VW Golf gegen Seat Leon: Wer gewinnt den Vergleichstest?

Seat Ibiza und VW Golf nebeneinander
VW Golf und Seat Leon im ADAC Vergleich© ADAC Test und Technik

VW Golf und Seat Leon kommen beide aus dem Volkswagen-Konzern und sind technisch eng verwandt. Aber sind sie auch gleich gut, oder gibt es doch größere Unterschiede? Die Ergebnisse des ADAC Autotests überraschen. Plus: Daten, Noten, Testergebnisse

Seat Leon 1.4 TSI ACT Excellence gegen VW Golf 1.5 TSI ACT BMT Highline

Beide Modelle der unteren Mittelklasse basieren auf derselben Technik. Die Basis bildet der MQB (modularer Querbaukasten), auf dem die meisten Fahrzeuge mit Quermotoren und Frontantrieb im gesamten Volkswagen-Konzern aufgebaut sind.

Entsprechend ähnlich sind die Qualitäten der beiden Modelle. Im Vergleich stehen der VW Golf 1.5 TSI in der Highline- und der Seat Leon 1.4 TSI in der Excellence-Ausstattung. Während der Golf als meistverkauftes Auto in Deutschland eher als braver Allrounder gilt, ist der Leon dagegen die etwas sportlichere und auffälliger gezeichnete Alternative aus Spanien.

Auch der Seat hat viele Qualitäten und bereitet besonders auf freier Landstraße viel Fahrfreude. So liefern sich die beiden Fahrzeuge im direkten Vergleich ein enges Rennen. Hier kommen die Einzelheiten in den ADAC Testkategorien:

Der Golf ist das wichtigste Modell in der Volkswagen-Palette. Patzer kann man sich hier nicht erlauben. Entsprechend ist die Karosserie des Kompaktwagens sorgfältig gefertigt und sauber verarbeitet. Der Seat Leon steht dem Wolfsburger in puncto Verarbeitungsqualität jedoch nur wenig nach. Die Rundumsicht ist im Golf etwas besser als im dynamischer gezeichneten Leon.

Die Kofferraumvolumina von 305 Liter beim Golf und 295 Liter beim Leon liegen auf sehr ähnlichem Niveau und sind beide klassendurchschnittlich groß. Allerdings ist die Ladekante innen und außen beim Golf etwas niedriger und der Kofferraum dadurch leichter zu beladen.

Die Zuladung von 470 (Golf) und 490 kg (Leon) ist in beiden Fahrzeugen ausreichend hoch bemessen. Wegen der etwas schmaleren Schweller und etwas größerer Türausschnitte gelingt der Zustieg in den Golf etwas einfacher als in den Leon. Die sehr schräg stehende A-Säule im Seat beeinträchtigt zusätzlich etwas. Insgesamt kann der Golf das Kapitel wegen der besseren Rundumsicht und des bequemeren Zustiegs knapp für sich entscheiden.

Die Bedienung gibt in beiden Fahrzeugen wenig Rätsel auf. Hier wie dort findet sich schnell eine angenehme Sitzposition und die Anordnung der Knöpfe und Schalter erschließt sich rasch. Einen Vorteil bietet der Seat, da sein Infotainment über Drehknöpfe für Lautstärke und Zoom sowie über Direktwahltasten verfügt. Im Golf findet man dafür nur Touchflächen, und man muss immer über das Hauptmenü in einen andern Bereich wechseln. Bei der Konnektivität liegen beide Systeme auf ähnlich hohem Niveau und haben sowohl DAB+-Empfang als auch USB-/SD- Anbindung und Apple Carplay/Android Auto.

Beim Raumangebot für die Passagiere liegt der Golf vorn wie hinten über dem Niveau des Leon. Bieten die Fahrzeuge in der ersten Reihe noch ähnlich viel Platz, steht auf der Rückbank des Golf spürbar mehr Platz zur Verfügung und auch das Raumgefühl ist wegen der niedrigeren Seitenlinie angenehmer.

Bei der Innenraumvariabilität setzt sich der Golf klar gegen seinen Konzernbruder durch. Er bietet mehr Stauraum für Kleinkram. Besonders die Türfächer sind im Wolfsburger deutlich größer. Zudem ist sein Handschuhfach im Gegensatz zu dem im Leon sowohl kühlbar als auch abschließbar.

