Großer Premium Hannes im ADAC Camper-Test: Alles drin

Seitenansicht eines stehenden Hannes Camper
Der Große Premium Hannes ist nicht ganz billig, hat aber vielen Konkurrenten einiges voraus© ADAC/Uwe Rattay

Im ADAC Test überzeugt der Große Premium Hannes mit hochwertiger Vollausstattung und Innenraumdesign. Er hat aber auch einige Schwächen. ADAC Testergebnis, Fotos, technische Daten, Preise.

  • Fast alles ist in dem Campingbus serienmäßig

  • Wohnen top, Fahreigenschaften und Sicherheit befriedigend

  • Der Premium Hannes hat einen Grundpreis von 78.900 Euro

Camping liegt im Trend, die Nachfrage nach Reisemobilen ist groß. Besonders gefragt sind kompakte, alltagstaugliche Campervans. Der ADAC testet regelmäßig Campingbusse aus der Bus- und Kastenwagenklasse – immer nach identischen Kriterien, damit alle Testkandidaten miteinander vergleichbar sind.

Auf Praxis- und Alltagstauglichkeit sowie Fahrsicherheit geprüft wurde dieses Mal der fast 6,4 Meter lange Campingbus Großer Premium Hannes auf Citroën-Jumper Basis. Als Testfahrzeug stand ein sehr gut ausgestatteter, 165 PS starker Camper zur Verfügung, mit einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h im Wert von fast 87.000 Euro. Ausgebaut wurde er in Slowenien in Kooperation mit dem dort ansässigen Hersteller Robeta, der bereits viel Erfahrung mit Citroën-Ausbauten hat.

Vergleich: Hannes, Caddy California und Co.

Großer Premium Hannes: All inclusive

Auch wenn man für den Großen Premium Hannes ein dickes Portemonnaie braucht: "Der Campingbus kann sich wirklich sehen lassen", findet der für den Test verantwortliche Projektleiter Christoph Pauly. Fast alles ist serienmäßig vorhanden: Diesel-Standheizung, Rückfahrkamera, hochwertige Rahmenfenster mit Privacy-Verglasung, Fahrerhausverdunklung, Druckwasserpumpe, Markise, Navi-Infotainment mit Multimedia-Technik, USB-Steckdosen im gesamten Aufbau, Alufelgen, Innen- und Außendusche und noch einiges mehr.

Nur drei Ausstattungs-Extras sind nicht im Basispaket enthalten. Dabei handelt es sich um eine Solaranlage inklusive 230-Volt-Wechselrichter, ein TV-Paket und das Aufstelldach mit zwei zusätzlichen Schlafmöglichkeiten. Diese kann man für einen komfortablen Campingurlaub optional dazu bestellen.

Campingbus bietet hohe Wohnqualität

"Das ansprechende, moderne und großteils hochwertige Innenraumdesign des Premium Hannes ist außergewöhnlich", urteilt ADAC Campingspezialist Martin Zöllner. Die Grundidee bei der Entwicklung: einen Campingbus mit einem Wohlfühlbereich wie in einem Boutique-Hotel zu kreieren. Das ist gelungen, wie sich unter anderem mit einem dimmbaren Lichtkonzept, edlen, schwarzen Grohe-Haushaltsarmaturen in Küche und Bad, dem Mix aus offenen und geschlossenen Schränken, ein Glas-Waschbecken im Bad sowie hochwertigen Textilien und Leichtbaumöbeln zeigt.

Bildergalerie: Großer Premium Hannes

Rund ums Fahrzeug: Luft nach oben

Der Große Premium Hannes schneidet mit einer Gesamtnote von 2,5 gut ab. Für Aufbau und Innenraum gibt es sogar die Note 2,1. Etwas schlechter fällt die Beurteilung bei Fahrzeug- und Fahreigenschaften aus (Note 2,9).

Mit einer Länge von 6,36 Metern und einem Wendekreis von 14,5 Metern ist der Wagen eher unhandlich. Ausflüge in die Innenstadt samt Parkplatzsuche sollten da gut überlegt sein. "Die Einfahrt in ein Parkhaus ist aufgrund seiner Höhe von 2,73 Metern in der Regel nicht erlaubt", sagt Martin Zöllner, Mitglied des Testteams, "und auf Fähren könnten Reisende mit einem Campingbus dieser Größe wie für einen Lkw bezahlen müssen."

