundanlage von AKG

Das absolute Highlight im Cadillac Optiq ist es, Musik zu hören. Hier hat sich Truppe um Chefentwickler John Cockburn dermaßen ins Zeug gelegt, das einem beim Aufdrehen der Lautstärke die Worte fehlen. Mit offenem Mund lauscht man dem voluminösen Klang der Anlage. Es lassen sich sogar einzelne Instrumente an unterschiedlichen Positionen im Raum identifizieren. Ein Hörerlebnis wie in einem Konzertsaal.
Die Dolby-Atmos-Soundanlage stammt von AKG, einem spezialisierten Ausrüster für Musikstudios. Verbaut wurden 19 Lautsprecher und präzise abgestimmte Verstärker. Voller Hörgenuss setzt allerdings spezielle Dolby Atmos-Musikdateien voraus. Aber auch normale Dateien aus dem Radio oder dem Internet-Streaming klingen rein und satt. Die Anlage ist absolut Spitze.
Das Fahrerlebnis im Cadillac Optiq

Fühlt sich das amerikanische Elektro-SUV auch beim Fahren wie ein Auto der Luxusklasse an? Der Elektroantrieb des Optiq ist dafür schon mal eine gute Voraussetzung. Einen Start-Stopp-Knopf gibt es nicht. Startklar wird das Mittelklasse-SUV praktisch mit dem Betätigen des Bremspedals. Um die Fahrstufe für Vorwärts oder Rückwärts einzulegen, muss der Wahlhebel leicht zum Lenkrad hin und nach oben oder unten gedrückt werden. Dann geht es los.
Das Anfahren gelingt, wie im E-Auto üblich, sehr sanft und geräuscharm. Beim festen Tritt aufs Gaspedal brechen dann üblicherweise alle Dämme – je nach Leistungsvermögen der Motoren natürlich. Der Cadillac Optiq operiert jedoch erst einmal mit gebremstem Schaum. Das liegt an der Abstimmung des normalen Fahrmodus. Von den 224 kW/304 PS bzw. der Kraft von 480 Nm Drehmoment des Zwei-Motoren-Antriebs (Allrad) bleibt ein Teil zunächst im Verborgenen.
Den Spurt von null auf 100 km/h in 6,3 Sekunden zu erreichen, wie der Hersteller angibt, ist nur in der Sport-Einstellung möglich. Aber ist das für ein Problem? Natürlich nicht.
Fahrwerk europäisch abgestimmt

Der Cadillac Optiq ist – so registriert es der Fahrer schon nach wenigen Kilometern – als ein Auto für entspanntes Reisen gedacht. Das gilt sowohl für den Antrieb als auch für das Fahrwerk. Allerdings gerieren sich Fahrwerk und Lenkung nicht so ausufernd komfortabel wie in den USA. Die europäische Version wurde, so erklärt es Chefentwickler Cockburn, um einiges sportlicher abgestimmt. Das Bremsen übernimmt eine Hochleistungsanlage des Formel-1-Spezialisten Brembo.
Die Reifen sind extra vom Pneu-Spezialisten Continental in Hannover an die Gewohnheiten europäischer Kunden angepasst worden. Herausgekommen sind Reifen der Dimension 275/40 R21. Das sind breite Reifen, auf enorm großen Rädern. Das sollte man bedenken, weil die Rad-Reifen-Kombination nicht nur extrem schwer, sondern auch enorm teuer sein dürfte. Zu den Preisen später mehr.
Die Federung des Optiq erscheint auf der Testfahrt als fein austariert, der Fahrkomfort ist erfreulich hoch. Auf kurvigen Landstraßen lässt sich das Auto sogar überraschend sportlich fahren. Allerdings schiebt das Auto im Extrembereich gewaltig und sehr plötzlich über die Vorderräder. Ein Phänomen, das unter anderem dem Gesamtgewicht des Fahrzeugs von immerhin 2,4 Tonnen zuzuschreiben ist. Allzu sportlich sollte man mit dem Cadillac also eher nicht unterwegs sein.
Ein interessantes Detail am Rande: Erkennt der Aufmerksamkeits-Assistent, dass der Fahrer – zum Beispiel durch häufiges aus dem Seitenfenster-Schauen – vom Verkehr abgelenkt ist, wird sein Popometer durch Klopfen im Sitz darauf hingewiesen. Eine beispielsweise im Vergleich zu vielen chinesischen Modellen eher dezente Maßregelung.
Aufladen unterdurchschnittlich gut
Was dem entspannten Reisen auf langen Strecken entgegenstehen könnte, ist die im Konkurrenzvergleich schwache Leistung an der DC-Ladesäule. Die maximale Ladeleistung wird mit nur 110 kW angegeben. Da sind ladeoptimierte E-Fahrzeuge deutlich schneller wieder weg von der Stromsäule.
Außerdem tendierte der Verbrauch des Cadillac Optiq (Werksangabe: 19,9 kWh pro 100 km) bei den Testfahrten eher Richtung 25 als Richtung 20 kWh. Immerhin ist AC-Laden zu Haus oder im öffentlichen Raum mit 22 kW möglich. Die für den Cadillac Optiq angegebene Reichweite von 425 Kilometer schmolz bei der Testfahrt auf hochgerechnet 320 reale Kilometer (nach Bordcomputer) zusammen.
Wer möchte, kann die Rückgewinnung an Energie durch Betätigen des Rekuperations-Paddles am Lenkrad beeinflussen. Wobei das System komplett anders als bei sonstigen Herstellern funktioniert: Je stärker der Hebel gezogen wird, desto größer wird die Bremskraft des Generators; ganz gezogen bedeutet One-Pedal-Drive bis zum Stillstand. Nimmt man den Finger wieder vom Hebel, schaltet das System jedoch automatisch auf die niedrigste Stufe der Rekuperation zurück. Einen zweiten Hebel (+/-) gibt es nicht.
Dass man durch Betätigen des Reku-Hebels mehr Energie zurückgewinnt als ohne, darf bezweifelt werden. Eine Stufe für stromloses Dahingleiten ("Segeln") nämlich gibt es auch nicht.
Preis: 65.000 Euro, super Ausstattung

Sehr besonders wird der Optiq dadurch, dass Cadillac das übliche Spielchen mit langen Aufpreislisten nicht mitspielt. Der amerikanische Luxus-SUV ist zum Einheitspreis von glatten 65.000 Euro zu haben.
Die serienmäßige Ausstattung ist einzigartig im Umfang: So gehören sieben Airbags nebst allen gängigen Assistenzsystemen, die adaptive Geschwindigkeitsregelung, ein Head-up-Display, ein umschaltbarer digitaler Rückspiegel, die HD-Rundumsichtkamera, Panorama-Glasdach mit Sonnenblende, beheizbare Sitzlehnen im Fond, Vordersitze mit Heiz-Kühl- und Massagefunktion, Sportpedale aus Aluminium sowie das formidable Audiosystem mit 19 Lautsprechern und Dolby Atmos Sound immer dazu.
Einzige aufpreispflichtige Option ist ein schwarz lackiertes Dach. Ein Auto für Genießer also.
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