Beide Testwagen treten mit einem adaptiven Dämpfungssystem an, das der Fahrer auf Knopdfruck anpassen kann. Die Spreizung ist in beiden Fahrzeugen zwischen den einzelnen Modi Sport, Normal und Comfort gut und deutlich zu spüren. Die Kompakten bieten einen angenehmen Federungskomfort, im Golf ist die Federung aber insgesamt komfortabler ausgelegt. Im Seat verhält sich speziell die Hinterachse auf Querfugen recht bockig. Aufbaubewegungen halten sich bei beiden Kontrahenten aber in engen Grenzen.

Die vorderen Sitze im Golf gefallen mit guten Konturen und festem Seitenhalt und ermöglichen eine angenehme Sitzposition. In der zweiten Reihe geht es nicht so fürstlich zu, die Konturen von Lehne und Sitzfläche sind nur zufriedenstellend, ebenso die Sitzposition, die für Erwachsene keine optimale Oberschenkelunterstützung ermöglicht. Der Spanier ist mit großzügigen Komfortsitzen ausgestattet. Die bieten ebenfalls guten Seitenhalt, sind bequem gepolstert und auf längeren Strecken komfortabel. Auch hinten reist man bequem, allerdings hat die tiefe Sitzposition einen spitzen Kniewinkel zur Folge.

Die Messung der Innengeräusche kann der Seat für sich verbuchen. Mit 67,9 dB(A) ist er bei 130 km/h etwas leiser als der Golf mit 69 dB(A). Echte Leisetreter sind damit aber beide Fahrzeuge nicht. Hier wie dort ist eine Zweizonen-Klimaautomatik verbaut, auch eine Sitzheizung vorne haben beide. Insgesamt gewinnt der Golf dieses Kapitel, da er vor allem wegen seiner ausgewogeneren Federung in Summe das komfortablere Fahrzeug ist.

Die Grundkonstruktion der beiden Motoren der Testwagen ist im Prinzip gleich. Der 1.5 TSI im Golf ist aber die modernere der beiden Varianten. Große Vorteile hat der Golf in diesem Kapitel dadurch nicht. Trotz fast identischer Leistungswerte zieht der Leon insgesamt etwas flotter durch und hat so zu besseren Fahrleistungen. Die Elastizitätswerte sind aber in beiden Fällen auf hohem Niveau, und die Motoren können in beiden Rivalen durchaus für Fahrspaß sorgen.

Die Laufkultur ist bei beiden Fahrzeugen gut. Der ältere Motor im Seat läuft aber einen Hauch feiner. Erfreulich ist auch, dass die Zylinderabschaltung in beiden Varianten sehr unauffällig arbeitet und nie störend auffällt: Gibt der Fahrer nur wenig Gas, werden zwei der vier Zylinder stillgelegt.

Zum Test tritt der Spanier mit einem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) an, der Wolfsburger ist jedoch mit einer Sechsgangschaltung ausgestattet. DSG ist allerdings nicht jedermanns Sache. Beim flotten Anfahren fährt das Auto mit einem leichten Ruck los und zentimetergenaues Rangieren ist manchmal schwierig. Einmal in Fahrt, sind die Gangwechsel aber kaum noch zu spüren. Die Abstufung der Gänge ist passend gewählt und das Drehzahlniveau immer angenehm niedrig.

Hier hat der Golf mit seiner Handschaltung wenig entgegen zu setzen. Zwar ist das Getriebe ebenfalls passend gestuft und lässt sich leicht und präzise schalten, das Drehzahlniveau im höchsten Gang ist jedoch höher. Immerhin funktioniert das Stop-Start-System einwandfrei, es startet den Motor bereits, wenn der Vordermann losrollt. Die Vorteile der Automatik, der besseren Laufkultur und Durchzugsstärke bringen dem Seat in diesem Kapitel den Sieg.

Der Golf liegt sicher auf der Straße und lässt von engen Kurven und Ausweichmanövern nicht aus der Ruhe bringen. Selbst bei sportlicher Gangart halten sich die Aufbaubewegungen in Grenzen; sie sind im Comfort-Modus etwas ausgeprägter, aber noch nicht störend. Beim ADAC Ausweichtest liefert der Golf eine gelungene Vorstellung ab. Sicher umrundet er die Pylonen, begleitet von effektiven ESP-Eingriffen. So kommt auch die Fahrdynamik nicht zu kurz.

Auch der sportlichere Leon macht bei der Fahrsicherheit eine gute Figur. Er lässt sich kaum aus der Ruhe bringen und bleibt auch bei anspruchsvollen Fahrmanövern sicher in der Spur. Er fühlt sich stets erfreulich leichtfüßig sowie handlich an und lässt sich mit erstaunlich hohem Tempo in Kurven bewegen. Unterstützt wird der Fahrspaß im Leon durch die gefühlvolle Lenkung mit klar definierter Mittenzentrierung, hoher Präzision und variabler Übersetzung. Doch auch der Golf hat eine progressive Lenkung. Auch sie bietet hohe Präzision und ein gutes Lenkgefühl, leider verhärtet sie bei sehr schnellem Lenken spürbar.