Sensor am Hannes Camper
Die Rückfahrkamera mit Doppellinse erleichtert das Rangieren erheblich© ADAC/Uwe Rattay

In puncto Rangieren und Parken hätten sich die Tester beim Großen Premium Hannes ein bisschen mehr Komfort gewünscht. Parksensoren gibt es nicht. Auch seitliche Kameras oder gar ein Einparkassistent sind nicht erhältlich. Immerhin helfen zusätzliche Weitwinkel-Außenspiegel, den toten Winkel und die Bordsteinkante im Auge zu behalten. Alle vier Außenspiegel lassen sich elektrisch einstellen. Das wiederum ist sehr komfortabel. Für Testleiter Pauly ein dickes Plus: "Die Rückfahrkamera mit Doppellinse ist gut für den Nah- und Fernbereich."

Der Verbrauch: 8,9 Liter Diesel waren es im ADAC Test im Durchschnitt. Unauffällig niedrig waren die Schadstoffe.

Beim Ausweichtest auf dem ADAC Testgelände im oberbayerischen Penzing wankte der Große Premium Hannes stark, der Fahrsicherheit tat das allerdings keinen Abbruch. ESP ist ohnehin an Bord. Die Lenkung könnte etwas gefühlvoller und präziser sein, so die Meinung der Tester. Slalomwettbewerbe gewinnt man damit wohl kaum. Aber für Reisen und für Autobahnetappen reicht die Lenkung aus.

"Bei der Sicherheit wurden einige Abstriche gemacht", findet Testleiter Pauly. "Assistenzsysteme wie Notbremsassistent, Verkehrsschilderkennung oder Spurhalteassistent fehlen und sind auch nicht gegen Aufpreis erhältlich." Und das, obwohl diese Extras für den Citroën Jumper beim Hersteller geordert werden könnten. Ein weiterer Kritikpunkt: Im Großen Premium Hannes fehlen Seiten- und Kopfairbags.

Schlafen im Hannes – ein Vergnügen

Die beiden Schlafbereiche – im Heck und im optionalen Aufstelldach – überzeugten das ADAC Testteam durch ihre Wohlfühlatmosphäre: Gemütliche Betten mit dicken Matratzen, viel Stauraum durch praktische Ablagen, Schränke im modernen Look und dimmbare Beleuchtung.

Der Schlafbereich im Heck umfasst ein breites, annähernd quadratisches Längsbett (1,89 Meter mal 1,86 Meter) mit dreiteiligem Lattenrost, der im Mittelteil verstellbar ist. Das Bett im oberen Schlafbereich ist 2 mal 1,30 Meter groß. Nachteil: Die Matratze liegt ohne Lattenrost oder sonstige Unterlüftung auf der Bodenplatte auf.

Was Martin Zöllner bemängelt: "Die Hecktüren sind bei aufgebautem Bett im Heck-Schlafbereich nicht von innen zu öffnen. Auch der Lattenrost lässt sich nicht anheben, wenn die Hecktüren geschlossen sind."

Blick aus dem Dachzelt des Hannes Camper
Nicht ganz ungefährlich ist der Aufstieg ins obere Schlafgemach per Teleskopleiter. Sie ist nicht fixiert© ADAC/Uwe Rattay

Ein Ärgernis ist für Testleiter Pauly der Aufstieg in den oberen Schlafbereich, denn die beigelegte Teleskopleiter ist ein unbeholfenes Provisorium. "Sie ist oben überhaupt nicht einzuhängen und steht einfach angelehnt im Raum. Ordentlich hinstellen ist nicht möglich, da der Boden an dieser Stelle nicht eben ist." An Lösungen für die Hecktüre und die Leiter arbeiten die Hersteller bereits.

Wohnen wie zu Hause

Kühlschrank im Hannes Camper
Der Kühlschrank ist an der Stirnseite der Küchenzeile angebracht und lässt sich von innen und außen öffnen© ADAC/Uwe Rattay

Der Innenraum präsentiert sich hell, freundlich, mit viel Stauraum und Leichtbaumöbeln, was sich positiv auf das Gewicht auswirkt. Respektabel für ein 6,36-Meter-Campingbus sind die 450 Kilo Zuladung. Begeistert waren die Tester von der zusätzlichen Schublade am Heck: Sie ist leicht zugänglich. Die Supermarkt-Einkäufe finden hier locker Platz.

