So alt ist das Auto wirklich

Parkende Autos in einer Strasse
Das Alter eines Fahrzeugs kann man relativ leicht selbst erkennen.© iStock.com/Ryhor Bruyeu

Ist ein Auto wirklich neu oder stand es vor dem Verkauf schon monatelang auf der Halde? Wir zeigen Ihnen, wo Sie Hinweise auf das Produktionsdatum finden und wie sich das Alter Ihres Fahrzeuges bestimmen lässt.

Ist das Herstellungsdatum eines Kombi-Instruments (Tacho, Drehzahlmesser, Tankuhr etc.) bei einem Gebrauchtwagen deutlich jünger als das der anderen Bauteile des Fahrzeuges, ist dieses Bauteil schon einmal ersetzt worden, was ein Hinweis auf eine Tacho-Manipulation sein könnte. Dann sollte man die Kilometerstände von Einträgen im Service-Heft sowie von TÜV-Prüfungen etc. auf Plausibilität prüfen. Deutliche Abweichungen zwischen den Produktionsdaten können generell auf einen Unfallschaden hinweisen, bei dessen Reparaturen jüngere Ersatzteile verwendet wurden. Dies ist beim Gebrauchtwagenkauf von Bedeutung, wenn das Fahrzeug als unfallfrei deklariert wurde. Weisen mehrere Teile nahe beieinander liegende Herstellungsdaten auf, kann man den Bauzeitraum relativ eng eingrenzen.

Fahrzeugidentifikationsnummer bzw. Fahrgestellnummer

Die Fahrzeugidentifikationsnummer in einem Fahrzeugschein
Die Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN) ist eine Buchstaben-Zahlen-Kombination.© ADAC/Beate Blank

Einen ersten Anhaltspunkt kann die Fahrzeugidentifikationsnummer FIN (früher Fahrgestellnummer) geben. Sie steht in den Fahrzeugpapieren und ist in vielen Autos durch die Windschutzscheibe hindurch abzulesen. Außerdem ist sie zumeist im Motorraum in das Blech eingeschlagen (etwa an der Spritzwand zum Fahrgastraum oder auf einem anderen tragenden Teil der Karosserie). Häufig ist die FIN auch im Bereich der Sitzkonsole eingeschlagen. Weiterhin sind häufig schwarze Aufkleber an der B-Säule angebracht, die sichtbar werden, wenn die vordere Tür geöffnet ist. Die meisten großen Hersteller geben mit Buchstaben oder Ziffern an der zehnten Stelle der Fahrgestellnummer das Modelljahr an. Letzteres ist nicht unbedingt mit dem Baujahr identisch, sondern beginnt bei dem einen Hersteller schon im Mai des Vorjahres, bei einem anderen erst im August. Es kann also sein, dass ein Auto Ende des Jahres 2017 produziert wurde, aber schon aus dem Modelljahr 2018 stammt, welches bei diesem Hersteller schon Mitte des Jahres 2017 eingeführt wurde.

Produktionsmarken

Produktionsmarke an einem Autoreifen
Der Pfeil zeigt auf den Produktionsmonat, die beiden Ziffern geben das Produktionsjahr an.© ADAC Test und Technik

Viele Fahrzeugbauteile sind – mehr oder minder stark verschlüsselt – mit ihrem Herstellungsdatum gekennzeichnet. Das liegt im Allgemeinen nur wenige Tage oder Wochen vor dem Produktionsdatum des ganzen Autos. Das Datum findet sich häufig an verschiedenen Bauteilen im Motorraum, im Innenraum oder auch im Kofferraum unter dem Bodenbelag. Doch auch die Gurte oder die Fensterscheiben können mit dem Herstellungsdatum versehen sein. Teilweise sind einfach der Monat oder die Kalenderwoche und das Jahr angegeben. Manche Angaben bestehen aus einem Pfeil in einem Kreis von Monatszahlen mit der Pfeilspitze auf dem Produktionsmonat, zusätzlich sind oft noch die beiden letzten Ziffern des Jahres angegeben.

Reifen und Räder

Die Dot-Nummer an einem Reifen
Reifen und Räder© ADAC Test und Technik

Auf den Flanken von Fahrzeugreifen finden sich in der Regel die Buchstaben DOT (Department of Transportation) und eine vierstellige, besonders markierte Ziffernkombination. Tipp: das Ersatzrad auch prüfen. Dessen DOT-Kennzeichnung sollte aus einem ähnlichen Zeitraum stammen wie die übrigen Räder. Leichtmetallräder tragen zumeist auf der Innenseite eine eingegossene Produktionsmarke mit Fertigungsmonat und -jahr. Stahlräder weisen oft am äußeren Felgenrand eingeschlagene Herstellungsdaten auf. Vorsicht: Gefährlich wird es bei Reifen mit einer dreistelligen DOT-Nummer: Diese wurde nur bis Ende der 1990er Jahre verwendet und deutet auf einen mittlerweile sehr alten Pneu hin, der nicht mehr verwendungsfähig ist.