Die Bremsen in beiden Fahrzeugen lassen sich fein dosieren und und zeigen ein gutes Ansprechverhalten. Aus 100 km/h kommt der Golf bereits nach beeindruckenden 32,6 Metern zum Stehen. Der Leon braucht dafür einen knappen Meter mehr. In Summe sind die Fahreigenschaften beider Kandidaten auf hohem Niveau und sehr ähnlich. Hier zeigt sich die Verwandschaft am deutlichsten.

Die beiden Wettbewerber unterscheiden sich in der Sicherheitsausstattung kaum. Sowohl der Golf als auch der Leon haben ESP, eine Abstandswarnung, eine Kollisionswarnung und ein City-Notbremssystem serienmäßig. Der VW verfügt zusätzlich über ein vorausschauendes Notbremssystem. Dieses warnt optisch und akustisch sowie mit Bremsruck sehr effektiv und soll Kollisionen im Stadttempo-Bereich weitgehend vermeiden können. Zusätzlich hat der Golf einen Spurhalte- und einen Spur- wechselassistenten an Bord. Letzterer umfasst auch den Ausparkassistenten, der mit Radar-Sensoren in der Heckschürze den kreuzenden Verkehr überwacht und beim Rückwärtsausparken vor Gefahren warnt. Das im Testwagen verbaute Assistenzpaket enthält zudem den "Emergency Assist", der im Falle der Bewusstlosigkeit des Fahrers das Auto kontrolliert zum Stehen bringen soll, und den Stauassistenten, der im Stau unter günstigen Bedingungen dem Vordermann automatisch folgen kann (beides nur bei Automatik). Auch der Seat bietet eine ähnliche Ausstattung mit Notbremssystem samt Fußgängererkennung. Auch hier funktioniert der Abstandsregeltempomat (ACC) tadellos und lässt den Leon seinem Vordermann zuverlässig folgen.

Bei der passiven Sicherheit können Golf und Seat voll punkten, denn sie erreichen im Euro NCAP-Crashtest ganze 94 Prozent der möglichen Punkte. Auch in Puncto Kindersicherheit herrscht ein ähnliches Niveau. Euro NCAP bescheinigt dem Leon mit 92 Prozent der erreichbaren Punkte eine gute Kindersicherheit. Der Golf muss mit drei Prozentpunkten weniger auskommen. Kindersitze lassen sich hier wie dort auf den äußeren hinteren Sitzplätzen gut befestigen, Isofix ist serienmäßig verbaut. Der Golf hat dies auch vorne, allerdings kann die nicht abziehbare Kopfstütze bei größeren Kindersitzen stören.

Auch beim Fußgängerschutz kann der Leon mit 70 Prozent der Maximalpunkte fünf Prozent mehr erreichen als der Golf. Vor allem der seitliche Bereich der Motorhaube ist bei ihm etwas zu hart gestaltet.

Insgesamt kann der Golf das Kapitel trotzdem für sich entscheiden, da er bei der passiven Sicherheit das bessere Gesamtpaket schnürt. Insbesondere die Kopfstützen bieten einen weiteren Verstellbereich als die im Seat.

In diesem Kapitel zahlt es sich aus, dass der Golf über den moderneren Motor verfügt. Schon beim Verbrauch ist er mit 5,8 l/100 km im ADAC EcoTest deutlich sparsamer als der Leon mit 6,6 l/100 km. Hier hat der Spanier durch die im Testwagen verbaute Automatik zusätzliche Nachteile.

Bei den Schadstoffen wird das Ergebnis noch deutlicher und der modernere Antrieb kann hier klar auftrumpfen. So kann der Golf deutlich niedrigere Partikelemissionen vorweisen und pustet viel weniger Kohlenmonoxid in die Umwelt. Besonders der anspruchsvolle Autobahnzyklus macht dem Seat im Vergleich mit dem Golf das Leben schwer. So kommt der Golf im Ecotest auf vier Sterne, der Spanier muss sich mit drei von fünf Sternen geschlagen geben.