"Küche und Bad sind richtig elegant", findet Pauly. "Praktisch ist der in Fahrtrichtung eingebaute Kühlschrank, dessen Tür man in beide Richtungen öffnen kann. So kann man sich seinen Getränkenachschub auch von außen holen, ohne in den Bus steigen zu müssen."

Dank Druckwasserpumpe hat man beim Wasserhahn einen so starken Wasserstrahl wie zu Hause. Optisch ansprechend, aber etwas unpraktisch: der zweiflammige Gaskocher auf der Arbeitsfläche. Er lässt sich nicht abdecken, um mehr Arbeitsfläche zu gewinnen.

Im Bad ist alles prima, mit Ausnahme der Dusche. Einen Duschvorhang oder eine Trennwand gibt es nicht. Dementsprechend muss man im Nachhinein alles abwischen und trocknen. Derlei Probleme hat man nicht, wenn man die Außendusche nutzt. Aber: Der Anschluss ist so neben der Kassettentoilette angebracht, dass man die Toilette entnehmen muss, um zu duschen. Abhilfe für dieses Problem ist laut Hersteller in Sicht.

Zu viert kann man im Hannes sehr gut tafeln. Der Tisch hat ein ausschwenkbares Unterteil. Die Frontsessel sind drehbar und mit hochwertigen Stoffen bezogen. Und unterhalb der Sitzgruppe befindet sich eine Stauschublade. Ein zusätzliches Kinderbett würde in diesem Bereich ebenfalls noch Platz finden. Etwas ungeschickt ist der Luftauslass der Heizung am Boden hinter der Fahrersitzkonsole. Wird beim Essen gekrümelt, landen die Krümel mit etwas Pech im Heizungsrohr.

Noch ein Hinweis zum Lichtkonzept im Campingbus: Das dimmbare Licht im Innenraum schafft eine sehr angenehme Wohlfühlatmosphäre. Zwei kleine Details stören jedoch: Zum einen fehlt ein nahe der Schiebetür angebrachter Lichthauptschalter, um beim Verlassen des Campingbusses alle Lichter auf einmal auszuschalten. Und der Lichtschalter für das Bad befindet sich in der Küche. Das ist gewöhnungsbedürftig.

Wintercamping im Großen Premium Hannes

"Wintercamper und - camperinnen dürften am Großen-Premium-Hannes-Camper ebenfalls ihre Freude haben", so Zöllner. Um Warmluft und Warmwasser kümmert sich eine dieselbetriebene Truma Combi 4 D. Der Warmwasserboiler fasst 10 Liter. Steuern lässt sich die Technik über ein Bedienpanel, und wenn man sich noch die Truma INetBox installiert, auch per App. So kann man schon aus der Ferne, beispielsweise von der Skipiste aus, für einen warmen Innenraum sorgen. Auch sehr praktisch: Etwa 112 Liter Frischwasser sind frostsicher und tadellos im Innenraum untergebracht.

Tipp für Camper: Wassertank richtig reinigen

Einfache Video-Anleitung: Wassertank im Wohnmobil reinigen ∙ Bild: © ADAC, Video: © ADAC e.V.

Fazit Großer Premium Hannes: Multitalent

Für Testleiter Christoph Pauly ist der Große Premium Hannes ein richtig gutes Angebot. "Er ist kein Schnäppchen, aber bei dieser reichhaltigen Ausstattung noch im Rahmen." Und: "Durch sein All-in-Konzept hebt er sich von den meisten seiner Konkurrenten deutlich ab. Einem Wohlfühlurlaub steht nichts im Wege."

Übrigens: Wer vom Großen Premium Hannes begeistert ist, aber nicht ganz so viel Platz braucht, kann sich noch für den "kleinen Bruder" entscheiden. Der kompakte Premium Hannes bleibt unter der 6-Meter-Grenze, hat Querbetten und kostet rund 3000 Euro weniger.

Der ausführliche Testbericht für den Großen Premium Hannes
PDF, 2,14 MB
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