Hier geht's zu unseren aktuellen Reifentests.

Fahrzeugalter als Mangel

Stellen Sie fest, dass Ihr Fahrzeug bei Abschluss des Kaufvertrages bereits älter als 12 Monate war, müssen Sie das nicht hinnehmen. Wenn Sie ein fabrikneues Auto bestellt haben, können Sie auch verlangen, dass Sie ein solches übergeben bekommen. Aus rechtlicher Sicht handelt es sich um ein fabrikneues Fahrzeug, wenn und solange das Modell dieses Fahrzeugs unverändert weitergebaut wird, es keine durch die Standzeit bedingten Mängel aufweist und zwischen Herstellung und Kauf nicht mehr als 12 Monate liegen. Ist das Auto schon älter, gilt es nicht mehr als Neufahrzeug und es liegt ein Mangel vor, der zu Ansprüchen gegenüber dem Verkäufer führt. Gleiches gilt für Wohnmobile (BGH-Urteil vom 17.10.2017), obwohl dort oft der Aufbau zeitlich verzögert auf den Fahrzeugrahmen montiert wird.

Gebrauchtwagenkauf: Diese Daten zum Auto gibt es kostenlos

Valide Daten zum Gebrauchtwagen können sowohl dem Käufer bzw. der Käuferin ein Stück Sicherheit bieten als auch dem Verkäufer oder der Verkäuferin dabei helfen, Vertrauen in ihr Angebot zu schaffen – auch wenn sich aus Sicht des ADAC auf diese Weise Tachobetrug nicht zuverlässig aufdecken lässt.

Was viele nicht wissen: Sie müssen nicht zwangsläufig die kostenpflichtigen Services von privaten Anbietern nutzen. Folgende Daten zum eigenen Fahrzeug lassen sich auch kostenlos abrufen:

  • Kennzeichen

  • Hersteller, Modell, Fahrgestellnummer, Versionsbezeichnung

  • Schlüssel- und Typnummer

  • Datum der Erstzulassung und Zahl der Vorbesitzer, nächste Hauptuntersuchung

  • technische Daten wie Maße, Leer- und Gesamtgewicht, Achslasten, Bereifungsgröße

  • Anhängelast, Zahl der Sitzplätze, Kraftstoff, Hubraum (bei Verbrennern), Nennleistung, Höchstgeschwindigkeit, Stand-/Fahrgeräusch, Emissionsklasse, CO₂-Wert, für Steuerklasse wichtige Zusatzinformationen, Nummer der Typgenehmigung und deren Datum (wichtig zur Beurteilung, ob ein Auto schon den neuen Bestimmungen zum Schutz des Kilometerstands gemäß EU 2017/1151 genügen muss)

  • Hinweise zu Wechsel-, Saison-, Oldtimer-, Elektro- oder grünem Kennzeichen

  • Halter- und Versicherungsdaten

  • Umschreibungen auf andere Halter

  • abgelesene Kilometerstände bei den jüngsten Hauptuntersuchungen und ob Prüfplakette zugeteilt wurde

Und so geht's:

1. Möglichkeit: Mit elektronischem Personalausweis
Wer über den Personalausweis mit Online-Ausweisfunktion verfügt, kann für alle auf ihn zugelassenen Fahrzeuge einen mehrseitigen Datenauszug kostenlos vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) anfordern. Erforderlich sind dazu der Personalausweis und die Ausweis-App2*. Das dauert nur wenige Minuten und wird Autoverkäufern und -verkäuferinnen vom ADAC empfohlen. Denn damit zeigen sie, dass sie nichts zu verbergen haben. Kaufinteressierte sollten gezielt nach diesem Datenauszug fragen.

2. Möglichkeit: Anfrage an die Fahrzeug-System-Daten GmbH
Wem die Daten der letzten Hauptuntersuchung, dort abgelesene Kilometerstände, Messwerte der Bremsenprüfung sowie dabei festgestellte Mängel und erteilte Hinweise genügen, kann bei der Fahrzeug-System-Daten GmbH (FSD) gemäß §15 Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) anfragen. Dazu die Anfrage in das Kontaktformular auf fsd-web.de* eintragen und Kopie/Scan des eigenen Personalausweises sowie von Zulassungsbescheinigung Teil 1 oder 2 des eigenen Autos beifügen. Per Brief ist die Anfrage zu richten an: Fahrzeug-System-Daten GmbH , Wintergartenstraße 4 , 01307 Dresden.

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