Bei der Anschaffung ist der Golf traditionell recht teuer, allerdings bleibt er auch lange sehr wertstabil. Bezüglich Motor und Assistenz- sowie Infotainment-Systemen ist der Wagen auf dem neuesten Stand, das sollte sich ebenso positiv auf den Restwertverlauf auswirken. Teure Reparaturen wie ein Zahnriemenwechsel (Wechselintervall 240.000 km) sind üblicherweise nur selten nötig. Die Steuer macht niedrige 72 Euro pro Jahr aus, ebenso sind die Typenklasseneinstufungen für die Versicherungen günstig (Haftpflicht 13, Teil- und Vollkasko jeweils 18). Die Ölwechsel- und Inspektionsintervalle sind fahrleistungs- und fahrstilabhängig, können bei bis zu 30.000 km oder bis zwei Jahre liegen.

Der Seat Leon ist zwar in der Anschaffung etwas günstiger, dafür ist der Werterhalt nicht ganz so gut wie beim Golf und er braucht etwas mehr Sprit. Außerdem sind die Versicherungseinstufungen beim Seat höher (TK: 21, VK: 19; KH: 14). Die Steuer beläuft sich auf nur 68 Euro im Jahr. In Summe liegen die monatlichen Kosten daher bei beiden Fahrzeugen auf ähnlichem Niveau und somit geht dieses Kapitel unentschieden aus.

Technische Daten (Herstellerangaben)

Seat Leon 1.4 TSI ACT Excellence

VW Golf 1.5 TSI ACT BMT Highline

Motor

4-Zylinder-Turbobenziner, 1395 cm³, 110 kW/150 PS, 250 Nm bei 1500 U/min

4-Zylinder-Turbobenziner, 1498 cm³, 110 kW/150 PS, 250 Nm bei 1500 U/min

Fahrleistungen

8,0 s auf 100 km/h, 215 km/h Spitze

8,3 s auf 100 km/h, 216 km/h Spitze

Verbrauch

4,9 l Super/100 km, 115 g CO₂/km

5,1 l Super/100 km, 116 g CO₂/km

Maße

L 4,28 / B 1,82 / H 1,46 m

L 4,26 / B 1,80 / H 1,49 m

Kofferraum

380 – 1210 l

380 – 1270 l

Leergewicht

1263 kg

1294 kg

Preis

26.210 Euro

29.975 Euro

ADAC Messwerte (Auszug)

Seat Leon 1.4 TSI ACT Excellence

VW Golf 1.5 TSI ACT BMT Highline

Überholvorgang 60-100 km/h

5,0 s

5,1 s

Bremsweg aus 100 km/h

33,3 m

32,6 m

Wendekreis

11,2 m

10,9m

Verbrauch / CO₂-Ausstoß (well-to-wheel)

6,6 l Super/100 km , 176 g CO₂/km

5,8 l Super/100 km, 159 g CO₂/km

ADAC EcoTest (maximal 5 Sterne)

***

****

Reichweite

755 km

860 km

Innengeräusch bei 130 km/h

67,6 dB(A)

69,0 dB (A)

Leergewicht / Zuladung

1300 / 490 kg

1340 / 470 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

295 / 695 / 1135 l

305 / 665 / 1120 l

ADAC Testergebnis

Seat Leon Gesamtnote: 2,4

VW Golf Gesamtnote: 2,1

Karosserie/Kofferraum

2,8

2,6

Innenraum

2,4

2,1

Komfort

2,5

2,1

Motor/Antrieb

1,8

2,2

Fahreigenschaften

1,8

1,8

Sicherheit

2,1

1,9

Umwelt/EcoTest

3,2

2,1

Hinweis: Die Autokosten-Note (jeweils 1,8) geht nicht in die Gesamtnote ein, da sie nicht die Produkteingeschaften bewertet und wegen veränderlicher Größen wie Spritpreis, Werkstattkosten oder Wertverlust stets variiert.

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Fazit: Der Golf gewinnt

Der Golf gewinnt diesen Vergleichstest, da er in Summe das ausgereiftere Angebot ist und keine gravierenden Schwächen hat. Er bietet einen hohen Fahrkomfort, eine sehr gute Verarbeitung und mit dem 1,5 TSI eine moderne, schadstoffarme Motorisierung. Hervorzuheben sind die tadellose Verarbeitung und das stets sichere Fahrverhalten.

Der Seat Leon macht seine Sache aber ähnlich gut und überzeugt vor allem durch sein sportives Wesen. Insgesamt fast so gut wie der Golf, aber nicht ganz so gut verarbeitet und einen Hauch enger geschnitten. Der 1,4 TSI ist kräftig und bringt viel Fahrfreude. Leider sind die Schadstoffwerte für ein modernes Auto etwas zu hoch

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Text: Maximilian Bauer